Mittwoch, 20. September 2017

HANSESTARTUPS an der Leuphana: "Gründen hat was mit Haltung zu tun."

HAMBURG DIGITAL REPORT

Sie ist die Nr. 1 unter den gründerfreundlichsten mittelgroßen Hochschulen Deutschlands. Sie weist als einzelne Universität viermal so viele Ausgründungen vor, wie alle staatlichen Hamburger Hochschulen zusammen. Sie ist die Heimat zahlreicher Größen aus Politik und Wirtschaft. Und Sie ist eine der fortschrittlichsten Hochschulen in der Metropolregion Hamburg: die Leuphana Universität Lüneburg


Das Libeskind-Zentralgebäude der Leuphana-Universität.
Foto: HANSEVALLEY
Was macht Lüneburg anders, als die Universität oder die Technische Universität in Hamburg? Was macht die Leuphana besser, um Gründern einen erfolgreichen Start in die Zukunft zu ermöglichen? Ein Blick hinter die Kulissen der Entrepreneurship-Universität am Lüneburger Bockelsberg vor den Toren der Freien und Hansestadt. Eine Hamburg Digital Report:

Die Wirtschaftswoche brachte es Anfang August d. J. auf den Punkt: Drei deutsche Hochschulen haben sich als besonders unternehmerfreundlich aufgestellt. 1. die führende Technische Universität in München - TUM. Das von der BMW-Eignerfamilie Quandt unterstützte Center for Innovation and Business Creation "UnternehmerTUM" gilt als Vorbild für Gründerberatung, Startupmentoring und Venture Capital. Eine weitere Adresse ist die private Handelshochschule in Leipzig - HHL. Die laut Gründungsradar "führende Business School für Entrepreneurship" macht mit ihrem "SpinLab" – den HHL Accelerator als hochschulübergreifende Plattform für Gründerförderung - auf sich aufmerksam.


Campus der Leuphana-Universität südöstlich von Hamburg.
Foto: Leuphana Universität
Die dritte herausragende Hochschule ist die Leuphana Universität - 60 km südöstlich von Hamburg. Zahlreiche Persönlichkeiten an Alster und Elbe haben an der Stiftungsuniversität in Niedersachsen studiert. Der Gründungsradar 2016 und eine Anfrage des Hamburger CDU-Abgeordneten Carsten Ovens brachte im Juni d. J. ans Licht: In Lüneburg wurden im vergangenen Jahr 55 durch das bundesweite "Exist"-Programm geförderte Jungunternehmen gegründet. An allen staatlichen Hamburger Hochschulen waren es laut Senat zusammen gerade einmal 14 Ausgründungen. 

Der Senat verweist auf die 6 Gründungen an der TU Hamburg, die noch unbekannte "Hamburg Open Online University" und die künftige Informatik-Plattform "Ahoi.Digital". Der Blick auf das futuristische Libeskind-Zentralgebäude der Leuphana macht hingegen klar: Hier wird nicht gekleckert. "Was wir sehen und erleben, hat Einfluss auf unser Denken und Handeln" ist auf der Landingpage zu lesen. "Die Universität für Entrepreneurship" steht als Überschrift auf der Broschüre des Leuphana "Entrepreneurship Hubs". Auf der Internetseite des 2013 gegründeten Hubs wird Hochschul-Präsident Prof. Dr. Sascha Spoun deutlich: "Entrepreneurship im Sinne der Leuphana ist nicht Gewinn-Maximierung, sondern Nutzen-Maximierung." 


Das Leuphana-Entrepreneurship-Team
Foto: Leuphana Universität
"Wir bilden Menschen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts aus", macht Carsten Wille, Koordinator für die Gründungsförderung und Gründerberater an der Universität von Lüneberg klar. Entrepreneurship - also Gründergeist und Unternehmerkultur - haben in Lüneburg lange Tradition. Dabei steht das unternehmerische Handeln im Mittelpunkt. Mehrere Professuren, Lehrstühle und Institute leben die Kultur. Sensibilisierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen fördern unternehmerisches Denken ebenso, wie individuelle Beratungsangebote sowie finanzielle und infrastrukturelle Förderungen.

Die Leuphana als ganzheitliche Universität für Entrepreneurship.

"Management und Entrepreneurship" ist mit fünf Profilthemen eine von vier Wissenschaftsinitiativen in Forschung und Lehre. 75 Professoren für Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Wirtschaftspsychologie, Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsinformatik und Ingenieurswissenschaften sind daran beteiligt. Die Verankerung des Leitgedankens bekräftigt der 52-jährige Gründerberater Wille mit einer ungewöhnlichen Aussage: "Wir haben aufgehört nachzudenken, Gründungen zu produzieren, denn wir als Hochschule können sie nicht produzieren." Der fortschrittliche Ansatz hat nicht zuletzt mit der "späten Geburt" der Leuphana zu tun.


Leuphana-Gründungsservice im Libeskind-Bau
Foto: HANSEVALLEY
2005 wurden die Universität Lüneburg und die Fachhochschule Nord-Ost-Niedersachsen zur neuen Universität zusammengeschlossen. Zwei Jahre später übernahm der deutsch-schweizerische Wirtschaftswissenschaftler Sascha Spoun mit 38 Jahren das Ruder und begann, die finanziell runtergewirtschaftete und zusammengewürfelte Hochschule neu zu denken. Die "Zeit" würdigt den "Mutigsten unter Deutschlands Univerversitätslenkern". "Präsident Tabula Rasa" - Gast-Professor in St. Gallen - entwickelt mit Scholz & Friends einen neue Identität, basierend auf der römischen Siedlung an gleicher Stelle - Leuphana. 

Seit 2010 nimmt sich Vizepräsidentin Prof. Dr. Sabine Remdisch des Entrepreneurships an, wird zum Aushängeschild der Unternehmer-Universität. Die Leiterin des Instituts für Performance Management beschäftigt sich u. a. mit dem Führen und Arbeiten in der digitalen Welt. Dazu forscht sie auch am "H-STAR Institute" der Universität Stanford. Mit dem Weiterbildungsprogramm Leuphana Enterprise Academy, dem Leuphana Forschumgszentrum für Entrepreneurship and its Evidence (RCE), der Leuphana Conference on Entrepreneurship (LCE) und einem umfangreichen Seminarprogramm des Gründungsservices zieht sich der Unternehmergedanke durch die Hochschule.

Studenten können mit Gründungen Credits für ihr Studium sammeln.

"Wir haben begonnen nachzudenken, was nötig ist, damit Gründungen entstehen", sagt Diplom-Kaufmann Carsten Wille, der seit 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gründungsberatung ist. Und ergänzt: "Man muß frühzeitig an den Leuten dran sein, um ihnen zu helfen." 3 Berater und insgesamt 7 Mitarbeiter kümmern sich in Lüneburg um den Gründungsservice. Dazu kommen Botschafter in den Fakultäten und externe Experten im Netzwerk. Es geht darum, eine Gründungskultur zu entwickeln. Carsten Wille ist stolz: "Uns interessieren nicht so sehr die Geschäftsidee, sondern die Köpfe." 



Im vergangenen Jahr ist man den nächsten Schritt gegangen und hat die Bereiche Gründungsservice, Careerservice, Alumniverein und Transferservice in einem gemeinsamen Bereich zusammengefasst. Während an anderen Exist-geförderten Einrichtungen gezählt wird, was durch den Prozeß gelaufen ist, zählt man an der Leuphana, mit wem man in Kontakt war. Qualität statt Quantität - wie von Präsident Spoun ausgerufen. "Wir sind unserem Ziel recht nahe gekommen, daß sich jeder einmal mit Gründung beschäftigt",  resümiert Carsten Wille im Interview mit HANSEVALLEY. 

Entrepreneurship als Schlüsselkompetenz für das 21. Jahrhundert. 

Im Oktober beginnt das neue Semester mit der traditionellen Startwoche, eine neue Generation auf unternehmerisches Denken vorzubereiten. Entrepreneurship ist an der Leuphana im Kurikulum aller drei Schulen - dem College, der Graduate School und an der Professional School verankert. Als Sohn eines Fahrzeugbau-Unternehmers spitzt Carsten Wille aber auch zu: "Es gibt nichts, was das Unternehmergen wissenschaftlich belegt." Umso besser zu wissen, dass in Lüneburg ein ganzheitlicher Ansatz vielen Studentinnen und Studenten die Chance gibt, einen unternehmerischen Weg zu gehen. 




 Hamburg Digital Background 

5. Leuphana Startup-Night
www.leuphana.de/kooperationen/regional/aktuell/veranstaltungen/3-night-of-the-start-ups.html

Leuphana Entrepreneurship Hub:
www.entrepreneurship-hub.de

Leuphana Gründungsservice:
www.leuphana.de/forschung/foerderung/existenzgruendung.html

Leuphana Wissenschaftsinitiative "Management und unternehmerisches Handeln":
www.leuphana.de/forschung/wissenschaftsinitiativen/management-und-unternehmerisches-handeln.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen