Montag, 8. Juli 2024

HANSEMACHINE: Künstliche Intelligenz im Recruiting - ein Leitfaden für strategische Vorteile im Unternehmen.

HANSE DIGITAL GASTBEITRAG


Zwei Drittel der C-Level-Führungskräfte sind der Überzeugung, dass KI die Personalarbeit signifikant verändern wird. 

Hays HR-Report 2024



Immer mehr Bewerbungstools arbeiten mit eingebauter KI.
KI-Grafik: Oliver Welling

Die Digitalisierung hat nahezu jeden Bereich unseres Lebens beeinflusst, und das Recruiting bildet da keine Ausnahme. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, offene Stellen schnell und effizient mit qualifizierten Kandidaten zu besetzen, während sie gleichzeitig - zumindest im Idealfall - auch gegen den Fachkräftemangel mit einer Vielzahl an Bewerbungen umgehen müssen. In diesem Kontext gewinnt Künstliche Intelligenz fast täglich an Gewicht und entsprechend an Bedeutung. Norddeutschlands KI-Experte Oliver Welling mit neuesten Insides:

Was genau ist KI im Recruiting und wie kann sie den Prozess optimieren? In diesem Artikel habe ich das Thema „Künstliche Intelligenz im Recruiting“ ausführlich beleuchtet. Wie immer gibt es mehr Informationen, als in einen Artikel passen - aber der Inhalt gibt eine sehr gute Basis für weiterführende Gedanken. Ein Blick auf die aktuelle Lage, aus der sich die Notwendigkeit des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz im Recruiting leicht erkennen lässt, bieten die folgenden Zahlen, die aus der Hays-HR-Report 2024 stammen:

Zwei Drittel (66%) der C-Level-Führungskräfte sind der Überzeugung, dass KI die Personalarbeit signifikant verändern wird. Trotz dieser Überzeugung betonen knapp 75% der befragten Unternehmensentscheider, dass HR-Abteilungen sich beim Thema KI weiterbilden müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Aktuell fühlen sich 58% der C-Level-Entscheider nicht ausreichend sicher, dass ihr HR-Team die notwendigen technischen und analytischen Fähigkeiten besitzt, um mit der digitalen Transformation Schritt zu halten. Dies zeigt einen klaren Bedarf an Weiterbildung und strategischer Entwicklung innerhalb der HR-Abteilungen.

Datenbasierte Entscheidungen sind ein weiterer wesentlicher Vorteil, den KI im Recruiting bietet. 71% der befragten C-Level-Führungskräfte halten es für entscheidend, dass Kennzahlen und Metriken zeigen, wie die HR-Abteilung auf die Geschäftsziele einzahlt. Die Digitalisierung erleichtert HR-Teams durch die Automatisierung wiederkehrender, administrativer Aufgaben, sodass sie sich stärker auf strategische Themen konzentrieren können. Die Bedeutung von HR nimmt laut 66% der Führungskräfte in Zukunft weiter zu, wobei 34% HR als strategischen Partner wünschen. Dennoch geben rund 47% der C-Level-Führungskräfte zu, nicht genau zu wissen, wie sie ihr HR-Team effektiv und strategisch einsetzen können. 
Obwohl bereits 40% der befragten Unternehmen KI nutzen und fast 60% in der Umsetzungsphase sind, fehlt vielen Organisationen eine klare Strategie zur Nutzung dieser Technologie. Nur 32% der Organisationen verfügen über eine KI-Nutzungsstrategie, während 40% der KI-nutzenden Unternehmen noch keine entwickelt haben. Die größten Vorteile von KI sehen Unternehmen in der Beschleunigung von Prozessen (45%) und der Verarbeitung großer Datenmengen (34%). 
Herausforderungen wie Datenschutzbedenken (32%) und der Verlust von Kompetenzen bei Mitarbeitenden (31%) bleiben jedoch bestehen. Dennoch zeigt sich, dass der Einsatz von KI im Recruiting unerlässlich ist, um die Effizienz zu steigern, fundierte Entscheidungen zu treffen und letztlich die besten Talente für das Unternehmen zu gewinnen.
Künstliche Intelligenz im Recruiting nutzt fortschrittliche Technologien wie Machine Learning (ML), Natural Language Processing (NLP) und Predictive Analytics, um verschiedene Aufgaben im Bewerbungsprozess zu automatisieren und zu verbessern. Diese Technologien ermöglichen es, große Mengen an Daten in kurzer Zeit zu analysieren, Muster zu erkennen und noch fundiertere Entscheidungen zu treffen, als es bisher möglich war.
Von der Vorauswahl der Bewerber bis hin zum Matching von Stellenprofilen mit Kandidaten bietet KI vielfältige Lösungen, die den Recruiting-Prozess effizienter und präziser gestalten. Unternehmen können dadurch nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern auch die Qualität ihrer Einstellungen verbessern und die „Candidate Experience“ (also die Erfahrung, die ein Bewerber mit dem Unternehmen bereits im Bewerbungsprozess macht) optimieren.

Ein entscheidender Vorteil von KI im Recruiting ist die Fähigkeit, unbewusste Vorurteile zu reduzieren und eine objektivere Bewertung der Bewerber zu gewährleisten. KI-Systeme können standardisierte Kriterien anwenden, um Bewerber fair und transparent zu bewerten, wodurch die Vielfalt und Inklusion im Unternehmen gefördert werden. 

Obwohl natürlich auch KI-Systeme aufgrund ihrer Trainingsdaten gewisse Vorurteile enthalten können, sind sie dennoch in der Regel in der Lage, objektivere und konsistentere Entscheidungen zu treffen als Menschen. Zudem ermöglichen KI-gestützte Tools eine personalisierte und meistens auch schnellere Ansprache und Betreuung der Kandidaten, was die Chancen erhöht, die besten Talente für das Unternehmen zu gewinnen. Diese Technologien tragen dazu bei, den gesamten Rekrutierungsprozess effizienter und angenehmer für die Bewerber (und auch für die HR-Abteilung des Unternehmens) zu gestalten. 

Trotz dieser Vorteile müssen jedoch auch ethische und rechtliche Aspekte beachtet werden, um den verantwortungsvollen Einsatz von KI sicherzustellen und das Vertrauen der Bewerber in den Prozess zu stärken.
Vorteile von KI im Recruiting
Der Einsatz von KI im Recruiting bietet zahlreiche Vorteile, die den gesamten Bewerbungsprozess effizienter und effektiver gestalten, als dies heute „klassisch“ möglich ist. 
Hier zeige ich einige der wichtigsten Vorteile:

  •  Automatisierte Bewerbervorauswahl: KI-Systeme können heute bereits Lebensläufe scannen und bewerten. Anhand von definierten Kriterien wie Qualifikationen, Berufserfahrung und Soft Skills filtern sie geeignete Kandidaten heraus. Dies spart Zeit und ermöglicht es Recruitern, sich auf die vielversprechendsten Bewerber zu konzentrieren.

  • Stellenmatching: Eine der bedeutendsten Anwendungen von KI im Recruiting ist das Stellenmatching. KI-gestützte Systeme vergleichen die Profile von Bewerbern mit den Anforderungen der offenen Stellen. Durch Algorithmen und maschinelles Lernen wird eine präzise Passgenauigkeit zwischen Bewerber und Position gewährleistet. Dies führt zu schnelleren und besseren Einstellungsentscheidungen. Und entlastet die HR-Abteilung im administrativen Bereich.
  • Predictive Analytics: Durch die Analyse historischer Daten kann KI Vorhersagen über die Eignung von Kandidaten treffen und Trends im Bewerbungsprozess erkennen. Dies hilft, den gesamten Recruiting-Prozess zu optimieren.
  • Chatbots und virtuelle Assistenten: KI-gestützte Chatbots, oder virtuelle Assistenten können Fragen von Bewerbern beantworten und den Kommunikationsaufwand für Recruiter reduzieren. Sie können auch automatisierte Vorstellungsgespräche durchführen und erste Screenings vornehmen.
Herausforderungen und ethische Aspekte
Trotz der vielen klaren Vorteile von KI im Recruiting gibt es – wie immer bei KI - auch Herausforderungen und ethische Aspekte, die berücksichtigt werden müssen:
  • Datenschutz und Diskriminierungsverbot: Der Einsatz von KI im Recruiting muss den datenschutzrechtlichen Vorgaben entsprechen. KI-Systeme dürfen keine unzulässigen Diskriminierungen aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht, Alter oder Herkunft vornehmen. Transparenz und Fairness sind essenziell.
  • Transparenz der Entscheidungsfindung: Bewerber sollten nachvollziehen können, wie das KI-System zu seinen Empfehlungen gelangt. Dies erfordert eine verständliche Kommunikation der zugrunde liegenden Kriterien und Mechanismen.
  • Verantwortung und Rechenschaftspflicht: Unternehmen müssen für die Entscheidungen der KI-Systeme verantwortlich sein. Menschliche Aufsicht bleibt unverzichtbar, insbesondere bei kritischen Prozessen.
Praktische Anwendung: Kühne + Nagel
Ein beeindruckendes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von KI im Recruiting ist das globale Logistikunternehmen Kuehne + Nagel mit Hauptsitz in Hamburg. Um die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu steigern und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, setzte das Unternehmen auf eine KI-gestützte interne Rekrutierungsstrategie. 
Durch den Einsatz eines intelligenten Talentmarktplatzes, der darauf ausgelegt ist, Mitarbeiter mit Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten zu verbinden, konnte Kuehne+Nagel offene Stellen an ihre Mitarbeiter vermarkten, personalisierte Jobempfehlungen bereitstellen und den internen Recruitern ein intelligentes Tool zur Verfügung stellen, um qualitativ hochwertige Talente innerhalb des Unternehmens zu finden und entsprechend in neue Positionen zu setzen.
Mit diesem Talentmarktplatz verwandelten sich die internen Recruiter in „interne Headhunter“, die aktiv nach passenden Mitarbeitern suchten, diese vorab prüften und ihnen interessante Jobmöglichkeiten anboten, bevor externe Kandidaten in Betracht gezogen wurden. Dies führte zu einer stärkeren internen Talentpipeline, verkürzten Einstellungszeiten und einer insgesamt besseren Mitarbeitererfahrung. 
Innerhalb von nur zweieinhalb Monaten konnte Kuehne + Nagel die Konversionsrate interner Kandidaten um 22 % erhöhen, die Zeit zur Besetzung interner Positionen um 20 % reduzieren und eine Mitarbeiterzufriedenheitsrate von 74 % erreichen. Darüber hinaus ermöglichte der Talentmarktplatz den Mitarbeitern, ihre beruflichen Netzwerke für offene Stellen zu empfehlen, was die Rekrutierungsbemühungen beschleunigte und zur langfristigen Mitarbeiterbindung beitrug. 
Innerhalb eines Jahres wurden 11.000 Empfehlungen ausgesprochen, 6.000 Bewerbungen eingereicht und 500 Einstellungen vorgenommen – eine beeindruckende Konversionsrate von 10 %, die zehnmal höher ist als bei rein externen Ausschreibungen.


Fazit und persönliches Statement
Aus meiner Sicht bietet der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting ein enormes Potenzial, um die Effizienz zu steigern und die Qualität der Einstellungen signifikant zu verbessern. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben können sich HR-Teams endlich wieder auf strategische Themen konzentrieren, anstatt in administrativen Tätigkeiten zu versinken. 
Dies ermöglicht es HR-Abteilungen, als strategische Partner der Unternehmensführung zu agieren und einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Geschäftsziele zu leisten. Für Entscheidungsträger bedeutet dies, dass Investitionen in KI-Technologien und entsprechende Schulungen unerlässlich sind. Nur so können die erforderlichen technischen und analytischen Fähigkeiten entwickelt werden, die notwendig sind, um mit der digitalen Transformation Schritt zu halten. 
Ebenso wichtig ist die Entwicklung von Richtlinien zur ethischen Nutzung von KI, um sicherzustellen, dass diese Technologien fair und transparent eingesetzt werden.
Angesichts des globalen Talentmarktes bietet KI die Möglichkeit, einen internationalen Talentpool zu erschließen und effizient zu verwalten. Dies ist besonders in Zeiten des Fachkräftemangels von unschätzbarem Wert. Die strategische Bedeutung von KI im HR kann nicht genug betont werden: Sie ist ein Schlüsselelement für die Transformation des Personalwesens und die Sicherstellung, dass Unternehmen die besten Talente anziehen und halten können.
Mit der richtigen Herangehensweise kann KI das Recruiting stark unterstützen, entlasten und Unternehmen im Wettbewerb um die besten Talente einen entscheidenden Vorteil verschaffen. Es liegt an den Führungskräften, diese Chance zu erkennen und proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, um die Vorteile von KI voll auszuschöpfen – und wer bisher Boden verloren hat und Digitalisierung noch nicht ausreichend integriert hat, hat mit dem Einsatz von KI die Chance extrem schnell aufzuholen. 

Über KI-Experte und Publizist Oliver Welling:

Foto: Oliver Welling, privat
Oliver Welling hat digitale DNA im Blut: Heute 56, hatte Oliver bereits mit 14 den ersten PC. Den ersten Chatbot hat Oliver schon 1987 mit "ELIZA" kennengelernt. Die Faszination für IT und digitale Wirtschaft mündete in der Gründung der Digital-Agentur "Spot-Media", die Oliver als Vorstandsvorsitzender führte und 2008 verkaufte. Seitdem hat er strategische Unternehmensberatung im deutschen Mittelstand durchgeführt. 


Als Kurator des "Reeperbahnfestivals" konnte er das Thema Künstliche Intelligenz nicht nur in Hamburg weiter vorantreiben. Als Gründer der KINEWS24.de berichtet er täglich über aktuelle News und die besten Tools auf dem Markt. Heute berät er mittelständische Unternehmen beim Einsatz von KI zur Steigerung von Effizienz, hält Vorträge über das Thema und hilft Unternehmen die eigene KI-Strategie zu entwickeln.

 Hanse Digital Background: 

Gastbeitrag Oliver Welling:
Die stille Revolution der KI-Sprachmodelle."

Gastbeitrag Oliver Welling:
"Prompt Engineering - Mit besseren Prompts zu viel besseren Ergebnissen"
hansevalley.de/2024/02/hansemachine-gastbeitrag-olliverwelling.html

 Hanse Digital Service: 

HANSEMACHINE - Das Hanse KI Magazin:

Oliver Welling bei LinkedIn: 
linkedin.com/in/oliver-welling-58529653/

Die KINEWS24 im Netz:

Dienstag, 2. April 2024

HANSEMACHINE: Die stille Revolution der KI-Sprachmodelle.

HANSE DIGITAL GASTBEITRAG

"Wir erleben eine historische Wende, vielleicht sogar den wichtigsten Moment seit der Markteinführung des iPhones. Jedenfalls wird dieser Moment das Silicon Valley verändern."
- Peter Thiel, Serien-Gründer und Investor, u. a. Founders Fund, San Francisco -


Das KI-Sprachmodell ChatGPT begeistert seine Nutzer.
Grafik: Alexandra Koch, Pixabay

Sprachmodelle wie ChatGPT sind derzeit in aller Munde. Kaum eine Technologie hat seit Erscheinen von ChatGPT-3 am 30. November 2022 für so viel Furore gesorgt, wie diese komplexen KI-Systeme, die menschliche Sprache in beeindruckender Qualität verstehen und generieren können. Wie funktionieren Sprachmodelle und welche Möglichkeiten eröffnen sie für unseren Alltag und die Arbeitswelt? Norddeutschlands KI-Experte Oliver Welling Blick blickt für HANSEVALLEY hinter die Kulissen dieser faszinierenden Technologie.

Rund 16.000 KI-Startups gibt es allein in den USA, über 6.000 in Europa und 300 in Deutschland. Diese Zahlen verdeutlichen die enorme Dynamik, mit der sich das Feld der Künstlichen Intelligenz entwickelt. Im Zentrum des Interesses steht dabei aktuell die "Generative KI". Hier handelt es sich um Systeme, die aus riesigen Datenmengen lernen, neuartige Inhalte wie Texte, Bilder oder Musik zu erschaffen. Das gemeinsame Fundament der Anwendungen sind sogenannte "Large Language Models" - kurz: Sprachmodelle.

Sprachmodelle eröffnen völlig neue Möglichkeiten der "Mensch-Maschine-Interaktion". Von virtuellen Assistenten über automatisierte Kundenkommunikation bis hin zu intelligenten Schreibwerkzeugen - die Einsatzgebiete sind vielfältig. Im Kern geht es darum, die Lücke zwischen menschlicher Sprache und Computersystemen zu schließen. Sprachmodelle verstehen natürliche Sprache, erkennen Kontexte und Nuancen. Sie antworten mit korrekter Grammatik, konsistenter Logik und sogar einem kreativem Ausdruck.

Das klingt beeindruckend. Doch wie funktionieren Sprachmodelle eigentlich? Im Grunde handelt es sich um komplexe Deep-Learning-Systeme, die mit riesigen Textdatenmengen trainiert werden. Sie lernen, die verborgenen Muster und Strukturen der Sprache zu erkennen und zu modellieren. Dafür kommen vor allem sogenannte "Transformer"-Architekturen zum Einsatz, die aus vielen Schichten künstlicher Neuronen bestehen.

Im Training analysiert das Sprachmodell Milliarden von Wörtern und Sätzen. Es lernt, wie Begriffe zusammenhängen, wie Sätze aufgebaut sind, wie sich Bedeutungen im Kontext entfalten. Nach und nach entwickelt es ein tiefes Verständnis für Sprache, das weit über starre Grammatik-Regeln hinausgeht. Am Ende steht ein Modell mit Milliarden von Parametern - eine Art digitales Gehirn, vollgepackt mit sprachlichem Wissen.

Einmal trainiert, lässt sich dieses Modell für vielfältige Aufgaben einsetzen - ein Prozess, der als "Fine-Tuning" bezeichnet wird. Ob Übersetzung, Textzusammenfassung oder kreatives Schreiben, das Grundmodell wird auf den spezifischen Anwendungsfall angepasst und optimiert. So entstehen spezialisierte Sprachmodelle, die in ihrem jeweiligen Gebiet oft verblüffende Ergebnisse liefern.

Doch nicht alle Sprachmodelle sind gleich. Je nach Anwendungsfall kommen unterschiedliche Architekturen und Optimierungsverfahren zum Einsatz. Generative Modelle wie GPT sind darauf trainiert, eigenständig Texte zu verfassen. Diskriminative Modelle wiederum analysieren und klassifizieren Texte, beispielsweise um Spam-Mails zu erkennen. Daneben gibt es spezialisierte Modelle für Dialog, Übersetzung oder Sentimentanalyse.

Welche Sprachmodelle gibt es konkret und wozu werden sie eingesetzt? Hier ein kurzer Überblick über einige der bekanntesten Vertreter:

ChatGPT von OpenAI gilt als ein Original unter den KI-Sprachmodellen.
Grafik: Franz26, Pixabay

1. OpenAI ChatGPT-4

Ein fortschrittliches Sprachmodell, entwickelt von OpenAI. ChatGPT-4 als Turbo Vision erweitert dabei die Funktionalitäten des ursprünglichen ChatGPT-4 durch verbesserte Fähigkeiten in der Verarbeitung und Generierung von natürlicher Sprache, kombiniert mit visuellen Verarbeitungskapazitäten, um ein tieferes Verständnis von Text- und Bildinhalten zu ermöglichen.

2. Google Gemini

Gemini beschreibt eine Reihe multimodaler Sprachmodelle von Google. Entwickelt von der Google-Tochter DeepMind, baut Gemini auf den Vorgängermodellen LaMDA und PaLM 2 auf und hebt deren Fähigkeiten auf ein neues Niveau. Mit der Verarbeitung von Text, Bild, Video, Audio und Code in drei Leistungsstufen - Nano, Pro und Ultra - eröffnet Gemini faszinierende Möglichkeiten. Seit der Vorstellung im Dezember 2023 beeindruckt diese state-of-the-art KI mit ihrer Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit.

3. Claude (Anthropic)


Anthropic stellt mit Claude 3 einen leistungsstarken KI-Chatbot vor, der selbst GPT-4 von OpenAI in den Schatten stellen soll. In drei Varianten - Haiku, Sonnet und Opus - verfügbar, beeindruckt Claude 3 mit verbesserten Analyse-, Vorhersage- und Leistungsfähigkeiten. Als erster multimodaler GenAI-Chatbot von Anthropic eröffnet er zudem neue Möglichkeiten in der Bildanalyse und setzt damit einen weiteren Meilenstein in der rasanten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz.

4. Perplexity AI

Das Suchmaschinen-Startup revolutioniert die Suche im Internet durch die Verbindung eines leistungsstarken Chatbots mit einer intelligenten Suchmaschine. Im Gegensatz zu herkömmlichen Suchmaschinen ermöglicht Perplexity AI eine natürliche Konversation, bei der Fragen direkt beantwortet werden, anstatt nur Links zu liefern. Durch das Zitieren von Quellen und Websites schafft es Transparenz und Vertrauen in die gelieferten Informationen. Perplexity AI setzt neue Maßstäbe für die Suche und den Zugang zu Wissen im digitalen Zeitalter.

5. Mistral AI

Mistral AI ist ein aufstrebendes französisches Softwareunternehmen, hat sich seit seiner Gründung im April 2023 der Entwicklung innovativer KI-Lösungen verschrieben. Unter der Leitung der renommierten Forscher Arthur Mensch, Timothée Lacroix und Guillaume Lample, die zuvor bei Meta und Google DeepMind tätig waren, setzt Mistral AI neue Maßstäbe in der Welt der Open-Source-Sprachmodelle. Mit den leistungsstarken Modellen Mistral Large, Medium und Small bietet das Unternehmen über API-Schnittstellen eine breite Palette an Möglichkeiten für kommerzielle Anwendungen. Mistral AI positioniert sich als Vorreiter in der KI-Branche und ebnet den Weg für eine neue Ära der Sprachverarbeitung und -generierung.

6. AlephAlpha Luminous

Aleph Alpha, ein auf KI spezialisiertes Start-up aus Heidelberg, setzt mit seinem Sprachmodell Luminous neue Maßstäbe in Sachen Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Durch eine innovative Erweiterung ist Luminous in der Lage, die Herkunft der generierten Antworten präzise anzugeben und auf mögliche Widersprüche in den Quellen hinzuweisen. Diese Fähigkeit, die Ursprünge der KI-generierten Inhalte offenzulegen, stellt einen bedeutenden Durchbruch dar und adressiert eines der Hauptprobleme aktueller KI-Sprachanwendungen wie ChatGPT. Mit diesem wegweisenden Ansatz ebnet Aleph Alpha den Weg für vertrauenswürdigere und zuverlässigere KI-Lösungen und unterstreicht seine Vorreiterrolle in der Entwicklung transparenter und nachvollziehbarer KI-Technologien.

7. Inflection Pi 2.5

Inflection Pi 2.5 verspricht eine bahnbrechende Kombination aus hoher Intelligenz und Empathie in der Welt der KI-Chatbots. Als eines der ersten Produkte von Inflection.AI, einem 2022 gegründeten Technologieunternehmen mit Sitz in Palo Alto, Kalifornien, setzt Pi 2.5 neue Maßstäbe in der generativen KI.

Basierend auf einem umfangreichen Datensatz aus Text und Code, ist Pi 2.5 in der Lage, beeindruckende Leistungen in Bereichen wie Textgenerierung, Übersetzung und kreativer Inhaltserstellung zu erbringen. Doch es ist nicht nur die rohe Leistungsfähigkeit, die Pi 2.5 auszeichnet. Durch die Integration von emotionaler Intelligenz (EQ) und einem hohen Intelligenzquotienten (IQ) schafft Inflection eine einzigartige Persönlichkeit, die sich durch Empathie und Einfühlungsvermögen auszeichnet.

8. Poe.com

Poe.com ist eine innovative Plattform, die Nutzern die Möglichkeit bietet, über eine zentrale Schnittstelle mit verschiedenen KI-Modellen wie ChatGPT, GPT-4, Claude 2, Claude 3, Mistral Small, Medium und Large, sowie viele Bild-KIs wie DALLE 3 zu interagieren. Diese benutzerfreundliche Lösung erleichtert den Zugang zu leistungsstarken KI-Technologien und ermöglicht es auch weniger erfahrenen Anwendern, die Vorteile dieser Modelle zu nutzen, ohne sich mit der Installation und Verwaltung einzelner Anwendungen auseinandersetzen zu müssen. Ein besonderes Merkmal von Poe.com ist die Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher KI-Modelle direkt miteinander zu vergleichen.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, denn die Entwicklung schreitet rasant voran. Immer neue Sprachmodelle mit immer beeindruckenderen Fähigkeiten erobern den Markt. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Denn so faszinierend die Möglichkeiten von Sprachmodellen sind, so drängend sind auch die damit verbundenen Herausforderungen und Risiken.

Licht und Schatten im Reich der KI-Sprachmodelle

So beeindruckend die Fähigkeiten von Sprachmodellen sind, so sehr werfen sie ethische Fragen auf. Da ist zum einen das Thema Datenschutz: Auf welchen Daten wurden die Modelle trainiert und wie wird sichergestellt, dass keine persönlichen Informationen nach außen dringen? Zum anderen geht es um Verzerrungen und Vorurteile, die sich aus den Trainingsdaten in die Modelle einschleichen können.

Ein Beispiel: Wenn ein Sprachmodell hauptsächlich auf Texten aus westlichen Ländern trainiert wurde, kann es sein, dass es bestimmte kulturelle Kontexte nicht versteht oder Minderheiten stereotyp darstellt.

Ein zentrales Problem ist das Phänomen der "Halluzinationen" - Fehler und Verzerrungen in den generierten Inhalten. Sprachmodelle sind nicht allwissend, sondern nur so gut wie ihre Trainingsdaten. Wenn sie mit Anfragen konfrontiert werden, die über ihr Wissen hinausgehen, neigen sie dazu, "Fakten" zu erfinden. Das kann von harmlosen Ungenauigkeiten bis hin zur Verbreitung von Falschinformationen reichen.

Auch Fragen der Fairness und Verzerrung sind zu berücksichtigen. Sprachmodelle lernen aus den Daten, mit denen sie trainiert werden. Wenn diese Daten einseitig oder wirklich diskriminierend sind, kann sich das in den Ausgaben des Modells widerspiegeln. Stereotype und Vorurteile können so unbeabsichtigt verstärkt werden. Um dem entgegenzuwirken, sind sorgfältig kuratierte Datensätze und Methoden zur Erkennung und Reduzierung von Bias erforderlich.

Ein weiteres Risiko ist der potenzielle Missbrauch von Sprachmodellen. In den falschen Händen könnten sie zur Erstellung täuschend echter Fake News, Phishing-Mails oder Propagandatexte verwendet werden. Auch Cyberkriminelle zeigen zunehmendes Interesse an der Technologie. Es braucht robuste Sicherheitsmechanismen und klare Richtlinien, um einen verantwortungsvollen Einsatz zu gewährleisten.

Transparenz, ethische Richtlinien und Überprüfung

Es liegt also an den Entwicklern und der Gesellschaft als Ganzes, einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser mächtigen Technologie zu finden. Dafür braucht es Transparenz, klare ethische Richtlinien und eine kontinuierliche Überprüfung der Systeme. Nur so können wir sicherstellen, dass Sprachmodelle zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden.

Trotz dieser Herausforderungen ist klar: Sprachmodelle bieten ein enormes Potenzial, unsere Art zu kommunizieren und mit Computern zu interagieren, nachhaltig zu verändern. Sie sind mehr als nur eine technische Spielerei - sie sind eine Schlüsseltechnologie, die unsere Gesellschaft und die Wirtschaft in den kommenden Jahren prägen wird. KI ist kein neues Hype-Thema, es ist ein Paradigmenwechsel in sehr vielen verschiedenen Branchen zur gleichen Zeit.

Schon heute sehen wir, wie Sprachmodelle in immer mehr Bereiche unseres Lebens vordringen. Virtuelle Assistenten wie Siri oder Alexa nutzen Sprachmodelle, um unsere Anfragen zu verstehen und passende Antworten zu geben. Chatbots revolutionieren den Kundenservice und sind oft kaum noch von menschlichen Mitarbeitern zu unterscheiden. Und auch in der Arbeitswelt halten Sprachmodelle Einzug - sei es als intelligente Schreibhilfen, Übersetzungstools oder sogar als Unterstützung bei der Programmierung.

Doch das ist nur der Anfang. Experten sind sich einig, dass das wahre Potenzial von Sprachmodellen noch lange nicht ausgeschöpft ist. Mit immer leistungsfähigeren Systemen und neuen Anwendungsszenarien stehen uns in den kommenden Jahren tiefgreifende Veränderungen bevor.

So könnten Sprachmodelle etwa die Grundlage für wirklich intelligente Tutorsysteme bilden, die individuell auf die Bedürfnisse und Lernfortschritte von Schülern und Studenten eingehen. In der Medizin könnten sie helfen, riesige Mengen an Studien und Patientendaten zu analysieren, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und Diagnosen zu verbessern. Und auch in der Forschung eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten, wenn Sprachmodelle bei der Analyse komplexer Textdaten unterstützen, oder Materialforschung in einem Bruchteil der bisherigen Zeit durchführen.

Eines ist sicher: Die stille Revolution der Sprachmodelle hat gerade erst begonnen. Je besser wir verstehen, wie diese faszinierende Technologie funktioniert und welche Möglichkeiten sie bietet, desto besser können wir sie zum Wohle der Menschheit einsetzen.

Es liegt an uns allen, diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Dafür braucht es einen offenen und informierten Diskurs, der technische Aspekte ebenso berücksichtigt wie ethische und gesellschaftliche Fragen. Nur wenn wir die Entwicklung von Sprachmodellen transparent und verantwortungsvoll gestalten, können wir ihr volles Potenzial ausschöpfen - und gleichzeitig die Risiken minimieren.

Über KI-Experte und Publizist Oliver Welling:

Foto: Oliver Welling, privat
Oliver Welling hat digitale DNA im Blut: Heute 56, hatte Oliver bereits mit 14 den ersten PC. Den ersten Chatbot hat Oliver schon 1987 mit "ELIZA" kennengelernt. Die Faszination für IT und digitale Wirtschaft mündete in der Gründung der Digital-Agentur "Spot-Media", die Oliver als Vorstandsvorsitzender führte und 2008 verkaufte. Seitdem hat er strategische Unternehmensberatung im deutschen Mittelstand durchgeführt. 


Als Kurator des "Reeperbahnfestivals" konnte er das Thema Künstliche Intelligenz nicht nur in Hamburg weiter vorantreiben. Als Gründer der KINEWS24.de berichtet er täglich über aktuelle News und die besten Tools auf dem Markt. Heute berät er mittelständische Unternehmen beim Einsatz von KI zur Steigerung von Effizienz, hält Vorträge über das Thema und hilft Unternehmen die eigene KI-Strategie zu entwickeln.

 Hanse Digital Background: 

Gastbeitrag Oliver Welling:
"Prompt Engineering - Mit besseren Prompts zu viel besseren Ergebnissen"
hansevalley.de/2024/02/hansemachine-gastbeitrag-olliverwelling.html


 Hanse Digital Service: 

HANSEMACHINE - Das Hanse KI Magazin:

Oliver Welling bei LinkedIn: 
linkedin.com/in/oliver-welling-58529653/

Die KINEWS24 im Netz:

Montag, 18. März 2024

HANSESTATEMENT: "Was für eine Stasischeiße!"

Ein HANSE DIGITAL STATEMENT
- von Chefredakteur Thomas Keup -
27.03.2024 - *Update 1.6*

Montag, 18.03.24, Richard-Wossidlo-Gymnasium, Ribnitz-Damgarten:
Anonyme Protestaktion auf dem Dach der Schule von Loretta B.
Quelle: Handyvideo @Twitter/Screenshot: HANSEVALLEY

Der Tag, an dem Loretta aus dem Unterricht geholt wurde, ist
"kein guter Tag in das Vertrauen in die Meinungsfreiheit und in die Menschen im öffentlichen Dienst."
Stefan Kerth, Landrat Vorpommern-Rügen, parteilos

*Update*

Für die oben geäußerte Kritik am Verhalten des fragwürdigen Schulleiters und der Stralsunder Polizei greifen die Grünen im Landkreis den seit Herbst vergangenen Jahres parteilosen Landrat jetzt an. Jürgen Suhr, Fraktionsvorsitzender der Bündnisgrünen im Kreistag von Vorpommern-Rügern attackiert den früheren SPD-Landrat, holt die "Nazi-Keule" raus und versucht diesen, abzustempeln: "Wir hätten erwartet, dass sich Herr Kerth klar gegen die zum Ausdruck gebrachte rechtsextremistische Haltung positioniert und den Schulleiter unterstützt. Es ist bedauerlich, dass dies nicht geschehen ist."

Die zum "Madsack-Konzern" in Hannover gehörende und über die SPD-Medienholding "DVVG" mehrheitlich SPD-eigene "Ostsee-Zeitung" übernahm am Dienstag d. W. (26.03.24) in ihrer aktuellen Berichterstattung - wie bereits zuvor - unreflektiert die "Stasi-ähnlichen" Protokolle der Stralsunder Polizei zu vermeindlich rechtsextremistischen Auftritten der 16-jährigen betroffenen "TikTokerin" inkl. eines Logos "HH" der Modemarke "Helly Hansen", dass von den Polizei-Fahndern als "Heil Hitler" ausgelegt wird. Landrat Kerth war im vergangenen Jahr auf Grund der eskalierenden Migrationswelle in Bund und Ländern aus der SPD ausgetreten. 

Von Anfang:

Als ich am Freitag (15.03.24) vom "Schlumpf-Skandal" um eine 16-jährige "TikTokerin" das erste Mal las, dachte ich mir: 'das ist kein Thema für uns'. Täglich erreichen mich per E-Mail hunderte Pressemitteilungen aus Parteien, Behörden, Verbänden, Firmen und von PR-Agenturen u. a. aus den fünf norddeutschen Ländern - auch und trotz Hintertreibungen bekannter Hamburger "Denunziant*innen". Dazu kommen Newsletter etablierter und "alternativer" Medien für einen umfassenden Überblick. Meine wichtigste Aufgabe jeden Morgen, Mittag und Abend ist, all die Themen herauszufiltern, die mit der Digitalisierung (vor allem) in Norddeutschland zu tun haben. 

Alles andere - wie die Berichterstattung zur katastrophal flackernden Berliner "Ampel", zu 60 % Grün wählenden "Demokratie-Demonstrant*innen" oder zu Israels Verteidigung der Freiheit im "Gaza-Streifen" mag interessant sein - all dies sind aber primär keine Themen für die täglichen Digitalnachrichten der HANSENEWS oder für das Digitalmagazin HANSEVALLEY. Und so landete auch der - zuerst von der Berliner Wochenzeitung "Junge Freiheit" per Newsletter bundesweit bekanntgemachte - Skandal um ein Schlumpf-Video zunächst in der Rundablage "P" - P wie Papierkorb.

Digitaler Norden: Der Schlumpf-Skandal war und ist unser Thema.

Ob es meine unbändige Neugierde als Journalist oder ein gewisses Maß an ganz persönlicher Sensationslust war - ich nahm mir vor, den "Schlumpf-Skandal" noch einmal anzuschauen. Und siehe da: Die von Nachrichtenredaktionen wie "DPA" und "RND" ebenso aufgegriffene Geschichte, wie von SPD-dominiertem "NDR", SPD-eigener "Ostsee-Zeitung" und nicht neutralerem "T-Online"-Portal skandalisierte Kritik an dem 50-jährigen, verantwortlichen "(Besser-)Wessi"-Schulleiter Jan-Dirk Zimmermann in Ribnitz-Damgarten war und ist unser Thema. 

Erstens passierte das Unfassbare im Kreis Vorpommern-Rügen - und damit mitten im "digitalen Norden", denn für uns endet der Norden nicht in und rundum Hamburg, seinem Looser-Hafen und der verschlickten Elbe. Zweitens dreht sich der unfassbare Polizeiaufmarsch gegen zwei "TikTok"-Videos - und ist damit ohne Wenn und Aber di-gi-tal. Stellt sich eine wichtige Frage: Wie covert man unvoreingenommen eine Geschichte, bei der es u. a. um AfD-Clips geht, aufgegriffen von einer "alternativen" Wochenzeitung, die meilenweit von "Mainstream-Medien", wie links-liberaler "Zeit" und "Alpen-Pravda" aka "Süddeutscher Zeitung" entfernt ist?

'Trenne die Geschehnisse und damit die Fakten von den Meinungen und damit den Bewertungen.'
Georg Gafron, Chefredakteur HUNDERT,6

Die Antwort gab mir mein früherer Chefredakteur während des Hörfunk-Volontariats: "Schreiben Sie, was passiert ist. Wenn ich Ihre Meinung hören will, frage ich Sie". So hart dieser Satz klingt, so richtig ist der Grundsatz: Trenne die Geschehnisse und damit die Fakten von den Meinungen und damit den Bewertungen. Die ehrenwerten Kollegen von "NDR MV". "Ostsee-Zeitung" und "T-Online" haben in ihrer Berichterstattung lieber die "Nazi-Keule" geschwungen und sich mit bewusster Skandalisierung in den Headlines selbst deklassiert. Unsere HANSENEWS bringt die Fakten - ohne rot-grüne Einfärbungen. Dieses HANSESTATEMENT ist meine Meinung - als Mecklenburger und Stasi-Opfer. 

Womit wir mitten in der Geschichte sind: Eine bürgerliche Schülerin postet mehrfach auf "TikTok" Videos, auch AfD-Werbeclips, wie den Vergleich zwischen den Schlümpfen und Deutschland. Da heißt es "Schlümpfe sind blau - und Deutschland auch." Der Beweis ist eine öffentlich zugängliche, blau eingefärbte "Statista"-Infografik zu den Wahlergebnissen der Partei in den Bundesländern. Stand: Mai 2022 - noch vor dem Höhenflug der AfD im Folgejahr. Wo ist nun der Skandal - und damit der Kern für eine europaweite Berichterstattung - von Wien über Zürich bis Berlin - von Online-Nachrichten bis Nachrichten-Magazinen? 

Die Geschichte hat drei skandalumwitterte Mitspieler: eine anonyme "TikTok"-Petze aka "Blockwart*in", ein offenbar politisch einäugiger "Wessi-Schulleiter" und eine folgsame "(Volks-)Polizei":

1. "Der größte Lump im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant"

Der deutsche Hochschullehrer Hoffmann von Fallersleben prägte diesen Satz Mitte des 19. Jahrhunderts. Während des Nazi-Regimes wurde durch Denunzianten ein Großteil der Bevölkerung in Europa in Angst und Schrecken versetzt. Die tödliche Folge: Millionen in Vernichtungslagern ermordete Menschen - Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, anders Denkende. Heute schreibt die zeitgemäße "Petze" im Rahmen einer "woken" "Hinweisgeber"-Kultur eine Mail an den Schulleiter. Und schon sind wir in Deutschland wieder mitten in der "Stasi-Zeit" - die für fast 340 Mauerflüchtlinge tötlich endete. In MV kann man zu Recht sagen: gelernt ist gelernt.

Wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen.
Grafik: Twitter/PolitikNote6

Das unterstreicht auch die 16-jährige Loretta B., nachdem sie in die Fänge ihres "Wessi-Rektors" geraten ist. Im Interview mit "Nius" berichtet die Gymnasiastin, ihr Schulleiter habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass er und die anderen Lehrer seit einigen Wochen gezielt Ausschau halten sollen zwecks potenziell rechtsextremer Anzeichen. Laut "Anweisung von oben" sollen danach u. a. bestimmte Klamottenmarken zählen, aber auch Springerstiefel. So soll es bereits Strafanzeigen gegen Schüler gegeben haben, im Zweifelsfall auch der jugendpsychologische Dienst eingeschaltet werden. Zur betroffenen "Tiktok-Täterin" sagte er, sie "solle froh sein", ihr "sei ja nichts passiert".

Linkes Bildungsministerium fordert Schulleiter wohl zum Spitzeln auf.

Klar und deutlich: Nachdem meine Mutter 1975 in Stralsund ("DDR") - nur gut 40 Kilometer von Ribnitz-Damgarten entfernt - einen Ausreiseantrag stellte, musste ich mit 10 Jahren miterleben, wie die den Schießbefehl verantwortende Stasi-Diktatur eine erfolgreiche Grundschullehrerin zu einer psychisch gebrochenen Sozialhilfeempfängerin degradierte - überwacht von spitzelnden Kollegen und Nachbarn, wie die Stasi-Akte zeigt. Wenn die Mutter der 16-jährigen Schülerin aus Damgarten emotional ausruft: "Was für eine Stasischeiße!" stimme ich ihr zu 100 % zu - denn die "TikTok"-Petze ist nichts anderes, als eine "Blockwart*in" 2.0 - promotet von SPD-Innenministerin Faeser und einem - nach den Schilderungen der Schülerin - offensichtlich willfährigen SPD-nahen Schulleiter.

Das Ganze geht noch viel weiter: Wer als mächtige Politiker oder vorgeschaltete Behörden rd. 12,5 Mio. Menschen in den fünf ostdeutschen Ländern vorschreiben will, was "Ossis" zu tun oder zu lassen haben, hat ganz besch.ssene Karten. Das durfte die zunächst abgewählte CDU, dann die in die Wüste gejagte PDS und zuletzt die in der Versenkung verschwundende SPD im Osten erleben. Sind nun alle "Ossis" Nazis, weil sie je nach Bundesland zu 13 bis 33 % "Blau" wählen wollen und werden? Nein, aber sie fühlen sich von den klaren Worten der AfD-Politiker angesprochen und haben - dank Stasi-Vergangenheit - keine Angst vorm "bösen Mann" (auch nicht vom "alten, weißen"), aka "Rechtsextremisten", aka "Rechtspopulisten", wie es ihnen linke Politiker und ihre Reporter-"Freund*innen" weis machen wollen. Tja, schade ...

2. "Wer hat uns verraten? - Sozialdemokraten!"

Und noch ein geflügelter Satz passt auf den "Schlumpf-Skandal" wie die berüchtigte Faust aufs Auge. „Vorwärts“-Redakteur Eugen Prager schrieb im Jahr 1932, dass Deutschnationale und Kommunisten den Schlachtruf skandierten, um Sozialdemokraten die politische Verantwortung im aufkeimenden Nazi-Reich zuzuschreiben. Auch bei den "Fridays for Future"-Demonstrationen skandierten mehr oder weniger intelligente Gutbürger-Kids das laut "FAZ" "geflügelte Wort der deutschen politischen Sprache". "Fridays for Future"-Vertreter verwechseln bekanntlich auch im "Gaza-Streifen" Terroristen mit den Verteidigern der Freiheit.

Heute dreht sich in Ribnitz-Damgarten alles um einen - laut Medien - SPD-nahen Schulleiter und seinen möglichen "Verrat". Der "Wessi" Jan-Dirk Zimmermann hat nichts Besseres zu tun, als mit Erhalt der Petz-Mail in vorauseilender Staatraison die Polizei zu alarmieren - ohne die Mutter der betroffenen Schülerin auch nur zu informieren. Böse Falle ... Stattdessen sorgt er mitten im Unterricht für ein "(Volks-)Polizei-Tribunal" aka "Gefährderansprache" - ohne Eltern, ohne Klassenlehrer. Dumm gelaufen ... Warum ich das "Tribunal" so nenne? Weil einer der Polizisten die Schülerin nach ihren eigenen Aussagen offen kritisierte, auf TikTok schon „zu viel Nationalstolz“ gezeigt zu haben. Womit wir wieder bei den Stasi-Methoden wären ...

„Spätestens nachdem klar war, dass Loretta nichts Strafbares gemacht hat, hätte die Polizei wieder gehen müssen.“
Mutter Annett B. gegenüber "Bild"

Im Nachhinein will natürlich niemand Schuld gewesen sein ... dürfen. Die Polizeidirektion Stralsund windet sich: Es sei nur darum gegangen, die Schülerin "vor möglichen Anfeindungen zu schützen, die sich aus ihren Aktivitäten in sozialen Netzwerken ergeben könnten". Unmissverständlich: Dieser "(Volks-)Polizist" gehört gefeuert - sofort! Das Polizeipräsidium Neubrandenburg holt seinerseits das große Besteck raus: Schulleiter seien "offiziell dazu angehalten, bei politisch-extremistischen Vorfällen die Polizei zu informieren." Und Schulleiter Zimmermann? Er versucht sich gegenüber der SPD-eigenen Lokalzeitung "OZ" mit Vorschriften aus der Verantwortung zu quatschen, da er mit „exakt vorgeschriebener Schrittfolge“ auf die Verdächtigungen reagiert habe. Wie in der guten alten DDR ...

Schulleiter Jan-Dirk Zimmermann steht jetzt im Feuer.
Quelle: Twitter, Urheber: unbekannt

Die betroffene Mutter Annett B. berichtet im Interview mit der "Jungen Freiheit" von ihrem Anruf beim SPD-nahen "Besser-Wessi" und Familienvater Zimmermann. Sie hätte erwartet, dass der übereifrige Rektor zunächst bei ihr anruft und nicht erst die Polizei alarmiert. Der 50-jährige Pädagoge zieht sich auch gegenüber der Erziehungsberechtigten auf die von ihm exekutierte "exakt vorgeschriebene Schrittfolge" des Bildungsministeriums zurück. Und da ist er - der Kern des geflügelten Satzes: erst mit politischem Übereifer eine offenkundige AfD-Anhängerin überführen und ohne Verteidigung aburteilen können-dürfen-müssen - und dann für die Runde machende stigmatisierende Situation nicht verantwortlich gewesen sein wollen. Wer hat uns verraten ...?

3. SPD-Innenminister Pegel: "Verhältnismäßigkeit gewahrt". MV tut gut!

Als gebürtiger Mecklenburger bin ich einiges gewohnt: eine von Moskau finanzierte "Umwelt-Stiftung", mit der sich die SPD-geführte Landesregierung von Russland für "Nordstream 2" wohl hat "kaufen" lassen. Dazu eine weg gebombte Erdgas-Pipeline, wozu niemand etwas sagen-können-wollen-würde ... darf. Dazu "Küsten-Barbie" aka "MP*in" Manuela Schwesig, die das norddeutsche Schlusslicht-Land politisch zielstrebig in den Sumpf gefahren hat - mal mit grüner, mal mit dunkelroter Hilfe. Dass die Mühlen unter dem Mecklenburger Ochsen noch langsamer malen, als in Holstein oder im Emsland, ist allgemein bekannt. Vielleicht ist das der Grund für die "(Volks-)Polizei-Methoden" der Stralsunder Beamten.

"Der neue deutsche Idealbürger ist der Denunziant."
Ulf Poschat, Chefredakteur "Welt"

Ich kann mir das mehr als "schwierige Verhalten" der drei "(Volks-)Polizisten" im Damgartener Richard-Wossidlo-Gymnasium bis heute nicht wirklich erklären: Warum rückt gleich fast eine Hundertschaft in einer friedlichen Schule in einem ruhigen Wohnviertel an? Wieso windet sich die Polizeiinspektion Stralsund und versucht dies mit einer "ungeraden Einsatzplanung" zu rechtfertigen. Warum stehen die drei Uniformierten vor der offenen Tür des Chemieraums in der Schule, sodass alle Mitschüler der 16-Jährigen alles mitbekommen, wie sie im Interview schildert? Sensibilität ist für "(Volks-)Polizisten" wohl auch nur eine Option, oder ...?

Warum behauptet die Polizeiinspektion Stralsund, dass keine Schüler den Einsatz mitbekommen hätten? Tatsache ist: Die drei Beamten eskortierten mit "Hilfs-Sheriff" Zimmermann die Schülerin quer durch das ganze Gebäude - vorbei an zwei Klassen 12. Klässler im Atrium. Glaubt die Polizei, dies bleibt in guter alter DDR-Manier unentdeckt? Jeder minderjährige arabischstämmige Seriendieb im Drogeriemarkt wird von der Polizei sensibler behandelt. Das ist eine Tatsache mitten aus Berlin - und kein linksgewollter Rassismus.

Wenn es den Kindern an den Kragen geht, noch dazu wegen so einer Lappalie, wird eine rote Linie überschritten.
Mutter Annett B. gegenüber "Bild"

Wieso konfrontiert einer der uniformierten Staatsdiener die verängstigte Schülerin ohne Schutz der Eltern mit dem Vorwurf, sie habe auf "TikTok" schon „zu viel Nationalstolz“ gezeigt? Wieso rutscht dem Beamten solch ein übergriffiger, Meinungen unterdrückender Vorwurf überhaupt raus? Und wieso versuchen Marcel Opitz und die zuständige Inspektion in Stralsund, das "Vier-gegen-Eins-Tribunal" mit Zustimmung des SPD-nahen Rektors aber ohne Beteiligung der Mutter als "normenverdeutlichendes Gespräch" zu rechtfertigen. 

Wenn links-abdriftende Chef-/Reporter, Politik-Korrespondenten und andere ach so wichtige Beobachter jetzt ohne Unterlass betonen, die 41-jährige Mutter habe in einem anschließenden Telefonat mit dem Schulleiter ihr Verständnis für die Polizeiaktion bekundet, ja sie habe der Empfehlung zum Löschen der "TikTok"-Videos sogar zugestimmt, warum gibt sie dann "Bild" und der "Jungen Freiheit" Interviews, in der sie den Lehrer unmissverständlich in seine Grenzen weist? Haben hier die Polizei und der übereifrige Schulleiter womöglich kalte Füsse bekommen, das Ganze könnte ihnen auf die Füße fallen? Upps, es ist ihnen ja auf die Füße gefallen ... 

Ist es Norm im rot-roten MV, Jugendliche, die Deutschland als "Heimat" und nicht nur als "Ort" bezeichnen, polizeilich mit subjektiven Vorwürfen unter Druck zu setzen?

Als gebürtiger Mecklenburger, als Opfer der Stasi-Methoden gegen meine Mutter und politisch sicher nicht auf der Seite eines ersichtlich einäugigen, SPD-nahen Schulleiters bin ich für ein verbindliches Fazit des "Schlumpf-Skandals" womöglich nicht objektiv genug. Also überlasse ich dies der "Neuen Züricher Zeitung" und der "FAZ", die weit genug entfernt von politisch einseitiger "Demokratieförderung" deutscher Linkspolitiker stehen. Die "NZZ" titelt zu den Vorfällen im vorpommerschen Ribnitz-Damgarten mit spitzer Feder:

"Ein Staat, der eine Schülerin wegen eines Schlumpf-Videos mit einer «Gefährderansprache» einschüchtert, hat jedes Mass verloren."

Sicher zielt die Schweizer Tageszeitung auf die von Innenministerin Nancy Faeser angekündigte "Verfolgung unterhalb der Strafbarkeitsgrenze" ab. Die "Neue Züricher" bringt die offensichtlich verschobene Gedankenwelt des anscheinend Faeser-nahen Schulleiters und die Fakten um den als "rechtsextremistischen Post" verpetzten Clip wieder ins Lot: "Beide Behauptungen – Schlümpfe blau, AfD politisch erfolgreich – sind zudem komplett von der Meinungsfreiheit gedeckt. Für einen Polizeieinsatz, selbst gegen Erwachsene, bieten sie nicht den geringsten Anlass."

Auch die bildungsnahe "Frankfurter Allgemeine" kommt zu einem eindeutigen Ergebnis, sollte man dem Beurteilungsvermögen unser Schweizer Nachbarn nicht trauen: "Die Verbreitung eines Schlumpf-Videos einer als verfassungsfeindlich eingeschätzten Partei durch eine Schülerin ist jedenfalls kein Grund, die Polizei in die Schule und ein Kind aus dem Unterricht zur „Gefährderansprache“ zu holen. Selbst wenn es sich um schlimmere Inhalte handelt, so kann zunächst die Schule selbst tätig werden – und es sind die Eltern einzuschalten." Dabei ist die AfD in MV noch nicht einmal von vorauseilenden Verfassungsschützern als "Verdachtsfall" eingestuft ...

"... Folge einer Hysterie der Gesinnungsschnüffelei, die leider auch Politik und Behörden erfasst hat"?

Die "NZZ" pointiert, "der deutsche Staat verliert angesichts unverändert hoher Zustimmung zur AfD die Nerven". "...es geht hier gar nicht um subjektive Gefühle, sondern um einen Dammbruch: Dieser Fall führt vor Augen, wohin die Reise geht, wenn die deutsche Regierung aus SPD, Grünen und Freien Demokraten einen starken Staat demonstrieren will – und Beamte wie der Schulleiter aus Mecklenburg-Vorpommern den «Kampf gegen rechts» unterhalb der Strafbarkeitsgrenze wörtlich nehmen und in vorauseilendem Gehorsam aktiv werden." 

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer Eines:

Ich werde jederzeit gegen herabsetzende, vorverurteilende, ausgrenzende und totalitäre Machenschaften aufstehen und lautstark demonstrieren, seien sie heute "Rot", "Grün" oder wirklich "Braun" eingefärbt - in Hamburg und MV, in SPD-eigenen Zeitungen, SPD-dominierten Sendern sowie im politischen Berlin. Und wenn dies sich wärmend unterhakende, selbsternannte "Sophie Scholl-Enkel*innen* auf mehrheitlich grünen "Demokratie-Demonstrationen" sind - auch gegen sie. 

Fragt sich, wo bleibt die "Gefährderansprache", wenn der ersichtlich gefährdende "ZDF-Politclown" Jan Böhmermann on air zum "Klatschen" von Nazis aufordert? Na, Frau "Genoss*innen" Faeser und Pau: nicht aufgepasst ...?

*  *  *

Dieser Beitrag ist als Hanse Digital Statement - HANSESTATEMENT - ein persönlicher Meinungsbetrag des Autors. Er stellt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion des Hanse Digital Magazins HANSEVALLEY dar.


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Dienstag, 20. Februar 2024

HANSEMACHINE: Prompt Engineering - Mit besseren Prompts zu viel besseren Ergebnissen

 HANSE DIGITAL GASTBEITRAG


"Künstliche Intelligenz ist derzeit noch ein Nischenphänomen. Lediglich acht Prozent fühlen sich mit der Technologie vertraut."

Nils Andres, Gründer und Geschäftsführer des Brand Science Institute 
sowie Initiator von BSI AI in Hamburg


Digitaler Eyecatcher generiert von einem KI-Sprachmodell
KI-Creator: Julius H. aus Niedersachsen, via Pixabay

Seit wir mit Sprachmodellen wie ChatGPT arbeiten, ist die Eingabe der richtigen Anweisungen eine hohe Kunst. Ein guter "Prompt" macht den Unterschied und kann entweder ein hervorragendes oder ein unbrauchbares Ergebnis liefern. "Prompt Engineering“ optimiert die Interaktion mit der Künstlichen Intelligenz (KI) durch präzise Eingabeaufforderungen. Ein ganz neues Berufsfeld entsteht.

KIs verstehen inzwischen natürliche Sprache – das ist einerseits faszinierend und großartig, andererseits stellt es uns vor neue Herausforderungen: Wie formuliere ich meinen Prompt, damit  das herauskommt, was ich wirklich brauche? Oliver Welling hat 1987 den ersten Chatbot ausprobiert - und ist heute mit den KINEWS24.de einer der führenden Publizisten in einem der spannendsten Technologie-Themen des Jahres.

Der schleswig-holsteinische KI-Experte zeigt uns den Weg zu richtig guten Ergebnissen mit Aleph Alpha, ChatGPT, Google Gemini, Microsoft Copilot und Neuroflash aus Hamburg:

Grundlagen für erfolgreiche Ergebnisse mit KI-Sprachmodellen

Die Klarheit:

Ich behaupte: Mit wenigen Grundregeln kann man deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Klarheit und Präzision sind dabei das A und O, heißt: Vermeide Mehrdeutigkeiten, um relevante Antworten zu erhalten. So kann man die Entwicklung von Texteingaben in KI-Sprachmodelle auf den Punkt bringen. Dazu ein erstes Beispiel: Ich leide unter der Kurzlebigkeit meines Handy-Akkus und frage das Sprachmodell um Rat:

Ein schlechter Prompt: „Wie mache ich es, dass mein Handy-Akku länger läuft?“. Dieser Prompt ist nicht spezifisch, sagt nicht, um welches Gerät es sich handelt und „besser machen“ ist eine ziemlich offene Frage.

Unser guter Prompt: „Wie kann ich die Akkulaufzeit meines (Smartphone-Typs) bei täglicher Nutzung so optimieren, dass ich nicht mittags erneut laden muss?“. Dieser Prompt ist klar und präzise. Er adressiert ein spezifisches Problem (Optimierung der Akku-Laufzeit des (Smartphone-Typs) und definiert ein Ziel (Vermeidung einer Zwischenladung am Mittag).

Der Kontext:

Dabei gilt wie bei einer Unterhaltung im normalen Leben: Auf den Kontext kommt es an: Die Einbeziehung der näheren Umstände oder des Hintergrunds für meine Frage verbessert das Verständnis des KI-Modells für die Anfrage. In meinem Beispiel geht es um die Verbesserung der Social-Media-Präsenz eines Startups:

Ein schlechter Prompt: „Wie verbessere ich unsere Social-Media“? Hier gibt es keinen Kontext, der mitteilt um, was für ein Unternehmen es sich handelt und kein erklärtes Ziel oder klare Zielgruppen für die nötige Verbesserung.

Unser guter Prompt: „Welche Strategien können für ein Startup im Bereich nachhaltiger Technologien für unseren Social-Media-Account bei LinkedIn in den nächsten sechs Monaten genutzt werden?“


Hier gibt es eine spezifische Aussage zum Unternehmen, ebenso wird der Ziel-Kanal benannt und ein Zeitraum definiert – damit sollte eine maßgeschneiderte Antwort des Sprachmodells ermöglicht werden. Um nichts Wichtiges zu vergessen, helfen die W-Fragen im Leben: Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Weshalb bzw. Warum? und Woher? So bekommt auch jeder Journalist jedes Thema "rund".


Die Zielstellung:

Nicht zu vernachlässigen ist eine klare Zielstellung: Wofür möchte ich das Ganze nutzen? So kann die Generative KI zielsicher vorschlagen, was uns helfen kann - z. B. in der Ausbildung, im Beruf oder im Privatleben. Und schon liefern uns ChatGPT, Neuroflash & Co. bessere Ergebnisse. Definiere also klar das Ziel der Anfrage, um zielgenaue Antworten zu erhalten. Hier mein Beispiel:

Ein schlechter Prompt: „Gib mir Tipps“ – natürlich viel zu vage, ohne Ziel und ohne Angabe – kann jede Antwort so richtig wie falsch werden. Die KI weiß nicht, ob sie nach links, nach rechts oder geradeaus laufen muss.

Unser guter Prompt: „Erstelle eine Liste von fünf effektiven Zeitmanagement-Techniken für Fernstudierende, die nebenbei in Teilzeit arbeiten.“ Dieser Prompt ist zielorientiert und präzise, hat eine klare Zielgruppe und definiert eine Aufgabe. Die Freude über die Ergebnisse ist sicher.


Die Kreativität:

Kommen wir zu einem besonders interessanten Thema: der Kreativität. Hier gilt für sehr gute Ergebnisse des eingesetzten KI-Sprachmodells ein simpler Grundsatz. Offene Fragestellungen fördern originelle Antworten. Wer geschlossen fragt, bekommt im Zweifelsfall ein "Ja" oder Nein", wenn die KI einen schlechten Tag hat.

Ein schlechter Prompt: „Gib mir Infos über Zeitreisen“. Dieser Prompt ist zwar offen, aber zu unspezifisch und bietet keine kreative Herausforderung oder Zielrichtung. Die Ergebnisse von Copilot, Gemini & Co. können von Wikipedia-Einträgen bis zu Google Suchergebnissen reichen - suboptimal ...

Unser guter Prompt: „Entwirf eine Geschichte, in der ein Zeitreisender versehentlich das Internet des 21. Jahrhunderts in das antike Griechenland bringt und die Auswirkungen auf die Gesellschaft beschreibt.“ Mit der Vorgabe einer ungewöhnlichen Situation kann es eine Vielzahl von möglichen Antworten geben – dieser Prompt ermutigt zur Kreativität, gibt aber genauso einen klaren Handlungsrahmen vor. 


Wenn man die vier Grundregeln zu Präzision, Kontext, Zielstellung und Kreativität befolgt, kann man sichtbar erleben, wie das Sprachmodell deutlich bessere Ergebnisse liefert.

Diese KI-Sprachmodelle mussten sich schon einige Prompts ansehen ...
KI-Creator: Alexandra Koch, via Pixabay 

Ein paar weitere, praktische Tipps für noch bessere Ergebnisse:
  • Integriere eindeutige, relevante Keywords
Ein Beispiel: Du möchtest Informationen über die besten Praktiken für nachhaltige Landwirtschaft finden.

Weniger effektiv: "Wie kann ich Landwirtschaft betreiben?"

Viel effektiver: "Was sind die besten Praktiken für nachhaltige Landwirtschaft im urbanen Raum?"

Das Integrieren von Keywords wie "nachhaltige Landwirtschaft" und "urbaner Raum" hilft dem Modell, den Fokus der Anfrage zu verstehen und relevante Informationen bereitzustellen.

  • Nutze Follow-up-Fragen für die Präzision
Beispiel: Du hast eine allgemeine Antwort auf eine Frage zur Programmierung erhalten und benötigst spezifischere Details.

Erste Frage: "Wie schreibe ich eine Schleife in Python?"

Follow-up-Frage: "Kannst du ein Beispiel für eine for-Schleife geben, die eine Liste von Zahlen in Python durchläuft?"

Durch die Nutzung von Follow-up-Fragen kannst du die Genauigkeit der Informationen erhöhen, indem du das Thema schrittweise einschränkst.

  • Experimentiere mit verschiedenen Formulierungen
Beispiel: Du suchst nach Möglichkeiten, Stress zu reduzieren.

Erste Formulierung: "Wie reduziere ich Stress?"

Alternative Formulierung: "Welche Techniken sind effektiv zur Entspannung und Stressbewältigung?"

Durch das Experimentieren mit verschiedenen Formulierungen kannst du herausfinden, welche Art der Fragestellung die nützlichsten Antworten hervorbringt.

  • Gib klare Anweisungen bei kreativen Aufgaben
Beispiel: Du möchtest, dass das Modell eine Geschichte über einen Drachen und einen Ritter aus einer ungewöhnlichen Perspektive schreibt.

Weniger klar: "Schreib eine Geschichte über einen Drachen und einen Ritter."

Deutlich klarer: "Schreib eine Kurzgeschichte, in der der Drache der Held ist und der Ritter das Königreich bedroht. Nutze eine humorvolle Sprache und integriere eine unerwartete Wendung."

Mit diesen Tipps und den oben genannten Grundregeln hat man das passende Werkzeug für viel bessere Ergebnisse.


Das KI-Sprachmodell ist nur so gut, wie der Nutzer vor dem Schirm.
KI-Creator: Franz Bachinger, via Pixabay


Doch hier hört die Kunst nicht auf, denn Sprachmodelle sind in der Lage, ganz spezifische Rollen einzunehmen (z. B. als Social-Media-Manager, Texter, Lehrer, technischer Berater, Historiker, Fitnesscoach, Reiseplaner, Koch uvm.). Die Rolle, die man dem Sprachmodell im Prompt zuweist, ermöglicht über die genannten Optionen hinaus noch mehr aus den Modellen herauszukitzeln. Die Möglichkeiten sind umfangreich.

Die Tonalität spielt eine weitere entscheidende Rolle, da sie den emotionalen Unterton und die Stimmung der Antworten beeinflusst. Wir können die gewünschte Tonalität direkt in den Prompts eingeben, um die Art der Interaktion zu steuern. Mit der Bitte um eine „formelle, informelle, humorvolle oder ernste Antwort“ bestimmen wir das Ergebnis.

Prompt-Engineering folgt in Summe verschiedenen Regeln und es gibt jedem Nutzer die Möglichkeit, ganz individuell zu bestimmen, was am Ende aus dem Sprachmodell herauskommt. Es ist keine Fähigkeit, die man nur intellektuell lösen kann – es braucht auch Versuch und Irrtum. Auch „falsche Prompts“ und das Herausfinden eines „passenden Prompts“ kann viel Spaß machen – und mit jedem Prompt wird man selbst besser.


Die KI-Entwicklung ist extrem dynamisch – heute geben wir Prompts ein und diese steuern das Ergebnis – zukünftig werden wir sehr wahrscheinlich mit KIs in Form von Avataren sprechen. Die notwendige Technik ist bereits da. Klar, eindeutig und zielorientiert – wie im echten Leben – führt zu den besten Ergebnissen - auch im Austausch mit einer KI. In diesem Sinne: Viel Glück und Erfolg!

Bis zu 35% aller Marketingbudgets werden durch Einsatz von KI in Zukunft gespart!

Umfrage unter rd. 300 Marketing-Verantwortlichen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz
BSI AG, BSI AI, Januar 2024


Über KI-Experte und Publizist Oliver Welling:

Foto: Oliver Welling, privat
Oliver Welling hat digitale DNA im Blut: Heute 56, hatte Oliver bereits mit 14 den ersten PC. Den ersten Chatbot hat Oliver schon 1987 mit "ELIZA" kennengelernt. Die Faszination für IT und digitale Wirtschaft mündete in der Gründung der Digital-Agentur "Spot-Media", die Oliver als Vorstandsvorsitzender führte und 2008 verkaufte. Seitdem hat er strategische Unternehmensberatung im deutschen Mittelstand durchgeführt. 


Als Kurator des "Reeperbahnfestivals" konnte er das Thema Künstliche Intelligenz nicht nur in Hamburg weiter vorantreiben. Als Gründer der KINEWS24.de berichtet er täglich über aktuelle News und die besten Tools auf dem Markt. Heute berät er mittelständische Unternehmen beim Einsatz von KI zur Steigerung von Effizienz, hält Vorträge über das Thema und hilft Unternehmen die eigene KI-Strategie zu entwickeln.

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