Montag, 2. Januar 2017

HANSEPERSONALITY Dirk Ploss: "Kunden sind wie kleine Hunde. Aber keiner will mit ihnen Gassi gehen.”

Marketer aus Leidenschaft: Dirk Ploss
Foto: Dirk Ploss
HAMBURG DIGITAL INTERVIEW

Es ist ein Hamburger Jung. Er beschäftigt sich seit 1992 mit Werbung. Er ist ein Marketer mit Leidenschaft. Er baute für einen Essener Kaufhauskonzern eine Marketingberatung auf. Er kümmerte sich um den Markenaufbau und die Markenkommunikation sowie das Online- und E-Mail-Marketing eines Hamburger Versandhauses.

Jetzt baut er das Online Business eines Hamburger Kosmetikherstellers auf - zusammen mit internationalen Handelspartnern. Der Hamburger plädiert für die Stärken des Shoppings vor Ort. Wir interviewten den Marketing- und Branchenexperten auf einem virtuellen Spaziergang über die Mönckebergstraße. Unser HANSEPERSONALITY ist Dirk Ploss:

Du hast das Online-Marketing eines Hamburger Versandhauses mit gestaltet und kümmerst Dich jetzt um Schönheits- und Pflegeprodukte eines Hamburger Kosmetikherstellers. Wo kaufst Du gern ein - online und offline? Und welche Rolle spielt in Deinem Leben Amazon?


Sicherlich gibt es noch ein paar Produkte, die auch ich gern offline einkaufe - Obst, Fleisch und zum Teil auch Bekleidung zum Beispiel. Aber ansonsten bin ich schon zu mindestens 80% Online-Käufer. Und dabei spielt Amazon eine Hauptversorger-Rolle: Ich schaue immer zuerst bei Amazon, nutze Amazon Pantry für Drogeriewaren genauso selbstverständlich wie die Dash Buttons. Nur auf meinen Amazon Echo, auf den warte ich leider immer noch.

Manchmal ärgere ich mich, in Geschäften nur noch Aushilfskräfte anzutreffen. Andererseits ist der Paketversand in vielen Teilen Deutschlands - von DHL bis Hermes - eine Zumutung geworden. Bist Du auch manchmal frustriert?

Natürlich. Gerade bei Versanddienstleistern würde ich mir zuweilen die Option wünschen, “Alles außer X” ankreuzen zu können. Nach meinem Eindruck kann die gesamte Logistikbranche nicht mit dem Wachstum der Anforderungen mithalten. Das finde ich sowohl als Kunde als auch aus professioneller Sicht sehr schade, da diese “letzte Meile” zum Kunden mit die wichtigste in der gesamten Wertschöpfungskette ist.

Was können Online-Händler einerseits und Vor-Ort-Anbieter andererseits besser machen, um mich als Kunden endlich zu begeistern? Schließlich möchte ich gern mit Spaß mein Geld ausgeben, und mich nicht ständig ärgern müssen.

Beide könnten endlich mal anfangen, konsequent vom Kunden aus zu denken - und nicht vom Angebot aus, was hüben wie drüben immer noch der Regelfall zu sein scheint. Für die Onliner würde das den Verzicht auf alle möglichen Bestellhürden, von eingeschränkten Zahlungsmöglichkeiten bis hin zu horrenden Liefergebühren, für die Offliner ein konsequentes Verzahnen von Online und Offline bedeuten. Und eine Wiederbesinnung auf das, was ja angeblich des Offliners große Stärke ist: Persönliche Beratung. Die erlebe ich mittlerweile online oftmals besser als offline.

In einem aktuellen Beitrag der “Hamburger Wirtschaft” wird der Vorschlag diskutiert, dass vor allem die kleinen Händler mit all ihren Produkten auf Plattformen präsent sein sollten, die regional Kunden ansprechen. Was hältst Du von dem Konzept?

Obwohl ich das Konzept grundsätzlich sympathisch finde, stelle ich mir doch auch hier wieder die Frage: Was hat der Kunde davon? Vor allem, wenn er das gleiche Angebot der gleichen Händler auch über den Amazon Marketplace erhalten kann - nur im Zweifel schneller und mit weniger Aufwand? Die Idee, auch kleine Händler ins Netz zu bringen, finde ich prima. Doch den Kunden-Mehrwert von lokalen Plattformen - bis hin zu Plattformen für einzelne Shopping Center -, den kann ich noch nicht so recht erkennen.

Kommen wir zu Dmexco-Buzzwords, wie Voucher-Marketing, Conversion Rate und Re-Engagement: Wenn wir ehrlich sind, kaufen viele Online-Anbieter vorn Kunden teuer ein und werfen Sie nach dem Checkout aus dem Haus. Das ist doch Geldverbrennen, oder nicht?

Ist es. Und es hat sich da in den letzten Jahrzehnten auch nicht wirklich viel verändert: Kunden sind nach wie vor wie kleine Hunde. Erst will sie jeder haben, aber wenn sie dann da sind, will niemand mit ihnen Gassi gehen. Ich persönlich glaube ja immer noch, dass sie irgendwann kommt, die große Kundenbindungswelle. Sehen tu ich sie jedoch leider derzeit noch nicht.

Nur - wieder einmal - Amazon mit ihrer schier unglaublichen Prime-Vorteilswelt, die haben es verstanden. Mit Prime hat Amazon einen hübschen goldenen Käfig gebaut. Und wer will schon auf die kostenlose Musik, die ganzen Filme und Serien, den Cloud-Speicher oder die kostenlose Lieferung verzichten?

Du hast für Startups gearbeitet und kennst Dich bei Hamburger Großunternehmen aus. Wie beurteilst Du den Startup- und Digitalstandort aus Deiner persönlichen Erfahrung? Wird Hamburg mit seiner etablierten Wirtschaft auch in Zukunft vorn mitspielen?

Für Startups und in Sachen Digitalisierung könnte sicherlich - wie überall - noch mehr getan werden. Ich denke aber, dass sich Hamburg hinter anderen Gründungszentren wie Berlin oder München keineswegs verstecken muss. Ganz im Gegenteil: Gerade die traditionelle Wirtschaft mit ihren eng verzahnten Netzwerken und ihrer grundsätzlich weltoffenen Art kann sich für Gründer und Gründungswillige als entscheidender Standortvorteil herauskristallisieren.

Zu guter Letzt: Wo siehst Du als Marketing-, Handels- und Unternehmens-Experte die Stärken von Hamburg? Was macht Hamburg besonders interessant - für Spezialisten, Unternehmer und natürlich auch für Startupper? Was ist das echte “Plus” von Hamburg?

Da ist man als Hamburger natürlich immer ein wenig befangen bei so einer Frage. Ich würde mal sagen: Es ist der Geist der Wirtschaft: Egal ob Industrie, Handel, Medien oder Dienstleistungen, Hamburg lebt mit und von seinen Kaufleuten und der speziellen hanseatischen Art, Geschäfte zu machen. Offen, ehrlich, gerade heraus und vor allem verlässlich. Wenn man dann noch die Lebensqualität hier in Hamburg mit in die Kalkulation einbezieht, ergibt sich eine spezielle “Hamburger Mischung”, die es so kein zweites Mal in Deutschland zu finden gibt.

Vielen Dank für die offenen Worte!

Den Shopping-Bummel begleitete Thomas Keup.



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