Zwei Millionenstädte, zwei Startupzentren, zwei Gründerszenen. Die Hauptstadt und die Freie und Hansestadt sind Hochburgen für Firmengründungen und Jungunternehmen. Von Freiberuflern über Kreativagenturen bis zu Techstartups - Berlin und Hamburg buhlen mit Beratung, Finanzierung und Netzwerken um den Wirtschaftsnachwuchs. Die Bürgermeister und Chefs der Förderbanken rühmen sich mit den jüngsten KfW-Zahlen. Doch wie sieht es im harten Alltag der Gründer aus?
Pemiere des "Günderschnacks" im Mindspace am Rödingsmarkt. Foto: Gruenderschnack |
Marius Eschen und Paulo Kalkhake sind im besten Gründeralter. Die beiden Young Professionals der HPA sind nah dran an neuen Ideen, technischen Möglichkeiten und gründungswilligen Freunden in ihrer Hood. Doch im bescheidenen Hamburg redet man nicht gern über eigene Pläne, steinige Wege und kritische Herausforderungen. Mit ihrem "Gruenderschnack" wollen sie das ändern - und treffen den Nerv der Szene. Ein Hamburg Startup Report:
Rekordsommer 2018, der letzte Juliabend, im Mindspace am Rödingsmarkt. Die beiden Vorstandsassistenten Marius und Paulo laden zum "Gruenderschnack" - mitten im Allwetterhoch, mitten in den Sommerferien. Womit keiner rechnen kann: Mit gut 30 Gästen ist die Premiere des jungen Gründertalks im Digital Hub Logistics Hamburg mehr als gut besucht. Eiskaltes Bier und Schöfferhofer Weizen sorgen für Abkühlung vor einem spannenden Abend mit Geschichten, die nur Gründer schreiben.
Marius Eschen und Paulo Kalkhake bei Ihrer Premiere im Mindspace. Foto: HANSEVALLEY |
Es ist der Beginn von etwas Neuem und der Abschied des Digital Hub Logistics nach einem Jahr im gemütlichen Mindspace. Gemeinsam lassen die Organisatoren des "Gruenderschnacks" und des Digital Hubs Logistics die blaue Stunde zu einem gelungenen Abend werden. "Es ist unser Baustein, zu gründen", ist Paulo stolz auf die Entscheidung, einfach mal ein neues Event auszuprobieren. Natürlich: Es gibt Gründerwettbewerbe und Pitchcontests, Fraueninitiativen und Foodmessen. Doch ein Event mit den Geschichten hinter den Geschichten, das macht auch uns neugierig.
Das wahre Gründerleben: Menschen, Bilder, Emotionen.
Es soll ein Abend werden, an dem Gründer im Mittelpunkt stehen, nicht Produkte oder die Suche nach Geld. Es soll ein Abend werden, auf dem man Vorbilder treffen und offen fragen kann. Das Ganze ist branchenübergreifend, grenzt nicht auf Lieblingsthemen von Food bis Fahrradanhängern ein. Ambitionierte Jungunternehmer sollen dabei genauso zu Wort kommen, wie erfahrene Seriengründer, frühphasige Startupper ebenso eine Bühne haben, wie gemachte Unicorns. Im Mittelpunkt: Ungeschminkte Gründer, realistische Bilder, spannende Geschichten und die Achterbahnfahrt auf dem Weg zum eigenen Unternehmen.
Volles Haus für Hamburgs spannende Gründergeschichten. Foto: Gruenderschnack |
Das Premierenthema des "Gruenderschnacks" lautet: "Gibt es ein Gründer-Gen?". So unterschiedlich die Antworten der Speaker des sommerlichen Abends sind, so unterschiedlich sind die Geschichten der Gründer auf der Bühne im 2. Stock des Klöpperhauses am Rödingsmarkt. Bei der Premiere sind u. a. mit dabei Otto Klemke, Mitgründer des Hamburger B2B-Startups NautilusLog aus dem Digital Hub Logisitics Hamburg und Stefan Kisker, Gründer der Bielefelder Internetagentur Comspace und Supporter von Bertelsmanns "Founders Foundation".
Otto Klemke, NautilusLog: "Learn to fail and to fly"
Der frisch verheiratete NautilusLog-Gründer Otto Klemke macht den Anfang. Der Medieninformatiker berichtet über seine Unternehmerfamilie in 3. Generation. Mit persönlichen Einblicken in die vergangenen rd. 10 Jahre bietet der 35-Jährige ganz praktische Tipps und Tricks, als Gründer durch den Alltag zu kommen. Gleich zu Anfang geht es an den täglichen Workload, lädt er ein, dass zu verändern, was einen stört und Dinge für sich auszuprobieren. Sicher keine neuen Erkenntnisse, aber persönliche Erfahrungen, die einen Moment des inne Haltens ermöglichen.
NautilusLog-Gründer Otto Klemke berichtet über seinen Weg. Foto: HANSEVALLEY |
Mit den Erfahrungen seines zweiten Unternehmens gibt er den zumeist jungen Zuhörern im "Gruenderschnack" mit auf den Weg, sein Ding zu machen. "Wir haben bei unserem ersten Unternehmen Securizon immer nur Projekte gemacht, die uns Spaß machen". So stammt die Tinitus-App "Tinitracks" aus ihren Computern. Und der sympathische Jungunternehmer fordert uns auf, neugierig auf Neues zu sein und Fragen zu stellen - ohne Berührungsängste. So kamen Bruder Moritz - Schifffahrtsexperte und HSBA-Absolvent - und Otto auf die Digitalisierung des guten alten Logbuchs an Board der Schiffe.
Heute gehört NautilusLog mit seiner Logbuch-App als Sieger der Hamburg Innovation Awards und des Pitch Blue 2018 zu den Shootingstars der Hamburger Startupszene. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die beiden Brüder, ihr Vater und vertraute Entwickler Hand in Hand arbeiten. Otto gibt uns zu guter Letzt den guten Rat mit, nach Möglichkeit mit Leuten zusammenzuarbeiten, die den selben Spirit haben, wie man selbst. Dem können die gut 30 Gäste des Premierenabends nur zustimmen.
Zwischen Unternehmertum, Kyten, Golfen und Biertrinken.
Als Kontrast berichtet der 44-jährige Diplom-Informatiker Stefan Kisker von seiner Journey als Jungunternehmer und Startupberater. 2002 gründete er zusammen mit Freunden die Bielefelder Internetagentur Comspace. Seitdem durchlebte der 2-fache Familienvater in den vergangenen mehr als 15 Jahren alle Höhen und Tiefen der Selbstständigkeit. Seit 1995 selbstständig, wechselte er nicht nur vor der erfolgreichen Agentur zur Beratung des Gründernachwuchses im Auftrag von Bertelsmann. In seinen 19 Jahren beruflicher Laufbahn war der nimmer müde Techi gerade einmal 14 Monate fest angestellt, wie aktuell für die Bertelsmann-Contenttochter Territorry.
Ein spannendes Leben im Unternehmertum: Stefan Küster Foto: Gruenderschnack |
Die Ursprünge seines größten Erfolgs Comspace liegen in einer Studentenkneipe, auf einem Bierdeckel und in der Idee, Sportergebnisse des heimischen Vereins im Internet zu veröffentlichen. 2002 wurde daraus die Internetagentur, doch es sprangen zahlreiche Kumpel aus der Studienzeit ab. Erst 2005 etablierte sich Comspace als technischer Dienstleister für Kreativagenturen - bis zur Finanz- und Wirtschaftskrise 2008. 2012 entscheidet sich der Unternehmer für eine Auszeit - und für Kyten, Golfen und Biertrinken. Doch schon ein Jahr später heuert er bei der "Founders Foundation" an, beginnt, Startups zu beraten.
Stefan Kisker, Comspace: "Gründen ist eine Achterbahnfahrt"
"Wenn man Gründer ist, hat man eine andere Geschwindigkeit, als ein Angestellter", fasst der gebürtige und überzeugte Bielefelder zusammen. Seine guten Tipps sind so einfach wie komplex, so hoffnungsvoll wie verängstigend. "Gründen ist einfach", fasst er zusammen, und ergänzt "Gründen ist kompliziert", besonders wenn es um das passende Team, den eigenen Vertrieb und künftige Investoren geht. Auf die Leitfrage des Abends nach dem Gründer-Gen antwortet der sympathische Profi: "Gründer ist man, oder nicht. Entweder, man will es, oder nicht."
Organisatoren Marius (li) und Paulo (re) mit Stefan aus Bielefeld Foto: HANSEVALLEY |
Der erfahrene Unternehmer empfiehlt, lieber früher als später zu gründen - bevor man mit einem "Rucksack" voller Verantwortung unterwegs ist, wie Frau, Freundin oder Eigenheim. Als gutgemeinte Warnung gibt er den Gästen des "Gruenderschnacks" mit: "Augen auf bei den Mitgesellschaftern", denn die wird man so leicht nicht wieder los. Bei der Finanzierung empfiehlt er klar Business Angel - und anfangs eher keine Bank. Ein Schlüsselsatz von Stefan Kisker ist sicherlich die Feststellung: "Gründen ist eine Achterbahnfahrt - auch im Stundentakt."
Fazit des 1. "Gruenderschnacks": Gründen ist das Beste.
Schließlich trichtert der Informatiker den Besuchern des Mindspace ein, seine Idee sofort und ständig zu validieren, zu validieren und ... zu validieren. "Es gibt nichts Wichtigeres. Guckt, ob die Idee funktioniert", schreibt der Unternehmer mit fast 20 Jahren Berufserfahrung allen ins Stammbuch. Dabei sollte man auf tolle Features besser verzichten. Zu guter Letzt bestätigt Stefan, das Gründen ein wertvolles Netzwerk bringt, sei es durch die Zeit in Inkubatoren, Acceleratoren, auf Contests und Networkngsevents. Und durchs Gründen macht man wertvolle Erfahrungen fürs Leben. So ist es kein Wunder, dass der Senior unter den Referenten des Abends zusammenfassend feststellt: "Gründen ist das Beste."
Hamburgs neuer Treffpunkt für Gründer: Der Gruenderschnack Foto: HANSEVALLEY |
Etwa alle 2 Monate wollen Marius und Paulo von nun an die Türen des "Gruenderschnacks" öffnen, an unterschiedlichen Orten der Stadt jeweils 3 spannende Geschichten aus der Gründerszene Hamburgs erzählen lassen. So dürfen wir uns nach den Sommerferien am 19. Oktober freuen - mit Open-minded Menschen aus Hamburg und der Region, die unsere Stadt mit Mut und Engagement nach vorn bringen. Karl-Heinz Piotrowski vom Digital Hub Logistics bringt dazu treffend auf den Punkt: "Ich wünsche mir eine Veranstaltungsreihe, die vielen Gründern Inspirationen bringt und Spaß macht." Dem ist nichts hinzuzufügen.
HANSEVALLEY unterstützt den GRUENDERSCHNACK als Medienpartner.
Hamburg Startup Background:
Gruenderschnack Hamburg:
www.gruenderschnack.de
Digital Hub Logistics Hamburg:
www.digitalhublogistics.hamburg/
Startup Unit von Hamburg Invest:
www.hamburg-invest.com/startup-unit/
Gründerförderung von IFB Hamburg:
https://innovationsstarter.com/
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HANSESTARTUPS: NautilusLog - das digitale Logbuch aus dem Logistik-Hub:
https://hh.hansevalley.de/2018/05/hansestartups-nautluslog.html
HANSESTARTUPS: Hamburgs Logistik-Startups digitalisieren die Schifffahrt:
https://hh.hansevalley.de/2017/10/hansestartups-logistik-startups.html
HANSESTARTUPS - Das Hamburg Startup Magazin:
www.hansestartups.de
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