Donnerstag, 14. Juni 2018

HANSECHAMPION Kabs: Von der Polsterwelt zu moebel.de

HAMBURG DIGITAL REPORT

Autonome Navigation in Limousinen, KI-Fotochips in Smartphones, automatische Chatbots in der Verwaltung: Es gibt eigentlich nichts, was nich der digitalen Transformation unterworfen ist. Ob Konsumgüter, Luxusgüter oder Dienstleistungen - digitale Kundenzugänge, detaillierte Datenauswertung und Plattform-Geschäftsmodelle greifen um sich. Doch in unserem Zuhause gibt es Dinge, denen digital recht egal ist: Sessel, Sofas und Betten interessieren Chips und Elektronik bislang wenig.


Familientradition in 2. Generation: Kabs Polsterwelt
Foto: HANSEVALLEY

Bei Norddeutschlands Polstermöbel-Spezialist Kabs ist man da gar nicht so sicher. Der "MediaMarkt" unter den Polstermöblern hat erkannt: Was man verschicken kann, wird verschickt. Sich nur auf seine Filialen von Kiel bis Osnabrück und Schwerin bis Bremen zu verlassen, könnte in Zeiten von Amazon, Ikea, Otto und Tchibo brenzlig werden. Mit moebel.de hat das Familienunternehmen einen eigenen Weg ins Netz genommen. Ein Hamburg Digital Report:

'Das Internet ist nichts für uns'. 'Wir haben unseren Laden hier vor Ort'. 'Die letzte technische Innovation war das Faxgerät.' Die Statements stammen von Unternehmern der Möbelbranche. Gut 10 Jahre ist das her. Das unternehmerische Understatement bringt die Kultur einer Branche auf den Punkt, die in der Vergangenheit gern mal ein Nickerchen extra gemacht hat. Was daraus wird, sieht man mitten in Hamburg am eigenen Leib:

Altona, Große Bergstraße. Es ist die einstige Möbelmeile an der Elbe. Polstermöbelgeschäft reihte sich an Küchenstudio, Bettenspezialist präsentierte sich neben Teppichfachgeschäft. Die einstige Shoppingstraße ist abgerutscht: Döner-Bude grüßt Discounter. Lediglich das dutzende Möbelhaus aus Schweden hält dem Traditionsstandort die Stange, lockt mit günstigen Teelichtern und Fleischbällchen die Nachbarschaft an. Der Rest - trauriger Absturz.


In Hamburg Zuhause, in Europa aktiv: Robert Kabs
Foto: Kabs

Möbelhandel: Traditionsbranche und stationäre Verankerung

2018: Die Hamburger Möbelmeile ist kein Einzelfall, sondern Normalität in Deutschlands Großstädten: Berlin-Tiergarten, Genthiner Straße unweit des Schöneberger Rotlichtviertels. Die Stammhäuser von Deutschlands Möbelriesen Höffner und der Eignerfamilie Krieger sind ins Gewerbegebiet nach Schönefeld gezogen. Lediglich Exklusivanbieter Hübner lässt auf eigenem Hochhaus die Flagge wehen. Die (West-)Berliner Möbelmeile - abgestürzt wie in Hamburg-Altona.

Die Entwicklung ist kein Zufall. Fast alle 15.000 Möbler sind Familienbetriebe - einschließlich der Riesen IKEA (Kamprad), Höffner/Kraft/Walther/Skonto (Krieger) und XXXL/Lutz/Mömax/Poco (Seifert). Die Branche hat eine Welle der Konsoldierung überrollt. Die großen Drei mach rd. 30% des stationären Umsatzes aus. Die Branche stagniert, es herrscht Verdrängungsmentalität. Die Online-Riesen kommen: Amazon, IKEA, Otto Group und Tchibo setzen aufs Netz. Die Firmenenkel haben das verstanden. Sie gehen online.

"Moebel.de ist überparteilich und unabhängig."

Kabs-Firmengruppe in der Neustadt
Foto: HANSEVALLEY
"Wenn wir den stationären Möbelhandel nicht überzeugen können, kümmern wir uns um die, die schon im Internet sind", fasst Familienunternehmer Robert Kabs den Trend seiner Branche zusammen. Der gebürtige Wandsbeker lernt früh, wie die Branche tickt. Mit seinem acht Jahre älteren Bruder Jens fährt er in einem alten Hanomag die Möbel der väterlichen Betriebe an der Zollstraße und am Barmbeker Luftschutzbunker aus, damals Anfang der Neunziger. Heute ist Kabs mit rd. 300 Mitarbeitern und 12 Filialen einer der 3 großen Polstermöbel-Spezialisten in der Republik - und die Nr. 1 der Online-Möbelpreisvergleiche.

Einer der ersten Partner seiner Produksuchmaschine moebel.de ist otto.de - 2007, nach dem Relaunch des Portals. Robert Kabs hat "grundsätzlich Lust auf etwas Neues", sichert sich schon im Jahr 2000 die Domain moebel.de. "Irgendwas in diesem Internet will ich machen", ist sein Gedanke. Und fragt sich: "Was passt zu uns?" Nach dem ersten Anlauf baut der Winterhuder Traditionsunternehmer seine Plattform um, entwickelt die größte Produktsuchmaschine für Möbel. Und ist stolz auf sie: "moebel.de ist überparteilich und unabhängig."

Suche beim Spezialisten statt unsortierter Ergebnisse

Seinen Anspruch unterfüttert der gelernte Haspa-Bankkaufmann: "Wenn ich ein spezielles Thema habe, gehe ich auch lieber zum Facharzt, als zum Allgemeinmediziner." Auf seiner Suchmaschine werden mir genau die 10 passenden Sofa angeboten - aus 1 Millionen möglichen Varianten. "Unsere heiilge Kuh ist der Sortieralgorithmus",  verrät der 45-Jährige das Geheimnis von Datenanalyse und Vorauswahl. 250 Partner vertrauen moebel.de, mehr als 3 Mio. Produkte sind auf dem Portal, 5 Mio. Besucher surfen Monat für Monat bei den Hamburgern vorbei.


"moebel.de ist überparteilich und unabhängig"
Screenshot: HANSEVALLEY

Seit vergangenem Jahr sind auch die stationären Einzelhändler mit an Board. Der Grund ist einfach: Die Customer Journey beim Möbelkauf hat sich verändert. 80% aller Kunden informieren sich zunächst im Netz, bevor sie einen Fuß in ein Möbelhaus setzen. Für Robert Kabs eine echte Chance - und die Notwendigkeit zur qualifizierten Beratung vor Ort. Mit seinem Fachmarkt-Konzept für Polstermöbel bietet er seinen Kunden die Wahl - in 12 Möbelhäusern oder online. Seine Suchmaschine mit knapp 100 Mitarbeitern ist nun auch nach Frankreich expandiert, als meubles.fr.


moebel.de-App mit neuer Fotosuche
Screenshot: HANSEVALLEY
moebel.de - online, mobil, europaweit unterwegs.

Vor 5 Jahren hat Kabs moebel.de auf Wachstum und Internationalität ausgerichtet, zunächst durch Umwandlung in eine AG und die Beteiligung der größten deutschen Privatsenderfamilie ProSiebenSat1. Im Sommer 2014 holt sich der strategische Partner mit einem attraktiven Media-for-Equitiy-Deal aus München die Mehrheit. Damit kann moebel.de seine Reichweite erhöhen, den Traffic befeuern, die Attraktivität für die Suchmanschinenpartner ausbauen. Was als Idee für ein unbestimmtes Online-Business begann, ist eine Hausnummer im deutschen Möbelhandel geworden - ohne sich mit den Online-Händlern zu kanibalisieren. 

Die jüngste Entwicklung des cleveren Möbelhändlers mit seiner Firmenzentrale in der Neustadt ist eine App zur mobilen Produktsuche - ob vom heimischen Sofa oder aus dem 40.000 qm Glaspalast eines XXL-Möbelgiganten. Per Smartphone-Kamera können Interessenten Produkte finden und sich für einen Besuch vor Ort oder im Online-Shop entscheiden. Dabei sind die Suchergebnisse nicht nach dem für die Händler attraktivsten Angebot selektiert. Als neutraler Anbieter geht es nicht zuletzt um Relevanz: "Auf moebel.de geht keiner aus lange Weile", bringt es der Unternehmer auf den Punkt. Und das sind immer mehr.

 Hamburg Digital Background: 

Möbel-Suchmaschine moebel.de
www.moebel.de

Kabs Polsterwelt
www.kabs.de

Onlineshop Homesofa
www.homesofa.de

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