* Update 27.03.2024 *
Die Aliexpress-App bietet günstigere Preise als das Portal. Screenshot: App Store |
Hinweis:
Seit 1. Juli 2021 gelten in der EU neue, strengere Regeln für den Import und die darauf entfallende Einfuhrumsatzsteuer von 19 %. Danach sind ab Jahresmitte nur noch Artikel aus China bis zu einem Verkaufspreis von max. 5,23 € inkl. Versandkosten von der Steuer befreit. Hintergrund: Steuern unter 1,- € werden nicht eingefordert.
Bislang lag der Freibetrag für in die EU importierte Waren generell bei 22,- €. Da bislang Steuerzahlungen bis zu 5,- € nicht eingefordert wurden, waren bisher Einkäufe bis effektiv 26,- € inkl. Versand steuerfrei. Das änderte sich ab 1. Juli 2021.
Heute erheben chinesische Marktplätze wie AliExpress und Temu die Einfuhrumsatzsteuer automatisch beim Kauf über das Online-Portal und führen diese direkt ab. Eine Verzollung über die Deutsche Post mit "Wuchergebühren" oder Abholung beim lokalen Zollamt sind Geschichte!
INFOS: Deutsche Post - Zollinformation - Neuerungen ab 1. Juli 2021
Die chinesische Marktplatz-Plattform "Aliexpress" ist mit 150 Mio. Kunden weltweit auf dem Weg, europäische Kunden von Paris über Berlin bis Moskau zu beglücken. Schon 2018 war der Endkunden-Onlinehändler die absolute Nr. 4 in der Schweiz. 2020 eröffnete der Mutter-Konzern "Alibaba" am belgischen Flughafen von Lüttich auf 220.000 qm sein erstes europäisches Zentrallager. Bis 2025 hat die Logistik-Tochter "Cainiao" ein Ziel: Jeder Kunde soll seine Bestellung über die chinesische Shopping-Plattform innerhalb von 72 Stunden geliefert bekommen.
Hier: Wie man gut und richtig günstig bei "Aliexpress" & Co. einkauft - mit aktuellen Tricks für die niedrigsten Preise, wichtigen Tipps zu Kostenfallen und Kleidergrößen, allen Infos zu Versand und Sicherheit, Zahlungsabwicklung, Käuferschutz und Garantien sowie dem Kundendienst von "Aliexpress". Chefredakteur Thomas Keup verrät als Smart-Shopper und "Diamant"-Kunde, wie man auf "Aliexpress" gut und günstig shoppt - und bringt seine aktuellen Insides aus chinesischem Neujahrsfest, Ostersale und Singles Day ein. Ein Hanse Ecommerce Spezial - Teil 2:
Die Schnäppchenjagd
Trick Nr. 1: Fotografieren Sie einen online oder mobil bei "Aliexpress" oder anderen Marktplätzen wie "Temu" gefundenen Artikel. Jetzt lassen Sie die Fotosuche über den Screenshot laufen - und werden sehen, das viele Händler den identischen Artikel zu unterschiedlichen Konditionen anbieten - denn "Aliexpress" schickt seine Marktplatzhändler in direkten Wettbewerb zueinander. Auch zwischen den Online-Marktplätzen herrscht Wettbewerb - und manchmal lohnt es sich, seine Einkäufe auf zwei oder mehr Plattformen zu verteilen.
Die Suchergebnisse können Sie nach aufsteigendem Preis sortieren lassen - und schon steht der niedrigste Produktpreis oben - fast. Denn nicht selten handelt es sich um flexible Preise, die je nach Lieferland variieren oder von Händlern auf Grund der Versandkosten gar nicht nach Europa geliefert werden. Erst mit Auswahl des konkreten Artikels, der Farbe oder Größe sowie der Anzahl bekommen Sie den aktuell für Deutschland gültigen Preis.
Die Handelswaren werden auf dem Marktplatz auch unter verschiedenen Produktbezeichnungen angeboten. Ein Vergleich der Produktfotos bei verschiedenen Händlern via Fotosuche im Portal oder in der App hilft herausfinden, ob es sich womöglich immer um ein und das selbe Produkt handelt. Vorsicht geboten ist bei Artikeln mit westlichen Labels. Hier kann es sich leicht um Fälschungen handeln, die spätestens teuer werden, wenn Sie vom Zoll rausgefischt und Sie als Empfänger zur Kasse gebeten werden.
Neben dem Preisvergleich über die Artikelsuche spielen die Versandkosten eine wichtige Rolle: So sollten Sie beim Vergleich den für Versand nach Deutschland gültigen Verkaufspreis plus die darunter stehenden Lieferkosten zusammenrechnen. Aktuell bietet "AliExpress" einen kostenfreien Versand über die selbst verschickten Artikel ab 10,- € Bestellwert. Konkurrent "Temu" will 15,- € Mindestbestellwert, um dann alles gebündelt versandkostenfrei zu liefern.
Trick Nr. 2: Wählen Sie 2-3 günstige Optionen für einen einzelnen Artikel + Versand aus und legen diese in den Warenkorb. Anschließend klicken Sie im Warenkorb die verschiedenen Bezugsmöglichkeiten einzeln nacheinander an und schauen, welcher Endpreis Ihnen vor dem Gang zur Kasse angezeigt wird. Nicht selten ist ein höherer Verkaufspreis ohne Versandkosten günstiger, als ein niedriger Preis plus Versand. So lassen sich bei einem Artikel locker 1,- bis 2,- € sparen. Bei fünf oder zehn Artikeln im Warenkorb summiert sich die Ersparnis schon mal auf 6,- € bis 8,- € - nur durch Vergleichen.
Vorsicht vor Kostenfallen!
Ein weiterer, aktueller Trick: Bietet Ihnen der Händler einen reduzierten Preis zum "Sofortkauf" ohne Versandkosten an, greifen Sie ggf. zu. Legen Sie den Artikel nur in Ihren Warenkorb, kommen möglicherweise Versandkosten hinzu. Ist der Preis für den Wunschartikel mit der "Sofortkauf"-Option ideal, weil Sie ihn bereits über die Foto-/Suche mit anderen Angeboten verglichen haben, warten Sie nicht zu lange, denn die Sofort-Schnäppchen verschwinden auch wieder.
Noch ein Trick zur Preissuche: Geben Sie alternativ zur Fotosuche auch mal Stichworte in Deutsch oder Englisch in die Suchleiste von "Aliexpress" oder "Temu". Manchmal kommen die günstigsten Preise per Zufall in einer Stichwortsuche zum Vorschein, nicht per Fotoscan. Probieren Sie einfach die verschiedenen Möglichkeiten aus.
Eine erste Warnung möchte ich an dieser Stelle mitgeben:
Wollen Sie nicht einen Artikel, sondern zwei, drei oder vier identische Artikel kaufen, passen Sie auf die Versandkosten auf! Grund: Oft fallen bei höherer Anzahl Ihres Wunschartikels plötzlich Versandkosten an - oder sie summieren sich auf. So müssen Sie auf einmal für drei Artikel zusammen bestellt 2,54 € Versand bezahlen - bei gerade einmal 1,89 € Warenwert, während die drei kleinen Helferlein jeder allein versandkostenfrei wären.
Die Lösung: Bestellen Sie dreimal einen Artikel ohne Versandkosten. Speichern Sie dazu den Artikel mit dem roten Herz als Wunschartikel ab, um ihn schnell das zweite und dritte Mal in den Warenkorb legen zu können. So sparen Sie sich plötzlich "explodierende" Versandkosten. Die drei Artikel werden anschließend sowieso zusammen verschickt.
Die Frage nach dem Zoll
Alle Sendungen zu uns nach Deutschland werden im Zollpostamt am Frankfurter Flughafen eingeführt. Nach 1,5 Jahren "Wuchergebühren" von 6,- € der Deutschen Post für jede auch noch so kleine China-Sendung hat "AliExpress" wie seine Wettbewerber "Joom", "Temu", "Wish" & Co. das lästige Draufzahlen für uns Verbraucher geklärt: Für Sendungen bis 150,- € Warenwert (einschl. Versandkosten) wird die Einfuhrumsatzsteuer beim Shopping auf dem Portal direkt eingerechnet und direkt entrichtet. Damit ist "Deutsche Post" und "DHL" zwar eine lukrative Einnahmequelle los. Für uns sind China-Bestellungen damit aber wieder kalkulierbar und günstig.
Warengrößen und Versionen
Besonderes Augenmerk ist bei Kleidung von chinesischen Fabrikbändern geboten. Der Grund: Chinesische Größen sind in aller Regel zwei Nummern über den deutschen bzw. europäischen Größen angesiedlet. Heißt: eine deutsche "L" ist fast immer eine chinesische "XXL". Daher ist es nicht verwunderlich, dass die angebotenen Kleidergrößen z. T. bis 3XL, 4XL oder sogar 5XL gehen - bitte nicht verwirren lassen.
Entscheidend ist die Größentabelle inder Fotogalerie oder auf der Produktseite! Hier finden Sie die Angaben in cm und inch, um den richtigen Umfang von Brust, Taille und Hüfte auszuwählen. Bestimmte Artikel werden mittlerweile auch in "westlichen" Größen für EU und US ausgewiesen. Wichtig: Hat der Händler die Angaben zu den Maßen korrekt gemacht und bietet keine kostenlose Rückgabe an, bleiben Sie auf den zu kleinen oder zu großen Klamotten sitzen.
Also: Größentabelle checken oder im Zweifelsfall den Händler vor der Bestellung über die Chatfunktion anschreiben und Ihre Größe nachfragen. Dabei gilt: Keine Angst vor dem Chat: Die KI z. B. von "AliExpress" übersetzt alles in alle Sprachen. Schreiben Sie im Zweifelsfall in Englisch haben Sie auf keinen Fall Probleme bei der Klärung von Fragen mit einem Händler.
Im Übrigen bieten die meisten Händler gerade bei Bekleidung eine kostenlose Rücksendung mit Rückerstattung an. Das Paket geht dann mit einem deutschen Paketaufkleber z. B. nach Bremen oder Dresden. Bei geringen Einkaufspreisen schreibt "AliExpress" retournierte Produkte häufig ab, heißt: Geld zurück, Artikel verschenken oder in den Müll. Achten Sie bei einem Preisvergleich über die Bilder-/Suche bei Kleidungsstücken auf jeden Fall auch auf eine Information zur kostenlosen Rückgabe.
Es kann sich lohnen, bei Shirts, Shorts und Sneakers ein paar Cent mehr auszugeben, die Ware aber im Falle eines Falles zurückschicken zu können. Die Rücksendung aktivieren Sie in der Bestellübersicht mit wenigen Klicks, laden sich das Etikett herunter und verschicken die Artikel an das Retourenzentrum. Ihr Geld haben Sie wenige Tage nach Eintreffen der Ware wieder auf dem Konto, wozu Sie eine Nachricht per Mail bekommen. Bleibt die Retoure irgendwo hängen, bekommen Sie Ihr Geld i. d. R. nach 2 Wochen (15 Tages-Frist) automatisch rückerstattet.
Da identische Artikel von verschiedenen Marktplatz-Händlern verkauft werden, haben die Produkte oft nur englische Angaben und ggf. eine englische Anleitung. Bei Elektroartikeln achten Sie bitte umbedingt auf EU-Stecker bzw. eine "internationale Version". Im Zweifelsfall gibt es auf "Aliexpress" einen Adapter für 1-2,- €. Die "internationale Version" ist umso wichtiger, wenn Sie ein Handy, Tablet oder Elektroartikel mit App-Anbindung (z. B. Luftreiniger) kaufen. Erwischen Sie die China-Version haben Sie spätestens bei der Anbindung an die App Sprachprobleme und bekommen den Artikel womöglich auch nicht auf die international aktuelle Software-Version upgedatet.
Verpackung der Sendung
Kleine graue Chinatüten erobern Deutschlands Haushalte. Foto: HANSEVALLEY |
Handelt es sich von Größe und Gewicht nicht um eine klassiche Paketsendung, werden die Artikel in zumeist weißen, hellgrauen oder schwarzen Plastiktüten als Warenpost oder Einschreiben per "Deutsche Post" zugestellt. In den reißfesten Tüten wird die Ware bei Bedarf mit Luftpolsterfolie oder Schaumstoff geschützt. Die eigentliche Ware wird wiederum in zumeist durchsichtigen Plastiktüten oder Pappschachteln verpackt. Die Pappschachteln sind vom Transport oft leicht zerdrückt, was der einwandfreien Lieferung von Plastik- oder Metallartikeln nicht unbedingt schadet.
Sollte tatsächlich ein Artikel verbogen oder angebrochen sein, kann man im Portal oder in der App eine Beschwerde einreichen. Wichtig: Keine Erstattung ohne Beweis per Foto oder Video - Vertrauen ist gut, Kontrolle in China noch wichtiger. Können Sie eine Beschädigung nachweisen, haben Sie wenige Tage später das Geld zurückgebucht bekommen - manchmal auch sofort. In 2023 hat "AliExpress" beim Kundendienst noch einmal deutlich nachgelegt und erstattet die Kosten nicht nur für kaputte sondern auch nicht mehr gewünschte Artikel mit geringem Kaufpreis schnell und kullant zurück.
Versand der Waren
Bei einer Bestellung auf "Aliexpress" werden in der Regel direkt die günstigten Versandkosten für das im Kundenkonto vorab eingestellte Zielland (hier: Deutschland) ausgewiesen. Vorsicht: Auch wenn in der Produktauswahl eine kostenlose Lieferung angezeigt wird, können im Warenkrob pötzlich Lieferkosten auftauchen (s. o.) - also lieber einmal mehr genau hinschauen. Der günstigste Versand ist ein Standard-Versand ohne Express-Lieferung (z. B. via "Aliexpress" oder "Cainiao").
Seit 2023 bündelt AliExpress gern Bestellungen und bietet dafür geldwerte Vorteile, z. B. "Kostenfreier Versand ab 10, €". Zudem wird oft eine 10- oder 12-Tages-Lieferung versprochen. Dauert es länger, bekommen Sie auf Anforderung 1,- € als Einkaufsgutschein zur Entschädigung. Achten Sie darauf, ob ihre im Warenkorb gesammelten Artikel über eine der beiden kostenlosen Lieferoptionnen ("Choice" = "AliExpress/Cainiao" bzw. andere) laufen. Nur Artikel der gleichen Versandoption werden zusammengezählt und bringen z. B. ab 10,- € einen kostenlosen Versand.
In den Versandoptionen können in Einzelfällen schnellere und teurere Alternativen ausgewählt werden, z. B. ein Express-Versand via "DHL", "EMS" oder "Fedex". Dabei klettern die Kosten gern auf 30,-, 40,-, 50,- € oder mehr. Der Expressversand bietet sich nur an, wenn er kostenlos oder für wenige Euro aus einem europäischen Versandlager erfolgt (z. B. "7-Tages-Lieferung aus DE/BE/PL/ES"). In allen anderen Fällen kauft man alternativ - z. B. hochwertige Elektroartikel - noch günstiger, schneller und sicherer bei "Amazon" oder via "Ebay" ein.
Die zumeist kompakten Sendungen werden als Einschreibebriefe per "Cainiao", "China Mail", "China Post" oder anderen Logistikern direkt aus den Warenlagern der Händler oder Logistiker verschickt. Der Versand geschieht meist per Luftfracht von Hong Kong oder Shanghai nach Frankfurt am Main, zunehmend vor allem aber nach Lüttich in Belgien. Hier hat die "Aliexpress"-Logistiktochter "Cainiao" auf 220.000 qm für 75 Mio. €. direkt neben dem Rollfeld eine erste europäische Logistikdrehscheibe eingerichtet.
Allein im Corona-Jahr 2020 wurden über den belgischen Stützpunkt rd. 350 Mio. Sendungen gedreht - eine Schlappe Million pro Tag! 1.500 LKW sollen hier in der Spitze pro Tag be- und entladen werden - mit Waren aus Europa für China und Waren aus China für Europa - verpackt in großen braunen Paketen, gestapelt in Luftfrachtcontainern für die konzerneigenen "Cainiao"-Flieger. Damit hält der "Alibaba"-Konzern für seine Handelsplattformen "Aliexpress" (World Shopping), "T-Mall" (vgl. "Amazon"), "Taobabo" (vgl. "Ebay") die Logistikzügel fest in eigener Hand - wie Rivale "Amazon".
Der Versand via Containerschiff mit aktuell rd. 30-60 Tagen auf der China-Nordrange nach Bremerhaven oder Hamburg wäre einfach zu langsam. Von den Luftfrachtzentren werden die Sendungen einzeln oder gebündelt über Logistikpartner zu uns nach Hause transportiert. Hier kommen lokal der Briefdienst der "Deutschen Post" und internationale Dienstleister wie "PostNL" (aus den Niederlanden) zum Einsatz.
Sendungen mit einer Paket-ID und der Endung "...DE" sowie von europäischen Warenlagern kommen zumeist per "DHL" oder Briefbote (z. B. als Warenpost), in Einzelfällen auch per "Hermes". In der DHL können sie über den Anbieter geplante Zustellungen ab Zolleinfuhr verfolgen. In der Versandübersicht findet sich dazu neben der chinesischen auch eine DHL-Sendungs-Nr. In Zukunft dürfen wir damit rechnen, dass die Waren vor allem aus europäischen Warenlagern verschickt werden, um den Kunden die lästigen Zollformalitäten zu ersparen.
Zahlungs-Abwicklung
Zur Bezahlung seiner Waren hat man bei "Aliepexress" mittlerweile neben Kreditkarten, wie "Amex", "Mastercard" oder "Visa" in einer konzerneigenen "Alipay"-Wallet auch die Möglichkeit, per "Paypal" auszuchecken und so einen zusätzlichen Käuferschutz für den Fall der Fälle. Herausforderer "Temu" bietet seit Neuestem sogar die Zahlung der Bestellung erst nach Eingang des Pakets an. Auch dies ein Stück Vertrauensbildung der Chinesen.
Darüber hinaus kann man per Sofortüberweisung von "Klarna" oder per "Giropay" der Banken und Sparkassen über sein Konto bezahlen. Bei eventuellen Retouren oder Reklamationen bietet sich die Zahlung per "Paypal" an, denn "Aliexpress" bucht z. B. bei Genehmigung der Gutschrift den Beitrag sofort zurück, ähnlich wie bei "Amazon".
Wie überall in Asien liebt man auch bei "Aliexpress" Gamification. So können Sie an einem virtuellen Glücksrad oder beim Pflanzengießen Punkte sammeln und in virtuelle Münzen umtauschen. Beim Checkout werden die Münzen zur Preisreduzierung automatisch eingesetzt und man kann zudem gefundene Gutscheine eingeben, wenn diese aktuell sind und (nicht nur) für Neukunden waren (siehe Teil 1). Ist ein Gutschein nicht (mehr) gültig, werden Sie darüber informiert.
Solange die Ware vom Händler noch nicht als versandt markiert und mit einer Sendungs-Nr. versehen wurde, kann man den Kauf stornieren, auch ohne einen Grund angeben zu müssen. Dazu haben Sie normalerweise ein bis ca. drei Tage Zeit - vereinzelt dauert der Versand auch mal ein oder zwei Wochen. Die Rückerstattung der stornierten Zahlung erfolgt auf das Konto, die Karte oder das Wallet der Originalzahlung.
Dazu bekommen Sie eine Nachricht z. B. von "Aliexpress". Gleiches gilt auch bei Rückerstattung auf Grund von Nichtlieferung oder Erstattung wegen Beschädigungen. Das Handling für die Zahlungen wird grundsätzlich über eine Payment-Tochter von "Alibaba" in Singapur übernommen, während der eigentliche Kauf über eine "Alibaba"-Abteilung in Hong Kong läuft.
Versand-Informationen
In der Rubrik Versand möchte ich eingangs eine kleine Warnung vor nicht 100 % zuverlässigen Händlern aussprechen: Kaufen Sie z. B. einen "Mi"-Rucksack im Rahmen einer Aktion ohne Versandskosten für 5,- statt regulär 12,- €, kann es Ihnen passieren, dass der Händler sich mit einer Nachricht über das Chat-System bei Ihnen meldet und bedauert, den ausverkauften Artikel in dieser Farbe oder generell nicht mehr liefern zu können.
Vorsicht! Nicht selten hat der Händler in einem solchen Fall schlicht vergessen, die Versandkosten einzurechnen oder auszuweisen und droht nun, Verlust zu machen. Da Sie einen verbindlichen Kauf abgeschlossen haben, lassen Sie sich nicht "breitquatschen". Warten Sie, bis der Händler den Kauf entweder selbst storniert oder die Ware plötzlich doch auf dem Weg zu Ihnen ist.
Bei tatsächlich oder vermeindlich nicht verfügbaren Waren oder erheblichen Lieferverzögerungen hat der Händler im Zweifelsfall die "L"-Karte in der Hand und bekommt von "Aliexpress" "Bullshit"-Punkte, weil er sich nicht gemäß der Richtlinien verhalten hat. Ganz doofe Idee in China und von Marktplatz-Händlern gemieden, wie die Pest. Um nicht den schwarzen Peter zu kassieren, wird man Sie als Kunde bitten, den Kauf Ihrerseits zu stornieren.
So wandert die Verantwortung für den abgebrochenen Verkauf vom Händler zu Ihnen. Lassen Sie sich nur darauf ein, wenn Ihnen ein Artikel nicht so wichtig ist. Das Geld bekommen Sie nach dem Auslösen des Stornos in 2 Wochen auf Ihr ursprüngliches Zahlungsmittel zurückgebucht. Andernfalls können Sie zunächst auf der Bestellseite die Lieferzeit verlängern und dem Händler mehr Zeit einräumen. Dies ist interessant, wenn Ihnen das Produkt wichtig ist.
Zum Glück sind diese "Schummeleien" einzelner Händler mittlerweile Geschichte, da die Versandkosten automatisch berechnet und angegeben werden oder ein Verkauf nach Deutschland nicht angeboten wird.
"Cianaio"- Frachtflieger der "Alibaba"-Gruppe. Foto: Alizila |
Sendungsverfolgung
Zur Nachverfolgung der verschickten Sendungen gibt es nach dem Versand und einer Benachrichtigung per E-Mail oder Smartphone-Notiz direkt über das Portal oder die App die Möglichkeit, den Verlauf und den aktuellen Status jeder einzelnen Sendung zu verfolgen. Dies gilt für einen Cent-Artikel ebenso, wie für Handy oder Computer. Per Klick kann bei "Cainiao" oder "DHL E-Commerce Asia" nachverfolgt werden, wo die Bestellung gerade steckt.
Doch Vorsicht: Die Angaben in den Portalen sind nicht immer aktuell und vollständig. So kann es sein, dass ein Artikel laut Tracking gerade China verlassen hat und 10 Minuten später klingelt der Postbote. Ein Blick auf die Sendungsverfolgung kann lediglich einen Zwischenstand geben. Erst wenn die Sendung als zugestellt deklariert wird, aber nicht angekommen ist, wird das Tracking wichtig für die Gutschrift von Kaufpreis und ggf. der Versandkosten.
Wird eine Sendung unkorrekterweise als zugestellt getrackt, zur Abholung in der Postfiliale ausgewiesen aber nicht hinterlegt oder nach vermeindlich erfolglosem Zustellversuchen als zurückgeschickt markiert (alles schon passiert), sollte man abwarten, bis die Bestellung zur Beschwerde ("Open Dispute") freigegeben wird. Dies geschieht spätestens 59 Tage bzw. zwei Monate nach dem Versandbeginn.
Solange hat der Versender maximal Zeit, seine Lieferung zu uns bringen zu lassen. Ist die Sendung zur Beschwerde freigegeben, kann auf der Bestellseite via Formular Einspruch gegen die Nichtzustellung inkl. unkorrektem Tracking eingelegt werden. Hier hat "Aliexpress" mittlerweile einen aus eigener Erfahrung kundenfreundlichen Prozess mit schneller und korrekter Rückerstattung eingeführt. Das war nicht immer so.
Käuferschutz und Garantie
Ist die Sendung zugestellt, bittet "Alipexpress" um Bestätigung des Erhalts der Ware, wie die meisten Marktplätze. Erst jetzt bekommt der Händler sein Geld. Und jetzt haben wir als Verbraucher 15 Tage Zeit, das Produkt zu reklamieren, z. B. wenn das Küchenregal völlig verbogen angekommen ist, der Reißverschluss der Jacke beim ersten Ausprobieren kaputt geht oder das neue Zimmerthermometer falsche Angaben macht. Dazu muss man auf der Bestellseite "Reklamation/Rücksendung" anklicken, ein Formular mit den wichtigsten Angaben ausfüllen und einen Beweis als Foto oder Handy-/Video hochladen.
Tipp: Nutzen Sie dazu die App, da hier keine Größenbegrenzung für die Bilder besteht - im Gegensatz zum Online-Portal via PC oder Laptop. Ganz wichtig: Im Gegensatz zu "Amazon" haben Sie auf "Alibaba" kein uneingeschränktes Rückgaberecht. Zudem gibt es keine deutsche oder europäische Garantie - da Sie in China shoppen gehen. Das sollten Sie im Hinterkopf behalten, wenn es um höherwertige Elektronikartikel wie Handys oder Tablets geht.
Generell wichtig: Verpasst man die 2-Wochen-Frist zur Beschwerde, gilt der Verkauf als abgeschlossen. Öffnet man eine Beschwerde nach dem Kauf, springt der Kundendienst ein. Die Anfrage wird im Hintergrund geprüft und im Regelfall die Rückerstattung eingeleitet. Sie müssen sich bei einem Disput in der Regel nicht mit dem Händler rumschlagen. Ihr Ansprechpartner ist die Plattform. Dazu bekommt man eine Mail mit dem Link zum Beschwerdeverlauf auf Portal bzw. in der App.
Beobachten Sie den Verlauf Ihrer Beschwerde. Ein einigen Fällen müssen Sie der Lösung - z. B. einer Rückerstattung - ausdrücklich zustimmen. Ist man mit der Lösung - z. B. einer Teilerstattung - nicht einverstanden, kann man online eine weitergehende Beschwerde öffnen. Hier versagt "Aliexpress" allerdings auf ganzer Linie. Heißt: Ob man eine Beschwerde zur Entscheidung einlegt oder in China ein Sack Reis umfällt, läuft aufs Gleiche hinaus: keine Reaktion, keinerlei Antwort, keinerlei Hilfe. Ein echter Fail und meine schärfste Kritik. So darf es nicht bleiben!
Kunden-Kommunikation
Einen Kundendienst-Mitarbeiter von "Aliexpress" direkt zu erreichen, ist nicht möglich. Was bei "Amazon" und "Ebay" via vorgeschalteter Fragen & Antworten, asynchronem Chat oder versteckter Telefonfunktion möglich ist, ist beim chinesischen Marktplatz lediglich ein KI-basierter Chat - und der ist unterirdisch schlecht und hilft in keiner Weise.
Zum Einen werden Fragen vom Deutschen oder Englischen ins Chinesische übersetzt, zum Anderen werden die Antworten vom Chinesischen ins Englische unsauber zurück geliefert. Zwar hat mir die KI versprochen, in oben genanntem Beschwerdefall einer Teilerstattung zu helfen - hier können wir als Verbraucher aber auch gleich das Geld im Gulli versenken. Passsieren tut ... nichts. Noch einmal: Offene Kritik eines Verbrauchers an diesen Machenschaften!
Das Portal und die App lassen sich generell ins Deutsche übersetzen. Teile des Portals bleiben jedoch Englisch. Weniger schön ist es nach der Bestätigung des Erhalts der Ware über die Website: Dann landet man schon mal auf der spanischen oder russischen Version der Übersetzung. Grundsätzlich empfiehlt es sich, mit englischen Grundkenntnissen auf "Aliexpress" einkaufen zu gehen - auch wenn die Lokalisierung zunehmend besser geworden ist.
Englisch macht u. a. direkte Nachfragen bei Händlern über den Chat einfacher, z. B. bei Rückfragen zu empfohlenen Größen bei Kleidung oder zum unsauberen Tracking. Stichwort Rechnung: Seit Jüngstem liefert "AliExpress" über sein Kundenportal auch Rechnungen mit deutscher Umsatzsteuer-Nr. des Händlers und 19 % Mehrwertsteuer aus. Tatsächlich haben sich tausende chinesische Online-Händler beim Finanzamt in Berlin-Neukölln steuerrechtlich angemeldet. Eine Garantie für eine korrekte Steuer-ID gibt es allerdings nicht.
Mein Aliexpress-Fazit:
Heute können Sie weitgehend risikofrei über "Aliexpress" aber auch "Temu" Badezimmerausstattungen, Haushaltsartikel, Computerzubehör oder Sportkleidung online shoppen. Die Prozesse bei einer Beschwerde sind klar und mit einfachen Auswahlmenüs standardisiert. Die chinesischen Marktplätze haben gelernt, welche Erwartungen und Ansprüche deutsche und europäische Kunden haben.
Die Preise der chinesischen Händler sind - unabhängig vom Zoll - in den meisten Fällen weiterhin extrem günstig. Da der Versand heute in rd. zwei Wochen vor allem über die konzerneigene Logistik-Drehscheibe in Lüttich/Belgien über die Bühne geht, muss ich als Verbraucher auch nicht mehr unnütz lange auf meine Ware warten. Aus dieser Sicht steht einem Shopping-Bummel in China nichts im Weg.
Die Qualität der Stoff-, Kunststoff- oder Metallartikel entspricht heute weitgehend westlichen Standards - lediglich bei Versand von empfindlichen Gütern ist für mich Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Noch immer verpacken einige Händler ihre Waren nicht 100 % stoßsicher, auch wenn dies zunehmend die Ausnahme ist.
Hochwertige Unterhaltungselektronik, Smartphones oder Computer würde unter Berücksichtigung von Garantie und Gewährleistung nicht aus China importieren lassen, weil die Kosten für die Zollgebühren und fehlende Reklamationsmöglichkeiten auf Gund chinesischem Rechts eher schwierig sind. Ausnahmen sind Lieferungen aus EU-Lagern auch mit ausgewiesener Garantie. Grundsätzlich gilt auf "Aliexpress" wie auf jeder anderen Shopping-Plattform, im Falle eines Falles schnell und konsequent zu reklamieren.
Wer bei "Aliexpress" oder "Temu" shoppt und sich an die Preise gewöhnt, ist perspektivisch für "Amazon" und "Ebay" ein "versauter" Kunde, denn einmal die wahren Konditionen aus China im Hinterkopf, lässt man sich nicht mehr mit vielfach überhöhten Preisen aus Deutschland über den Tisch ziehen - vom "Pornoaufschlag" für "Erwachsenen-Unterhaltung" in einschlägigen Online-/Shops ganz abgesehen.
Grundsätzlich gilt: Auf "Aliexpress" und "Temu" gibt es fast nichts, was man nicht kaufen kann. Dabei sollte man natürlich darauf achten, das gefährliche Artikel nicht in den Warenkorb gehören - von offensichtlichen Produktfälschungen westlicher Markenartikel ganz zu schweigen. Und man sollte auch mal bei Konkurrenten vorbeischauen: gleiches Spiel und vielleicht sogar noch günstigere Preise.
Homepage für deutschen Zugang zu "Aliexpress":
www.aliexpress.de
global.cainiao.com