Donnerstag, 27. Juni 2019

HANSESTATEMENT: Von Winterhude auf der Elbe in die Welt - an der Digitalisierung vorbeigetrieben.

HAMBURG DIGITAL STATEMENT

Hafen Hamburg: Tourismus-Folklore statt Future Port?
Foto: HANSEVALLEY



Cover der "HW" Juni 2019.
Illustration: Handelskammer Hamburg
Ein lauer Sommerabend unweit der Alster in Winterhude. Hinter den roten Klinkern des Altbaus in der Gryphiusstraße steigt heute noch eine ganz besondere Feier. Wie gut, dass unser Hauptdarsteller auf dem Weg vom Büro in der Speicherstadt noch schnell bei seinem geliebten "Budni" diese weichen und saugstarken Design-Küchentücher mitgenommen hat. Der Strand von Övelgönne und der Blick auf die "Eurogate"-Terminals auf der Verpackung - ach, es ist einfach die schönste Stadt - zwischen Pinneberg und Lüneburg ...

Seine ganz persönliche Perle (Bekannter Status: "Es ist schwierig") ist mit Freundinnen unterwegs und die Lütten zum Glück schon in Träumen versunken. Mit einem guten Schlückchen hat es sich unser digitaler Vorreiter an seinem Schreibtisch bequem gemacht. In seiner Tasche steckt das Objekt seiner Begierde: Die druckfrische und noch jungfräuliche Ausgabe des Kammer-Magazins "HW". Mein Gott, dass er das erleben darf: Als Inbegriff für die digitale Zukunft seiner Stadt auf dem Cover eines Pflichtblatts. Endlich ist er im siebten Himmel - na ja, auf dem Weg dahin.

Wer interessiert sich schon für 20.000 Kopien von "Philipp" ...


Coverbild des Magazins "Philipp" April 2019.
Illustration: Hamburger Abendblatt
Das farblich perfekt abgestimmte Freizeithemd, der legere Sitz des Unkonventionellen, die Frisur dennoch perfekt gestylt, das Lächeln kann nicht strahlender sein, die Geste visionär - es ist zum selbst (ver-)lieben. Mit dieser sozialdemokratischen Souveränität stellt er selbst die Grand Dame der Hamburger Digitalwirtschaft neben sich auf dem Cover in den Schatten. Und dann die Zahl: 55.000 Exemplare in Hamburgs Unternehmen von Industrie, Handel und Gewerbe - ob sie wollen oder nicht.

Wer interessiert sich schon für 20.000 Kopien von "Philipp" - diesem Online-Marketer aus der Schanze? Und wer weiß schon, wie viele Stapel "Abendblatt für Werber" nach den "Online Marketing Rockstars" in den Papiercontainern von "Otto Dörner" hinter den Messehallen verschwunden sind? Ganz anders heute, hier und jetzt: 'Hamburg hat die gleiche DNA wie das Silicon Valley' titelt die Zwangspostille Hamburger Kaufleute. Wer hätte das gedacht, dass ihn sein Auslandsjahr in Berkeley noch einmal eine Titelgeschichte einbringt - damals, 1995, noch jung und (fast) unschuldig ...

Keiner weiß besser, wie lang, hart und beschwerlich der Weg ist ...

Die Vorhänge sind zugezogen, das Licht gedämmt, die Tür verschlossen. Es werden die schönsten Minuten dieses Abends - nach einem stressigen Tag mit Marketing-Startups, ihren Träumen, Pitchdecks und der Hoffnung, tatsächlich in einem Accelerator groß rauskommen zu können. Keiner weiß besser, wie lang, hart und beschwerlich der Weg ist, als er: Gesprächsleiter für seinen Parteivorstand, Sachverständiger einer regionalen Enquete Kommission, "Top 20 Web 2.0 Pionier", "Top 68 der die Internetwirtschaft bewegt", Social Media Direktor, vor allem aber bloggendes Gewissen seiner Partei. Eigentlich hat doch die Partei immer Recht?!

Der Datenschutz verbietet uns, weiter durch dieses sehr private Schlüsselloch in Winterhude zu schauen. Aber wir sind uns sicher, unser Protagonist erlebt in diesen Minuten eine Explosion voller Anerkennung und Hingebung. Wenns am Schönsten ist, ... Ja, Hamburg ist gut zu seinen Butjes. Diese Stadt, die in ihrer Besonderheit einfach unvergleichlich bleibt. Nicht so vorlaut, so verdreckt und gewöhnlich wie Berlin. Hier weiß man, was gut ist und wer die Stadt bewegt - in Politik und Gesellschaft. Das sieht auch der gebürtige Rostocker Oliver so.

Nein, Hamburg ist für Oliver nicht die digitale Hauptstadt ...

Oliver Rößling von 12min.me (re.) + SQUARE-Macher Uve Samuels (li.)
Foto: HANSEVALLEY

Der Basecap-Boy kann auf die größte Event-Community Deutschlands verweisen. Auch er hat Sendungsbewusstsein, wie unser gleich entspannter Cover-Boy aus Winterhude. Der Eppendorfer Familienvater ist ebenfalls Business Developer, "Maker" und "Leader", wie der Genosse von der anderen Seite der Alster. Dabei ist Oliver fast unhanseatisch dreist: Nein, Hamburg ist für ihn nicht die digitale Hauptstadt, sagt er frech der "Welt". Und legt nach: "Wenn Hamburg internationaler Standort sein will, dann müssen wir uns auch endlich öffnen“ - und zielt auf die Mauer in den Köpfen rund um Binnen- und Außenalster ab.

Wie recht er hat, zeigen die erschrockenen Gesichter bei seinem Event "Caps'n'Collars". Dem Innovationsdirektor der Investitionsbank bleibt fast der Wein des Monopol-Caterers der Kammer im Hals stecken: Berater Joachin Sörgel stellt das "Elbvalley" auf den Kopf: "Wachstum in der Welt bedeutet in Hamburg gar nichts". Der Hafenexperte zeigt mit nackten Fingern auf die schrumpfende Hafenwirtschaft - inkl. "HHLA". Während weltweit erhebliche Investitionen in den Ausbau des wachsenden Containerverkehrs gesteckt würden, habe man sich "im gallischen Dorf" Hamburg "eine Komfortzone zugelegt". Dagegen ist HANSEVALLEY in der Kommunikation ja eine Klosterbruderschaft ...
  • Warum hat Hamburg die führende Position als Hafenmetropole verloren?
  • Warum hat Hamburg die führende Position als Medienhauptstadt verloren?
  • Warum hat Hamburg die führende Position als Designmetropole verloren? 

Oder anders gefragt:
  • Warum hat Hamburg die führende Position als Internethauptstadt verloren? 
  • Warum hat Hamburg die führende Position als Gameshauptstadt verloren?
  • Warum hat Hamburg die führende Position als Fintech-Metropole verloren? 

Warum verliert Hamburg gerade den digital-vernetzten Anschluss unter den deutschen und europäischen Metropolen? 

Liegt es an Mitarbeitern der Wirtschaftsbehörde, die das Thema Digitalisierung - wie ihr Senator betont - stets nach bestem (Ge-)Wissen "vorbeigetrieben" haben? Liegt es an einer "Startup-Unit" mit 2 einsamen Mitarbeitern - aber umso mehr Flugmeilen? Liegt es an 2 "Kindergärtnerinnen" eines privaten Startup-Netzwerks, die versuchen alles wegzubeißen, was nicht nach ihrer Nase tanzt? Liegt es an der "Games-City Hamburg" mit jetzt 3 statt nur 1 Mitarbeiter - um endlich Skat kloppen zu können? Liegt es an Key Accountern der Wirtschaftsförderung, die satt, aber auf jeder Party umso durstiger sind? Oder liegt es an der Biotop-Pflege unter dem Titel "Unser Dorf soll schöner werden" - nachzulesen in den staatlichen "Hamburg News"? 


Visualisierung "Hammerbrooklyn Digital-Campus"
Illustration: Hammerbrooklyn Immobilien

Vielleicht liegt es ja auch am Verschieben eines 50 Mio. €-Grundstücks in "Hammerbrooklyn"? Man weiß es nicht, und ahnt es nur ... Wirtschaftssenator Westhagemann rühmt das unrühmliche Gewerbeimmobilien-Projekt in Hammerbrook vorsorglich als "Stadt der Zukunft". Die 2. Notlösung neben dem "Ersten" wird nicht müde, bei jeder Gelegenheit - von Logistik-Interview über Grundsteinlegung bis Wirtschaftsvortrag - seine Lieblingsschlagworte 1. Mobilität, 2. Autonomes Fahren, 3. KI und 4. Wasserstoff zu platzieren, ob es passt oder auch öfter mal nicht. Die hanseatische Höflichkeit verbietet es uns, auch nur an "B.llshit-Bingo" zu denken. Passende Apps mit Freitext-Eingaben für die nächste Senatorenrede laden Sie bitte aus den App Stores herunter. *Werbung*

Nein, das tun wir unsern Lesern nicht (mehr) an ...

Wir sparen uns, über den unerschütterlichen Glauben der harmonisch vereinten Hafenwirtschaft zu schreiben, das "Umlaufbaggern" in der Elbe würde Hamburg seinen verdienten Platz in der ersten Reihe der Weltmetropolen (wieder)bringen. Wir ersparen uns Kommentare über eine spaßbefreite SPD, die mal eben 15% Vertrauen verloren hat und um ihre Führungsrolle bangt. Auch die mütterlichen Grünen sind für uns kein Thema, auch wenn sie sich auf Bezirksebene selbst klonen. Und die hoffnungsgeschwängerte CDU mit unermüdlichem Pfeifen im Walde ist auch kein Thema, ebenso wie ihre PR-Show, aus der 15%-Opposition "ganz nah am Wähler" die Regierungsmehrheit zu rocken. Nein, das tun wir unsern Lesern nicht (mehr) an ...

Der Schweizer Karl Golta könnte dem Geheimnis des "gallischen Dorfes" auf die Spur gekommen sein. In einem Gespräch für ein Hamburg Digital Interview antwortet er: "Vielleicht ist es die Kaufmannsdenke". Seit 19 Jahren lebt und arbeitet der Industrie-Designer an der Elbe, stellt die Menschen und ihr Handeln in den Mittelpunkt. Auf Nachfrage erklärt er, dass Kaufleute ein Produkt entwickeln (oder einkaufen), um es dann so oft und so lange wie möglich zu handeln. Der Prozess der Entwicklung ist damit abgeschlossen. Treffer! Die gute alte Krämerseele lebt in echten und zugereisten Hanseaten bis heute anscheinend fort.

Wenn nur die Digitalisierung mit der Notwendigkeit zur Technik nicht wäre ...

Selbst der analoge Vorzeige-Hamburger Karl Lagerfeld gab in einem Interview im Dezember 2017 gegenüber dem Abendblatt unumwunden zu: "Im Grunde bin ich ein Pfeffersack". Und ergänzt, die Stadt sei "wie eine Tapete" in seinem Hirn. Wenn ich heute die Grundschulklassen am Großen Burstah ihre Hamburg-Fragen beantworten sehe, weiß ich, dass es immer so bleiben wird - wie seit 1189, als sich die gar nicht so ehrbaren Pfeffersäcke ihren Zoll-Freihandels-Brief kurzerhand selbst schrieben - inkl. Signatur von König Barbarossa. Wenn heute nur diese dumme Digitalisierung mit dieser hässlichen Notwendigkeit zur Technik nicht wäre, diese Transformation mit dem Zwang sich anzupassen und dieser Kulturwandel, der uns Hanseaten so gar nicht gut tut ...

In einer illustren Runde von Wirtschaftsförderern aus Hamburg und der Welt bekomme ich an einem lauen Sommerabend eine weitere Bestätigung: Menschen, Städte und Länder, die wenig oder nichts haben, müssen innovativ sein, um etwas zu erreichen. Menschen, Städte und Länder, die alles haben, denken, sie müssen sich nicht bewegen. Das geht solange gut, bis die Hungrigen, die Zielstrebigen, die Kreativen an ihnen vorbei ziehen und die nächste Runde des Geschäfts übernehmen. Bis dahin klebt man in Hamburg den Begriff "Next" gern auf alles, was wenig bis gar nicht innovativ ist. Und da alle - von Sparkasse bis Marketing-Inkubator - mitmachen, fällt es fast gar nicht auf.

Vielleicht sollten wir die Berliner zurück in ihren ostdeutschen Slum schicken ...

Vielleicht sollten wir einen weiteren Preis neben 4.685 Ehrungen in Rathaus und Bezirken einführen - wenn uns schon niemand da draußen versteht. Vielleicht sollten wir auch die Berliner bei Hochbahn, TU Tech oder Uni Hamburg zurück in ihren ostdeutschen Slum schicken?! Denn das berüchtigte "Berlin-Hamburg-Ding" darf einfach nicht fehlen, um sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Und vielleicht sollten wir auch gleich eine neue Mauer bauen, nicht nur in unseren Köpfen, sondern auch gegenüber "Nord-Italien" aka "Nord-Afrika"?! Vielleicht sollten wir weiterhin unsere Kaffeesäcke zählen und hoffen, dass die Welt um uns herum nicht mitbekommt, dass wir einem drittklassigen Hafen an einem verschlickten Fluss 6 Stunden Frachterfahrt hinter der Deutschen Bucht huldigen. 

Hier in Winterhude ist die Welt noch in Ordnung und die 80 Blatt dreifach saugfähigem "Budni"-Zellstoff in besten Händen. Ach, wäre doch ganz Hamburg so kuschelig - und nicht so gierig, wie die Bauträger in "Hammerbrooklyn", so unverschämt, wie die Subventationsritter in Harburg und so unverblümt, wie diese Digital-Blogger. Ach wäre die Welt doch schön ohne Subventionen, Skandale und zum Himmel schreiende Schiebereien. Wie gut, dass es diesen einen Moment gibt, wo er sich über alles selbst liebt - unser Cover-Boy in Baby-Blau. Und Morgen dreht sich wieder alles um dieses Internet und diese verdammten 12% Wählerschaft, die einem den Spaß am Spaß verderben können ...

Autor: Thomas Keup

Redaktioneller Hinweis: Dieser Beitrag entspricht nicht unbedingt der Meinung der Redaktion.

*  *  *

 Hamburg Digital Background: 

HANSESTATEMENT: 
Hamburg Innovation, Hamburg Future, Hamburg What?
hansevalley.de/2019/06/hansestatement-hamburg-innovation-future-something.html


HANSESTATEMENT:
Digitalisierung? Kein Thema mehr für die Hamburger CDU?
hansevalley.de/2019/06/hansestatement-cdu-ovens.html

HANSESTATEMENT:
"Future Hamburg" - ein büschen gestern ... noch morgen.

Donnerstag, 20. Juni 2019

HANSEBUSINESS: Nach WhatsApp Newsletter-Aus - Messenger Marketing mit Köpfchen.

HAMBURG DIGITAL REPORT


Messenger-Services wie "MagicPostr" von "DM"
erobern WhatsApp-Chats. Foto: DM

Die Hochbahn nutzt ihn. Radio Hamburg ist mit ihm auf den Straßen unterwegs. Die Volksbank weiß, wie er ihren Kunden hilft. Auch die Bücherhallen und der Hauptbahnhof schätzen die Möglichkeit, mit ihm direkt ins Gespräch zu kommen. Das Portal "Wunderweib" von Bauer Excel nutzt ebenfalls die Vorzüge vom ihm auf unseren Smartphones:

Die Rede ist von WhatsApp - dem führenden Messenger in Deutschland und der westlichen Welt und einem der beliebtesten Newsletter-Kanäle der Werbewirtschaft. Doch jetzt ist damit Schluss. Ab Dezember '19 verbietet Facebook den Versand von Newslettern über WhatsApp. Was über Jahre zum beliebten Marketing-Kanal gehörte, ist kurz vor dem Ende. 

Wenn vier von fünf Nutzern in Hamburg und Deutschland mit ihren Freunden auf WhatsApp setzen, wird's für Unternehmen richtig spannend. Denn der mobile Chatservice kann viel mehr, als Werbung spammen. Ein Blick hinter die Kulissen von Messenger Marketing - und was man Gutes damit tun kann. Ein Hamburg Digital Report:

50 Prozent der Deutschen nutzen mehrmals täglich einen Instant Messenger. 71 Prozent der Bundesbürger haben eine Messenger-App auf ihrem Smartphone. 81 Prozent davon sind Nutzer der Facebook-Tochter WhatsApp und über den globalen Messenger-Service mit Familie, Freunden und Kollegen vernetzt. Wenn kaum noch telefoniert wird, wird umso mehr getextet.


Fast alle jungen User nutzen WhatsApp aktiv.
Grafik: Statista, Quellen: Faktenkontor, IMWF

Messenger wie Facebook, WhatsApp und Telegram übernehmen die Kommunikation - für Terminabstimmungen und Freundschaftsdienste, beim Showrooming sowie unterwegs und auf Reisen. Der kleine Dienst ist Briefbote - und hat schon so manche Beziehung in Bedrängnis gebracht. Die unschlagbaren Vorteile kleiner grüner Häkchen: Das schnelle und einfache Teilen von Fotos, Videos sowie vertrauliche Text- und Sprachnachrichten ohne Umweg.

WhatsApp auf dem Handy: Rote Karte für Werbemüll.

Die Potenziale hat auch die Werbewirtschaft für sich erkannt: Mit News-, Wetter- und Verkehrs-Alerts, Newslettern und Gutscheinen drängen sich mehr oder weniger legale Dienste in unsere Privatsphäre. 58% der deutschen User lehnen es jedoch ab, wenn es um das Zuspammen eines weiteren Kanals durch reichweiten-optimierte Performance-Kampagnen geht. Das hat auch Facebook erkannt und die Reißleine gezogen. Was wir dagegen akzeptieren: Informationen und schnelle Kommunikation.


WhatsApp: Macht Beziehungen ein Ende - und bringt neue Liebe -
z. B. über das Magazin von Parship/Elite Partner aus Hamburg.
Screenshot: HANSEVALLEY

Die entscheidende Frage für Unternehmen lautet? Wie kann ein Messenger-Dienst so genutzt werden, dass er Kunden und Usern, Partnern und Mitarbeitern hilft - und nicht nervt, wie inhaltsfreie Bullshit-Kampagnen? Die Zauberworte heißen Service und Support - statt Spammen und Schleudern. Für die eine oder andere Online Marketing-Agentur in Hamburg wird das jetzt vielleicht eine größere Herausforderung.

Der Sperr-Bildschirm: Das Heiligste auf unserem Handy.

Die Fakten sprechen eine eigene Sprache, bei der alle Relationship-Experten mit dem Kopf nicken und alle Performance-Marketer abtreten dürfen: Eine aktuelle YouGov-Studie zeigt: 12 Prozent der Deutschen wünschen sich lokale Informationen von Restaurants, Cafés oder Bars, 8 Prozent schätzen Informationen lokaler Händler, z. B. von Möbel-, Blumen- oder Dekoläden. Das ist für kluge Kaufleute besonders interessant, denn: 


WhatsApp ist vor E-Mails und Facebook auf dem Sperrbildschirm erlaubt.
Grafik: MessengerPeople

Während News-Apps von N-TV, Spiegel, Welt & Co. nur zu 12 Prozent auf unserem heiligsten Display - dem Sperrbildschirm - Nachrichten abliefern dürfen, erlauben Android- wie iPhone-Nutzer WhatsApp zu 45 Prozent Nachrichten auf dem Bildschirm, gefolgt von E-Mails mit 26 Prozent und mit gerade einmal 20 Prozent auch Facebook, so das Ergebnis der YouGov-Studie von "MessengerPeople" aus dem vergangenen Jahr. Ein Umstand, der mit Umsicht behandelt werden sollte, um nicht vom Bildschirm verbannt zu werden.

Services und Support - statt Alerts und Newsletter-Spam.

Matthias Mehner ist Marketing-Chef beim Service-Provider "MessengerPeople". Mit gut 1.600 Messenger-Kunden und rd. 18 Mio. versandten Nachrichten täglich sind die Münchener ein führender Anbieter für Messenger-Dienste. Anlässlich der "Online Marketing Rockstars" nutzten wir die Chance, dem langjährigen Social Media-Experten von "Pro Sieben Sat 1 Fernsehen" auf den Zahn zu fühlen - mit überraschenden Erkenntnissen.


Einer der ersten Hamburger WhatsApp-Dienste:
Störungenmeldungen auf den U-Bahn-Linien.
Foto: Hamburger Hochbahn AG

Seit 4 Jahren beschäftigt sich das Münchener Team mit Messenger Marketing - und hat u. a. mit der Hochbahn den viel beachteten Störungsdienst für die vier Hamburger U-Bahn-Linien aufgesetzt. Mittlerweile arbeitet das fast 80 Mann starke Team vor allem an cleveren Messenger-Lösungen, denn Alerts und Newsletter werden von der WhatsApp-Mutter Facebook gebrandmarkt und ab Dezember komplett verbannt.

WhatsApp im Business: Kundendienst + wichtige Infos.

Weltweit sind rd. 25 WhatsApp-Anbieter von Facebook als "Business Solutions Partner" zertifiziert. Sie allen haben sich verpflichtet, über WhatsApp keine Spam-Kampagnen abzufeiern, und bei einmaligen Informationen den Messenger-Stream nicht als regelmäßige Reklame-Mülltonne zu missbrauchen. Einer dieser Anbieter sind die "Messenger People". Und Matthias Mehner macht klar: 


Eine Nachricht per WhatsApp genügt:
3-S-Service auf dem Hauptbahnhof:
Foto: Deutsche Bahn AG

WhatsApp dient im professionellen Einsatz zu 90% am Besten dem Kundendienst, zu 10% gewünschten, einmaligen Benachrichtigungen, z. B. einer Info über die Paketsendung. Womit wir bei Hamburgern Anbietern sind: Die Hochbahn testet gerade einen WhatsApp-basierten Kundendienst und die Deutsche Bahn schickt auf Messages von Reisenden die Putzkolonne in Wandelhalle, auf Südsteg und die Bahnsteige des Hauptbahnhofs (Stichwort "3-S-Service"). 

Messenger Marketing: Hamburgs Wirtschaft mittendrin.

Radio Hamburg betreibt über seinen Kanal "Content Sourcing" mit Verkehr & mehr von Hamburgs Straßen. Bei den Bücherhallen können sich Interessenten in einen Abo-Dienst zu interessanten Veranstaltungen eintragen lassen. Schließlich gilt "all Business is local". Apropos: Die Hamburger Otto Group bedient über ihre heimischen Outlets "Bon Prix" und "Otto.de" Interessenten mit gewünschten Angeboten, wie dem "Deal des Tages". Für 11 Prozent der User absolut ok.


Online Marketing Rockstars mit News für WhatsApp und Instagram.
Screenshot: HANSEVALLEY

Die Beispiele zeigen: Der Kontakt zu Kunden, Abonnenten und Nutzern via WhatsApp ist nicht nur möglich, sondern im konkreten Fall sogar nützlich - auch mit werblichem Charakter. Verschickten Anbieter im Messenger Marketing in den Jahren 2016 bis 2018 vor allem Newsletter als Push-Dienst, hat sich der Nachrichtenkanal im vergangenen Jahr zunehmend zur Möglichkeit für Interaktion und Kommunikation entwickelt. 

Kundendienst: Die Leute fragen immer das Gleiche.

Seit ca. 2017 kommt ein weiteres, spannendes Thema ins Spiel: WhatsApp als automatisierter Kundendienstkanal im 1st Level - in Verbindung mit vorprogammierten Chatbots. Damit wird das Thema Messenger-Kommunikation zu einem Massenmarkt-zentrierten Dienstleistungsthema. Für die nicht unbedingt immer innovative Call- und Contact Center-Branche heißt das: bis zu 4 mal mehr gelöste Tickets mit dem selben Personaleinsatz. 


Best Practice bei Otto.de: Chatbot "Clara" mit WhatsApp-Service
Screenshot: HANSEVALLEY

Was in Best Practices wirkt, muss sich auch im Controlling rechnen. Für die Cost-Center Services sowie Support gibt es auch in der digital vernetzten Welt nicht mehr Budget - aber den Druck, mit den selben Ressourcen mehr Fälle abzuarbeiten. Hier können Chatbots ohne KI im 1st Level bereits eine Quote von bis zu 80% erledigten Fällen verbuchen, gefolgt von 20% Telefon-Support im individuellen 2nd Level-Support.

WhatsApp für Mitarbeiter: Der Tot der Intranets.

Wenn Kunden für Standardanfragen Antworten von einem Bot bekommen, können sich Service-Mitarbeiter auf die wichtigen Themen konzentrieren. Neben dem B2C-Kundendienst ziehen Messenger-Services zunehmend auch in die B2B-Kommunikation ein. Im nächsten Schritt ermöglichen WhatsApp & Co. per verschlüsselter Verbindung die interne Kommunikation und lösen tote "schwarze Bretter" aka Intranet-Portale ab.


Messenger als Kunden-Kommunikations-Kanal.
Foto: WhatsBroadcast

Im Geschäftskundenbereich ist WhatsApp ebenfalls bereits ein Service- und Support-Kanal: So kommuniziert der amerikanische Traktor- und Bagger-Hersteller "John Deere" mit Bauern und Bauarbeitern via Messenger. Was dem Traktor-Hersteller recht ist, ist dem Dünger-Lieferanten Bayer nicht nur billig. Auch die Leverkusener interagieren mit ihren Kunden live vom Kartoffelacker. 

2 Klicks zur Kommunikation - oder zu 500 Containern.

Für Privat- wie Geschäftskundenangebote gilt in Zeiten zunehmenden Wettbewerbs, geänderter Kommunikation - nicht nur von jungen Kunden -und einer verpflichtenden Erreichbarkeit via Internet: mit nur 2 Klicks müssen Messenger den Kunden in die Kommunikation bringen - ohne lästige Handy-Nr. im Telefonbuch einspeichern zu müssen. Wir haben dies live ausprobiert - und waren positiv angetan. Damit nicht genug.


Cyber Tactical Operations Workshop im IBM C-Force Lagezentrum.
Foto: HANSEVALLEY

IBM verriet in einem Presseworkshop im 23 Tonnen schweren mobilen "Cyber Tactical Operation Center" in Berlin: Während des weltweiten Cyberangriffs auf A. P. Moeller Maersk lies die dänische Hochseereederei über WhatsApp und die Smartphones der Mitarbeiter 500 Container verschiffen - ein Plan des Krisenmanagements von Maersk, während die IT und die Terminals in Rotterdam stillstanden. Mal so als Tipp für die digital verloren wirkende HHLA ...

Messenger Marketing: Thema zur richtigen Zeit.

Übrigens: Matthias Mehner und die "MessengerPeople" haben die "Online Marketing Rockstars" trotz des jüngeren Publikums und der "Legebatterie" im "Hühnerstall" als rundherum erfolgreich erlebt. Für die 150 Plätze in der von ihnen geplanten Masterclass gab es über 400 "Bewerber". Ein Zeichen für das richtige Thema zur richtigen Zeit - und eine erfolgreiche Adressierung des OMR-Teams aus der Schanze. Kein Wunder, dass OMR selbst auch auf WhatsApp als Servicekanal setzt.


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 Hamburg Digital Background: 

Aus der Whatsapp-Newsletter: Wie Marken und Medien auf den Reichweiten-Verlust reagieren

Mittwoch, 12. Juni 2019

HANSESTATEMENT: Digitalisierung? Kein Thema mehr für die Hamburger CDU?

Ein HAMBURG DIGITAL STATEMENT
von Gerd Kotoll


Wissenschaftsexperte und Blockchainspezialist Carsten Ovens.
Foto: HANSEVALLEY

Schockwellen nach der Europawahl, Erdbeben in der SPD – da kann die CDU Hamburg nicht untätig bleiben ... und sorgt an Alster und Elbe ebenfalls für durchschlagene Erschütterungen. Das Epizentrum der strategischen Verwerfung ist der Kreisverband Eimsbüttel, genauer gesagt, der Ortsverband Niendorf. Ein Hamburg Digital Statement aus dem inneren Zirkel der bürgerlichen Opposition Hamburgs.

"Hamburg besser machen" war und ist das Motto meiner politischen Arbeit. Dennoch werde ich mich nicht erneut um ein Wahlkreismandat bewerben, um Lokstedt, Niendorf und Schnelsen auch in der kommenden Legislatur in der Hamburgischen Bürgerschaft zu vertreten." Mit diesen Worten verabschiedet sich der Hamburger Digitalpolitiker Carsten Ovens in seinem Blog am Dienstag von der politischen Bühne.

Was war da wirklich los? Der Niendorfer Ortsvorstand hat mit 13:3 Stimmen beschlossen, dass der einzig sprechfähige CDU-Kopf im Elbvalley zu Fragen der Digitalisierung, zur Blockchain und zu KI nicht mehr auf dem sicheren ersten Platz der Wahlkreisliste zur Bürgerschaftswahl im kommenden Frühjahr gesetzt werden soll. Basta! 


Nachdem schon die - sagen wir mal - etwas sehr "unbeholfene Reaktion" der Bundes-CDU auf ein "Influencer"-Video eines blauhaarigen YouTube-Comedians für Kopfschütteln sorgte, steht der Kopf auch bei dieser Entscheidung entgegen aller Versuche einfach nicht still.

Carsten Ovens organisiert regelmäßig Veranstaltungen mit dem Startup-Bundesverband in Hamburg, pflegt einen engen Austausch zur lokalen Gründerszene und gibt nicht nur Floskeln zu Technologie-Themen zum Besten. 


Der 37-jährige Hamburger betreibt ernsthaften inhaltlichen Austausch. Bislang ist in der Hamburger CDU niemand in Erscheinung getreten, der über vergleichbares Know how verfügt. Von den guten Verbindungen ins Startup-Land Nr. 1 - Israel - ganz zu schweigen. 

Die Personalauswahl – noch so ein Schwachpunkt der CDU

An dieser Stelle wird erneut deutlich, wie dünn die Personaldecke der Hamburger Christdemokraten ist: 


Während sie Bürgermeister Tschentscher partei-intern (zu Recht) als Dritte Wahl in der Scholz-Nachfolge titulierten, nachdem Andreas Dressel und Melanie Leonhard aufgrund persönlicher Befindlichkeiten abwinkten, konnte auch die CDU mit Marcus Weinberg erst im dritten Versuch einen Spitzenkandidaten finden (wenn auch mit dem Unterschied, dass gesundheitliche Gründe bei zwei vorher gehandelten Personen den Ausschlag gegeben haben, nicht anzutreten). 

Ob ein Kandidat, der als ehemaliger Landesvorsitzender vor rd. zehn Jahren eine Halbierung des Wahlergebnisses mitzuverantworten hatte (von dem sich die Partei immer noch nicht wieder erholt hat), der richtige Kandidat ist, den mittlerweile noch tiefer im Dreck steckenden Karren wieder flott zu machen, kann man dahingestellt sein lassen. 

War der personelle Aderlass der Fraktion - durch Rücktritte und Verschiebungen der Prioritäten weg von der Politik - seit dieser Zeit bereits schmerzhaft, wird sie künftig durch die Entscheidung eines Ortsvorstands nochmals geschwächt - personell wie fachlich. 

Lieber formales Quorum als inhaltliche Kompetenz

Eine Partei, die mangels zugkräftiger Themen und Köpfe, potentiell darum kämpft, nicht in der politischen Bedeutungslosigkeit zu landen, macht sich obendrein mit einer realitätsuntauglichen Quorums-Vereinbarung selbst das Leben noch schwerer, als ohnehin schon.

Wenn das Geschlecht - wie offiziell verkündet - mehr Bedeutung hat, als thematische Kompetenz und damit inhaltliche Relevanz, dann gibt die Partei ihre Zukunftsfähigkeit zugunsten einer von anderen definierten Beliebigkeit vor der Wahlkabine ab. 
Eine Kapitulation vor dem Zeitgeist ist aber das Letzte, was der Wähler wirklich will. 

Da ist es intelligenter, in den Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" einzutreten, wenn der politische Gegner als Idee lediglich aufbietet, die Stadt zum Dorf zurück entwickeln zu wollen. 
Damit muss man den Gegner aber erstmal stellen (wollen).

Das ist auch bei den Hamburger Liberalen angekommen. FDP-Fraktionschef und Digitalexperte Michael Kruse stellte zu den Aktivitäten in der CDU gegenüber HANSEVALLEY fest: "Carsten Ovens ist ein anerkannter Experte im Bereich Digitalpolitik. Ich glaube nicht, dass die CDU zu viele derartig profilierte Digitalpolitiker hat.“

Wie notwendig in Digitalisierungsfragen fachlich kompetente Politiker wären, zeigt sich, wenn – unabhängig von Parteifarben – in typischer politischer Sonntags-Reden-Manier von Hamburg als "Blockchain-Hauptstadt" fabuliert wird: 


Tatsächlich gibt es in Hamburg nach aktueller Zählung im Auftrag von HANSEVALLEY 38 Blockchain-Companies an Alster und Elbe. Das sind rd. die Hälfte allein der deutschen Blockchain-Startups mit Sitz in der Startup-Hauptstadt Berlin - von etablierten Blockchain-Nutzern und -Dienstleistern ganz abgesehen.

Wer soll eigentlich Carsten Ovens Listenplatz für die Bürgerschaft einnehmen? Und vor allem: warum?

Dass in Parteien, erst recht wenn es um bezahlte Politik geht, personeller Wettbewerb herrscht, gehört zur Natur der Sache. Das wird auch Carsten Ovens bewusst sein, der beruflich begründet seit einiger Zeit mehr in Berlin als in Hamburg ist. 
Dass die neue Nr. 1 in Niendorf eine Frau ist, ist heutzutage ein Zeitgeist-Vorteil. Eine Qualifikation ist es nicht. 

Es ist auch kein Qualifikationsausweis, dass sie eine - wenn auch indirekte - Mitarbeiterin außerhalb des Politikbetriebes des Kreisvorsitzenden und Bundestagsmitglieds Rüdiger Kruse ist. 

Dass sie sich als engagierte und erfolgreiche Kommunalpolitikerin in der Eimsbüttler Bezirksversammlung einen Namen gemacht haben soll, ist nun das inhaltliche Argument, wie man aus dem Umfeld hört. Bei der Wahl im Mai haben zwei andere CDU-Mitglieder mehr Personenstimmen bekommen, als sie. 


Die CDU selbst hat nur in Hamburg-Mitte noch weniger Stimmen als in Eimsbüttel eingefahren. Wie und warum diese Kompetenz nun vor Ort nicht mehr genutzt werden, sondern stattdessen die Bürgerschaftsfraktion aufwerten soll, wurde nicht erklärt.

Erst das Land, dann die Partei, dann die Person: Das scheint keinen Wert mehr zu haben und auch nicht Bestandteil der Überlegungen in Niendorf gewesen zu sein, wo die Kirchtürme offenbar nicht nur bei den Gebäuden die niedrigsten sind. 


Wer sich in einer Zeit drängender digitaler Herausforderungen für "PDF" statt "ICO" entscheidet - und damit auch eine Chance vergibt, die grün-rote Koalition im Rathaus anzugreifen (deren digitaler Firniss sehr durchsichtig ist), darf sich nicht wundern, wenn er von käuflichen YouTube-Boys vorgeführt und vom Wähler nicht mehr als regierungsfähig angesehen wird. 

Oder wie formulierte HANSEVALLEY-Chefredakteur Thomas Keup - über 16 Jahre selbst CDU-Mitglied - in einem Brief an die Hamburger CDU-Parteispitzen Heintze, Trepoll, Weinberg:

"Zukunft wird aus Mut gemacht. Mut erfordert Angstfreiheit. Eine Partei gewinnt Profil, wenn Sie bereit ist, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und die entscheidenden Themen anzupacken. Ich sehe bei Ihnen im Moment weder Mut, noch zukunftsweisende Themen, noch ein eigenständiges Profil." 

Das letzte Wort möchten wir gern dem Abgeordneten und Digitalexperten Carsten Ovens geben:

"In einer kleinen Fraktion ist jedes Mitglied als Fachpolitiker gefordert. Bei mir sind dies Wissenschaft und Digitale Wirtschaft als Fachsprecher unserer CDU-Fraktion. Dazu liegen mir die internationalen Beziehungen Hamburgs sehr am Herzen. Wir sind Deutschlands Tor zur Welt. Diesem Anspruch müssen auch wir Abgeordneten gerecht werden. Wer Hamburg besser machen will, der sollte ohnehin regelmäßig seinen eigenen Horizont erweitern und über die Grenzen des eigenen Stadtteils hinaus denken."


*  *  *

 Hamburg Digital Autor Gerd Kotoll: 

Gerd Kotoll vernetzt Entrepreneure mit potentiellen Partnern und Kunden - und berichtet von ausgewählten Events und Entwicklungen im Ökosystem der Hamburger Startup-Szene. 

Als unabhängiger Makler berät und betreut Gerd Kotoll er Vereine, Verbände und Unternehmen in Fragen der betrieblichen Absicherung. Besonderen Fokus legt er auf junge Unternehmen und Startups. 

Gerd Kotoll ist Freier Autor des Hamburg Digital Magazins.

Die inhaltliche Verantwortung des Autorenbeitrags liegt beim Urheber.

 Hamburg Digital Background: 

CDU-Abgeordneter Ovens verzichtet auf Kampfkandidatur:
welt.de/regionales/hamburg/article195082563/Buergerschaftswahl-2020-CDU-Abgeordneter-Ovens-verzichtet-auf-Kandidatur.html

Donnerstag, 6. Juni 2019

HANSESTATEMENT: Hamburg Innovation, Hamburg Future, Hamburg What?

 Hamburg Digital Statement 
* Update 6. Juni 2019 *


Hamburg Innovation Awards 2019 - es war zu schön, um wahr zu sein.
Foto: HANSEVALLEY

1.500 Besucher bei Konferenz, Ausstellung und Networking. Ein Award (fast) ohne die üblichen Verdächtigen. Dazu eine ganze Serie an Senatoren, Staatsräten, Startups, echten und beinahe Innovatoren: Der Hamburg Innovation Summit 2019 war ein echtes Highlight, was Hamburg an Innovationen, Zukunftsfähigkeit und ... Subventionen zu bieten hat. Ein Hamburg Digital Statement ohne politische Schlussredaktion: 

Es ist eine kleine wenn auch ungewollte Sensation: Die Freie und Hansestadt bekommt eine neue Innovationsstrategie - verkündete eine sich gern im eigenen Licht sonnende Moderatorin bei den "Hamburg Innovation Awards" des "Hamburg Innovation Summit" von "Hamburg Innovation". Das nach der Sommerpause zu erwartende Update "Hamburg 4.1" ist eine gute Gelegenheit, mal wieder hinter das verschlossene Tor der innovativen "Hammaburg" zu schauen.

Da wir generell publizistisch nur noch hamburgisch-bescheiden kleinere Ungereimtheiten erwähnen wollen, stellt sich bei allem Respekt für Peter Tschentscher die eine, kleine Frage: Welche Partei wollte bei den Bürgerschaftswahlen im kommenden Frühjahr gleich noch die Vorherrschaft im Rathaus behalten? Richtig! Womit die Frage nach Sinn oder Unsinn einer neuen "Hamburg Innovation Strategie" fast schon beantwortet sein dürfte.

Hamburg Innovation Summit: Leider nur die halbe Stadt ...

Nun haben sich die Genossen an Alster und Elbe bekanntermaßen dazu verpflichtet, "gut zu regieren" (Danke, Olaf! Aber glaubste wirklich, Kanzler zu werden?). Leider haben wir - trotz unserer Selbstverpflichtung lieb zu sein -, doch noch ein paar klitzekleine Stecknadeln im Heuhaufen gefunden: Der dank externem Know-how rundherum professionell organisierte "Hamburg Innovation Summit" hatte leider einen winzigen Schönheitsfehler (wir wollen ja nicht die dicken Fische servieren): 


Finanzierten die Subventions-Show: HHIS 2019
Foto: HANSEVALLEY

Es war nach einem langen und interessanten Tag unterm Strich doch (noch) nur ein "Subventions-Stadl" der Wirtschaftsbehörde BWVI - ohne das KI-Know how der ISM, ohne das Logistik-Know how der KLU, ohne das Drohnen-Know how der NBS, ohne das CAPTA-Know der Nordakademie und ohne das Innovations-Potenzial des "SQUARE HSBA Innovation Hubs". An dieser Stelle darf man ins Grübeln kommen, nach welchen Kriterien die Wirtschaftsbehörde Innovationen treibt, Fördermittel verteilt oder Förderanträge nicht bearbeitet ... (ja, wir wissen davon).

Hamburg Innovation: Wer will nochmal, wer hat noch nicht ...

Allgemein bekannt ist rund um Binnen- und Außenalster: Wer brav nickt und sich zu Foto-, Fernseh- und Feierstundenterminen nett anzieht und die senatseigenen Lobpreisungen auf die innovative Politik des - genau - eigenen Senats fehlerfrei und ohne nachzudenken mitsingt, hat gute Chancen auf 50.000,- € oder auch mal 100.000,- € frischer Briese aus der Fördergieskanne. So weit, so innovativ, so fast schon förderwürdig.

Berühmte wie berüchtigte Protagonisten - z. B. die Next Acceleratoren - kassierten die 100.000,- € auch gern dreimal ab - weil dreimal suuuuuper innovativ, eigenständig und zukunftsweisend. Schon klar bei einem Copycat-System! All' jene Subsventionsritter und jene, die noch mal einen kräftigen Schluck aus der Pulle wollen, traf man fast geschlossen in der Altonaer Fischauktionshalle zum "Hamburg Subentventions Summit" - pardon - "Hamburg Innovation Something". Wie konnte uns das nur rausrutschen...?


Pausenfüller auf der OMR: Future Hamburg Awards '19
Foto: HANSEVALLEY

Innovation ./. Future: Hamburger Geschwister-Liebe?!

Genug der Frotzeleien über einen gelungenen Event mit Senatoren, mit Staatsräten und mit Subventionsrittern aus Hamburg, Harburg und drumherum. Eine fast unbedeutende Frage lies der so harmonische Summit jedoch offen: Warum veranstaltete die zur BWVI gehörende Wirtschaftsförderung "Hamburg Invest" gerade einmal zwei Wochen vor dem "Hamburg Innovation Award" einen "Future Hamburg Award" - getarnt als Pausenfüller auf einer völlig überdimensionierten "Deep Dive"-Bühne der "Online Marketing Rockstars"? 

Ok, "Hamburg Innovation" zeigt das Beste aus Hamburg - z. B. Startups in der Ideen-, Gründungs- und Wachstumsphase. "Future Hamburg" zeigt das Beste aus Hamburg und der Welt - z. B. Startups in der Ideen-, Gründungs- und Wachstumsphase. Merkt Ihr selbst, oder? Wir haben uns tatsächlich nochmal getraut, (wirklich liebevoll) nachzufragen. Und siehe da - es war uns eine wahre Freude, zuzuhören:

Roter Filz, schwarzer Filz, Filz ist für (fast) alle da ...

Wie, "Hamburg Innovation" und "Hamburg Invest" konnten sich nicht auf ein gemeinsames Event einigen? Wie, "Hamburg Invest" wollte unbedingt ein öffentlich-rechtliches Extra-Löckchen drehen? Oh, die genannten und von der BWVI mit-/finanzierten Institutionen in Harburg und Hamburg sind sich "spinnefeind"? Dabei hatten wir so sehr gehofft, keinen Dreck mehr unterm Teppich zu finden...


Startup-Finalisten der Hamburg Innovation Awards
Foto: HANSEVALLEY

Dass unter dem (zum Geizpreis geschossenen) hanseatischen Perser regelmäßig Dreck und rote wie schwarze Filzreste zu finden sind, ist nicht wirklich neu. Dass der Teppich deswegen mittlerweile schon ausbeult, schon! Naturgemäß weckt das unsere journalistische Neugier: Durchlüften, Durchsaugen und die Dinge (sprich: die Verantwortlichen) beim Namen nennen - das ist leider unsere Aufgabe. Upsi!

"Be Your Pilot": Willkommen im Subventions-Club!

Es ist wirklich schade, dass trotz aller Bemühungen für eine gemeinsame Innovationsplattform der - mit Steuermitteln auch schon mal großzügigen - TU Tech-Tochter "Hamburg Innovation"  doch noch "Zickenalarm" im Stadl ausbrach. Oder wie kann man die Extra-Tour der "Future Hamburg"-Fraktion aus der Wexstraße sonst begründen? Von einer chaotisch wirkenden Pressearbeit abgesehen. Vielleicht haben wir aber auch nur etwas Entscheidendes übersehen, kann ja theoretisch sein...?

Zurück in die nicht wirklich von Neuheiten überflutete Fischauktionshalle: Unsere besondere Aufmerksamkeit galt den jüngsten Subventionsrittern im Club - der Abteilung "Be Your Pilot". Frisch ausgestattet mit 10 Mio. € - in Worten: zehn Millionen Euro - Fördermitteln für die kommenden 5 Jahre, feierten sich die Technologietransfer- und Startup-Berater von DESY, HAW Hamburg, TU Harburg und Uni Hamburg an der hauseigenen "Hamburg Innovation Bar" gleich mal selbst.

Überklebte Bierflaschen? Ist nicht Euer Ernst, oder?


Von der Uni hintern Tresen: Be Your Pilot
Foto: HANSEVALLEY
Mit dabei: Exklusiv gelabelte Bierpullen, exklusiv gelabelte Chipstüten und exklusiv gelabelte Bierdeckel (wenn schon keine gründungswilligen Studenten freiwillig vorbeikommen). Man hat's ja - also kann man auch zeigen, dass man richtig auf die Sahne hauen kann. Das erinnert ein wenig an das Linux-Wirtschaftscluster der Technologiestiftung Berlin (heute "Berlin Partner"). 

Die Spree-Athener Subventionsritter schafften es doch glatt, im 1. Jahr des Clusters 50% der Fördermittel (von schlappen 500.000,- €) in einem Flaggschiffstand auf der Cebit zu versenken, sagt man. Daran sollte sich "Be Your Pilot" mal ein Vorbild nehmen. Berliner beweisen halt immer wieder: "Wenn, dann richtig..." (Nicht wahr, Herr Mahn?). Nicht diese kleinkarierte Provinzmentalität mit überklebten Bierflaschen. 

Das große Zittern hat begonnen: Wer die Wahl hat, ...

Zurück in die (beinahe immer) schönste Stadt der Welt: Die Grünen haben bei der Bezirkswahl in 4 der 7 Bezirke die Mehrheit eingefahren. Mutti Katharina (die künftig "Erste") verteilt auf dem "Hamburg Innovation Summit" - und überall an Alster und Elbe - Streicheleinheiten für die durch G20-Krawalle und verschwundenen Olaf geschundene Hanseaten-Seele. Die CDU hat mit Carsten Ovens gerade ihren einzigen Digitalpolitiker mit Grips im Köpfchen politisch kaltgestellt - und sabbelt was von Nachhaltigkeit. 


Darf beim Kuscheln nicht fehlen: Mutti Katharina Fegebank
Foto: HANSEVALLEY

Und die Sozialdemokraten? Sie hoffen und bangen in Hamburg, bei der kommenden Bürgerschaftswahl nicht mit dem SPD-Bundestrend von 12% in den Abgrund gerissen zu werden - wer auch immer dann Partei- oder Fraktionschef in Berlin ist. In einer Zeit der "Unsicherheit" hat es auch unser Hamburger "Subventions-Stadl" nicht leicht: Wer folgt auf Michael Westhagemann? Welche Linie wird der neue (grüne? gelbe?) Staatsrat für Innovation ausrufen? Und wie können die nimmersatten Freunde aus Hamburg und Harburg ihre Pfründe sichern? 

Fortsetzung folgt - spätestens beim großen "Futtertrog"-Rücken. Wir freuen uns schon auf neue Innovationen, neue Subventionen und natürlich jede Menge Future, wenn es die dann noch gibt ...

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HANSESTATEMENT:
"Future Hamburg" - ein büschen gestern ... noch morgen.
hansevalley.de/2018/04/hansestatement-future-hamburg.html

HANSEINVESTIGATION:
Die millionenschwere Steuerverschwendung an der Süder-Elbe - Teil 2: Ein Startup Port für Hamburg.

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hansevalley.de/2017/01/hansemarketing-welcome-to-hamburg.html