Ein HAMBURG DIGITAL STATEMENT von
Herausgeber + Chefredakteur Thomas Keup
Es gibt die "Bewegenden" - und es gibt die "Bewahrer". So einfach kann man das Engagement in Wirtschaft und Wissenschaft, Politik und Verwaltung in Hamburg zusammenfassen. In der über 800-jährigen Tradition von Hafen und Handel sind die Besitzstandswahrer in Netzwerken, Verwaltungen und politischer Kaste erneut in der Überzahl.
Seit mehr als 1,5 Jahren für die Digitalisierung in Hamburg unterwegs: Herausgeber und Chefredakteur Thomas Keup Foto: Huawei |
In digitalen Zeiten von Kulturwandel, Automatisierung und Erneuerung entwickeln sich die "Bewahrer" zu "Blockierern". Es wird Zeit, dass die Engagierten und die Ehrlichen das Ruder an Alster und Elbe übernehmen - und die kleinen "König*innen" aus PR-Branche und Onlinemarketing, Hafenwirtschaft und Logistiksektor auf ihre Bedeutung begrenzt werden. Ein Hamburg Digital Statement:
Mittwoch, 11.00 Uhr, auf der Halskestraße am DUSS-Terminal: Wirtschaftssenator Frank Horch überreicht Brummifahrern Franzbrötchen und eine "Logistikhelden"-Karte als Dankeschön. Die zum 3. Mal von der Logistik-Initiative mit Verkehrsbehörde, Speditionsverbänden und Handelskammer veranstaltete Aktion mit 7.000 Zimtschnecken, 64 Unternehmen an knapp einem Dutzend Orten zeigt, wie Hamburg tickt: Die mit rd. 400.000 Beschäftigten dominierende Logistikbranche in der Region feiert ... sich selbst.
So lobenswert Anerkennung und Wertschätzung für den Knochenjob sind: die über 80% osteuropäischen Fahrer mit 40.000 täglichen Fahrten in und rund um den Hafen haben die Aktion oft gar nicht nachvollziehen können. 'Logistikwas? Ok, Plundergebäck for free? Nehm' ich!' Dahinter verbergen sich eine Reihe von Fragen, z. B.: Wieviel Prozent der Trucker haben die aufmunternden Worte des Hafensenators verstanden? Welchen Sinn macht es, einmal im Jahr prekär beschäftigte Fahrer aus der Ukraine zu ehren? und: Was hat Hamburg mit künftig selbstfahrenden Trucks davon?
50 Grußworte und Ehrungen von Senatoren und Staatsräten jede Woche
In kaum einer anderen Stadt finden so viele Empfänge und Ehrungen statt, wie in Hamburg - allein 47 in der kommenden Woche, zeigt der Terminkalender der Senatoren und Staatsräte für die Presse. Wenn man im Jahr für Nachrichten, Magazinbeiträge und Interviews mehr als 400 Termine vor Ort wahrnimmt, fragt man sich: Was soll das? Mit etwas Abstand und Blick auf den Berliner Tiergarten bin ich zu dem Ergebnis gekommen: Eine Stadt, die ansonsten keine Probleme zu haben scheint, beschäftigt sich mit sich selbst - und mit Ehrenkränzen, wenn man schon keine Orden hat.
Man kann einem erkenntnisstarken Innovationssenator, einem überzeugten Mediensenator, einer engagierten Wissenschaftssenatorin und einem bemühten Schulsenator keinen Vorwurf machen. Als Präsides ihrer Behörden müssen sie die ganze Bandbreite der Interessen ihres Bereichs adressieren und berücksichtigen. Spätestens bei den Staatsräten hört die Repräsentationspflicht jedoch auf, ist die Schonzeit vorbei und fängt die Kernerarbeit für die Zukunft der Freien und Hansestadt an.
Fehlende Impulse der Staatsräte für ihre Ämter (z. B. in BWVI und BWFG) sind der Anfang vom Ende der Stadt. Gebrochene Versprechen (z. B. im MOVE-Projekt) und chronische Unterfinanzierung (z. B. beim Logistik-Hub) sind der Anfang vom Ende für Rot-Grün. Dauerhafte Subventionsritter und unprofessionelle Umwelt/-Pressesprecher bringen die Provinzialität kleinstädtischer Amateure ans Tageslicht. Desto länger und fokussierter ich als (kritischer) Journalist auf die Scheinaktionen schaue, desto trauriger werde ich.
Das Dilemma Hamburgsicher Selbstbeschäftigung zeigt sich in der Förderung von politisch gewollten, inhaltlichen jedoch z. T. überholten und nicht selten sinnbefreiten Initiativen - von Wirtschafts- bis Standortförderung, von Hochschul- bis Startupförderung. Da verteilt die Stadt neben Riesenetats für eine unproduktive und auch noch unprofessionell auftretende Beratertruppe von Ernst & Young gern mal 50- bis 100.000,- € Tickets als "Schmerzlinderung". Dazu ein paar einfache Fragen, die sich jede*r beantworten kann:
Hamburg Digital Background:
Wirtschaftsrat: Hamburgs Digitalwirtschaft verpasst nationalen Anschluss:
www.wirtschaftsrat.de/wirtschaftsrat.nsf/id/4A81E6BD8B41C27AC1258272004F2BC9/$file/WR%20HH_Digitalwirtschaft%20in%20Hamburg.pdf
IW Consult: Hamburg im Regional-Ranking auf dem Weg in die Mittelmäßigkeit:
www.iwconsult.de/leistungen-themen/branchen-und-regionen/staedteranking-2017/
Abendblatt: Wirtschaftsrat warnt vor digitalem Abstieg Hamburgs:
www.abendblatt.de/hamburg/article214070779/Wirtschaftsrat-warnt-vor-digitalem-Abstieg-Hamburgs.html
Das Dilemma Hamburgsicher Selbstbeschäftigung zeigt sich in der Förderung von politisch gewollten, inhaltlichen jedoch z. T. überholten und nicht selten sinnbefreiten Initiativen - von Wirtschafts- bis Standortförderung, von Hochschul- bis Startupförderung. Da verteilt die Stadt neben Riesenetats für eine unproduktive und auch noch unprofessionell auftretende Beratertruppe von Ernst & Young gern mal 50- bis 100.000,- € Tickets als "Schmerzlinderung". Dazu ein paar einfache Fragen, die sich jede*r beantworten kann:
- Wird ein futuristischer - als "kraftvoll" angepriesener - Messestand von Hamburg Invest auf der Hannover Messe 2018 als simple "Sammeladresse" von DESY und EXFEL, von LZN und ZAL, von HAW und TUHH sowie von Hamburg Innovation und Hamburg Invest irgendeine Strahlkraft auf den mittelmäßigen Wissenschaftsstandort Hamburg besitzen? Dazu die Selbstdarstellung bei der HIW.
- Kann eine über Behördengrenzen so gut wie unbekannte Startup-Unit bei Hamburg Invest mit aktuell einer Mitarbeiterin und im kommenden Jahr bis zu 3! stolzen Mitarbeiter*innen, mit monatlicher Sprechstunde und einzelnen Konferenzbesuchen irgendeine Wirkung für den abgehangenen Startupstandort Hamburg erzielen? Dazu die Selbstdarstellung bei der HIW.
- Darf ein von Anfang an äußerst sinnvoller, jedoch chronisch unterfinanzierter, von den städtischen Hafenplayern HHLA und HPA bis heute wirtschaftlich im Stich gelassener Digital Hub Logistics Hamburg irgendwelche Innovationen hervorbringen, außer ein subventionierter Coworking-Space für vereinzelte Startups zu sein? Eine Selbstdarstellung gibt es bei der LIHH.
- Kann eine fast pleite gegangene, bis heute verschwenderische und von Subventionen abhängige Transfergesellschaft TuTech mit ihren Anhängseln Hamburg Innovation und Startup Dock irgendeinen Impuls für mehr als zwei Hände voll Ausgründungen aus allen staatlichen Hamburger Hochschulen hinaus bieten? Die Fakten bei HANSEINVESTIGATION.
Wer nicht auf Grund wohlwollender Fördermittel aka "Schweigegeld" blauäugig durch die Stadt geht, kann zu dem Ergebnis kommen, dass in der Wirtschafts- und Innovationspolitik die größten Hits der 70er, 80er und 90er fortleben. Angesichts der Anstrengungen der "Startup-Hauptstadt" Berlin (Hamburg war nach der KFW-Studie nie "Startupmetropole"), der Technologie-Hauptstadt München, dem Daten-Zentrum Karlsruhe und der Security-Hochburg Darmstadt macht Hamburg im Zweifelsfall als Letzter das Licht aus.
Wollte die BWFG die Informatik eigentlich zusammenstreichen?
Millionenschwere Subventionszahlungen an die TU werden aus einer mittelgroßen Hochschule mit mittelmäßigen Perspektiven im Harburger Wohngebiet sicherlich keine Exzellenz-Hochschule nach Münchener oder Berliner Vorbild werden lassen. Auch wenn eine Informatik-Initiative "Ahoi Digital" der richtige Schritt ist (was nur durch einen überraschend argumentierenden Wissenschaftsrat möglich war) - der Dampfer in Richtung Wissenschaftsmetropole hat abgelegt - und fährt nicht 100 km Elbe aufwärts nach Hamburg.
In einem Gespräch für ein Hamburg Digital Interview bringt der Digitalunternehmer Peter Schmid von WLW in dieser Woche auf den Punkt: Hamburg hat mit der Elbphilharmonie einen internationalen Leuchtturm für Tourismus bekommen. Der Leiter der Landesfachkommission Internet & Digitale Wirtschaft im Wirtschaftsrat fordert: Hamburg braucht einen Leuchtturm für die digitale Entwicklung - inkl. Bildung und Wissenschaft, Fachkräften und Wirtschaft, Infrastruktur und der Hamburger Bürgerschaft.
Mittelmaß in der Wirtschaftsstruktur, Mittelmaß in der Dynamik.
Ja, Hamburg ist laut Institut der Deutschen Wirtschaft Nr. 3 der digitalsten Städte und Kreise Deutschlands - nach Köln & Stuttgart und vor Berlin & München. Verantwortlich dafür sind 1. die Glasfaser-Infrastruktur und 2. der Grad der Digitalisierung in der Wirtschaft. Punkt Eins berücksichtigt die 71%-ige Versorgung der Privathaushalte. Hafenunternehmen dürfen ihren Mitarbeitern noch immer USB-Sticks mit nach Hause geben... Und Zweitens: Die Digitalisierung bei Otto, Haspa oder Jungheinrich hat sicher nichts mit Impulsen der Wirtschaftspolitik zu tun.
Wenn man das Regional-Ranking 2017 der 401 Städte und Kreise Deutschlands liest, kommt man zu diesem Ergebnis: Aktuelle Wirtschaftsstruktur? Hamburg auf Platz 18. Auf den forderen Plätzen: München und Starnberg, Frankfurt und der Main-Taunus-Kreis. Dynamik in der Entwicklung? Hamburg auf Platz 108. Vorn weg: der Burgenlandkreis, der Landkreis Dahme-Spreewald und Darmstadt. Zum Mitschreiben: Dahme-Spreewald mit dem Regionalflughafen Berlin-Schönefeld und der kleinen (aber feinen) TH Wildau, die ich viele Jahre unterstützen durfte. Sorry, aber das ist peinlich - für Hamburg.
Die Freie und Wirtschaftsmetropole geht den Weg des HSV.
Es gibt Menschen in Hamburg, die sorgen sich angesichts des Abstiegs in die Mittelklasse um unsere Stadt. Dazu gehört die Unternehmensberaterin und Deutsch-Israelische Netzwerkerin Andrea Frahm, der Wirtschaftsförderer und Hamburg@work-Macher Uwe Jens Neumann, der Business Developer und 12min.me-Gründer Oliver Rößling, der Geschäftsführer und HSBA-Macher Dr. Uve Samuels und der Wissenschaftler und HWWI-Direktor Prof. Henning Vöpel. Sie alle sehen, wie an Rathausmarkt und Adolpshplatz die alten Gefechte gefochten und ansonsten der Kopf in den Sand gesteckt wird.
Und was machen die "Besitzstandwahrer*innen", um sich vor den "Revoluzzern" zu schützen? Sie schreiben justiziable Briefe, führen hinterlistige Telefonate, ignorieren Presseanfragen, lästern hinterrücks und verabreden Ausgrenzung. Man kann gar nicht so blind sein, um die selbstentlarvenden Aktivitäten nicht mitzubekommen. Wie hilflos und dümmlich wirken derartie Sandkastenspiele angesichts der Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft. Mauermentalität hat mit Stolz nichts zu tun - das ist arrogant und erbärmlich.
Hamburg wird weiter abrutschen und verlieren, wenn die ewig Gestrigen aus einer abgewanderten Medienbranche, einer vollautomatisierten Marketingindustrie, einer konsolidierten Handelssparte, einer rückwärts gewandten Logistikbranche und einer schrumpfenden Finanzwirtschaft sich weiter mit Medaillen und Franzbrötchen selbst feiern. Es wäre nich das erste Mal, das ein "Königreich" dem Untergang geweiht wäre - der König is' ja schon weg. Ein Untergang mit gerümpfter Nase, in dunkelblauem Zweireiher und goldenen Manschettenknöpfen. Man gönnt sich ja sonst nichts ...
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Hamburg Digital Background:
Wirtschaftsrat: Hamburgs Digitalwirtschaft verpasst nationalen Anschluss:
www.wirtschaftsrat.de/wirtschaftsrat.nsf/id/4A81E6BD8B41C27AC1258272004F2BC9/$file/WR%20HH_Digitalwirtschaft%20in%20Hamburg.pdf
IW Consult: Hamburg im Regional-Ranking auf dem Weg in die Mittelmäßigkeit:
www.iwconsult.de/leistungen-themen/branchen-und-regionen/staedteranking-2017/
Abendblatt: Wirtschaftsrat warnt vor digitalem Abstieg Hamburgs:
www.abendblatt.de/hamburg/article214070779/Wirtschaftsrat-warnt-vor-digitalem-Abstieg-Hamburgs.html
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