HAMBURG DIGITAL INTERVIEW
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In diesem Jahr ist vieles anders. Ende Februar d. J. öffnete die Hamburg Games Conference mit doppelt so vielen Besuchern erstmals in den Zeise-Hallen ihre Pforten. Mit einer neu aufgestellten Brancheninitiative und einer neuen regionalen Prototypenförderung zog es die Branche aus Hamburg nach Ottensen. Medienpartner HANSEVALLEY hat Organisator und Brancheninsider Christian Rauda zu Neuerungen, Veränderungen und Entwicklungen gesprochen:
Wir haben uns sehr über den Zuspruch gefreut, gerade auch über die Grenzen Hamburgs hinaus.
Seit Beginn der Konferenz im Jahr 2000 versuchen wir neben „Dauerbrenner“-Themen die Trendthemen zu erspüren, die die Branche im laufenden Jahr bewegen werden. Das ist uns in der Vergangenheit immer gut gelungen. Ich glaube auch in diesem Jahr wieder.
Außerdem möchten wir, dass die Gamesbranche mit anderen (Medien)branchen ins Gespräch kommt und so Neues entsteht. Viele Projekte sind durch Kontakte auf der Hamburg Games Conference entstanden.
Gehen wir zusammen ans Eingemachte: Du beschäftigst Dich seit vielen Jahren mit Games in Hamburg, bist tief mit der Szene vernetzt und hast mit Deinem Partner Ralph Graef die Konferenz ursprünglich aus der Taufe gehoben. Was waren aus Deiner Sicht die wichtigsten Themen für die Hamburger Games-Szene in diesem Jahr?
Gehen wir zusammen ans Eingemachte: Du beschäftigst Dich seit vielen Jahren mit Games in Hamburg, bist tief mit der Szene vernetzt und hast mit Deinem Partner Ralph Graef die Konferenz ursprünglich aus der Taufe gehoben. Was waren aus Deiner Sicht die wichtigsten Themen für die Hamburger Games-Szene in diesem Jahr?
Top 1 war der Kampf um die bundesweite und die regionale Förderung. Hier sind erhebliche Erfolge erzielt worden, auch wenn eine ideale Welt natürlich anders aussieht. An vielen Stellen hakt es noch. Auch das war Thema während der Konferenz, als sich Vertreter des Digitalministeriums der Kritik gestellt haben.
Top 2 ist die Konsolidierung. Der Trend, dass deutsche Games-Unternehmen von ausländischen Unternehmen gekauft werden, hält weiter an.
Top 3 ist ein Thema, über das viele ungern öffentlich reden: die weiter steigende Relevanz des Datenschutzes. Wer hier schläft und kein Datenschutzmanagementsystem implementiert, kann sich auf ein böses Erwachen gefasst machen.
Ihr seid in diesem Jahr aus der Bucerius Law School in die Zeise-Hallen umgezogen. Damit konntet Ihr gut 400 Teilnehmer begrüßen und die Teilnehmerzahlen mehr als verdoppeln. Einige Teilnehmer holten sich jedoch ihre Jacken aus der Garderobe, weil es an einen Stellen etwas zugig war. Wie beurteilst Du die neue Location?
Ihr seid in diesem Jahr aus der Bucerius Law School in die Zeise-Hallen umgezogen. Damit konntet Ihr gut 400 Teilnehmer begrüßen und die Teilnehmerzahlen mehr als verdoppeln. Einige Teilnehmer holten sich jedoch ihre Jacken aus der Garderobe, weil es an einen Stellen etwas zugig war. Wie beurteilst Du die neue Location?
Die Bucerius Law School war ein schöner Rahmen, aber wir hatten ja 2020 zum ersten Mal drei inhaltliche Tracks parallel und mussten eine neue Location suchen. Die Zeise Hallen passen gut zur Branche.
Drinnen in den Kinos und im Restaurant Madrigal war es super, aber in der Tat war es vor den Kinos etwas frisch. Das soll nicht so sein. Nächstes Jahr werden wir dafür eine Lösung finden.
Schauen wir in die Zukunft aus Sicht Hamburger Games-Schmieden, Publisher und Dienstleister. Wie beurteilst Du die Entwicklung in der Hamburger Games-Branche und was dürfen wir in den kommenden 12 Monaten aus der einstigen Games-Hauptstadt der Republik erwarten? Gibt es sowas wie eine Aufbruchsstimmung?
Die Aufbruchstimmung ist definitiv da! Die Politik hat endlich erkannt, dass man in den Standort investieren muss, wenn man eine aktive Branche haben möchte, die Arbeitsplätze schafft und Steuern zahlt. Das rechnet sich dann auch finanziell. Wir haben mit Kultursenator Dr. Carsten Brosda und Medienamtsleiter Tim Angerer zwei Personen, die dem Digitalen gegenüber aufgeschlossen sind. Das ist eine Riesenchance.
Der Maßnahmenplan der „neuen“ Gamecity Hamburg von Dennis Schoubye und Egbert Rühl hat in der Branche Anerkennung gefunden und jetzt warten alle gespannt auf die Umsetzung. Die erfolgreiche Stärkung der Hamburg Games Conference war ja schon ein erster Teil davon.
Regionen wie Bayern, Berlin und NRW nehmen Millionenbeträge für die regionale Games-Förderung an die Hand. Berlins Regierender Bürgermeister lädt die E-Sportszene der Hauptstadt zum Runden Tisch, um die Themen der Branche kennenzulernen. Wie gut ist die "Games-City" Hamburg im schärfer werdenden Wettbewerb aufgestellt?
Hamburg ist immer noch DIE Gamecity in Deutschland. Hier sitzen viele der größten Studios. Die Branche reicht vom Indie bis zu Riesen wie InnoGames und Goodgame. Außerdem Tonstudios, Dienstleister, etc. Aber die anderen haben erheblich aufgeholt. Söder, Laschet, Müller - sie alle haben die Gamesbranche als Treiber entdeckt, wirken dabei aber wenig authentisch.
Hamburg wird niemals so viel Geld investieren können wie NRW oder Bayern. Dafür haben wir andere Vorteile, die wir als Stadtstaat ausspielen können: Kurze Wege, direkte Kontaktmöglichkeit zu den Branchengrößen sowie zu Google, Facebook, Twitter & Co. mit Sitz in Hamburg. Es sind einfach sehr viele relevante Player hier.
Zu guter Letzt die Frage nach den Herausforderungen, Hamburgs Games-Branche nach vorn zu bringen. Die neue Hamburger Prototypenförderung ermöglicht max. 5 Games-Firmen jeweils bis zu 80.000,- € Förderung für ein neues Spiel. Bei rd. 50.000,- € Gehalt für einen einzelnen Entwickler - wie weit kommen Hamburger Games-Schmieden damit?
Natürlich reicht das Geld nicht aus. Aber die regionale Förderung ist immens wichtig aus mehreren Gründen:
Erstens wird Hamburg von neugegründeten Studios als Standort nicht mehr automatisch aussortiert, nur weil es keine Förderung hat.
Zweitens hat z. B. Berlin gezeigt, dass auch kleine Beträge pro Projekt die Suche weiterer Investoren erheblich vereinfacht. Förderung kann (wie im Film auch) immer nur ein Baustein sein.
Drittens ermöglicht die Förderung eben doch kleinen Teams von zwei, drei Leuten, Spiele zu entwickeln. Die hätten sonst gar keine Chance.
Viertens darf man die psychologische Komponente der Förderung nicht außer Acht lassen. Das bringt Wertschätzung zum Ausdruck und ist ein Bekenntnis von Hamburg: „Die Gamesbranche ist bei uns willkommen. Auf nach Hamburg!“.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke!
- Das Interview führte Thomas Keup -
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Über Christian Rauda:
Christian Rauda ist Fachanwalt für IT-Recht, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht soiwe Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz (Marken- und Wettbewerbsrecht). Er ist Partner der Medienrechtskanzlei "GRAEF Rechtsanwälte" in Hamburg und Berlin sowie Dozent an zahlreichen Hochschulen (Hamburg Media School, HTW Berlin, Bucerius Law School). Seit vielen Jahren berät er nationale und internationale Medien- und IT-Unternehmen und ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Bücher und Aufsätze, darunter „Rechtssichere Werbung“ und „Recht der Computerspiele“.