Montag, 24. Oktober 2016

HANSEPOLITICS: Hamburg und Berlin planen Zusammenarbeit.

HAMBURG DIGITAL NACHRICHTEN

Hamburg: Als “Gateway to Market” zum Erfolg.


“Berlin ist das German Lab. Hamburg ist das Gateway to Market.” Meinolf Ellers - seit 22 Jahren Intrapreneur der mit Hamburg und Berlin verbundenen Nachrichtenagentur DPA - spitzt zu, wie die digitale Zukunft Deutschlands wichtigster Startup-Zentren aussehen könnte. HANSEVALLEY tauchte in den vergangenen Wochen in die Wirtschaftshauptstadt an der Elbe ein und entdeckte neue und gute Ideen in Startupszene, Großunternehmen und Stadtpolitik.


Nur 77 von mehr 580 Hamburger Startups sind im aktuellen Deutschen Startup-Monitor des Berliner Startup-Verbands berücksichtigt, fasst SPD-Fraktionschef Hansjörg Schmidt die Diskussion um die vermeintlich schwachen Zahlen für die hiesige Startup-Szene in der “Welt” zusammen. Die Hamburger FDP holt die Keule der Kritik raus und wirft dem rot-grünen Senat nach dem jährlichen Startup-Zahlen-Roulette aus der Hauptstadt Versagen vor.


Innovationen nehmen im Hafen ihren Weg.


Aktuelle Zahlen und Fakten zur Hamburger Digital-Szene
Foto: mediaserver.hamburg.de / Christian Spahrbier
Nach der Euphorie über die dynamische Startup-Szene Hamburgs scheinen Teile der Stadt in Pessimismus zu verfallen: Abbau der Bürokratiehürden, Verbesserung des Kapitalzugangs, Vernetzung mit etablierten Unternehmen und konkret umsetzbare Lösungen - Forderungen, die im jüngsten Berliner Wahlkampf von Parteien und Vereinen genauso gefordert wurden.

Wie kann Hamburg seine dynamische Tech-Szene wirklich nach vorne bringen? Und was passiert tatsächlich im Hamburger Senat?


“Historisch gesehen, fangen Innovationen hier im Hafen an, ihren Weg zu nehmen”, fasst es Comdirect Startup-Macher Mariusz Bodek zusammen. Das könnte schon bald wieder so sein. Cisco entwickelt in seinem Berliner Innovationlab mit der TU Berlin eine intelligente Lichtsteuerung für Industrieanlagen. Diese Laternensteuerung soll im Hamburger Hafen erstmals eingesetzt werden, berichtet Hamburgs erster Digitalisierer - Staatsrat Carsten Brosda - bereits im vergangenen Jahr vor Studenten der HAW Hamburg.


Treffpunkt für das neue, digitale Hamburg.


Startup-Beratung im Betahaus Hamburg
Foto: mediaserver.hamburg.de / C. O. Bruch
Nach Berlin-Hype und Hamburg-Flucht könnte ein "hanseatischer Weg" Vorbild für einen nationalen Weg werden. Im Mittelpunkt: Die "Startup-Dynamik intelligent nutzen", um gestandene Industrien digital zu transformieren. Davon hat die Hansestadt mit Hafen, Handel, Logistik, Luftfahrt, Medien, Gesundheit und erneuerbaren Energien jede Menge. Fangen wir in der Startup-Szene an, die mit 580 Gründungen laut Hamburger Startup-Monitor eine wachsende Nr. 2 in Deutschland ist.


Ein Freitag-Abend, Anfang Oktober d. J., auf einem alten Fabrikgelände am Beerenweg in Altona. Der Gewerbehof ist das Zuhause des Startups “Connected Health”. Founder Johannes Jacubeit lädt zum Networking mit Freunden. Unter dem Motto “Bartime@Lifetime” treffen sich Gründer, Entwickler, Marketer und Partner, um sich auszutauschen. Die Küchenparty wird zur Ideenschmiede für neue Projekte und ist auch der Geburtsort des Titels “Hansevalley”. Mit dem Folge-Event am 9.12. wird die “Bartime” ein regelmäßiger Treffpunkt für das neue, digitale Hamburg.


Kooperation der Kaufleute für Innovationen.


Der neue, internationale Batch des nma.vc
Foto: next media accelerator / dpa / Medici
Ein gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit Hamburger Firmen mit Startups ist der “Next Media Accelerator” der DPA mit 10 Investoren. Im Vergleich zu Firmenlabs ist er ein Branchenaccelerator, dem die Medienhäuser der DPA-Genossenschaft vertrauen. Dabei geht die Agentur mit Chief Digital Officer Meinolf Ellers in den Lead: “Es braucht einen, der das Risiko trägt.” Das Ziel sind möglichst viele MVPs und Pilotprojekte rund um inhaltegetriebene Geschäftsmodelle, die schnell zusammen mit den medieneigenen Tech-Labs in Hamburg umgesetzt werden.


Das von Meinolf Ellers mit Hamburgs “Chefdigitalisierer” Carsten Brosda und Bodo Kraeter - Gründer und Chef der mit digitalen Geschäftsmodellen vertrauten M&A-Beratung Skillnet - entwickelte Konzept ist ein Impulsgeber für die starke Medienwirtschaft und ein mögliches Vorbild für weitere Hamburger Branchen und die Hansestadt als deutsches “Gateway to Market”. Gelingt es den Akteuren, die Kaufleute zur Kooperation in Sachen Brancheninnovationen zu bewegen, könnte von hier aus ein wichtiges Signal für eine erfolgreiche Digitalisierung in Deutschland ausgehen.


5% Investment in die Assetklasse Startups.


Mariusz Bodek von der “Comdirect Startup-Garage” hat ebenfalls klare Vorstellungen zur Förderung von Innovationen in der Stadt: “Wir sind hier die Wirtschaftshauptstadt Deutschlands. Ich will, dass das alte Geld das neue Geld trifft.” Unterm Strich gehe es um Investments der Hamburger Family-Offices in die Assetklasse Startup-Finanzierung, so Bodek. Hier sind wohl die Verbände der Familienunternehmer und Wirtschaftssenator Frank Horch gefordert.


Berkeleys Entrepreneurship-Vordenker Andre Marquis fordert beim 2. exklusiven “12min.me”-Event von “Hamburg Valley or Silicon Harbor” vergangene Woche im amerikanischen Generalkonsulat am Alsterufer ganz konkret 5% Investment deutscher Mittelständler und ihrer Stiftungen in innovative Startupideen. Für den Leiter der Berkley Innovation Acceleration Group geht es nicht um “Entweder, oder”. Der amerikanische Innovator empfiehlt etablierten Unternehmen und Stiftungen, ihren traditionellen Weg um Startup-Innovationen zu ergänzen.




Neue Zusammenarbeit Hamburg-Berlin.

Die kleine Reise endet im Hamburger Betahaus - neben dem Mindspace eines der Epizentren der jungen Tech-Szene an Alster & Elbe. Im Vergleich zum quirligen Schwesterhaus nahe des Berliner Moritzplatzes geht es hier deutlich ruhiger zu. Ein regelmäßiger Gast und Kenner der Hamburger Fintech-Szene fasst die Atmosphäre treffend zusammen: “Das Betahaus ist - wie die Hamburger Szene - eher Understatement, dafür aber mit Hand und Fuss.” Bleibt die Frage nach dem Verhältnis zu Berlin.  

HANSEVALLEY erfuhr exklusiv aus gut unterrichteten Kreisen, dass Hansestadt und Hauptstadt künftig zusammenarbeiten wollen. Die Metropolen an Elbe und Spree wollen international gemeinsam als deutsche Startup-Zentren auftreten, z. B. auf einer SXSW in Austin, in New York oder Tel Aviv. Nach der Idee von “German Lab” plus “Gateway to Market” könnten Berlin und Hamburg mit hauptstädtischer Sogwirkung und hanseatischem Geschäftssinn Gründer und Ideen aus aller Welt für Deutschland und unsere Wirtschaft interessieren. Und die ist in Hamburg.


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