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Samstag, 22. Februar 2020

HANSESTATEMENT: Klimaschutz-App in Hamburg - auf dem chinesischen Weg?

HAMBURG DIGITAL WAHLSTOLPERSTEIN
- von Landeskorrespondent Gerd Kotoll -

- 1.000+ Leser. Und Sie. -

Tagesgeschäft Schiffsbetrieb im Hamburger Hansahafen.
Foto: HANSEVALLEY

Im typischen Hamburger Understatement gilt die eigene Stadt gern mal als die "Schönste der Welt". Tatsächlich ist die Lebensqualität, die unsere Stadt bieten kann, hoch - trotz aller Herausforderungen, die eine wachsende Metropole mit sich bringt. Die "schönste App der Welt" hat Hamburg jedoch definitiv noch nicht erfunden. Denn die seitens der Stadt zur Verfügung stehenden mobilen Apps sind größtenteils Stückwerk und mit überschaubarem Nutzen für Bewohner und Gäste der Hansestadt.

"Melde-Michel" und die App der Stadtreinigung sind schön und gut - mit der Letzteren kann man sogar die Standorte öffentlicher Toiletten finden. Das ist allerdings ein ebenso gut gehütetes Geheimnis, wie der Mehrwert von Bürgermeister-Reden in der Hamburg-App. Da wird aus Bescheidenheit kurz mal Unwissenheit, Ungläubigkeit und mehr ... Smart City geht anders. Und wir meinen auch nicht die nach Lübeck verkaufte "Stauplanungs"-Software "ROADS" ...

Tatsächlich ist unsere Stadt so ebenmäßig mit Glasfaser und Breitbandanbindung versorgt, wie ein Schweizer Käse Löcher hat. Auch wenn man im Wahlkampf lieber den "flächendeckenden" Schmelzkäse auspackt. Selbst kostenloses, halbwegs stabiles und leistungsfähiges WLAN sind in der City immer noch mehr Glückssache als Standard. Aber gemach, gemach: Gemäß 5-Jahres-Plan soll das 2025 wohl fertig sein. Nicht mal mehr die - wie auch immer glaubwürdigen - Absichtserklärungen der roten Regierungspartei sind mehr ambitioniert ...

Immerhin flackert beim Thema Mobilität kurz so etwas wie Begeisterung auf: An vielen Stellen der Stadt wird entwickelt, programmiert und an (kleinen) Lösungen gebastelt. Für den bevorstehenden ITS-Kongress setzt mittlerweile operative Hektik ein, um Insellösungen präsentieren zu können, die – neutral formuliert – "ganz nett“ sind. Sie sind aber sicher nicht der große Wurf. Deswegen gibt es die "Hamburg Card"-App und die "Hamburg Tourismus"-App auch nebeneinander. Warum? Weiß man nicht. Kombinierte Mobilitätsangebote finden Sie übrigens in anderen Apps.

"Digital Detox by Funkloch" - ist immer noch keine Digitalstrategie.

Die Grünen loben unterdessen das „Hamburg Free WiFi“ als 5-Jahres-Ziel aus – so, als ob sie in der letzten Regierung nicht dabei gewesen wären. Und geben damit Linken und Liberalen vielfältigen Anlass für ziemlich präzise Kritik. So bleibt das Hauptproblem, die Übersicht über die Vielzahl der städtischen Service-Apps zu behalten – bzw. überhaupt erstmal zu gewinnen. Angesichts des oft sehr singulären Nutzens ist es dann aber auch nicht so schlimm, dass WLAN im ÖPNV genauso ruckelig ist, wie die Fahrt mit der S3 über Uralt-Weichen. "Digital Detox by Funkloch" (Sie erinnern sich sicher!) ... ist halt immer noch keine Digitalstrategie.

Zum Glück gibt ja noch sozialistische - pardon - sozialdemokratische Fantasien fernöstlicher Qualität. Wer sich nur im Ansatz damit auskennt, wie der chinesische Staat moderne Technologien - etwa die der Gesichtserkennung und Künstliche Intelligenz - nutzt, um das eigene Volk zu überwachen und zu drangsalieren, um ein gewünschtes Norm-Verhalten zu erreichen, bekommt eine Ahnung davon, was auf uns zukommt, wenn die kühnen Träume Hamburger Alt- und Neu-Sozialistendemokraten Realität werden. Da hilft auch keine Hamburgische Wirtschaftsliberalität des Kurt-Schumacher-Hauses.

Michael Westhagemann: Unsere Daten, wie in Chinas Metropolen.

Schon der auf SPD-Ticket fahrende, parteilose Wirtschaftssenator Westhagemann ließ aufhorchen, als er öffentlich von den (nahezu) unbegrenzten Datensammelmöglichkeiten durch die Kamera-gesteuerten Ampeln in der Stadt träumte und die Datenquellen üppig sprudeln sah. Und all die vielen Daten - so seine von Fachkenntnissen nicht zu sehr getrübte gute Laune - würden der Stadt gehören. Und das, so die ungebremste Euphorie des Ex-Siemens-Managers, sei einmalig, so dass „Hamburch“ sich da nicht mehr mit irgendwelchen europäischen Metropolen messen müsse, sondern natürlich mit den chinesischen Mega-Städten wie etwa Shenzhen. Die wenigsten Anwesenden trauten ihren Ohren. Hat er das wirklich gesagt? Ja, hat er.

Dann ist da die aktuell in den Wahlprüfsteinen von der SPD-Zentrale offenherzig kommunizierte Idee einer harmlos daher kommenden Hamburger Klima-App, mit der Sie anhand eines vorgegebenen Klima-Budgets selbst ermessen können, ob Sie mit Ihren Alltagsverhalten eher klimafreundlich sind oder doch eher eine heimliche Klima-Sau. Ähem… heimlich? Also, jetzt mal unter uns (und die Pressestellen des Senats als Stammleser zählen nicht): Glauben Sie wirklich, dass die Daten, die Sie mit dieser App produzieren, ausschließlich Ihnen zur Verfügung stehen werden? Oder könnte es nicht auch sein - rein hypothetisch natürlich - dass Menschen in Machtpositionen Zugriff auf diese Daten haben wollen, um – sagen wir mal – eine "Steuerungswirkung" erzielen zu können?

"Menschen Markierungen zu verpassen, ist mir höchst zuwider."

Glauben Sie nicht? Vielleicht interessiert es Sie dann, dass es andernorts (in Deutschland!) die Idee gab, grüne Hausnummern an die Mitmenschen in der Gemeinde zu verteilen, die sich Klima-vorbildlich verhalten würden – und rote Schilder an die in dem umgedichteten Kinderlied besungenen "Umwelt-Säue". Bislang ist das zwar nicht Realität geworden. Aber allein der Gedanke, dass man hierzulande wieder auf die Idee kommen kann, Menschen Markierungen zu verpassen, ist mir höchst zuwider und passte bisher nicht in meine Vorstellungskraft. Erst recht nicht, wenn der vermeintlich gute Ansatz einer solchen Entwicklung Bahn bricht. Was bitte kommt denn als Nächstes, Herr Tschentscher?

Das Nächste? Oh sorry, ist ja schon Realität: Die Linke hat herausgefunden, dass über das fast zu 100% der Stadt gehörende Portal hamburg.de 117 - in Worten: EIN-HUNDERT-SIEBZEHN - "externe Dienstleister" (im Original selbstredend gegendert) Sie belauschen dürfen. Ja, das ist die Seite, über die Sie und ich auf das "Hamburg Serviceportal" mit seinen mehr oder weniger ausgereiften, datenschutzrelevanten Behördenservices zugreifen. Und ja, das ist das Portal, über das Sie Ihre persönlichen hamburg.de-Emails abrufen und verschicken. Ach ja: Das ist auch das Portal, über das Sie - vermeintlich vertraulich - im Falle eines Falles nach Beratungsstellen und Hilfsangeboten der Stadt suchen. Genau das .. mit 117 Datenschnüfflern.

Hamburger Senat: Digitaler Optimismus statt Digitale Kompetenz.

Das wussten Sie nicht? Machen Sie sich nichts draus, da sind Sie nicht alleine. Aber vielleicht denken Sie künftig daran, wenn Sie wieder mal Hamburger Politiker vom "mündigen Bürger" reden hören. Und wie toll Sie mit dieser pfiffigen App Einfluss auf das Weltklima nehmen können. Digitale Kompetenz? Dem Ersten Bürgermeister reicht "Digitaler Optimismus" – und Ihr Vertrauen darauf, dass er "die ganze Stadt im Blick" hat. Angesichts der Hamburger Ampel- und App-Alpträume im China-Stil kann einem nur noch Angst und Bange werden.

Da ist es auch kein Trost, dass der Fachkräftemangel auch bis an diese Stelle der SPD reicht und die oben dunkel beschriebenen Möglichkeiten sicher nicht beabsichtigt waren – aber deren Möglichkeit auch nicht berücksichtigt wurden. Da man bei der SPD aber auch nicht beabsichtigt, Informatik jenseits von freiwilligen Kursen an Hamburger Schulen zum verpflichtenden Unterrichtsfach zu machen, wird eine digitale Mündigkeit auch nicht aufwachsen. Im Gegenteil zu benachbarten, SPD-regierten Bundesländern, wo die Landesregierungen Digitalisierung und Bildung auf die Agenda gesetzt haben. Aber wir sind ja in Hamburg ...

Die ganze Stadt im Blick: Wie 117 Datenschnüffler auf hamburg.de

In der Kombination mit den Verschärfungen beim Netzwerkdurchsetzungsgesetz einerseits und dem Ausbleiben der ePrivay-Verordnung andererseits kann man diese Entwicklung mindestens einmal bemerkenswert finden. Die ePrivacy-Verordnung sollte Sie und Ihre Daten übrigens vor Missbrauch durch böse Unternehmen schützen. Stellen Sie sich vor, die würden hundertfach Ihr Internet-Surfverhalten ausspionieren und Ihnen dann womöglich unaufgefordert Werbung ins Mail-Postfach spülen, oder einfach im Internet anzeigen, während Sie hamburg.de nutzen? Das geht natürlich nicht. Wie gut, dass der Senat sich da um Sie kümmern wird. Er hat Sie im Blick. In der ganzen Stadt. Wie die 117 "Partner" bei hamburg.de.

Die Hamburger CDU fordert in ihrem Wahlprogramm statt politischer Großmannsträume einen Digitalrat mit unabhängigen Experten, der den Einsatz zukunftsweisender Technologien begleiten soll. Allerdings anders "unabhängig", als in dem von der SPD-Brosda-Medienverwaltung zusammengestellten SPD-Web 2.0-Kaffeekränzchen im Senatsgästehaus. Okay, die Idee eines Digitalrates ist - sagen wir mal - "abgekupfert", aber immerhin geht die Idee in die richtige Richtung. Dazu eine ganzheitliche Digitalstrategie für Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Verwaltung und Stadtleben - nicht 60 Seiten bunte Bilder, wie die aktuellen Leitlinien des Senats. Wäre mal eine Idee.

In diesem Sinne: wählen Sie wohl!

Ihr

Gerd Kotoll

*  *  *


 Hamburg Digital Statements: 

Digitalisierung und Bildung
HANSESTATEMENT: Wenn Du einen toten Gaul durch die Schule reitest ... steig' ab!

Digitalisierung und Wissenschaft
HANSESTATEMENT: Das digitale Wolkenckuckucksheim. Wer hat hier die letzten 5 Jahre eigentlich regiert?
HANSESTATEMENT: Rot-Grün: Digitalstrategie? Echt jetzt?

Digitalisierung und Wirtschaft
HANSESTATEMENT: Die Digitalisierung wartet nicht auf Hamburg.

 Hamburg Digital Wahlprüfsteine: 

Digitalisierung und Stadtentwicklung
HANSEPOLITICS: Die stadtentwicklungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020
https://hv.hansevalley.de/2020/02/hansepolitics-stadtentwicklung-hamburg-2020.html

Digitalisierung und Verwaltung
HANSEPOLITICS: Die verwaltungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020

Digitalisierung und Bildung
HANSEPOLITICS: Die bildungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020
HANSEPOLITICS: Die forschungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020

Digitalisierung und Wirtschaft
HANSEPOLITICS: Die wirtschaftspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020

Sonntag, 22. April 2018

HANSESTATEMENT: Hamburg - die Möchtegern-Hauptstadt der Besitzstandswahrer

Ein HAMBURG DIGITAL STATEMENT von
Herausgeber + Chefredakteur Thomas Keup

Es gibt die "Bewegenden" - und es gibt die "Bewahrer". So einfach kann man das Engagement in Wirtschaft und Wissenschaft, Politik und Verwaltung in Hamburg zusammenfassen. In der über 800-jährigen Tradition von Hafen und Handel sind die Besitzstandswahrer in Netzwerken, Verwaltungen und politischer Kaste erneut in der Überzahl.


Seit mehr als 1,5 Jahren für die Digitalisierung in Hamburg unterwegs:
Herausgeber und Chefredakteur Thomas Keup
Foto: Huawei

In digitalen Zeiten von Kulturwandel, Automatisierung und Erneuerung entwickeln sich die "Bewahrer" zu "Blockierern". Es wird Zeit, dass die Engagierten und die Ehrlichen das Ruder an Alster und Elbe übernehmen - und die kleinen "König*innen" aus PR-Branche und Onlinemarketing, Hafenwirtschaft und Logistiksektor auf ihre Bedeutung begrenzt werden. Ein Hamburg Digital Statement:

Mittwoch, 11.00 Uhr, auf der Halskestraße am DUSS-Terminal: Wirtschaftssenator Frank Horch überreicht Brummifahrern Franzbrötchen und eine "Logistikhelden"-Karte als Dankeschön. Die zum 3. Mal von der Logistik-Initiative mit Verkehrsbehörde, Speditionsverbänden und Handelskammer veranstaltete Aktion mit 7.000 Zimtschnecken, 64 Unternehmen an knapp einem Dutzend Orten zeigt, wie Hamburg tickt: Die mit rd. 400.000 Beschäftigten dominierende Logistikbranche in der Region feiert ... sich selbst.

So lobenswert Anerkennung und Wertschätzung für den Knochenjob sind: die über 80% osteuropäischen Fahrer mit 40.000 täglichen Fahrten in und rund um den Hafen haben die Aktion oft gar nicht nachvollziehen können. 'Logistikwas? Ok, Plundergebäck for free? Nehm' ich!' Dahinter verbergen sich eine Reihe von Fragen, z. B.: Wieviel Prozent der Trucker haben die aufmunternden Worte des Hafensenators verstanden? Welchen Sinn macht es, einmal im Jahr prekär beschäftigte Fahrer aus der Ukraine zu ehren? und: Was hat Hamburg mit künftig selbstfahrenden Trucks davon?

50 Grußworte und Ehrungen von Senatoren und Staatsräten jede Woche

In kaum einer anderen Stadt finden so viele Empfänge und Ehrungen statt, wie in Hamburg - allein 47 in der kommenden Woche, zeigt der Terminkalender der Senatoren und Staatsräte für die Presse. Wenn man im Jahr für Nachrichten, Magazinbeiträge und Interviews mehr als 400 Termine vor Ort wahrnimmt, fragt man sich: Was soll das? Mit etwas Abstand und Blick auf den Berliner Tiergarten bin ich zu dem Ergebnis gekommen: Eine Stadt, die ansonsten keine Probleme zu haben scheint, beschäftigt sich mit sich selbst - und mit Ehrenkränzen, wenn man schon keine Orden hat.

Man kann einem erkenntnisstarken Innovationssenator, einem überzeugten Mediensenator, einer engagierten Wissenschaftssenatorin und einem bemühten Schulsenator keinen Vorwurf machen. Als Präsides ihrer Behörden müssen sie die ganze Bandbreite der Interessen ihres Bereichs adressieren und berücksichtigen. Spätestens bei den Staatsräten hört die Repräsentationspflicht jedoch auf, ist die Schonzeit vorbei und fängt die Kernerarbeit für die Zukunft der Freien und Hansestadt an. 

Hamburgische Förderpolitik: Inhaltsfrei und ganz viel Spaß dabei

Fehlende Impulse der Staatsräte für ihre Ämter (z. B. in BWVI und BWFG) sind der Anfang vom Ende der Stadt. Gebrochene Versprechen (z. B. im MOVE-Projekt) und chronische Unterfinanzierung (z. B. beim Logistik-Hub) sind der Anfang vom Ende für Rot-Grün. Dauerhafte Subventionsritter und unprofessionelle Umwelt/-Pressesprecher bringen die Provinzialität kleinstädtischer Amateure ans Tageslicht. Desto länger und fokussierter ich als (kritischer) Journalist auf die Scheinaktionen schaue, desto trauriger werde ich.

Das Dilemma Hamburgsicher Selbstbeschäftigung zeigt sich in der Förderung von politisch gewollten, inhaltlichen jedoch z. T. überholten und nicht selten sinnbefreiten Initiativen - von Wirtschafts- bis Standortförderung, von Hochschul- bis Startupförderung. Da verteilt die Stadt neben Riesenetats für eine unproduktive und auch noch unprofessionell auftretende Beratertruppe von Ernst & Young gern mal 50- bis 100.000,- € Tickets als "Schmerzlinderung". Dazu ein paar einfache Fragen, die sich jede*r beantworten kann:
  • Wird ein futuristischer - als "kraftvoll" angepriesener - Messestand von Hamburg Invest auf der Hannover Messe 2018 als simple "Sammeladresse" von DESY und EXFEL, von LZN und ZAL, von HAW und TUHH sowie von Hamburg Innovation und Hamburg Invest irgendeine Strahlkraft auf den mittelmäßigen Wissenschaftsstandort Hamburg besitzen? Dazu die Selbstdarstellung bei der HIW.
  • Kann eine über Behördengrenzen so gut wie unbekannte Startup-Unit bei Hamburg Invest mit aktuell einer Mitarbeiterin und im kommenden Jahr bis zu 3! stolzen Mitarbeiter*innen, mit monatlicher Sprechstunde und einzelnen Konferenzbesuchen irgendeine Wirkung für den abgehangenen Startupstandort Hamburg erzielen? Dazu die Selbstdarstellung bei der HIW
  • Darf ein von Anfang an äußerst sinnvoller, jedoch chronisch unterfinanzierter, von den städtischen Hafenplayern HHLA und HPA bis heute wirtschaftlich im Stich gelassener Digital Hub Logistics Hamburg irgendwelche Innovationen hervorbringen, außer ein subventionierter Coworking-Space für vereinzelte Startups zu sein? Eine Selbstdarstellung gibt es bei der LIHH.
  • Kann eine fast pleite gegangene, bis heute verschwenderische und von Subventionen abhängige Transfergesellschaft TuTech mit ihren Anhängseln Hamburg Innovation und Startup Dock irgendeinen Impuls für mehr als zwei Hände voll Ausgründungen aus allen staatlichen Hamburger Hochschulen hinaus bieten? Die Fakten bei HANSEINVESTIGATION.
Wer nicht auf Grund wohlwollender Fördermittel aka "Schweigegeld" blauäugig durch die Stadt geht, kann zu dem Ergebnis kommen, dass in der Wirtschafts- und Innovationspolitik die größten Hits der 70er, 80er und 90er fortleben. Angesichts der Anstrengungen der "Startup-Hauptstadt" Berlin (Hamburg war nach der KFW-Studie nie "Startupmetropole"), der Technologie-Hauptstadt München, dem Daten-Zentrum Karlsruhe und der Security-Hochburg Darmstadt macht Hamburg im Zweifelsfall als Letzter das Licht aus.

Wollte die BWFG die Informatik eigentlich zusammenstreichen?

Millionenschwere Subventionszahlungen an die TU werden aus einer mittelgroßen Hochschule mit mittelmäßigen Perspektiven im Harburger Wohngebiet sicherlich keine Exzellenz-Hochschule nach Münchener oder Berliner Vorbild werden lassen. Auch wenn eine Informatik-Initiative "Ahoi Digital" der richtige Schritt ist (was nur durch einen überraschend argumentierenden Wissenschaftsrat möglich war) - der Dampfer in Richtung Wissenschaftsmetropole hat abgelegt - und fährt nicht 100 km Elbe aufwärts nach Hamburg.

In einem Gespräch für ein Hamburg Digital Interview bringt der Digitalunternehmer Peter Schmid von WLW in dieser Woche auf den Punkt: Hamburg hat mit der Elbphilharmonie einen internationalen Leuchtturm für Tourismus bekommen. Der Leiter der Landesfachkommission Internet & Digitale Wirtschaft im Wirtschaftsrat fordert: Hamburg braucht einen Leuchtturm für die digitale Entwicklung - inkl. Bildung und Wissenschaft, Fachkräften und Wirtschaft, Infrastruktur und der Hamburger Bürgerschaft. 

Mittelmaß in der Wirtschaftsstruktur, Mittelmaß in der Dynamik.

Ja, Hamburg ist laut Institut der Deutschen Wirtschaft Nr. 3 der digitalsten Städte und Kreise Deutschlands - nach Köln & Stuttgart und vor Berlin & München. Verantwortlich dafür sind 1. die Glasfaser-Infrastruktur und 2. der Grad der Digitalisierung in der Wirtschaft. Punkt Eins berücksichtigt die 71%-ige Versorgung der Privathaushalte. Hafenunternehmen dürfen ihren Mitarbeitern noch immer USB-Sticks mit nach Hause geben... Und Zweitens: Die Digitalisierung bei Otto, Haspa oder Jungheinrich hat sicher nichts mit Impulsen der Wirtschaftspolitik zu tun.

Wenn man das Regional-Ranking 2017 der 401 Städte und Kreise Deutschlands liest, kommt man zu diesem Ergebnis: Aktuelle Wirtschaftsstruktur? Hamburg auf Platz 18. Auf den forderen Plätzen: München und Starnberg, Frankfurt und der Main-Taunus-Kreis. Dynamik in der Entwicklung? Hamburg auf Platz 108. Vorn weg: der Burgenlandkreis, der Landkreis Dahme-Spreewald und Darmstadt. Zum Mitschreiben: Dahme-Spreewald mit dem Regionalflughafen Berlin-Schönefeld und der kleinen (aber feinen) TH Wildau, die ich viele Jahre unterstützen durfte. Sorry, aber das ist peinlich - für Hamburg.

Die Freie und Wirtschaftsmetropole geht den Weg des HSV.

Es gibt Menschen in Hamburg, die sorgen sich angesichts des Abstiegs in die Mittelklasse um unsere Stadt. Dazu gehört die Unternehmensberaterin und Deutsch-Israelische Netzwerkerin Andrea Frahm, der Wirtschaftsförderer und Hamburg@work-Macher Uwe Jens Neumann, der Business Developer und 12min.me-Gründer Oliver Rößling, der Geschäftsführer und HSBA-Macher Dr. Uve Samuels und der Wissenschaftler und HWWI-Direktor Prof. Henning Vöpel. Sie alle sehen, wie an Rathausmarkt und Adolpshplatz die alten Gefechte gefochten und ansonsten der Kopf in den Sand gesteckt wird.

Und was machen die "Besitzstandwahrer*innen", um sich vor den "Revoluzzern" zu schützen? Sie schreiben justiziable Briefe, führen hinterlistige Telefonate, ignorieren Presseanfragen, lästern hinterrücks und verabreden Ausgrenzung. Man kann gar nicht so blind sein, um die selbstentlarvenden Aktivitäten nicht mitzubekommen. Wie hilflos und dümmlich wirken derartie Sandkastenspiele angesichts der Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft. Mauermentalität hat mit Stolz nichts zu tun - das ist arrogant und erbärmlich.

Hamburg wird weiter abrutschen und verlieren, wenn die ewig Gestrigen aus einer abgewanderten Medienbranche, einer vollautomatisierten Marketingindustrie, einer konsolidierten Handelssparte, einer rückwärts gewandten Logistikbranche und einer schrumpfenden Finanzwirtschaft sich weiter mit Medaillen und Franzbrötchen selbst feiern. Es wäre nich das erste Mal, das ein "Königreich" dem Untergang geweiht wäre - der König is' ja schon weg. Ein Untergang mit gerümpfter Nase, in dunkelblauem Zweireiher und goldenen Manschettenknöpfen. Man gönnt sich ja sonst nichts ...

*  *  *

 Hamburg Digital Background: 

Wirtschaftsrat: Hamburgs Digitalwirtschaft verpasst nationalen Anschluss:
www.wirtschaftsrat.de/wirtschaftsrat.nsf/id/4A81E6BD8B41C27AC1258272004F2BC9/$file/WR%20HH_Digitalwirtschaft%20in%20Hamburg.pdf

IW Consult: Hamburg im Regional-Ranking auf dem Weg in die Mittelmäßigkeit:
www.iwconsult.de/leistungen-themen/branchen-und-regionen/staedteranking-2017/

Abendblatt: Wirtschaftsrat warnt vor digitalem Abstieg Hamburgs:
www.abendblatt.de/hamburg/article214070779/Wirtschaftsrat-warnt-vor-digitalem-Abstieg-Hamburgs.html

 Hamburg Digital Views: 
  
HANSERANKING: Die Tops + Flops der Hamburger Wirtschaft:

HANSESTATEMENT: Peter's Hamburg - Hafenfolklore oder Hightechmetropole?

HANSESTATEMENT: Dorothee Bär - die richtige Frau zur richtigen Zeit: