Fintech-Macher und Wahl-Hamburger: André Bajorat Foto: André Bajorat |
André Bajorat zeigt seit genau 4 Jahren wie kein zweiter Vertreter der Fintech-Szene, was B2B im Banking möglich ist: Die "Dropbox für Finanzen", wie er t3n in den Block diktierte. Gerade gewann er den "Euro Finance Tech Award" in der Kategorie "Transaction & Infrastracture". Zusammen mit den Kollegen von Deposit Solutions unterstützt André die Deutsche Bank in der Frankfurter "Digitalfabrik" - auf dem Weg zu einem "Banking der Zukunft".
Wir haben André auf der Hub Conference des Bitkom getroffen - einen Tag vor dem Millionen-Announcement. Wir haben ihm Fragen zu Themen gestellt, die ihn wirklich interessieren. Und wir fragen ihn über unsere Stadt, unser Ökosystem und die Digitalisierung der Bankenwelt. Viel Spaß beim Entdecken:
Im Oktober d. J. gab es die erste Fintech Week in Hamburg, organisiert u. a. von Clas Beese und Carolin Neumann. Knapp 4% der 600 hiesigen Startups sind laut Hamburg Startup-Monitor Fintechs. Ist Hamburg eine Fintech-City, oder ist das Thema besser in Berlin aufgehoben?
Ich mag diese Standortfrage nicht wirklich und es kommt eh meist auf das passende Team an. Das kann sich in Ibbenbüren wie in London finden. Natürlich ist es irgendwann eine Frage der Skalierung im Sinne des Personals - und da helfen Metropolen und Unis natürlich. Hier sehe ich aber eine Reihe deutscher Städte auf Augenhöhe. Wenn wir die sonstigen Rahmenbedingungen ansehen, sollten wir in GER/Europa gründerfreundliche Rahmenbedingungen schaffen und uns nicht auf Städte konzentrieren.
Als Gründer des Fintech Stammtisches Berlin musste ich feststellen, dass sich unter den gut 150 Fintechs an der Spree vor allem B2C-, P2P-, Payment- und Lending-Startups befinden. Wo liegen die wirklichen Herausforderungen für Banken, ihre IT und die Geschäftsprozesse?
Das hat aus meiner Sicht nichts mit einer Stadt zu tun, sondern mit dem “Reifegrad” von Fintech. Am Anfang versuchst du halt eher, die “eigenen” Themen anzugehen, und im Laufe der Zeit finden sich dann oft mehr Optionen tiefer in den Systemen. Es ist normal für eine Branche im Umbruch, denke ich. Banken haben sicher ein Problem mit den in die Jahre gekommenen Kernsystemen - hier wurde in den letzten Jahren oft nicht in Erneuerung, sondern in “run the system” investiert.
Du bist mit Figo und Eurer API-Technologie ein gern gesehener Partner traditioneller Banken, z. B. der Deutschen Bank. Was könnt Ihr mit Eurem Wissen und Können für klassische Geldhäuser tun, um den Anschluss an die voll digitalisierte Banking-Zukunft zu finden?
Ja, Banken sind inzwischen sehr wichtige Partner für uns geworden. In erster Linie natürlich, um unsere Technologie zu nutzen und ihren Kunden neue Dienste auf Basis unserer Plattform zu bieten. Natürlich bringen wir in einer solchen Zusammenarbeit auch unseren “Mindset” ein und können damit hoffentlich einen kleinen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Partner beitragen.
Du beschäftigst Dich mit den Themen "Talents" und "Skills" für das Banking der Zukunft. Wenn ich durch die Hallen einiger Bankzentralen laufe, habe ich da eher meine Zweifel. Haben die "Dinosaurier" mit ihrem Personal überhaupt eine Chance, die nächste Stufe zu erreichen?
Natürlich haben Banken eine Chance. In unserer Zeit gehört dazu aber ein Umdenken, auch in nötigen Skills und Art des Personals. Die vorhandenen Assets vieler Banken machen diese eigentlich zum perfekten Arbeitgeber vieler Talente. Das wird Stand heute vor allem in Deutschland noch nicht immer klar und Banken verkaufen sich hier deutlich unter Wert. Bank und vor allem Banking ist Software und sind Daten - das ist hochgradig spannend für die Künstler unserer Zeit: Developer.
Du hast 2012 die Facebook-Gruppe "Hamburg Startups" mit heute 3.000 Mitgliedern gegründet. Hat Hamburg eine echte Chance, vorn im Wettbewerb auch um internationale Gründer und Talente mitzuspielen - und was sollten die Netzwerke und Partner bei uns dazu unternehmen?
Ja, ich wollte damals einfach einen Raum schaffen, in dem sich Gründer und Interessierte austauschen können - den gab es so noch nicht. Seitdem hat sich natürlich eine Menge verändert und Hamburg hat eine gut vernetzte und lebendige Szene. Das Betahaus und Hamburg Startups haben dazu sehr viel beigetragen. Wenn ich auf uns schaue, so ist es in Hamburg möglich, gute internationale Talente zu finden und von einer Unternehmung und dann auch von der Stadt zu überzeugen.
Du lebst seit 1998 im Großraum Hamburg. Was zeichnet der Standort Hamburg und die Gründer an Elbe und Alster aus Deiner Sicht besonders aus? Du hast schließlich die Vergleiche u. a. mit Berlin und Frankfurt, wo Du z. B. Deinen Hackathon veranstaltest.
Wie schon mehrfach gesagt: Ich mag diese Vergleiche nicht, da sie aus meiner Sicht keinen Mehrwert bringen. Ich kenne tolle Gründer in allen Städten und genauso gibt es überall weniger angenehme. Vielleicht ist Hamburg an der einen oder anderen Stelle etwas ernsthafter als beispielsweise Berlin.
Wie schon mehrfach gesagt: Ich mag diese Vergleiche nicht, da sie aus meiner Sicht keinen Mehrwert bringen. Ich kenne tolle Gründer in allen Städten und genauso gibt es überall weniger angenehme. Vielleicht ist Hamburg an der einen oder anderen Stelle etwas ernsthafter als beispielsweise Berlin.
Vielen Dank für die ehrlichen Antworten!
Das Interview führte Thomas Keup.
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