Dienstag, 11. Februar 2020

HANSESTATEMENT: Wenn Du einen toten Gaul durch die Schule reitest ... steig' ab!

HAMBURG DIGITAL WAHLSTOLPERSTEIN
- von Landeskorrespondent Gerd Kotoll -


Wahlkampfmotiv der Hamburger FDP zur Bürgerschaftswahl.

Erinnern Sie sich noch an diese Typen in der Schule, die wirklich nichts begriffen haben und in ihrer Tollpatschigkeit noch nicht mal lustig waren? Hinter deren Rücken hieß es dann halb gehässig, halb bemitleidend: 'Tja, dumm geboren, nichts dazu gelernt und die Hälfte noch vergessen.' Was aus solchen Leuten wohl mal werden würde, fragte man sich ab und zu.

Heute weiß man, dass sie im Parteien-Apparat - zumal bei regierenden Parteien - durchaus beachtliche Aufstiegsschancen haben können. Manchmal ist sogar ein Mandat in einem Regionalparlament drin. Das glauben Sie mir nicht? Bitte schön! Lesen Sie sich die Antworten der Parteien auf die Fragen unserer Wahlprüfsteine zur digitalen Bildung nochmal genau durch. 


Ich kann Ihnen versprechen - also: mein Ehrenwort geben - dass Ihnen nicht nur als betroffene Eltern, Insider der Bildungsmisere und interessierte Hamburger Bürger die Augen übergehen werden:

Hamburg Digital Detox – We call it "Funkloch"

Fangen wir mit der SPD an: Einen spießigeren Struktur-Konservatismus müssen Sie lange suchen: Informatik als Pflichtfach? I wo, das reicht doch als Wahlpflichtkurs. Haben wir ja schließlich schon immer so gemacht. Und außerdem: genau so (und nicht anders!) steht das ja in der Ausbildungs- und Prüfungsordnung. Liebe SPD-„Bildungspolitiker“ (die „“, weil man gar nicht weiß, wen man da gerade anspricht): 

Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr die Kinder an den Schulen in Hamburg „sehr gut auf das Leben und Lernen in der digitalen Welt“ vorbereitet? Wie vollführt Ihr dieses Kunststück, wenn Ihr bei Euren Antworten fast aus jeder Zeile tropfen lasst, dass Ihr so gar nicht sicher seid, worüber Ihr da gerade sprecht: mit einem 5-Jahres-Plan für WLAN-Ausstattung? Echt jetzt? Ja, Digitalisierung ist ein Zukunftsthema. Es wird aber nicht erst in der Zukunft beginnen.

Wenn Ihr mit der WLAN-Ausstattung fertig sein wollt, werden die 50.000 Laptops, Tablets und Micro-Devices bereits wieder veraltet sein – und vermutlich ausgeleierte LAN-Kabel-Buchsen haben. Warum auch mobil benutzen? Aber mit der Stückzahl kann ja eh nicht mal die Hälfte der Schülerinnen und Schüler an den weiterführenden Schulen in den Genuss eines solchen Gerätes kommen. Macht aber nichts: Fällt ja fast nicht auf ...

Vermutlich verkauft Ihr analoge Hausaufgaben auch als "Digital Detox". Oder ist das nur die „logische“ Konsequenz, weil man im Funkloch eh nichts mit den Geräten angefangen kann? Apropos Funkloch…. In dem standen offensichtlich auch die Grünen, als sie ihre Antworten getippt haben. Oder war es doch dieser 5G-Test im Hamburger Hafen, bei dem dessen Mikrowellen-Strahlung zu nah am Kopf waren?

Leute! Wer im Jahr 2020 ernsthaft mit „seit fast 10 Jahren existierenden … Projekte zur .. Entwicklung und Erprobung von Informatik-Curricula“ antwortet (und zwar an 4  - in Worten: V-I-E-R Schulen), hat offensichtlich nicht verstanden, wie rasant die Digitalisierung alles umbrechen wird. Übrigens: Nur kurz vorher (im Januar 2007) kam das erste iPhone auf den Markt. Wir sind bei Version 11 und Betriebssystem-Version 13. Nur so als Randbemerkung.

Und ja, liebe Grün*innen, tatsächlich wird die Digitalisierung von den Lehrkräft*innen eine große Umstellung abverlangen. Denn die Welt wandelt sich. Genau deswegen muss sich auch Schule wandeln. Und nein, dieser Wandel wird nicht „behutsam“ stattfinden, wie Ihr Euch so sehr für Eure Kolleg*innen im Lehrerzimmer (oder sagt man mittlerweile auch Lehrer*innenzimmer?) so sehnlichst wünscht. It's the reality, stupid! (Ahh, schon wieder Bill Clinton ... ).

Nur mal so aus Interesse gefragt: Wenn Ihr möchtet, dass „der Einsatz neuer Medien nicht unreflektiert“ erfolgen darf (Das steht da!) – warum ist es für Eure Antworten auf die Wahlprüfsteinfragen offensichtlich okay, dass die völlig unreflektiert verschickt wurden? Hm? Irgendeine Idee? Auch nur eine klitzekleine?

Dass die Linken die Digitalisierung als Folge der Globalisierung entsprechend kritisch sehen und sie am liebsten verdrängen, verbieten oder wenigstens begrenzen würden, überrascht tatsächlich nicht. Es sei ihnen gegönnt. Und dass die AfD immer noch kein Kompetenzfeld gefunden hat, auf dem sie inhaltlich fundiert etwas beitragen könnten - ok ...

Gelb-schwarze Koalition digital am besten gebildet

Schauen wir uns die CDU-Antworten an: Schnell wird klar, dass Bildung den Damen und Herren der C-Partei ein echtes Anliegen zu sein scheint, dass auch und gerade unter dem Aspekt der Digitalisierung am ehesten zukunftsorientiert angegangen wird. Auch wenn wir es nur die gezielte Fragen erfahren durften und es nicht G-R-O-S-S plakatiert ist - wie es sein sollte.


Liebe CDU, macht das mal mit weniger Konjunktiv und mehr Mut, dann könnte das echt mal was werden. Denn Richtung und Akzentsetzung stimmen schon, es darf halt nur gern etwas mehr sein, als Akzente. Schaut mal über die Hamburger Landesgrenze nach Süden, was in Niedersachen so geht: Hmmmm, Informatik als Pflichtfach, in einem Flächenland. Done! Die Unionskollegen im Hannover Landtag helfen sicher gern mit den Details aus ...

Die FDP zeigt einen „German Mut“, den sie einst auch als Slogan in magenta ins Land trug. So liefern die Liberalen zu den Fragen in Sachen Bildung & Digitalisierung die progressivsten, zukunftsorientiertesten und damit die besten Antworten. Klarer Homerun! Von keiner anderen Partei kamen Antworten mit derart vielen, klaren und eindeutigen Beschreibungen der Herausforderungen und passenden Lösungen dazu.

Unser klares Fazit zu den Bildungsprogrammen:


Wer für die eigenen Kinder, Enkel oder einfach die kommenden Generationen eine möglichst gute Grundlage in Sachen digitaler Bildung legen will, kommt an einer gelb-schwarzen Koalition im Rathaus nicht vorbei. Mehr noch: Wer ernsthaft erwägt, rot, grün oder andere noch nicht genannte Farben zu wählen, ist mit dafür verantwortlich, dass die rote Laterne wieder an Hamburgs Schulen gehängt wird - Berlin und NRW werden Applaus klatschen.

Erschütternd ist die weitgehende Inhaltslosigkeit der grünen Worthülsen. Die Partei, die in Hamburg vor gut zehn Jahren eine Bildungsrevolution anführte, die nur durch einen Volksentscheid gestoppt werden konnte, hat das Thema Bildung und Digitalisierung offenbar komplett aus der DNA gelöscht, ersatzlos. Anders ist die Zaghaftigkeit, Betulichkeit, ja fast rückwärts gewandte Ängstlichkeit nicht zu erklären.

Ähnlich bei der SPD, die sich zwischen den Zeilen für quasi nicht verantwortlich erklärt: „Wir machen, was wir bislang immer gemacht haben. Wenn die Digitalisierung anders verläuft, ist das nicht in unserer Verantwortung.“ Dafür schauen Sie lieber über die Dächer der Stadt, anstatt zu schauen, was in den - laut Tschentscher-Video - flottgemachten Schulen so läuft. Danke, setzen, Sechs!

Eine solche Haltung ist nicht mal Zweitliga-würdig, sondern ein Fall für Platzverweis bzw. Auswechselung. Ich sage: Ab auf die Ersatzbank! Da ist es kein Trost, dass die SPD in Hamburg den politischen Klassenerhalt gerade mal noch so schaffen könnte. Für die Kinder in Hamburg ist mit dieser Politik der Weg in die Kreisklasse vorgezeichnet. Immer dem großen Vorbild mit der Raute hinterher ...

Am 23.2. können Mütter und Väter, Lehrerinnen und Lehrer, Bildungsinteressierte und zukunftsorientierte Bürger unserer Stadt eines sein: Schiedsrichter für die Hamburger Bildungspolitik. Bevor des Trauerspiel mit toten Gäulen aufm Schulhof zwischen Containerklassen den Standort Hamburg endgültig aus dem Wettbewerb der Bundesländer wirft. 


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 Hamburg Digital Statements: 

Digitalisierung und Stadtentwicklung
HANSESTATEMENT: Klimaschutz-App in Hamburg - auf dem chinesischen Weg?
hv.hansevalley.de/2020/02/hansestatement-klimaschutz-chinaloesung.html

Digitalisierung und Wissenschaft
HANSESTATEMENT: Das digitale Wolkenckuckucksheim. Wer hat hier die letzten 5 Jahre eigentlich regiert?
HANSESTATEMENT: Rot-Grün: Digitalstrategie? Echt jetzt?

Digitalisierung und Wirtschaft
HANSESTATEMENT: Die Digitalisierung wartet nicht auf Hamburg.

 Hamburg Digital Wahlprüfsteine: 

Digitalisierung und Stadtentwicklung
HANSEPOLITICS: Die stadtentwicklungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020
https://hv.hansevalley.de/2020/02/hansepolitics-stadtentwicklung-hamburg-2020.html

Digitalisierung und Verwaltung
HANSEPOLITICS: Die verwaltungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020

Digitalisierung und Bildung
HANSEPOLITICS: Die bildungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020
HANSEPOLITICS: Die forschungspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020

Digitalisierung und Wirtschaft
HANSEPOLITICS: Die wirtschaftspolitischen Wahlprüfsteine zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2020

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