Dienstag, 21. März 2017

HANSEPERSONALITY Willem van der Schalk: "Das Rad nicht neu erfinden!"

HAMBURG DIGITAL HAFEN


Die CMA CGM Alexander von Humboldt und
die CSCL Venus im Waltershofer Hafen
Foto: Hafen Hamburg Marketing / Peter Glaubitt
Er ist der größte Seehafen Deutschlands, nach Rotterdam und Antwerpen die Nr. 3 in Europa. Fast 10.000 Seeschiffe sowie 171 Kreuzfahrtschiffen mit 710.000 Passagieren machten an den 4 Containerterminals und 3 Passagierterminals 2016 fest.

Für den reibungslosen Betrieb im Hamburger Hafen sorgt das "Port Community System" der DAKOSY AG, dem IT-Zusammenschluss der Reedereien, Terminals und Spediteure in Hamburg.

Das "PCS" liefert alle Informationen über Im- und Export im Hamburger Hafen an private und öffentliche Partner der Logistik - vom Lotsendienst über Zollbehörde bis zum Güterbahnhof. Ein aktiver Partner des "PCS" ist der Geschäftsführer der Hamburger Logistikfirma A. Hartrodt. Unser HANSEPERSONALITY ist Willem van der Schalk:


Unternehmer und Branchenvertreter:
Willem van der Schalk
Foto: A. Hartrodt
Sie sind ein engagierter Unternehmer und zugleich neuen Technologien aufgeschlossener Spediteur im Hamburger Hafen. Wie groß ist der Einfluss digitaler Systeme heute für Spediteure, Reeder, Terminalbetreiber, Transporteure und Behörden, wie Zoll oder Gesundheitsbehörde?

Spediteure sind die Architekten der Supply Chain und ohne die Digitalisierung können heute die Schnittstellen von Auftragserteilung beim Endkunden, Bestellannahme, Planung bei der Produktion, Versandmanagement und Transportabläufe nicht mehr optimal abgestimmt werden.

Digitale Systeme sind für uns heute kaum noch wegzudenken, sie bestimmen unsere tägliche Arbeit. Bei der heutigen Komplexität der Abläufe im Hafen könnten die Mengen mit analogen und manuellen Prozessen nicht mehr bewältigt werden. Digitale Prozesse gibt es im Hafen bereits seit 1982 und früher hiess es Elektronische Datenintegration (EDI) und nicht Digitalisierung.

Gibt es mit einem weitgehend automatischen Hafen-Kommunikationssystem, wie dem "Port Community System" der DAKOSY - dem gemeinsamen IT-Anbieter der Reedereien, Terminalbetreiber und Spediteure -, überhaupt eine "digitale Revolution" im Hafen?


Sie fällt hier sicherlich deutlich geringer aus als in Bereichen, in denen die Digitalisierung noch nicht derart umfangreich Einzug gehalten hat. Digitalisierung gehört für Seeschifffahrt und Häfen schon seit Jahrzehnten dazu, damals hatte man dafür nur noch keinen richtigen Namen, man sprach noch nicht von Digitalisierung sondern eher von EDI-Datenaustausch.

Speditionsunternehmen haben mit einer Selbstverständlichkeit Daten zwischen den eigenen Tochtergesellschaften und Büros ausgetauscht. Unternehmen und Behörden sind es gewohnt, Informationen über Unternehmensgrenzen hinweg auszutauschen, um ihre Prozesse effektiv zu planen und durchzuführen. Natürlich ist die Digitalisierung damit nicht abgeschlossen. Die Plattformen werden ständig um neue Funktionen erweitert, wie z. B. die jüngsten Projekte zur Truckabwicklung zeigen.

Die Hafenbehörde HPA entwickelt mit "Smart Port" ein "New Single Window"-System für die im Hafen tätigen Branchen. In wiefern kollidieren die Aktivitäten der Hamburger Infrastrukturbehörde mit dem "Port Community System" von DAKOSY?


Es sollte darauf geachtet werden, dass das Rad nicht neu erfunden wird, sondern allenfalls komplementäre Services entstehen. Die Einbeziehung der Verkehrsinfrastrukturen wie die Belegungssituation von Parkplätzen in die digitalen Prozesse ist dafür ein Beispiel. Es ist sinnvoll die Verkehrsinfrastruktur wie Bahn, Binnenschiff und LKW zu fördern und die Abläufe zu virtualisieren und weiter zu digitalisieren. Die Daten sollten dann aber den privatwirtschaftlichen Systemen auch zur Verfügung gestellt werden und nicht umgekehrt.

Was können die gemeinsam an DAKOSY beteiligten und das "Port Community System" nutzenden Unternehmen der Hafenwirtschaft tun, um nicht von einem mit staatlichen Fördermitteln aufgebauten Konkurrenzsystem überrollt zu werden?

Zunächst einmal würde es ja keinen Sinn ergeben, eines der weltweit führenden Systeme durch ein anderes abzulösen. Die Akzeptanz ist ja auch deswegen so hoch, weil alle involvierten Rollen an der Gestaltung der Plattformen mitwirken.

Die nachträgliche Verstaatlichung des Informationsaustausches zwischen privatwirtschaftlichen Unternehmen wäre aus meiner Sicht auch eine merkwürdige Entwicklung. Wo immer es um behördlich relevante Daten geht, bestehen ja Schnittstellen zu DAKOSY. Wir müssen hier vielleicht noch mehr Aufklärungsarbeit leisten.

Wo sehen Sie als Hamburger Unternehmer, Spediteur und Hafenpartner die Grenzen einer Hafenbehörde HPA und wie könnten die Aktivitäten der HPA mit Virtualisierung und Datenauswertung mit dem Hafen-Kommunikationssystem kooperieren?



Engagiert in Speditionsverband und Handelskammer:
Geschäftsführer Willem van der Schalk
Foto: A. Hartrodt
Es wäre kontraproduktiv, wenn die HPA ein bereits hervorragend durch die Privatwirtschaft finanziertes und betriebenes System durch ein neues, staatliches System auszutauschen versucht.

Die Privatwirtschaft hat mit ihrem eigenen Geld 1982 mit DAKOSY ein heute in der Welt führendes System der Hafenkommunikation entwickelt. Daten unserer Kunden als Spediteur sind zu schützen und nicht jedem zugänglich zu machen.
Der Aufgabenbereich der HPA hat sich auf die Daten der technischen Anwendungen zu konzentrieren, die dann auch mit dem bereits vorhandenen System ergänzt und ausgetauscht werden können. Virtualisierung des Hafens sollte die HPA betreiben, ob das jedoch für den Absender einer Sendung in München von Bedeutung ist, wage ich zu bezweifeln. „Must have oder nice to have“ gehört in diesen Entscheidungsprozess mit herein.


Zu guter Letzt unsere Hamburg-Frage: Wie gut sind die Hamburger Hafenunternehmer mit dem "Port Community System" der DAKOSY im Vergleich mit Rotterdam, Antwerpen oder anderen europäischen Wettbewerbern aus Ihrer Sicht als Nutzer aufgestellt?

Auch wenn es keine direkte Vergleichsmöglichkeit der Systeme in Antwerpen, Rotterdam oder anderer Häfen gibt, da die Prozesse in den Häfen immer etwas unterschiedlich sind, so ist objektiv gesehen das System in Hamburg schon zu den weltweit führenden zu zählen. Es unterstützt alle relevanten Prozesse. 


Spediteure, die mit ihren Kunden im In- und Ausland bereits einen digitalen Datenverbund aufgebaut haben, können dabei mit der "Datensammlung" schon deutlich außerhalb von Hamburg beginnen - sowohl auf der Landseite als auch auf dem Wasser. Auch wenn das System keine Pflichtveranstaltung ist, wird es trotzdem von so gut wie allen Unternehmen genutzt.

Es wäre wünschenswert, wenn einige große Reedereien sich dem System anschliessen, statt das Rad neu erfinden zu wollen, um die Nutzer des Hafens in ihr eigenes System zu zwingen.

Vielen Dank für die offenen Worte!

Das Interview führte Thomas Keup.

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 Hamburg Digital Background: 






 Hamburg Digital Reports: 

HANSESHIPPING: Hapag-Lloyd - Vom Gießkannendienst zu Data in Action.
http://hh.hansevalley.de/2017/04/hanseshipping-hapag-lloyd.html

HANSEBUSINESS: DAKOSY - Der digitale Lotse im Hamburger Hafen.
http://hh.hansevalley.de/2017/04/hansebusiness-dakosy.html


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