Dienstag, 4. Dezember 2018

HAMMERBROOKLYN: Das digitale Feigenblatt und der 50 Millionen-Reibach.

HAMBURG DIGITAL EXKLUSIV
*Update*

Die Machenschaften um den geplanten "Digital-Space Hammerbrooklyn" - die Topstory bei Hamburger Abendblatt und Welt Hamburg. Seit Wochen diskutierte es bereits die Digitalszene: Der Initiator des Vorzeigeprojektes - HWWI-Direktor Prof. Dr. Henning Vöpel - ist ebenso raus, wie der Roland Berger-Digitalexperte Prof. Dr. Björn Bloching. Mit Nordpol-Chef Mathias Müller-Using und dem umstrittenen Kölner Immobilienentwickler Art Invest hat eine Garde Geschäftemacher das Ruder übernommen, denen es primär nicht um Digitalisierung geht.


Schicke Fassade, großer Bluff? Digital-Space "Hammerbrooklyn"
Illustration: Art Invest

HANSEVALLEY liegen Informationen vor, worum es sich wirklich dreht: Der "Digital-Space Hammerbrooklyn" ist in dem Konzept der neuen Macher - der Hammerbrooklyn Immobilien GmbH - offensichtlich nur ein günstiges Feigenblatt mit eingemietetem Coworking-Space. Es geht um Millionengewinne und einen Ex-Staatsrat, der sich sehenden Auges über den Tisch hat ziehen lassen. Ein Hamburg Digital Exklusiv zum umstrittenen Innovationspace "Hammerbrooklyn" - und was dahinter steckt:

Der "Digital-Campus Hammerbrooklyn" am Stadtdeich zwischen Fruchtkontor und Oberhafen: Er sollte zu einem Leuchtturm des neuen, digitalen Hamburgs werden. Mit dem an der Elbe wieder aufgebauten US-Pavillon der Expo 2015 aus Mailand bekam das visionäre Projekt ein Gesicht. Die ursprünglichen Initiatoren: Das renommierte Wissenschaftsinstitut HWWI, der Roland Berger Innovationshub "Spielfeld" und die zur Nordpol-Gruppe gehörende Innovationsagentur "Interpol". Doch nun ist die Katze aus dem Sack.


Schöne Worte, heiße Luft? Die Hausherren präsentieren "Hammerbrooklyn"
Foto: HANSEVALLEY

Auf der diesjährigen Digitalkonferenz "Solutions Hamburg" präsentierten sich die neuen Hausherren des von Henning Vöpel mit Senator Carsten Brosda angeschobenen Projektes erstmals auf großer Bühne. Noch dabei: Nordpol-Chef Mathias Müller-Using. Neu dabei: der langjährige G+J-Auslandschef und Investor Torsten-Jörn Klein sowie der Hamburger Niederlassungsleiter des Kölner Immobilienentwicklers Art Invest, Johannes Lichtenthaler. Mit bunten Broschüren und noch bunteren Worten warben die Macher für ihre kostenpflichtigen Mitgliedschaften als "Citizen" im neuen "Digital Space".

Warum übernimmt ein Immobilienentwickler bei Hammerbrooklyn die Führung?

Warum waren Initiator Henning Vöpel und Digitalexperte Björn Bloching nicht dabei? Warum spielt ein Kölner Immobilienentwickler eine Schlüsselrolle - bei einem Pavillon in Fertigbauweise? Und wie wird das Geld für den bereits in Deutschland zwischengelagerten "Digital Pavillon", das benachbarte geplante "ITS-Solution Building" und den Betrieb verdient? Ein Blick auf die Homepage des nicht nur in Köln in die Schlagzeilen geratenen Immobilienentwicklers Art Invest gibt die Antwort: "Erkennen. Entwickeln. Erschaffen." lautet das Motto der Geschäftemacher.


Vorn Fassade, hinten Millionendeal? Das Areal von "Hammerbrooklyn"
Grafik: Nordpol

Die beiden geplanten Pavillons auf dem Parkplatz vor dem Fruchthof nehmen 10.000 qm Bruttogeschossfläche ein. So weit, so bekannt. Doch in dem zwischen der Hammerbrooklyn Immobilien GmbH und der Freien und Hansestadt Hamburg im März '18 geschlossenen Pachtvertrag im Erbbaurecht stehen laut Informationen 52.300 qm Bruttogeschossfläche entlang des Oberhafens zur Disposition - und nicht nur die 18.000 qm Grundstück für Pavillons und Parkplätze aus der Antwort auf die Kleine Senatsanfrage von CDU-Digitalexperte Carsten Ovens vom 6.11.2018. Damit bekommen die zweifelhaften Aktivitäten der neuen Bauherren Sinn. 

Warum haben sich die Projektgründer aus der Immobilien GmbH drängen lassen?

Die hinter den Pavillons liegende Fläche ist das eigentliche Highlight: 40.000 qm mehrstöckige Immobilienfläche in St. Georg-Süd, 800 Meter vom Verkehrsknotenpunkt Hauptbahnhof entfernt und über die Oberhafenbrücke direkt mit der östlichen Hafencity verbunden: "Erkennen. Entwickeln. Erschaffen." Plötzlich stehen die Aktivitäten des Immobilienentwicklers Art Invest in einem anderen Licht, die Initiatoren aus der Digitalszene - Henning Vöpel und Björn Bloching - aus dem Projekt zu drängen. Die könnten stören, wenn die Immobilienentwickler Büros, Wohnungen und Gewerbeflächen "hochprügeln", statt einen Digital-Campus zum Fliegen zu bringen.

Warum hat sich die Senatskanzlei von Art Invest über den Tisch ziehen lassen?

Während vor den Kulissen von den 3 Geschäftsführern für lau mit großen Namen, wie Deutsche Bahn, Hochbahn, HPA, ITS, Siemens und Volkswagen geworben wird, plant man hinter den Kulissen offenbar mit Büros und Wohnungen den ganz großen Reibach: Experten schätzen den Wert des Grundstücksstreifens bei einem Verkauf auf 50 Mio. € - "verschenkt" von Ex-Staatsrat Christoph Krupp (SPD) in freihändiger Vergabe, von der der Landesrechnungshof noch nichts wissen dürfte. Zwar wollte der Ex-Chef der Senatskanzlei eine Stiftungslösung, um den "Digital Space" zum Leben zu erwecken, doch die neuen Eigentümer lehnen eiskalt ab. Der Senat lässt sich über den Tisch ziehen.


Hier soll einmal der US-Pavillon der Expo 2015 als "Digital Space" stehen.
Foto: HANSVALLEY

Heute mauert der Senat und antwortet dem CDU-Abgeordneten Carsten Ovens schriftlich:

... "der Senat sieht zur Wahrung seiner Verhandlungsposition und der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der Vertragspartner grundsätzlich davon ab, Einzelheiten von Vertragsinhalten offen zu legen." 

Laut Kleiner Anfrage saßen alle mit am Tisch, die sich jetzt ducken wollen-werden-müssen: die Senatskanzlei unter Scholz-Liebling Dr. Christoph Krupp, die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation unter Frank Horch, die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen von Dr. Dorothee Stapelfeldt, die Behörde für Kultur und Medien von Dr. Carsten Brosda, die Finanzbehörde mit dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) von Ex-Finanzsenator Dr. Peter Tschentscher, das Bezirksamt Hamburg-Mitte und der Landesbetrieb Großmarkt Obst, Gemüse und Blumen.

Vom Digital-Space der Hansestadt zum Design-/Coworking von "Ganoven"?

Hinter vorgehaltener Hand werden die drei Verantwortlichen der Immobilien GmbH bereits als "Ganoven" bezeichnet. Schließlich haben sie die Initiatoren des Projektes mehr oder weniger vor die Tür gesetzt, mit zweifelhaften Angeboten für lächerliche 10% Beteiligung abspeisen wollen und verkaufen sich gegenüber der Öffentlichkeit als Gutmenschen in Sachen Digitalisierung. Die Wahrheit sieht wohl anders aus: Mit Stand heute soll ein bekannter Design-/Coworking-Betreiber aus dem Art Invest-Umfeld den "Digital-Space" bewirtschaften. Von wissenschaftlicher Begleitung digitaler Innovationsprojekte ist weder schriftlich noch öffentlich was zu erfahren.

Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann ist gefordert, den Schmuddeldeal der Senatskanzlei in Ordnung zu bringen. Wie FDP-Fraktionschef Michael Kruse zurecht fordert, gehören alle Beteiligten an einen Tisch. Dabei muss der Senat den "schlechten Deal" korrigieren, den wohl nicht immer ehrbaren Immobilienentwickler Art Invest in die Schranken weisen und eine für Hamburg vorbildliche Lösung finden. Ansonsten könnte dem rot-grünen Senat ein gewaltiger Immobilienskandal die kommende Bürgerschaftswahl verhageln und die SPD auch in Hamburg auf ihren Bundestrend einschwenken.

 Hamburg Digital Background: 

Welt Hamburg: Zerwürfnis bei Hamburgs Digital Vorzeigeprojekt
welt.de/regionales/hamburg/article184949164/Hammerbrooklyn-Zerwuerfnis-bei-Hamburgs-Digital-Vorzeigeprojekt.html

Kleine Anfrage Abgeordneter Carsten Ovens (CDU): Seiten 4 ff:
buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/64252/wie_erfolgreich_ist_die_innovationsmetropole_hamburg_tatsaechlich_und_was_hat_die_rot_gruene_politik_damit_zu_tun.pdf

HANSEEXCLUSIV: Hamburg bekommt Logistik-Innovations-Park "Hammerbrooklyn"
hv.hansevalley.de/2017/03/hanseexlusiv-hammerbrooklyn.html

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