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Freitag, 16. August 2019

HANSEBLOCKCHAIN: Internationale Blockchain-Community tagt in der Handelskammer

HAMBURG BLOCKCHAIN MAGAZIN

Die global-vernetzte Blockchain - Vertrauen ist die Zukunft im Internet.
Foto: HANSEVALLEY

Mit mehr als 750 Wissenschaftlern, Technologieexperten und Wirtschaftsvertretern, Politikern und Medienvertretern aus Hamburg, Deutschland, Europa und aller Welt ist am Freitag-Morgen in der Handelskammer Hamburg die 2. BLOCKCHANCE Conference eröffnet worden. Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher eröffnete als Schirmherr mit einem Grußwort die deutschlandweit größte Fachtagung für die global-verteilte Datenbank-Technologie:


Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher:
"Damals gab es in Hamburg den Letter of Credit -
heute kann es die Blockchain werden."
Foto: HANSEVALLEY


Blockchain ist eine zukunftsweisende Technologie, die immer breitere Anwendung findet. Datensicherheit, Vertrauen und Verlässlichkeit sind gerade in der digitalen Welt von großer Bedeutung. Die hochkarätig besetzte BLOCKCHANCE Conference unterstreicht das wachsende Interesse an dieser Technologie, die wir für die Digitalisierung und Innovation in Hamburg nutzen wollen.” Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher bringt die Bedeutung der - laut The Economist - globalen "Trust machine" auf dem Punkt.


Die weitreichende Entwicklung der verteilten Datenbank-Technologie für die Hamburger Unternehmen aus traditionellen Branchen wie der Logistik und dem Energiehandel pointierte Heiko Wandrey, Vorsitzender des Innovationsausschusses der Handelskammer, zur Eröffnung im Albert-Schäfer-Saal der "Neuen Börse" auf den Punkt:


Die Handelskammer ist Gastgeber für die Zukunftstechnologie Blockchain.
Foto: Handelskammer Hamburg

Die Blockchain-Technologie wird immer wichtiger für Unternehmen aller Größen und aller Branchen – auf der ganzen Welt und natürlich auch in Hamburg. Besonders im Bereich der Logistik und der Energie gibt es viele innovative und erfolgreiche Projekte und ich bin sicher, dass andere Branchen bald nachziehen werden. Als Handelskammer unterstützen wir mit dem ’Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum’ vor allem kleine und mittlere Unternehmen dabei, das ökonomische Potenzial dieser vielversprechenden Technologie zu erkennen und im eigenen Betrieb Anwendungsbereiche zu finden.


Was lokale Multimedia-Veteranen der 12%-SPD für eine Sternschnuppe ohne nachhaltige Bedeutung halten und wem Startup-Netzwerke jetzt kopflos hinterher hecheln, ist an der alt eingesessenen E-Commerce- und Online-Marketing-Szene rund um Binnen- und Außenalster längst vorbeigezogen. Dazu Fabian Friedrich, Veranstalter der BLOCKCHANCE Conference Hamburg:


Initiator und Veranstalter Fabian Friedrich.
Foto: Karsten Eichhorn

“Mit mehr als 50 vornehmlich jungen Unternehmen, 5 Veranstaltern von führenden Konferenzen und Netzwerken, 3 wissenschaftlichen Einrichtungen, einem eigenen Branchenverband und zahlreichen namhaften Anwendern in Produktion, Handel und Dienstleistung entwickelt sich Hamburg zu einem der führenden Standorte für die Blockchain-Technologie in Deutschland. Was vor einem Jahr eine Vision war, wird durch praktische Forschung, Pilotprojekte und die Beteiligung der Industrie zu einem Alleinstellungsmerkmal der Freien und Hansestadt Hamburg."

Von 0 auf 100: Die Blockchance-Konferenz in Hamburg:
750+ Gäste aus aller Welt aus Politik, Wirtschaft + Gesellschaft.
Foto: HANSEVALLEY


Die internationale BLOCKCHANCE Conference ist nicht allein: Führend engagierte Technologie- und Beratungsunternehmen wie IBM, Deloitte, Osborne Clarke und Sopra Steria supporten die Wirtschafts- und Gesellschaftskonferenz ebenso, wie maßgebliche Netzwerke an Alster und Elbe, z. B. das Digitalcluster Hamburg@work, die CIO- und CDO-Vereinigung IT-Executive Club Hamburg, der Finanzplatz Hamburg, ThIS! The Interface Society und der VDI Hamburg.

"Dank der engagierten Unterstützung starker und visionärer Partner aus Wirtschaft und Politik ist die BLOCKCHANCE Conference ein entscheidender Treffpunkt für Technologie, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft im Kontext der dezentral vernetzten Datenbank-Technologie. Wir freuen uns, mit dieser Plattform unsere Stadt mit ihrer starken Wirtschaft, ihrer Verwaltung und der Gesellschaft zu unterstützen, in die digital-vernetzte Zukunft zu starten.”


Eines der Highlights auf der BLOCKCHANCE 2019:
Der 1. Bitcoin-Geldautomat von Sutor Bank und Spot9.
Foto: HANSEVALLEY

Internationale Keynotes, Diskussionen und Panels zur vernetzten Zukunft
Mit 77 Sprechern aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden ebenso, wie aus China, Dubai und den Vereinigten Staaten sowie mit ihren 16 Panels ist die "BLOCKCHANCE" eine der größten Konferenzen in Deutschland zu den technologischen Möglichkeiten und gesellschaftlichen Konsequenzen der globalen Distributed Ledger Technologien. Die Auftakt-Keynote hielt am Morgen Marc Buckley, Advocat des UN-Entwicklungsprogramms SDG für Nachhaltigkeitsziele und Experte des Weltwirtschaftsforums.

Globale Chancen, Facebook’s Libra und die deutsche Automobilindustrie

Zu den weiteren Highlights der 2-tägigen Konferenz mit über 20 nationalen und internationalen Ausstellern gehören internationale Keynotes von Vertretern des Club of Rome, der Europäischen Kommission und der Vereinten Nationen, Talks und ein exklusives Panel mit 5 namhaften Experten zur geplanten Corporate Money Libra von Facebook sowie eine Diskussion mit Innovatoren von BMW, Daimler und VW zum Einsatz der Blockchain-Technologie in der deutschen Automobilindustrie.


Politik trifft Blockchain Startup-Förderung für Hamburg:
Peter Tschentscher lernt BlockRock Ventures kennen.
Foto: HANSEVALLEY

Hamburgs Blockchain-Accelerator und Startup-Contest mit 50.000,- €

Besondere Aufmerksamkeit richtet die BLOCKCHANCE auf das Thema Startup-Förderung. Im Rahmen einer Keynote gibt der Presenting Partner BlockRock Ventures Accelerator am Freitag-Nachmittag seinen Einstand. Der internationale Investor und Startup-Förderer Evan Luthra (Startup Studio) stiftet für den "BC19 Evan Luthra Startup Award" ein Preisgeld von 50.000,- € für den Sieger des Pitch-Wettbewerbs am 2. Konferenztag.

Willkommen im Hamburger "Blockchain Kindergarten" für jedermann

Für alle Neugierigen First Mover, Early Adaptor und Techis bietet die BLOCKCHANCE am Samstag zwischen 12.00 und 15.00 Uhr kostenfreien Eintritt zur integrierten Messe. Dann erklären 5 Schüler im "Blockchain Kindergarten" allen Interessenten auf Einladung des Hanseatic Blockchain Instituts die global-vernetzte Datenbank-Technologie, gefolgt von einer praktischen Mitmach-Session, seine ganz persönliche Blockchain zu bauen und gleich mit nach Hause nehmen zu können.

Einer der jüngsten Blockchain-Fans auf der Konferenz:
Der Hamburger MOIA-Hund "Karl".
Foto: HANSEVALLEY

*   *   *

 Hamburg Digital Background: 

BLOCKCHANCE Conference Hamburg 2019
www.blockchance.eu

BlockRock Ventures Accelerator, Hamburg
www.blockrock.eu

Blockchain Summer Hamburg 2019
www.blockchainsummer.com

Hanseatic Blockchain Institute, Hamburg
www.blockchaininstitute.eu

Blockchain Research Lab, Hamburg
http://www.blockchainresearchlab.org

Donnerstag, 18. Juli 2019

HANSEFINANCE: Facebooks Libra - die Kryptowährung 3.0?

HAMBURG DIGITAL AUTOREN

Foto: Screenshot libra.org

Der US-Kongress beschäftigt sich mit dem Digitalthema des Jahres. Der US-Präsident zieht öffentlich gegen die globale "Corporate Money" zu Felde. Und Bundesfinanzminister Olaf Scholz kritisiert eine Währung in den Händen eines Unternehmens. Plötzlich kommen ein "China Coin" und ein "E-Euro" in die Diskussion.


Auf der Disitribute Konferenz im Helmut-Schmidt-Audimax der Bucerius Law School stellte ein Jurist, M&A-Experte, Fintech-Berater und Gründer die Pläne von Facebook für eine eigene Digitalwährung vor. Björn Brücher gibt als Hamburg Digital Autor aktuelle Einblicke in die Welt des "Libra Coin" von Facebook, Paypal, Uber & Co.:

Kaum ein Thema dürfte in der weltweiten Blockchain-Community so kontrovers diskutiert worden sein wie Facebooks Ankündigung, mit Libra eine eigene blockchainbasierte Kryptowährung erschaffen zu wollen. Aber auch außerhalb der Szene hat die Veröffentlichung des White Papers hohe Wellen geschlagen. Ebnet Libra den Weg in ein neues Zeitalter?


Libra in a nutshell

Bei Libra soll es sich um eine stabile, digitale Kryptowährung handeln, die vollständig durch eine Reserve realer Vermögenswerte (der „Libra Reserve“) gedeckt wird. Die Libra Reserve soll von der Libra Association, einer “Not-for-profit”-Organisation mit Sitz in Genf/Schweiz, verwaltet werden. Libra soll dabei von einem wettbewerbsfähigen Börsennetzwerk unterstützt werden, das Libra kauft und verkauft.

In technischer Hinsicht soll Libra auf einer zuverlässigen, sicheren und skalierbaren Open-Source-Blockchain basieren. Durch die offene Open-Source-Architektur soll die Grundlage für ein lebhaftes Ökosystem geschaffen werden. Facebook macht auch direkt den Anfang und hat mit Calibra ein von Facebook (rechtlich) unabhängiges, reguliertes Unternehmen gegründet, welches ein Wallet und perspektivisch auch weitere Finanzdienstleistungen (z. B. im Bereich Investing, Trading, Lending) anbieten wird.

Die Vision

Mit Libra verfolgt Facebook das Ziel, eine einfache, globale (Krypto-) Währung und eine finanzielle Infrastruktur für Milliarden von Menschen bereitzustellen. Finanzdienstleistungen sollen hierdurch besser, schneller und günstiger werden – und zwar für alle Menschen, nicht nur für die 2,7 Mrd. Nutzer von Facebook, Whatsapp und dem FB Messenger. Facebook versteht es vor allem als Mission, die 1,7 Mrd. Menschen mit Libra zu erreichen, die derzeit keinen Zugang zum klassischen Bank- und Finanzsystem haben.

Libra wäre damit ein weiterer Schritt zum globalen „Internet-of-money“ und möglicherweise die erste ernstzunehmende Cryptocurrency 3.0.

Die Blockchain

Facebook hat erkannt, dass die gesteckten Ziele nur zu erreichen sind, wenn gewisse Anforderungen erfüllt werden. Hierzu gehören neben der notwendigen Skalierbarkeit eine hohe Sicherheit und Stabilität, aber auch genügend Flexibilität, um eine globale Verbreitung und Weiterentwicklung zu gewährleisten.

Die Blockchain, auf der Libra basiert, soll dabei eine hohe Datenrate und Transaktionsgeschwindigkeit ermöglichen. In Zahlen ausgedrückt sind das 1.000 Transaktionen pro Sekunde. Hier wird deutlich, dass die technische Infrastruktur tatsächlich auf eine Skalierbarkeit ausgelegt zu sein scheint. Dies wird im Vergleich zu anderen Blockchains deutlich: Bitcoin ermöglicht lediglich 7 Transaktionen pro Sekunde und Ethereum 15 Transaktionen pro Sekunde.

Gleichzeitig soll die Open-Source-Struktur des Libra-Ökosystems dabei eine Partizipation der Marktteilnehmer fördern, um künftige Innovationen bei Finanzdienstleistungen zu ermöglichen. Mittel- bis langfristig dürfte die Blockchain damit nicht nur der Disruption von (M-)Payments dienen, sondern eine „Ethereum für Banking und Financial Services“ darstellen.



Björn Brücher stellt auf der Distribute Konferenz Libra vor.
Foto: HANSEVALLEY

Der Coin


Ein wesentliches Kriterium von Libra ist die Konzeption des Coin. Es handelt sich um einen (Asset backed) Stable Coin. Das bedeutet, dass eine hohe Volatilität, d.h. starke Preis-/ Kurschwankungen, durch die Koppelung an einen Basiswert, reduziert bzw. vermieden werden soll. Zu diesem Zweck soll Libra nicht nur durch einen Vermögenswert, sondern durch einen ganzen Korb an Vermögenswerten mit geringer Volatilität gedeckt werden (z.B. Bankeinlagen, kurzfristige Staatsanleihen, Devisen) – der Libra Reserve.

Hierdurch erhält der Libra Coin einen intrinsischen, d.h. inneren, Wert. Die Vermögenswerte der Libra Reserve werden dabei durch die Libra Association verwaltet und durch ein geografisch verteiltes Netzwerk an Verwaltern mit „Investment Grade“-Bonitätsbewertung verwahrt.

Wenn ein Nutzer einen Libra Coin von der Libra Association erwerben möchte, wird dieser gegen Fiat-Währung ausgegeben und die Libra Reserve entsprechend aufgestockt. Im Falle einer Rückgabe eines Libra Coin erfolgt die Auszahlung des Gegenwertes aus der Libra Reserve und der zurückgegebene Coin wird vernichtet. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass der Gegenwert der im Umlauf befindlichen Coins stets vom Gegenwert der Libra Reserve gedeckt ist.

Nur die Libra Association ist berechtigt, neue Libra zu schaffen oder zu vernichten.

Die Libra Association

Die Libra Association hat derzeit 29 Gründungsmitglieder. Ihr soll neben der Verwaltung der Libra Reserve auch die Weiterentwicklung des Projekts obliegen. Insoweit ist auch nicht verwunderlich, dass die Gründungsmitglieder aus sehr unterschiedlichen Branchen stammen:

  • Blockchain
  • Venture Capital
  • Telecommunications
  • Academic Institutions
  • Payments
  • Technology & Marketplaces
  • Nonprofit Organizations
  • Multilateral Organizations


Dem Kreis der 29 Gründungsmitglieder gehören folgende Unternehmen an:
Mit Blick auf die vertretenen Unternehmen dürfte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass eine klare Strategie und das Potential zur Umsetzung des Projekts Libra vorhanden ist. Ungeachtet dessen ist geplant, den Kreis der Mitglieder bis zum geplanten Launch im zweiten Quartal 2020 auf ca. 100 Mitglieder zu erweitern.

Die Mitglieder der Libra Association sollen jeweils einen sogenannten „Validator Node“ betreiben, d.h. vereinfacht gesagt Transaktionen auf der Blockchain validieren. Sowohl die Libra Association als auch deren Mitglieder nehmen damit in der Konzeption von Libra eine wichtige Stellung ein und üben wesentliche Funktionen aus.








Disruption oder Dominanz?

Nüchtern betrachtet mag Libra zwar technisch und konzeptionell nur bedingt disruptiv sein. Dennoch dürfte das Projekt das Potenzial zur Disruption haben und eine wichtige Vorreiterrolle bei der globalen Verbreitung von blockchainbasierten Kryptowährungen und (M-) Payment Services einnehmen. Facebook, die Libra Association und deren Gründungsmitglieder haben nämlich die erforderliche Reichweite, Marktrelevanz und Marktmacht, um eine enorme Nutzergruppe zu erreichen - unter anderem auch solche Nutzer, die bislang keine Berührungspunkte zu blockchainbasierten Kryptowährungen hatten. 


Zudem ist aufgrund der beteiligten Personen das Thema wieder verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung geraten – aber auch in das Ziel von Zentralbankern, Politkern und Regulatoren. Neben der Betonung der grundsätzlichen Bedeutung sowie des Potenzials des Projekts werden insbesondere aufgrund der dominanten Stellung der involvierten Unternehmen verstärkt auch kritische Stimmen laut.

Dies gilt zum einen mit Blick auf daten- und verbraucherschutzrechtliche Bedenken, zum anderen mit Blick auf die potenziellen Risiken für das Bank- und Finanzsystem. Neben staatlichen Alternativen (Stichwort: E-Euro) stehen daher auch die regulatorischen Rahmenbedingungen auf dem Prüfstand. Die verantwortlichen Personen scheinen erkannt zu haben, dass das Zeitalter der Cryptocurrencies 3.0 begonnen hat.




Hamburg Digital Autor Björn Brücher

Foto: WSS Redpoint
Björn Brücher ist Rechtsanwalt sowie Startup- und Venture-Capital-Spezialist aus Köln. Er ist Anwalt im Bereich Gesellschafts-, Bank(aufsichts)- und Kapitalmarktrecht und Experte für FinTech/RegTech-, InsurTech- und PropTech-Geschäftsmodelle.

Neben der Begleitung von Transaktionen berät er in allen rechtlichen Fragen der Unternehmensgründung und -finanzierung sowie bei der Strukturierung von Beteiligungsmodellen. Björn Brücher ist nicht nur als Berater in der Startup-Szene aktiv, sondern auch Mitgründer eines FinTech-Startups.

Björn Brücher ist Gastautor des Hamburg Digital Magazins.



Die inhaltliche Verantwortung des Autorenbeitrags liegt beim Urheber.


*  *  *

 Hamburg Digital Background: 




Eines der vornehmlichen Ziele von "Libra" ist die Versorgung von weltweit 1,7 Mrd. Menschen ohne ein Bankkonto und die Möglichkeit des globalen, bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Bereits im kommenden Jahr soll der "Libra Coin" in Facebooks digitaler "Calibra"-Geldbörse Realität werden. Die Daten von "Libra"-Transaktionen und Facebook-Aktivitäten sollen nach eigenen Angaben getrennt werden.

Nach aktuellen Informationen soll "Libra" bei einer Schweizer Stiftung angesiedelt werden. Damit würde die Schweizer Finanzaufsicht verantwortlich werden für die globale, privatwirtschaftliche Kryptowährung. Die Regelungen zur Verwaltung des digitalen Geldes will die "Libra" Association festlegen, wenn die anvisierten 100 starken Partner an Board sind.

Homepage Libra Association:
Whitepaper Libra Association:

Distribute Konferenz 2019 - Die Folien:

 Hamburg Digital Service: 


Illustration: Blockchance

Libra-Experte Björn Brücher spricht auf der BLOCKCHANCE Conference 2019:

HANSEVALLEY unterstützt die internationale Blockchain-Konferenz als Medienpartner im Rahmen der HANSEPARTNER. Mit dem Rabatt-Code "BC2019/HANSEVALLEY10" erhalten Leser/innen des Hamburg Digital Magazins 10% auf die aktuellen Tickets. Alle Informationen und erste Programmhighlights gibt es auf der Eventseite. 

Sonntag, 28. Oktober 2018

HANSEPERSONALITY Fabian Friedrich: "Hamburg als Blockchain-Standort an Europas Spitze bringen"

HAMBURG DIGITAL INTERVIEW

In Zukunft werden wir mehrheitlich über die Blockchain bezahlen. Viele Banken wird es nicht mehr geben. Kommunikation zwischen Maschinen wird über Distributed Ledger-Technologien abgesichert. Der Chief Digital Officer der Hafenverwaltung HPA und der Wirtschaftsbehörde BWVI Sebastian Saxe sagt: In 2019 werden neben Künstlicher Intelligenz vor allem Blockchain-Anwendungen ins Blickfeld der digitalen Innovationen auch in Hamburg rücken. 


Blockchain-Vordenker Fabian Friedrich.
Foto: Skyfi

Fabian Friedrich ist Blockchain-Experte und First Mover seit 2013. Der 35-jährige Reitbrooker hat die größte Blockchain-Konferenz an der Elbe organisiert - mit durchschlagendem Erfolg. Mit "Blockchance" hat er den Treffpunkt für die verteilte Datenbank-Technik in Hamburg verankert. Der Informatiker macht Hamburg zu einem Hotspot der Blockchain-Szene. Unser HANSEPERSONALITY ist Innovator und Unternehmer Fabian Friedrich:

Du hast 2010 erstmals vom Bitcoin gehört. Damals stand die Kryptowährung bei einem Wechselkurs von 3,- €. Vor 5 Jahren hast Du zusammen mit Deiner Freundin in Hamburg den ersten veganen Weihnachtsmarkt organisiert und fürs Bezahlen Bitcoins akzeptiert. Bist Du heute Millionär? Und wenn nein, würdest Du bei 3,- € jetzt einsteigen?

Mein Wunsch ist es, Karma-Millionär zu werden und mit meinem Handeln Millionen Menschen positiv zu beeinflussen. Angekommen bin ich dort noch nicht, aber ich bin auf einem guten Weg. Wenn ich auf diesem Weg als Energieausgleich auch den einen oder anderen Bitcoin, Skycoin oder Euro verdiene, bestärkt mich das und ich nehme diese Unterstützung dankend entgegen. Aber Millionär im herkömmlichen Sinne bin ich nicht, nein.

Fabian Friedrich mit "Synth" (Skycoin Foudner und früherer Bitcoin Entwickler)
Foto: Karsten Eichhorn

Die Frage, ob ich heute bei 3,- € einsteigen würde, beantworte ich mit einem klaren 'Ja'. Damals war mir das Ausmaß der technologischen Neuerung bewusst. Heute weiß ich zudem, dass die Technologie funktioniert. Solide Kryptowährungs- und Blockchain-Projekte sind ein gutes Investment. Die gängigen Wachstumsprognosen sprechen für sich und ich sehe, dass sogar diese viel zu konservativ gedacht werden. 2020 werden wir den Bitcoin-Kurs wohl schon bei über 100.000,- € und den gesamten Kryptowährungsmarkt bei über 1 Trillion Euro sehen.

Ende August d. J. hast Du mit Deiner Firma Skyfi zusammen mit dem Mlove-Campus aus dem Stand die größte Blockchain-Konferenz Hamburgs organisiert - mit internationaler Besetzung und ohne Hamburger Lametta-Mentalität. Was hast Du selbst auf der "Blockchance"-Konferenz gelernt, das Du gern in die Stadt tragen möchtest?



Chief Digital Officer von BWVI und HPA Sebastian Saxe.
Foto: HANSEVALLEY

Die "Blockchance Conference Hamburg 2018" war ein riesiger Erfolg. Mit mehr als 350 Teilnehmern, 35 Sprechern und mehr als 25 Pressevertretern haben wir starke Aufmerksamkeit auf die Themen Blockchain, Kryptowährungen, die Zukunft des Wirtschaftens und der Zusammenarbeit lenken können. Die Gäste kamen aus der ganzen Welt. Neben Wirtschaftsvertretern und Blockchainern waren auch Vertreter aus dem Hamburger Rathaus und der Bürgerschaft zu Gast.


"In 10 Jahren werden wir die Welt nicht wiedererkennen."

Ich durfte auf der Konferenz lernen, dass Hamburg innovativer und zukunftsorientierter ist, als so manch einer gedacht hat. Es fehlt dem Hamburger nicht an Mut, neue Wirtschaftsbereiche zu erschließen, er freut sich aber darüber, bei den ersten Schritten an die Hand genommen zu werden. Deswegen liegt 2019 unser Fokus auch noch mehr darauf, diese technologische Revolution greifbarer und verständlicher zu machen.


Noch ist die Blockchain-Technologie ein Nischenthema und diverse Berater und IT-Dienstleister suchen nach konkreten Anwendungsbereichen z. B. in der traditionellen Logistikindustrie. Wer muss überzeugt werden, daran mitzuentwickeln und den Stein des Weisen zu finden, um aus einer Nische einen Markt zu machen?


"Skyminer" zum Schürfen von "Skycoins".
Foto: HANSEVALLEY

Die Blockchain-Technologie steckt in den Kinderschuhen und ist weltweit in der Testphase. Fast jedes größere Unternehmen, nicht nur aus der Finanz-, Kommunikations- und Logistikbranche, leistet sich mittlerweile eine Blockchain-Abteilung bzw. baut diese gerade auf. Ich habe das Gefühl, dass das Thema schon jetzt Einfluss in zahlreichen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft erlangt hat. 


"Wir müssen die 5% Avantgardisten überzeugen. Und sollten die Chancen zum Guten nutzen."

Die einzigen Blockchain-Anwendungen, die heute schon aus der Testphase heraus sind, sind dezentrale Kryptowährungen, von denen es mittlerweile weltweit schon mehr als 2.000 gibt, und die mit einer Marktkapitalisierung von knapp 200 Milliarden Euro in den letzten 10 Jahren - im wahrsten Sinne - aus dem Nichts entstanden sind. 
Aber: Eine Welle komplexerer Blockchain-Anwendungen steht in den Startlöchern: 

Die Hamburger Hochbahn und die Deutsche Bahn fangen an, ihre Fahrpläne per Blockchain zu optimieren, die New Yorker Börse baut in Zusammenarbeit mit Microsoft und Starbucks Bitcoin-Futures auf. Der Gründer von JavaScript und Mozilla entwickeln den Blockchain-Browser Brave, Amazon Web Services partnert mit QTUM Coin, IBM partnert mit Stellar Lumens Coin, Bosch mit IOTA, die Wikipedia Gründer betreiben Everipedia, eine Blockchain basierte Enzyklopädie und Skycoin baut mit Skywire ein dezentrales Blockchain-Meshnet auf, das Internet 2.0, nur um einige wenige Beispiele zu nennen.

Du planst, ab Mitte kommenden Jahres einen eigenen Blockchain-Hub im Rahmen des neuen Fintech-Hubs "Finhaven" vom Betahaus in der Hafencity einzurichten und auf einer Coworking-Etage Companies zu Distributed Ledger-Technologien zu versammeln. Was steckt dahinter und wohin soll die Reise gehen?


William Mougayar, Blockchain-Vordenker, Investor + Autor
Foto: HANSEVALLEY

Der "Blockchance Campus" soll im August 2019 in der Woche vor der "Blockchance Conference Hamburg 2019" eröffnet werden. Wir sind bzgl. der Räumlichkeiten in engen Gesprächen mit dem Fintech-Hub in der HafenCity, denn wir finden die Nähe zur Finanzindustrie und zum Logistikzentrum Hafen besonders attraktiv. Wir haben aber auch noch andere Optionen.


"Mir geht es darum, den technologischen Wandel nach Möglichkeit harmonisch zu gestalten."

Das Ziel des Hamburger "Blockchance Campus" ist es, Hamburg als Blockchain-Standort an Europas Spitze zu bringen. Branchen-Synergieeffekte sollen genutzt und Startups und Migration gefördert werden. Auch die Vernetzung mit anderen Blockchain-Hubs weltweit ist ein wichtiger Bestandteil unseres Konzeptes. In enger Zusammenarbeit mit dem Rathaus sollen zudem Blockchain-freundliche Gesetze entwickelt werden. Kurse wie z.B. "Certified Blockchain Professional" oder "Certified Ethical Hacker" werden regelmäßig angeboten.


Die Blockchain-Technologie von 2008 steht für Dich in einer Reihe mit der Erfindung des Flugzeugs 1903 und des Buchdrucks von 1440. Wenn der Buchdruck den Menschen die Informationen gebracht hat und das Flugzeug die Menschen über Grenzen hinweg zusammenbringt, welche gesellschaftliche Aufgabe kann die Blockchain übernehmen?

Die Blockchain-Technologie, die Technologie der dezentral verteilten, synchronisierten Datenbanken, ermöglicht es nun, die Informationen über alle Grenzen hinweg direkt zu teilen. Das funktioniert ohne zentrale Instanzen wie z.B. Verwaltungen, Banken, Treuhänder oder Notare dadurch, dass man sich auf die gemeinschaftliche Nutzung öffentlich einsichtiger und unveränderlicher Algorithmen einigt. 


"Wir sind heute im Jahr 1903, als die Gebrüder Wright den ersten Flyer steigen lassen konnten."

Dies ermöglicht sicheren, direkten und unabhängigen Datenaustausch weltweit. Ob es hier um Geldtransfers, Kommunikation, Eigentumsüberschreibungen, Austausch einzelner Aspekte digitaler Identitäten oder Maschinen zu Maschinen Kommunikation im Internet of Things (IoT) geht, spielt keine Rolle. Die Menschheit braucht in Zukunft keine Banken mehr, um Handel zu treiben, keine Notariate mehr, um Vermögen zu überschreiben und kein Facebook mehr, um Freunde zu finden.

Du gehst noch einen Schritt weiter und sprichst von der sozial-ökonomischen Revolution. Du sagst, Distributed Ledger-Technologien werden in allen Lebensbereichen und in allen Anwendungen Einzug halten. Wo werden Blockchain-Datenbanken und -Anwendungen künftig praktisch eingesetzt - und wofür?

Die Blockchain optimiert und vereinfacht die Kooperationen mehrerer Parteien, Firmen oder Personen so sehr, dass es im sozialen und wirtschaftlichen Bereich aber auch politisch viel mehr Sinn macht, zusammenzuarbeiten. Aus einer Konkurrenz-Gesellschaft kann eine Kooperations- und Konsens-Gesellschaft erwachsen.

Durch die - von Natur aus dezentrale - Struktur der Blockchain-Anwendungen wird auch der Jahrtausende alte Pfad der Menschheit Richtung Zentralisierung zu Ende gehen und ein neues Zeitalter, dass der Dezentralisierung und Selbstverantwortung, beginnen. Dies wird bestimmt nicht von heute auf morgen und bestimmt auch nicht ohne Widerstand passieren, aber trotzdem sehe ich, dass es keine Alternative zu dieser Entwicklung gibt. 


Eingesetzt werden Blockchains bald schon an zahlreichen Stellen. Wenn zum Beispiel kleine Gemeinden mit lokalen Währungen ihre Wirtschaft stärken, wenn Autos autonom an einer IoT-Ladesäule Strom tanken, wenn Banken mit anderen Banken Werte transferieren, wenn unsere Mobiltelefone untereinander ein dezentrales Mobilfunknetz spannen oder wenn Patienten über ihre Krankenakte selber bestimmen möchten und jedem Arzt nur die Zugriffe erlauben, die auch benötigt werden. Das Feld der Einsatzgebiete ist einfach unendlich groß.

Zu guter Letzt unsere traditionelle Hamburg-Frage: Eine internationale Blockchain-Konferenz in der Hafencity, ein CDU-Wissenschaftsexperte, der einen "Hamburg Coin" und die Förderung der Technologie fordert und dazu jede Menge starker Branchen, wie Logistik und Finanzen. Was läuft in Hamburg in Sachen Innovationen richtig gut, und bei welchen Themen fährst Du lieber nach Berlin?

Bekommt Hamburg bald einen eigenen "Hamburg Coin"?
Foto: Flickr/Antana, Lizenz: CC BY SA 2.0

Als gebürtiger Hamburger fahre ich gerne nach Berlin, um mich inspirieren zu lassen. Doch vermisse ich dann bald schon die hanseatisch entspannte, konkrete und konzentrierte Mentalität der Hamburger. Hamburg wird nicht ohne Grund das Tor zu Welt genannt und glänzt durch seine hervorragenden Handelsbeziehungen zu Asien. Gerade diese wollen wir nun weiter entwickeln, um Partnerschaften mit asiatischen Ländern, die im Blockchain-Bereich eine Vorreiterstellung haben, auszubauen. 

"Wir müssen die technologische Evolution zu unserer eigenen machen, bevor wir von ihr überrollt werden."

Aber natürlich muss man ganz klar sagen, dass die Blockchain-Szene in Berlin aktuell sehr stark ist und es dort einige herausragende Firmen gibt. Die internationale Anbindung, die Dichte an Firmenzentralen und der direkte Draht zur Bundespolitik sind da natürlich drei ausschlaggebende Faktoren. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass Hamburg ein riesiges Potential hat, was Blockchain angeht. gerade in den Bereichen Logistik, Handel und Gaming, wo Hamburg schon lange sehr stark ist. 

Das Projekt „Hamburg Coin“, zu dem meine Partnerin Ewa mich vor ca. 10 Monaten inspirierte und das seit dem durch Skyfi konzeptionell entwickelt wird, findet nun auch in Gesellschaft, Medien und Politik gehör. Die Realisierung würde Hamburg als Blockchain-Standort weltweit nach vorne bringen. Wir arbeiten daran, dass es dafür eine überparteiliche Koalition gibt. Die Offenheit zu diesem innovativen Thema und auch zum Thema Blockchain-Hub, die nun durch das Rathaus und die Bürgerschaft signalisiert wurde, macht mich hoffnungsfroh.

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Vielen Dank für die offenen Antworten!
Das Interview führte Thomas Keup

 Hamburg Digital Background: 

"Blockchance"-Konferenz Hamburg:

"Hamburg Coin" im Hamburger Abendblatt:

"Finhaven" Fintech-Hub Hamburg:
finhaven.de/