- von Thomas Keup & Gerd Kotoll -
*Update 20.08.2020*
Kaberettistin und Provokateurin: Kunstfigur Lisa Eckhart, 2018 Foto: Richard Huber, CC BY-SA 4.0 |
War das ein Wirbel: 'Wie konnten sie nur?' 'Mit der Begründung?' 'Und ausgerechnet hier?' 'Und dann noch dieser Kultursenator!' Die österreichische Kunstfigur Lisa Eckhart wurde mit ihrem Debütroman "Omama" vom Literaturfestival "Harbour Front" der Freien und Hansestadt kurzerhand ausgeladen - und damit ausgesperrt. Die Veranstalter der von der Großspedition "Kühne + Nagel" und dem Hamburger Kultusenator gesponserten Veranstaltungsreihe sahen sich einer kollektiven Zensur von Autoren und Locationbetreibern konfrontiert.
"Der berüchtigte Schwarze Block der Hafenstraße schlägt also den schwarzen Humor, und er muss dafür noch nicht mal randalieren. Das heißt, dass der Mob bestimmt, wer auftreten darf und wer nicht, und dass die Feigheit regiert."
Knut Cordson, "BR Kultur Bühne", 06.08.2020
Die ehrbare Kaufmannsstadt tappte mit dem Debütantensalon ihres ach so liberalen Vorzeigeevents in die "Cancel Culture"-Falle - und Diskursraumsenator Carsten Brosda mit einer Videoschalte als Notlösung vorneweg. Zwei Autoren lehnten es laut "Zeit" ab, mit der bekannt-aneckenden Nachwuchsautorin auf einer Bühne zu lesen. Ein alternativer Soloauftritt wurde von den offenbar verängstigten Betreibern des "Nochtspeichers" abgelehnt. Begründung: Drohender Krawall aus der Hafenstraße. Folge: Die Festival-Veranstalter drängten auf einen "freiwilligen Verzicht der Teilnahme".Die laut "Zeit" an Alster und Elbe angekommene "Cancel Culture" ist gar nicht in Hamburg angekommen. Und sie ist auch kein Phänomen heutiger Tage. Die kollektive Zensur anläßlich der Nominierung des mit 10.000,- € dotierten "besten deutschsprachigen Romandebüts" inkl. Lesung am 14. September d. J. hat in der Heimat der Pfeffersäcke seit Fälschung der Hafenurkunde vor 821 Jahren Tradition. HANSEVALLEY ist ebenfalls ein Opfer der modernen Inquisition von ungeliebten Störenfrieden. Ein Hanse Digital Statement von Thomas Keup und Gerd Kotoll:
Hat die 27-jährige gebürtige Lisa Lasselsberger antisemitische Witze gemacht? Oder schlachtet die österreichische Kabarettistin antisemitische Klischees für schale Witze aus, wie es ihr die "Zeit" vorhält? Wer die steirische Künstlerin auf der Bühne oder im Fernsehen sieht, kann zu dem Ergebnis kommen: Hier konfrontiert eine Künstlerin der Worte und Gesten die feminine "Versace"-Eleganz mit frivoler Provokation. Wie 2018 in den "WDR-Mitternachtsspitzen", für die sie noch in diesem Jahr von "Gutunmenschen" mangels fehlender Anschwärz-Alternativen gesteinigt werden sollte. Hamburgs Wochenzeitung kritisiert sie bei ihrem zweiten von vier angekündigten Bühnenprogrammen für ein scheinbares Abdriften bei den Themen - vom Bildungsbürgertum zum Antisemitismus.
Die Germanistin mit Masterabschluss ist sicher eines nicht: dumm. Schon an der Freien Universität Berlin beschäftigte sie sich mit dem Thema "Weiblichkeit und Nationalsozialismus". Thema einer Masterarbeit? Abgelehnt! Schade eigentlich ... hätte ein interessantes Stück deutsch-österreichischer Geschichte werden können. Ein Blick in die Wikipedia hätte auch den neunmalklugen Feuilletonisten geholfen. Aber wer recherchiert schon, wenn man eine gefestigte Meinung hat ... Eine Steiermärkerin, die über Graz und Wien nach Berlin kam - und weiter nach London (oder auch Amsterdam) reiste, um den Mief ihrer Kindheit zu verarbeiten? Ein gern genommener Weg dörflich gequälter Steirer in die große, weite Welt.
"Wenn man Hamburg und den Schwarzen Block in Hamburg kennt, von dem diese Drohungen wohl ausgegangen sind, muss man die ernst nehmen".
Veranstalter "Harbour Front"-Festival
"Deutschlandfunk Kultur", 14.08.2020
"Deutschlandfunk Kultur", 14.08.2020
Ok, Zynismus ist ein beißender Spott, den wir uns als unabhängige Redaktion in den vergangenen rd. vier Jahren zu Eigen gemacht haben, um uns über die gesellschaftlichen Konventionen von "Pfeffersäcken" (vgl. Ehrbare Kaufleute), "Boxenschubsern" (vgl. Container-Spediteure) und "Kleingeistern" (vgl. Hamburger in mind. x-ter Generation) hinwegzusetzen. Zum Glück haben wir seit Jahresbeginn den parteiunabhängigen Blick auf den ganzen Norden - und nicht nur auf die Hammaburg hinterm Deich. Und damit konnten wir herzhaft lachen, als wir die "Cancel Culture"-Geschichte lasen - und mit unserer eigenen Geschichte abglichen.
"Es ist unseres Erachtens sinnlos, eine Veranstaltung anzusetzen, bei der klar ist, dass sie gesprengt werden wird, und sogar Sach- und Personenschäden wahrscheinlich sind. Wir haben in den letzten Tagen bereits aus der Nachbarschaft gehört, dass sich der Protest schon formiert".
Organisatoren "Nochtspeicher" Hamburg
"Spiegel", 05.08.2020
Die Strategie der kollektiven Zensur aka "Cancel Culture" ist so simpel wie perfide: Interessenvertreter werfen einer wortgewaltigen Künstlerin vor, noch gewaltiger mit rassistischen und antisemitischen Klischees zu arbeiten - und die Falle schnappt zu. Genau das ist des Pudels Kern: Ein Angriff auf der ethisch-moralischen Ebene - der einzigen Ebene unserer Kommunikation, die nicht von Argumenten geprägt und sachlich widerlegt werden kann: keine finanziellen oder technischen, keine organisatorischen oder zwischen-/menschlichen Aspekte (vgl. ETHOS-Prinzip). Hier spielen vermeintliche Gutmenschen - Lisa Eckhart nennt Sie "Gutunmenschen" - auf der gesellschaftlichen Ebene mit idiologisch gefestigter Moral "Ene, mene, muh ...".
Bleiben wir bei moralischen Angriffen und Ausschlüssen: Fachleute unterscheiden zwischen fünf moralischen "Totsünden": Da gibt es
- die öffentliche Moral mit Verantwortung gegenüber der Gesellschaft
- die politische Moral mit Blick auf die Vorbildfunktion öffentlicher Vertreter (bitte nicht verwechseln mit dem Hamburger Innensenator "Andy-wir-gehen-heute-Corona-groten-Grote")
- die juristische Moral mit gesetzlichen Verstößen
- die religiöse Moral im Namen (christlicher) Grundwerte sowie
- die private Moral und Verantwortung gegenüber der Familie.
"Mit aggressiven Methoden sollen politische Widersacher zum Schweigen gebracht werden."
Malte Lehming, "Der Tagesspiegel",
Update 08.08.2020
Wurden Übeltäter im Mittelalter mit religiöser Moral gesteinigt, gehängt oder gar geköpft, landen heute vor allem Politiker auf dem Scheiterhaufen. Dabei ist ein handfester Skandal aka Shitstorm niemals Zufall - sondern in den meisten Fällen mit Neid - eigentlich mit Missgunst -, Hass, Bösartigkeit und öffentlicher Reichweite verbunden. Wie gut, dass es verlässliche soziale/Medien gibt, die niiiieeemals blutrünstig eine Hetzjagd veranstalten würden. Na gut, fast nie. Uns stellte im April 2017 ein Hamburger SPD-Hinterzimmer-Funktionär mit seiner aus "Scholz & Friends"-Zeiten geliehenen Social Media-Community und dreisten Unwahrheiten an den "Facebook"-Pranger.
"Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden."
Schrift von Rosa Luxemburg (1871-1919),
Mitbegründerin Kommunistische Partei Deutschlands
Es war die Keule öffentlicher Moral, die der "Sozi" in 2. Generation schwang: 'Wie konnte es ein Berliner Journalist wagen, kleine Hamburger "Versicherungshelden" öffentlich die Leviten zu lesen, die den "12min.me"-Startuppreis - einen eintägigen PR-Workshop - einfach schwänzten?' Um es zum Skandal hochzujazzen, half dem vierfachen holsteiner Familienvater (Nein, er ist kein Hamburger!) sein Job für einen Marketing-App-Inkubator und die verdrehte Wahrheit, Startups seien vom HANSEVALLEY-Chefrredakteur als "NMA"-Mentor enttäuscht gewesen. Und schon schnappt die Falle zu: Ein Interessenverterer (bei uns Social Media-Berater), der eine mediale Kritik an Rotzlöffeln der Startup-Szene umkehrt, um daraus als öffentlicher Wortführer eine Hetzjagd anzuzetteln. Wirklich sozial - und demokratisch ...
Die Inquisition - von Political Correctness bis Cancel Culture:
Moralischer Angriff, Schuldumkehr, Skandalisierung & Ausschluss.
Damit haben wir einen Interessenvertreter, der seine wahren Beweggründe tarnt, sei es die Furcht, nicht mehr "King of the castle" im digitalen, verschlossenen Mittelalterdorf Hammaburg zu sein, sei es die freundliche Hilfestellung mit-für selbsternannte Startup-Muttis, die womöglich ihre Felle wegschwimmen sahen/sehen, wenn ein Journalist echte Geschichten über echte Startups schreibt. Entscheidend sind die folgenden Schritte des Dramas in zehn Szenen, die bei jedem moralischen Angriff zu einem kollektiven Ausschluss aka "Cancel Culture" führen - und mit Vorsatz die wirtschaftliche Vernichtung anstreben. An dieser Stelle wird es interessant, wie die Kaufmannsgilde in Hamburg tickt:
In drei Schritten zum Rausschmiss aus der Gesellschaft.
Wie ich bereits 2014 in einer Präsentation zum professionellen Krisenmanagement aufbereit habe (s. u.), folgt dem Angriff zumeist der Ausschluss - eine fiese Aufführung in drei Akten: 1. Akt - Abkehr vom Delinquenten und Verweigerung der Zusammenarbeit. Im Fall von Lisa Eckhart waren dies zwei vermeintlich betroffene Autoren, die mit der frech-frivolen Österreicherin nichts zu tun haben wollten. Im Fall von HANSEVALLEY kündigte mir o. g. SPD-Funktionär die Zusammenarbeit mit (s)einem Hamburger Marketing-Inkubator auf. Das ist der Steigbügel für den Systemausschluss.
In unserem Fall verwehrte Hamburgs Behörden-Inventar Jens Unrau - Chef des Medien-Referats - auf Betreiben seines Web 2.0-Kumpels anschließend die "Freundschaft". Wir verloren Medienpartnerschaften mit "Nextmedia Hamburg" und "Gamescity Hamburg". Zudem zogen zwei stadtbekannte Startup-Flüsterinnen ihre Strippen und diskreditierten uns bei "12min.me". Sina G. schrieb sogar Kunden an, um mich als Chefredakteur und PR-Spezialist schlechtzumachen. Womit die "Cancel Culture" mind. seit April 2017 in Hamburg zum Handwerkszeug von Missgünstig*innen gehört. Das ist der Anfang vom gemeingefährlichen Einsatz versteckter Dolche.
Wenn die Qualitätspresse mit dem Benzinkanister zündelt.
Im nächsten Schritt solidarisiert man sich empört mit anderen mehr oder weniger oder auch gar nicht Betroffenen: 2. Akt - Mediale Koalition gegen den Schuldigen. Hier kommen heute gern "Facebook", "Twitter" & Co. zum Einsatz, weil ja so schön anonym: 'Kann man ihn nicht zurückschicken, woher er kam?' titelte Sina G's beste Freundin Sanya S. auf "Facebook" (ja, wir haben den Post noch ...). Like vom "DPA"-Chefinnovator! Das die Hetzjagd nichts mehr mit sachlichen, fachlichen Argumenten zu tun hat, ist klar. Bei Lisa Eckhart waren es "FAZ" und "taz", "SZ" und "Zeit" mit mehr oder weniger intelligenten Kommentatoren, die als selbsternannte Qualitätsmedien ein wenig mit dem Benzinkanister rumzündelten. Kann ja Leser bringen ... man weiß ja nie.
"Lisa Eckhart muss sterben" brachte die niedergestreckte Kabarettistin die Debatte mit vier klaren Worten gegenüber dem "Spiegel" selbst auf den Punkt. Womit wir beim 3. - finalen - Akt der Hinrichtung wären: der Drohung mit Konsequenzen auf juristischer und publizistscher Ebene. In diesem Fall waren es die echten oder echt erscheinenden Drohungen der Nachbarschaft des "Nochtspeichers" - beunruhigte Community mit Angst vom schwarzem Block aus der Hafenstraße. Ja, wirklich! Damit würde das Schreckgespenst seine Wirkung zeigen - wäre es doch nicht nur eine dreiste Lüge. Die Giullotine fiel trotzdem. Aber das gibt es im liberal erscheinenden Hamburg öfter ...
Hamburg - die #CancelCulture Hauptstadt als Serienerfolg.
Da der rot-grüne Hamburger Senat mit kleinen Tickets systematisch ein Netzwerk von Vereinen und Initiativen gesponnen hat, ist es nicht verwunderlich, dass HANSEVALLEY in den vergangenen Jahren nach dem Systemausschluss immer wieder "vergessen" - oder sagen wir lieber gecancelt - wurde. Welche direkten und indirekten Drohnungen dabei eine Rolle spielten, Förderungen nicht bewilligt zu bekommen, arbeiten wir gern in weiteren Folgen der Kriminalreihe "Willkommen in der #CancelCulture Hauptstadt" auf. Wir sind sicher, so schräg kann man gar nicht denken, wie Ausgrenzung und Drohungen z. B. in "BKM" und "BW(V)I" - Insider wissen jetzt Bescheid - gelebt werden.
Lisa Eckhart nimmt die Aus-, Um- und wieder Einladung verirrter, verwirrter und vielleicht auch verklärter Hamburger Kulturveranstalter und -senatoren mit begrüßenswerter Souveränität. Gegenüber "NDR Kultur" erklärt sie, dass sich "die Lust extrem in Grenzen hält" und sie "nicht gewillt war, jemanden jetzt zu einem Schützer der Kunstfreiheit zu erklären, der sich das nicht verdient hat." Womit die Veranstalter des "Harbour Front"-Festivals ebenso raus sind, wie Hamburgs ehrbarer Videosenator Carsten Brosda und wer sich sonst noch der Empörung über die Empörung anschließen wollen-dürfen-musste.
"Wir haben keine „Drohungen“ erhalten und das auch nicht gesagt. Wir haben Warnungen bezüglich einer Störung oder Sprengung der Veranstaltung erhalten, die uns plausibel schienen."
Organisatoren "Nochtspeicher",
Pressemitteilung 14.08.2020
Das Gespenst der "Political Correctness" wird seit jeher gern von mehr oder weniger Betroffenen für ihre Interessen missbraucht. Die Täter-Opfer-Umkehr und der öffentliche Ausschluss von "Schuldigen" zu deren wirtschaftlicher Vernichtung mittels "Cancel Culture" funktionieren immer nach der gleichen pseucho-moralischen Methode.
Heinrich Manns "Untertan": 'Nach oben buckeln, nach unten treten.'
Wenn wir uns dann noch in vorauseilendem Gehorsam einer Kultur des Schweigens mit Sprech- und Denkverboten unterwerfen, sind wir nicht mehr weit weg von einem neuen Unterdrückungsapparat im schlimmsten Untertanengeist - sei er Braun oder Rot. Gegen blinden Gehorsam als Nährboden haben wir alle aufzustehen.
"Wo bleiben diejenigen, die sich Sorgen machen, diese aber friedlich äußern möchten?"
Dr. Nikolas Hill, Co-Initiator "Haltung.Hamburg"
Zitat hamburg.de, 2017
Hören wir bei der Patriotischen Gesellschaft von 1765 e. V. - gegründet in der Epoche der Aufklärung als "Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe" - auch nur beredtes Schweigen? Wir empfehlen einen Blick in die nahe Zukunft: Paris im Jahr 2022. Weitere Details unter dem Titel "Die Unterwerfung" beim "Deutschen Schauspielhaus" Hamburg.
Fortsetzung folgt:
#CancelCulture in Zeichen von Datensammlung, Gesichtserkennung, Künstlicher Intelligenz und Überwachung von Städten. Bleiben Sie unabhängig ...
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Verlagspräsentation "Lisa Eckhart" Roman "Omama" hanser-literaturverlage.de |
Hanse Digital Chronik:
14.08.2020 - Nochtspeicher Hamburg: Pressemitteilung "Richtigstellungen des Nochtspeichers zur Causa Lisa Eckhart"
11.08.2020 - NDR Kultur: Beitrag "Scharfe Kritik von Lisa Eckhart an Harbour Front"
10.08.2020 - NDR Zapp: Kommentar "Die konstruierte Debatte um Cancel Culture"
08.08.2020 - Die Zeit: Beitrag "Wie einmal die Cancel Culture nach Hamburg kam"
06.05.2020 - Die Zeit: Kommentar "Sich schön inkorrekt durchamüsieren"
05.08.2020 - Der Spiegel: Beitrag "Kabarettistin Lisa Eckhart von Literaturfestival ausgeladen"
07.04.2019 - Der Tagesspiegel: Porträt "Maulheldin in Versace":
Hanse Digital Background:
"Harbour Front" Literaturfestival Hamburg
Zsolney Verlag/Hanser Verlage: Leseprobe Lisa Eckhart "Omama"
Wikipedia Deutschland: Lisa Eckardt
Deutsches Schauspielhaus Hamburg: "Die Unterwerfung":
HANSEVALLEY: Hanse Digital Codex "HANSECODEX":
Thomas Keup: Präsentation "Crises Management"