Mittwoch, 15. Januar 2020

HANSEPOLITICS: Die wirtschaftspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020

HAMBURG DIGITAL WAHLPRÜFSTEINE
- Teil 1 Digitalisierung und Wirtschaft -


Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft am Rathausmarkt
Foto: Christoph Braun, Lizenz: Public Domaiin CCO 1.0

"Wir wollen in 10 Jahren die Digitalisierungshauptstadt Deutschlands sein."

Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg,
Neujahrsempfang Familienunternehmer Hamburg, 14. Januar 2020 

97% mit 50 Mbit/s oder schneller angeschlossene Haushalte. 70% vorhandene Glasfaseranschlüsse für Hamburgs Mieter - einschließlich 130.000 Wohnungen der städtischen SAGA. 9.300 Haushalte und 1.000 Unternehmen am Stadtrand, die jetzt für 6,5 Mio. € angebunden werden. Dazu 2.600 öffentliche und private WLAN-Stationen von Mobyklick. 

Über 800 elektronische Verwaltungsverfahren und mehr als 130 Online-Behördenservices für Hamburger, Firmen und die Verwaltung. An 340 Grund-, Sonder-, Stadtteilschulen und Gymnasien bringen 30.000 Computer und 1.800 WLAN-Hotspots digitale Bildung. Dazu ein nahezu flächendeckender Anschluss ans Glasfasernetz. 

Der Senat verweist stolz auf seine digitale Infrastruktur. Mit einer digital-gesteuerten S-Bahnlinie S21 zwischen Berliner Tor und Bergedorf setzt Rot-Grün ab 2021 auf vernetzte Mobilität auf der Schiene. Ein "Haus der Digitalisierung" mit interaktiver Zentralbibliothek und vernetzter Volkshochschule nach skandinavischem Vorbild ist das neue digitale Senatsthema.

Doch die Karten neu gemischt: Wir haben die Parteien in der Bürgerschaft zu ihren digitalen Positionen und Visionen befragt. Auf der Tagesordnung: die 5 digitalen Top-Themen 1. Wirtschaft, 2. Wissenschaft, 3. Bildung, 4. Verwaltung und 5. Stadtleben. Die digitalen Wahlprüfsteine zur Bürgerschaftswahl bringen Licht ins Dunkel, wo Kandidaten zwischen Verkehrsstau und Mobilitätsträumen digital eine blühende Hansestadt versprechen. 

 Hamburg Digital Wahlprüfsteine 
Digitalisierung und Wirtschaft

Die Freie und Hansestadt setzt auf die Fortführung traditioneller Branchen und der von ihnen gesteuerten Cluster. Der Senat setzt mit dem Thema Mobilität und den dahinter liegenden Faktoren Verkehr und Logistik sowie mit der umfangreichen Gesundheitswirtschaft weiterhin auf vornehmlich vertikale Branchen.

1. Thema: Arbeitsplatzwandel Digitalisierung

Wie wollen Sie die wegbrechenden Arbeitsplätze in den sich konsolidierenden Hamburger Branchen Banken, Versicherungen, Medien und in der Logistik ersetzen?

SPD Hamburg (2015: 59 Abgeordnete): "Open Innovation"


Wir sehen die Digitalisierung und die damit verbundenen Transformationskräfte als dauerhafte Chance und sind davon überzeugt, den Strukturwandel aktiv gestalten zu können, indem wir Hamburgs Wettbewerbsvorteile konsequent weiterentwickeln und auf eine neue Ebene heben. Für den Standort Hamburg und seine Unternehmen spielt die „Digitale Transformation“ eine zentrale Rolle. Der Begriff steht für den Prozess, ein Geschäft neu zu definieren, Prozesse zu digitalisieren und Beziehungen über mehrere Wertschöpfungsstufen hinweg zu erweitern. 

Moderne Formen der Innovationspolitik, die im Zuge Digitalisierung rasant an Bedeutung gewinnen sind Open Innovation, Dienstleistungs- und Prozessinnovation sowie Geschäftsmodellinnovationen. Dadurch werden wir die vollständige Bandbreite des Innovationsgeschehens am Standort erfassen und bisher nicht gehobene Potenziale nutzen. Bevor Digitalisierung und Strukturwandel zu Arbeitslosigkeit führen, wollen wir intensiv mit Kammern, Unternehmensverbänden und Bildungsträgern zusammenarbeiten, Maßnahmen entwickeln sowie entsprechende Weiterbildungsangebote auf den Weg bringen.

CDU Hamburg (2015: 20 Abgeordnete): "Digitale Bildung"

Die Digitalisierung wird in Hamburg zu keiner signifikanten Reduzierung der Anzahl an Arbeitsplätzen führen. Vielmehr findet eine Verschiebung statt. Arbeiten, die über Jahrzehnte von Menschen ausgeführt wurden, können heute oder in naher Zukunft maschinell erledigt werden. Gleichzeitig entstehen aber neue Felder mit entsprechenden Aufgaben. Für alle Maschinen, digitale Systeme, Softwares, Roboter etc. brauchen wir zum einen Fachleute, die diese entwickeln. Zum anderen aber auch Menschen, die die eingesetzten Maschinen bedienen und warten. Hierfür braucht es zwar ein gewisses Knowhow, welches aber durch Schulungen und Workshops erworben werden kann.

Für die Förderung solcher Weiterbildungsmaßnahmen möchten wir uns starkmachen. Jeder, der aufgrund der Digitalisierung seinen Job aufgeben muss und weiter arbeiten möchte, soll die Chance dazu erhalten. Noch wichtiger ist es, bereits in den Schulen die nötigen Grundlagen zu vermitteln. Daher müssen wir Hamburgs Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Herausforderungen und Chancen des digitalen Wandels vorbereiten und sie rechtzeitig für die digitale Wissensgesellschaft begeistern.

GRÜNE Hamburg (2015: 15 Abgeordnete): "Innovationsallianz"

Ehrlicherweise werden Arbeitsplätze in erster Linie durch Unternehmen geschaffen bzw. ersetzt. Hamburg schafft Rahmenbedingungen bzw. ein innovationsfreundliches Klima durch die massive Förderung des Wissenschaftsstandorts, durch die Innovationsallianz und durch Fördermittel für Digitalisierung und Innovation. Auch Blockchain und KI sind zentrale Forschungsgegenstände der Hamburger Hochschulen, ihre Anwendung obliegt jedoch den Firmen.

LINKE Hamburg (2015: 11 Abgeordnete): "Recht auf Weiterbildung"

Digitalisierung, Globalisierung, Klima- und demografischer Wandel stellen große Herausforderungen dar. Wir müssen an zwei Stellen ansetzen: Zum einen müssen Deutschland und Hamburg investieren. So können dringend nötige Fortschritte insbesondere bei der Qualität des Bildungssystems, Daten- und Verkehrsnetzen sowie der Dekarbonisierung des Landes, also der Umstellung auf klimaschonende Technologien, erzielt werden. Das schafft zugleich Arbeitsplätze. 

Um den Umstieg auf eine andere Arbeit zu ermöglichen, brauchen wir zum anderen ein Recht auf Weiterbildung. Das Qualifizierungschancengesetz ist zwar ein Anfang, in Hamburg muss es aber ergänzend ein Qualifizierungs- und Weiterbildungskonzept geben, das Arbeitsplatzverlusten vorbeugt.

FDP Hamburg (2015: 9 Abgeordnete): "Masterplan Handel"

Wirtschaft ist ein dynamischer Prozess stetigen Wandels. Wir Freie Demokraten setzen die richtigen Rahmenbedingungen für Erhalt oder Neuschaffung von Arbeitsplätzen. Unsere Aufgabe ist es, der Wirtschaft die Freiräume zu schaffen, die sie braucht, damit sie sich weiter entfalten kann. Es gibt zwar viele junge und etablierte Unternehmen und Unternehmer mit Ideen, Visionen und erfolgsversprechenden Geschäftsmodellen – aber die Rahmenbedingungen müssen in Hamburg besser werden. 

Beste Rahmenbedingungen müssen für kleine und mittelständische Unternehmen geschaffen werden. Hamburg braucht einen Masterplan Handel, der eine verlässliche Planungsbasis für diese Unternehmen schafft. Im Masterplan Handwerk ist zwar das Thema 3D‐Druck als Handlungsfeld aufgenommen worden, aber weitere Unterstützung ist insbesondere mit Blick auf den Nachwuchs notwendig, damit das Handwerk in Zeiten der Digitalisierung nicht als „langweilig“ gilt und noch weniger junge Menschen eine entsprechende Ausbildung beginnen wollen. 

Dem enormen Flächenbedarf und dem Wandel der Logistik‐ und Industriebetriebe muss frühzeitig in Planungen nachgekommen werden. Wir brauchen auch eine stärkere Vernetzung der Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik um Synergien zu schaffen zur Steigerung von Innovation und Wertschöpfung für den Standort Hamburg. Hierdurch entstehen viele neue Ideen, innovative Lösungen und marktfähige Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle. Wir wollen die Unternehmen dabei unterstützen, dieses Potenzial zu nutzen.

AfD Hamburg (2015: 8 Abgeordnete): "Neue Technologien"

Viele klassische Berufe in für Hamburg üblichen Branchen werden in Zukunft nicht mehr in bekannter Form existieren. Es werden jedoch neue Berufsbilder entstehen, die unter Einsatz neuester Technologie die Arbeitswelt verändern werden. Entscheidend ist dabei die rasche und reibungslose Implementierung dieser Technologie, um den Zugang zu neuen Branchen zu erschließen und wegbrechende Arbeitsplätze zu ersetzen. Ein Beharren auf Fortführung traditioneller Branchen verengt zu sehr den Blick für Neues.

Hamburg muss neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen sein und in der Lage sein, diese sinnvoll zu nutzen, um das wirtschaftliche Voranschreiten zu unterstützen. Dabei gilt es, den Blick gleichermaßen auf gegenwärtigen wie auf zukünftigen Branchen zu haben. Das Aufkommen neuer Wirtschaftszweige sollte uns dennoch nicht dazu verleiten, die bisherigen zu vernachlässigen, denn auch ihnen wird weiterhin eine große Bedeutung für die Hamburger Wirtschaft zukommen.

2. Thema: Querschnittsaufgabe Digitalisierung

Wie kann sich Hamburg zukunftsweisend aufstellen, wenn horizontale Querschnittsthemen wie die Digitalisierung nicht im Mittelpunkt der Stadtpolitik stehen?

SPD Hamburg (2015: 45,6%): "Bürger- und Bildungsprojekt"

Hamburg als Zukunftsstadt gestaltet aktiv den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Wandel. Zukunft heißt, die Stadt auf die Digitalisierung einzustellen und die digitalen Perspektiven in allen politischen und gesellschaftlichen Bereichen umzusetzen/ankommen zu lassen. Wir wollen dabei die Lebensqualität und die wirtschaftliche Attraktivität Hamburgs sichern und weiterentwickeln. Für uns ist die Digitalisierung auch eines der größten Bürger- und Bildungsprojekte unserer Zeit. 

Wir wollen den Menschen in Hamburg einen besseren Zugang zur digitalen Welt eröffnen und sie in die Gestaltung der digitalen Entwicklung einbinden. Es ist deswegen der richtige Zeitpunkt für einen neuartigen Lern- und Identifikationsort in der Stadt, der Impulse für ganz Deutschland setzen kann. Wir schaffen in Hamburg mit einem neuen und zentralen Haus der Digitalen Welt den Bildungs- und Zukunftsort für alle Hamburgerinnen und Hamburger.

CDU Hamburg (2015: 15,9%): "Einheitliche Digitalstrategie"

Eine vollständige und erfolgreiche Digitalisierung Hamburgs kann nur gelingen, wenn die fortschreitende Transformation in allen Branchen und Lebensbereichen aktiv gestaltet wird, um sie als Chance zu nutzen. Dazu braucht es eine gesamtheitliche Digitalisierungsstrategie für die ganze Stadt mit klaren Prioritäten. Diese wollen wir in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Wissenschaft entwickeln. Neben der Unterstützung der Privatwirtschaft sehen wir auch die digitale Transformation der städtischen Verwaltung als Kernaufgabe an. 

Verfahren wie z. B. Bewerbungen um öffentliche Ausschreibungen müssen deutlich komprimiert und entzerrt werden. Auch halten wir die Gründung eines Digitalrates aus unabhängigen Experten, der insbesondere den Einsatz sowie die Förderung von Zukunftstechnologien unterstützend begleiten soll, für sinnvoll. Andere machen es vor: So entwickeln und koordinieren beispielsweise die Smart Dubai Initiative und die Dubai Future Foundation die notwendigen Maßnahmen, um Dubai in eine Smart City zu transformieren. Diesen Ehrgeiz braucht Hamburg auch.

GRÜNE Hamburg (2015: 12,3%): "Northern Innovation Quarter"

In unserem Zukunftsprogramm fordern wir: "Wir wollen nach dem erfolgreichen Vorbild der Metropolregion Rotterdam/Den Haag gemeinsam mit unseren Partner*innen in der Metropolregion Hamburg ein Northern Innovation Quarter gründen. Als Institution soll das NIQ gezielt zukunftsfähige – sprich ökologisch und sozial nachhaltige sowie gemeinwohlorientierte – Innovationen und Ausgründungen fördern. Dazu gehört Unterstützung bei der Beratung zu gesetzlichen Regulierungen, bei der Bildung von Netzwerken, der geeigneten Standortsuche, dem F&E-Matching, Investor Relations und der Einwerbung von Fördermitteln. 

LINKE Hamburg (2015: 8,5%): "Digitales Fundament"

DIE LINKE versteht die wachsende Digitalisierung vieler Lebens- und Arbeitsbereiche auch als Chance, um das Allgemeinwohl und Teilhabe zu fördern. Bundesweit muss dafür ein „digitales Fundament“ geschaffen werden, dass dazu beiträgt, eine Zukunft abseits von kapitalistischen Verwertungsinteressen umsetzen zu können. Grundlegende Bausteine hierfür sind: freier Zugang zum Internet, Vergesellschaftung zentraler Infrastrukturen, Durchbrechen der kommerziellen Verwertungslogik von persönlichen Daten durch wirksamen Datenschutz und die Vermittlung von Digitalkompetenz für alle Hamburger*innen.

Die Digitalisierung bietet neben einigen, z. B. Datenschutzrisiken, große Chancen das Leben für Hamburgerinnen und Hamburger einfacher zu machen. Diese gilt es zu ergreifen. Im Mittelpunkt des politischen Handelns der Hamburgischen Linken steht die soziale und nachhaltige Gestaltung unserer Stadt im Sinne der Menschen. Wir begreifen Digitalisierung als Mittel dies umzusetzen. Wir wollen außerdem darauf achten, dass alle Menschen mitgenommen werden. So müssen auch Menschen die (noch) keinen Bezug zu neuen Medien haben alle Leistungen der Verwaltung gleichberechtigt nutzen können. Hier besteht die Aufgabe vor allem darin, Schnittstellen zwischen analoger Eingabe, z.B. händisch auszufüllenden Formularen oder Eingaben zur digitalen Weiterverarbeitung zu schaffen.

FDP Hamburg (2015: 6,3%): "Zukunftsstrategie 2025"

Gar nicht – denn für eine zukunftsweisende Positionierung Hamburgs ist das Thema Digitalisierung von zentraler Bedeutung. Hamburg braucht deshalb nach Auffassung von uns Freien Demokraten ein Update der bisherigen Digitalisierungsstrategie, das die Verwaltung für die anstehenden Herausforderungen wappnet und die notwendige Basis für die erfolgreiche Entwicklung von Unternehmen schafft. 

Dazu zählt der forcierte Breitbandausbau in bislang schlecht angebundenen Gebieten unter enger Abstimmung mit Bundesnetzagentur und Netzbetreibern für die Errichtung von flächendeckender 5G‐Infrastuktur ebenso wie die Digitalisierung der Stadt mit Unterstützung der Wirtschaft oder die erfolgreiche Realisierung von Vorzeigeprojekten wie dem „Hammerbrooklyn.DigitalCampus“. 

Das alles muss Teil einer neuen Zukunftsstrategie „Hamburg digital 2025“ sein. Zudem haben wir Freie Demokraten vorgeschlagen, dass der Senat gemeinsam mit Wirtschaft, Clustern, Verbänden, Kammern und Hochschulen hierfür einen sektorenübergreifenden Masterplan Digitalisierung erarbeitet (Drucksache Bürgerschaft 21/15596). Hamburg kann so zum Leuchtturm für Digitalpolitik werden.

AfD Hamburg (2015: 6,2%): "Mittelpunkt der Stadtpolitik"

Eine zukunftsorientierte wirtschaftliche Positionierung ohne Fokus auf die omnipräsente Digitalisierung erscheint schwerlich möglich. Hamburg droht Chancen zu verpassen, wenn dieses große Zukunftsthema nicht endlich ernsthaft verfolgt wird. Es wird sehr viel über das Thema gesprochen, der Ertrag daraus ist leider viel zu gering. Insofern die Digitalisierung nicht in den Mittelpunkt der Stadtpolitik gestellt wird, muss klar bedacht werden, was die Alternativen dazu sein sollen.

Es sollte jedem ersichtlich sein, dass Hamburg als reiner Standort von Kunst und Kultur wirtschaftlich nicht überlebensfähig ist. Unternehmerisches Denken und Handeln müssen in Hamburg gefördert und nicht erstickt werden. Wenn die Stadt das Potenzial und den Nutzen der Digitalisierung nicht in gebührenden Maße Rechnung tragen will, liegt es in der Verantwortung der Wirtschaft, das Thema voranzutreiben. Hamburg muss dafür geeignete Rahmenbedingungen schaffen.

3. Thema: Innovationstreiber Digitalisierung

Welche Impulse werden Sie setzen, um z. B. Blockchain als Vertrauensinstanz und KI zur optimalen Datenauswertung für die Wirtschaft fortzuentwickeln?

SPD Hamburg (Fachsprecher: Hansjörg Schmidt): "KI-Handlungsfelder"

Wir halten Blockchain für eine wichtige Querschnittstechnologie mit dem Potenzial, viele Lebensbereiche in Wirtschaft und Gesellschaft der Stadt positiv zu beeinflussen und neue Forschungshorizonte zu eröffnen. Die Bedeutung der Blockchain-Technologie wird in den nächsten Jahren erheblich zunehmen, nicht zuletzt auf Grund ihres hohen Potenzials zur Kostensenkung und Vereinfachung von Transaktionsabläufen durch den Wegfall einer zentralen, vermittelnden Instanz. In Hamburg gibt es bereits eine Vielzahl von Blockchain-Aktivitäten sowie ein sehr aktives Netzwerk mit privaten Initiativen und Veranstaltungen.

Eine besondere Vorreiterrolle hat Hamburg mit Projekten an der Schnittstelle zur Realwirtschaft, unter anderem in den Anwendungsfeldern Intelligente Verkehrs- und Transportsysteme (ITS), Logistik und Energie. Die Bereiche ITS und Logistik bieten in Hamburg besonders vielfältige Einsatzszenarien für die Blockchain-Technologie. Neben der Logistik-Initiative Hamburg (LIHH) hat sich der Digital Hub Logistics zu einem Inkubator für innovative Geschäftsmodelle mit Blockchain-Bezug entwickelt. Mit dem ITS World Congress 2021 hat Hamburg die Möglichkeit, sich der Weltöffentlichkeit mit innovativen Blockchain-Anwendungen als Standort für digitale Lösungen zu präsentieren.

Im Bereich der KI hat z. B. Hamburg Energie selbstlernende Systeme zur Erhöhung der Energieeffizienz in der Energieproduktion und –versorgung erprobt. So werden beispielsweise Energiebedarfsprognosen durch KI unterstützt und der Einsatz von Erzeugungsanlagen wird mit der Zielstellung eines emissionsarmen Betriebes optimiert. Seit dem 1. Januar 2019 befinden sich die ersten Kunden von Hamburg Energie in der strommarktoptimierten Belieferung. Wir wollen die Handlungsfelder der KI-Strategie der Bundesregierung in Hinblick auf die Weiterentwicklung des Einsatzes von KI in Hamburg genau prüfen.

CDU Hamburg (Fachsprecher: Carsten Ovens): "KI-Plattform"

Wissenschaftliche Expertise ist am Standort bereits verfügbar, allein an der Universität forschen über 50 Wissenschaftler rund um das Thema KI, an der HAW Hamburg sind es zusätzliche zehn Professoren. Gleichwohl fehlen eine leitende Strategie sowie eine Koordination der bisherigen Aktivitäten. Wir wollen eine Plattform einrichten, auf der Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammenkommen. Darüber hinaus braucht es deutlich stärkere Investitionen in die Forschung, um Hamburg als KI-Standort zu profilieren. 

Für innovative Technologien müssen spezielle Fördertöpfe eingerichtet werden, die kurzfristig und unbürokratisch zu beantragen sind und die vorrangig auf Impulssetzung, Forschung und Erprobung abzielen. Damit kann sowohl die etablierte Wirtschaft gestärkt, als auch Raum für innovative Unternehmensgründungen geschaffen werden. 

Die Technologie der Blockchain besitzt ein enormes Potential für neue Geschäftsmodelle in fast allen Branchen, beispielsweise sichere Finanztransaktionen, ohne dass Banken beteiligt sind. Umso wichtiger ist deren weitere Erforschung und Anwendung. Wir unterstützen daher die Einrichtung eines Blockchain-Campus in der HafenCity, damit Hamburg bei dieser neuen Technologie zu Berlin aufholt.

GRÜNE Hamburg (Fachsprecher: Farid Müller): "GreenStartupHub"

Innovativen, nachhaltigen Startups fehlen oft Räume für den ersten Firmensitz. Deshalb wollen wir einen großen GreenStartupHub gründen, der echten digitalen Startups mit nachhaltigen Ideen und hohem Potential die Chance auf bezahlbare, technisch hochwertige und für Expansion skalierbare Flächen in der attraktiven Hansestadt bietet. Der Transfer aus Wissenschaft und Forschung im Hinblick auf neue Ideen, Lösungsansätze und Technologien soll bei der Gründung des Hubs als elementarer Bestandteil mitgedacht werden.

LINKE Hamburg (Fachsprecher: Norbert Hackbusch): "KI-Grundlagenforschung"

Die Blockchain-Technologie kann dazu beitragen, Verwaltungsprozesse im digitalen Bereich unmittelbarer, nachvollziehbarer und handhabbarer zu machen. Ziel muss dabei die Entlastung von Menschen sein, sowohl von BürgerInnen als auch von MitarbeiterInnen in Verwaltung Wirtschaft. Dabei sind zwingend immer auch Datenschutzsaspekte und die Manipulationssicherheit zu berücksichtigen. Gerade bei der Manipulationssicherheit bietet Blockchain eine Perspektive, der sich DIE LINKE nicht verschließt.

DIE LINKE versteht KI nicht als Ersatz für den Menschen, um effizienter zu wirtschaften, sondern als weitere Technologie in einer digitalen Gesellschaft, die helfen kann, Daten auszuwerten, Informationen zu gewinnen, Wissen zu generieren, von Arbeit zu entlasten, Zugänge zu schaffen und Teilhabe zu erleichtern. Um das gesellschaftliche Potenzial einer gemeinwohlorientierten KI zu entfalten, braucht KI mehr Grundlagenforschung und einen klaren Rechtsrahmen, vor allem in Bezug auf Fragen der Verantwortlichkeit und Haftungsfragen sowie Datenschutz und Datensicherheit.

Zu einer stabilen ethischen Basis für den sinnstiftenden Einsatz von KI gehören unter anderem Transparenz, Diskriminierungsfreiheit, Verbraucherschutz und die Einhaltung der Menschenrechte. Wir stehen für einen Einsatz von KI, der die Menschen darin unterstützt und bestärkt, sich in einer gemeinwohlorientierten, offenen und solidarischen Gesellschaft entfalten zu können.

FDP Hamburg (Fachsprecher: Michael Kruse): "KI-Cluster Hamburg"

Wir Freie Demokraten setzen uns für den Einsatz von Blockchain‐Technologien in der digitalen Verwaltung der Stadt ein. Hamburg soll zum deutschen Zentrum für Zukunftstechnologien in den Bereichen autonome Systeme, Blockchain und künstliche Intelligenz werden. Dazu muss Hamburg politische, organisatorische und finanzielle Unterstützung leisten für eine von Wirtschaft und Wissenschaft getragene „Standortinitiative KI Hamburg“ zum Aufbau eines neuen Hamburger Kompetenzbereichs. Dies ist eine notwendige und sinnvolle Erweiterung der bestehenden Hamburger Cluster‐Politik und der Innovationsallianz für Hamburg, um künstliche Intelligenz als spezielle und eigene Form der Digitalisierung in der Cluster‐Strategie der Metropolregion zu verankern. 

Notwendig und sinnvoll für Hamburg sind eine gemeinsame Definition und Entwicklung einheitlicher Standards zwischen den Unternehmen am Standort und der Hamburger Finanzverwaltung, allgemein gültige technologische Frameworks für alle nutzbaren digitalen Instrumente und für den Austausch von Daten und Informationen und die Kommunikation miteinander.

AfD Hamburg (Fachsprecher: Peter Lorkowski): "Techlogie-Startups"

Sowohl in der „künstlichen Intelligenz“ als auch in Blockchain sehen wir größte Chancen, die Hamburger Wirtschaft weiterzuentwickeln. KI erhält in immer mehr Geräte und immer mehr Lebensbereiche Einzug. Blockchain, bekannt als Technologie hinter Kryptowährungen wie Bitcoin, bietet darüber hinaus weitreichende Anwendungsmöglichkeiten, die vielen Menschen noch gar nicht bewusst sind. Es ist die Aufgabe der Politik und der Wirtschaft, Vertrauensdefizite in diese Technologien auszuräumen.

Hamburg muss als Standort sowohl für künstliche Intelligenz als auch für Blockchain etabliert werden. Nur mit der Ansiedlung solch zukunftsträchtiger Branchen kann Hamburg den Übergang in das digitale Zeitalter wirtschaftlich erfolgreich gestalten. Dabei geht es nicht nur darum, bestehende Unternehmen nach Hamburg zu locken, es muss vielmehr auch darum gehen, IT-Startups die Möglichkeit zu geben, in Hamburg zu prosperieren.

 Hamburg Digital Wahlempfehlung 
Digitalisierung und Wirtschaft

Ergebnis der redaktionellen Auswertung: 
keine eindeutige Wahlempfehlung möglich.

Warum die Antworten der Parteien zur Bürgerschaftswahl nicht überzeugen - unser HAMBURG DIGITAL WAHLSTOLPERSTEIN "Die Digitalisierung wartet nicht auf Hamburg" von Landeskorrespondent Gerd Kotoll - HIER.


 Hamburg Digital Background: 

Alle aktuell in der Bürgerschaft vertretenen Parteien haben die Möglichkeit bekommen, die Fragen zu den digitalen Wahlprüfsteinen zu beantworten. Die Antworten der Parteien werden in der Reihenfolge der Sitzverteilung von 2015 veröffentlicht: SPD, CDU, Grüne, Linke, FDP und AfD. Eine Ausgrenzung von Parteien und ihren Positionen zur Digitalisierung in Hamburg - z. B. der AfD oder der Linken - findet nicht statt. 

Wir machen keine Politik. Wir beobachten, bewerten und berichten.

Die Antworten werden in der Reihenfolge der Themen und Fragen veröffentlicht. Eine Kommentierung oder Kürzung der Antworten gibt es nicht. Auf Grundlage der Antworten erarbeitet die Redaktion eine sachlich begründete Wahlempfehlung zu jedem Themenkomplex sowie insgesamt zur Digitalpolitik. In die Wahlempfehlung fließen über 1.200 veröffentlichte Digitalnachrichten aus Hamburg, der Metropolregion und Norddeutschland sowie gut 270 Fachbeiträge, Interviews und Statements ein.

HANSECODEX: Die Hanse Digital Präambel

Wir brauchen gute Politik. Dazu braucht es Wähler, die wissen wen sie wählen.

Am 23. Februar d. J. entscheidet Hamburg, wie es in den kommenden fünf Jahren weiter geht: 1.4 Mio. Wahlberechtigte sind aufgerufen, in 17 Wahlkreisen 121 Abgeordneten von 15 Parteien in die Bürgerschaft zu entsenden. Wird SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher die ganze Stadt auch digital im Blick behalten oder die GRÜNE-Bürgermeisterin Katharina Fegebank Hamburg zum digitalen Labor entwickeln? 

Die Hamburg Digital Wahlprüfsteine - Thema Digitalisierung und Wissenschaft - in der kommenden Woche nur hier auf HANSEVALLEY.


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 Hamburg Digital Wahlprüfsteine: 

Digitalisierung und Stadtentwicklung
HANSEPOLITICS: Die stadtentwicklungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020
https://hv.hansevalley.de/2020/02/hansepolitics-stadtentwicklung-hamburg-2020.html

Digitalisierung und Verwaltung
HANSEPOLITICS: Die verwaltungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020

Digitalisierung und Bildung
HANSEPOLITICS: Die bildungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020
HANSEPOLITICS: Die forschungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020

 Hamburg Digital Statements: 

Digitalisierung und Stadtentwicklung
HANSESTATEMENT: Klimaschutz-App in Hamburg - auf dem chinesischen Weg?

Digitalisierung und Bildung
HANSESTATEMENT: Wenn Du einen toten Gaul durch die Schule reitest ... steig' ab!

Digitalisierung und Wissenschaft
HANSESTATEMENT: Das digitale Wolkenckuckucksheim. Wer hat hier die letzten 5 Jahre eigentlich regiert?
HANSESTATEMENT: Rot-Grün: Digitalstrategie? Echt jetzt?

Digitalisierung und Wirtschaft
HANSESTATEMENT: Die Digitalisierung wartet nicht auf Hamburg.

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