Montag, 8. Januar 2018

HANSEINVESTIGATION: Der Fuchs im Hühnerstall.


Unabhängig. Unmanipuliert. Ungewollt.

Die millionenschwere Steuerverschwendung
an der Süder-Elbe - Teil 1:

Am 28. November 2017 erklärte Hamburgs Erster Bürgermeister in seiner Grundsatzrede zum Wissenschaftsstandort Hamburg im Übersee-Club am Neuen Jungfernstieg: "Der Innovationscampus soll Ausgangspunkt für wissensbasierte Startups und Existenzgründungen aus allen Hamburger Hochschulen heraus werden. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen bei Green Technologies, Life Sciences und Digitalisierung.


Hamburgs Erster Bürgermeister vor dem Übersee-Club Hamburg
Foto: Universität Hamburg/FHH

Der SPD-Spitzenpolitiker weiter: "Das Wachstum (auf 15.000 Studenten in Harburg, die Red.) soll einhergehen mit einer noch besseren Vernetzung der TU mit der Hamburger Wirtschaft in den zentralen Branchen, mit einer fortschreitenden Verbesserung der Lehre und des wissenschaftlichen Transfers. Hier ist die TU mit der TuTech und dem Innovation Campus Green Technologies ... schon heute gut aufgestellt."

Was ist der "Innovation Campus Green Technologies"? Wer ist die von Olaf Scholz gelobte "TuTech"? Was passiert am Harburger Hafen vor und hinter den Kulissen? HANSEVALLEY hat Geschäftsberichte studiert, eigenständig recherchiert und Protagonisten interviewt. Ergebnis: In Harburg ist eine millionenschwere Steuervernichtung am Laufen - vor den Augen von Senat und Bürgerschaft. 

HANSEINVESTIGATION: Die millionenschwere Steuerverschwendung an der Süder-Elbe - Teil 1: Der Fuchs im Hühnerstall.

Sie erzielte 2016 Erlöse von 15 Mio. €, landete im Jahr zuvor mit sage und schreibe 3 Mio. € in den roten Zahlen, ist Eigentümerin des Laserzentrums Nord und besitzt mit dem "Innovation Campus Green Technologies" seit März 2017 eine für 4,5 Mio. € Steuergeldern modernisierte "Luxus-Herberge" - mit gut 3.000 qm Büros und Eventläche am Harburger Hafen, so der Jahresabschluss der TU Hamburg 2016. Die TuTech Innovation GmbH ist Unternehmerin, Gesellschafterin und Immobilienbetreiberin. Satte 227 Mitarbeiter stehen auf der Gehaltsliste, davon stolze 55 Mitarbeiter in der Verwaltung - plus 171 Projektbeschäftigte. Personalkosten: unglaubliche 7,5 Mio. € in 2016 - und es waren schon 8,5 Mio. €.


Heroisch wirkende Selbstdarstellung TuTech Innovation GmbH
Foto/Grafik: Homepage TuTech

Ohne eine Finanzspritze aka "Liquiditätsbeihilfe" von fast einer Million Euro in 2015 durch die Gesellschafter Technische Universität (51%) und Hamburger Senat (49%) wäre bei "TuTech Innovation" das Licht für immer ausgegangen, ohne Inanspruchnahme des Kontokorrents der Hausbank wäre die GmbH nicht mehr zahlungsfähig gewesen, weist der Jahresabschluss 2015 der TuTech GmbH (S. 25) aus. Bis heute hat die TuTech GmbH laut Bundesanzeiger keinen Geschäftsbericht für 2016 veröffentlicht, und damit Gesellschafter und die Bürgerschaft offensichtlich in Unkenntnis über die finanzielle Entwicklung gelassen.

Nach ihrer Rettung in letzter Minute versucht die lokale Technologietransfergesellschaft TuTech mit einem sanierten "Luxus-Campus" und einer dominierenden "Startup-Trommel"  mit ihrem - Zitat eines Insiders - "Möchtegern-Gründerpaten" in Hamburg das Thema Existenzgründungen zu besetzen. Dabei sind nicht alle Protagonisten an Alster und Elbe über die forschen Aktivitäten des seit Herbst 2014 agierenden Geschäftsführers Martin Mahn, seines Harburger "Wasserkopfes" und der Millionen schweren Geldvernichtung begeistert. 

Martin Mahn und seine GmbH lassen es sich richtig gut gehen. Der Rechnungshof kritisiert: Die TechTech GmbH hat Aufträge bis zu 25.000,- € einfach ohne Ausschreibung und ohne jede Prüfung veranlasst, nachzulesen im Jahresbericht 2017 des Rechnungshofs (Punkt 220-222, S. 82). Zugleich hat die GmbH Mitarbeiter der TU großzügig mit Honoraren versorgt und jede Menge Geld für Feiern - pardon: Repräsenationszwecke - locker gemacht, wie der Rechnungshof rügt. Nicht genug: Um bei Förderprojekten immer vorn dabei zu sein, hat die TuTech Personalkosten kleingerechnet und weitere Kosten geschönt, wie der Rechnungshof in den Punkten 213-216 auf S. 80/81 des Jahresberichts moniert.


TuTech: Dominanz über Hamburgs Hochschulen.

Eigentlich ist die TuTech eine "lokale Erscheinung". Als Transfergesellschaft der kleinen TU Harburg dürften 12,8 Mio. eingeworbene Fördermittel und 6 ausgegründete Tech-Startups in 2016 niemanden stören. Doch ein Blick auf die Website von TuTech zeigt: Hier ist "ein Fuchs im Hühnerstall" unterwegs. Das Vehikel heißt Hamburg Innovation GmbH. Größter Gesellschafter der 2004 gegründeten Servicegesellschaft: die TU Hamburg und ihre TuTech GmbH - mit zusammen 33% der Anteile. Damit haben die Harburger die Sperrminorität, können die anderen 7 staatlichen Hochschulen mit meist 3-10% Anteilen überstimmen. Zufällig ist Martin Mahn als Geschäftsführer der einen Firma auch Geschäftsführer der zweiten Firma, bewirtschaftet TuTech den Betrieb von Hamburg Innovation.


Sinnbildlich: Gut gepolsterte Sitze in sanierter Luxus-Immobilie.
Foto/Grafik: Ausschreibung Hamburg Innovation

Mit seiner Hamburger Transferfirma dominiert der Macher aus der Harburger Schloßstraße die anderen Player gleich mit. Aktuelles Beispiel: "beyourpilot". Die von der Hamburger Beratungsagentur Evers & Jung konzeptionierte Online-Plattform ist nicht nur Monate im Verzug, sie wurde durch die Hamburg Innovation GmbH auch gleich ihren Gesellschaftern als stadtweiter "Startup Port Hamburg" verkauft, wie Olaf Scholz in seiner Rede betonte. Die geplante Website ist eine Nachfolge-Initiative des bereits von TuTech mit öffentlichen Steuergeldern versenkten "HEP - Hamburger Existensgründungsprogramms".

Auch wenn das zu TuTech gehörende "Startup Dock" "beyourpilot" noch vor der Software-Entwicklung als Highlight 2018 feiert - die geplante Plattform ist alles andere, als ein geliebtes Wunschkind: Etablierte Startup-Förderer - wie die Hamburger Existenzgründerinitiative - H.E.I. - und der Gründerservice der Handelskammer Hamburg - sind trotz frühzeitiger Einladung nicht dabei, ebenso wenig, wie man die engagierten Privathochschulen nicht mit auf die Reise nehmen will. Auch wenn sich Hamburg Innovation als Mittler zwischen den Welten versteht, im Endeffekt beschränkt sich die Offenheit wohl auf jene staatlichen Partner, auf die man direkt Einfluss nehmen kann.

Was wird die neue Hamburger Gründer-Plattform "beyourpilot" bieten? Ist sie womöglich dreist abgekupfert worden? Wer verdient mit "beyourpilot"? Und was beabsichtigt TuTech-Geschäftsführer Martin Mahn mit einer zentralen Online-Plattform in Hamburgs Wissenschaftslandschaft? HANSEINVESTIGATION: Die millionenschwere Steuerverschwendung an der Süder-Elbe - Teil 2: Ein Startup Port für Hamburg: www.hanseinvestigation.de.



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 Hamburg Digital Recherche: 

HANSEINVESTIGATION: Ein Startup Port für Hamburg. 
Die millionenschwere Steuerverschwendung an der Süder-Elbe - Teil 2

HANSEINVESTIGATION: Die Startup-Abzocke von Harburg.
Die millionenschwere Steuerverschwendung an der Süder-Elbe - Teil 3

HANSESTATEMENT:
Von Harburger Subventionsrittern zur hanseatischer Metropole.
 Hamburg Digital Background: 

Rede Olaf Scholz, 28.11.2017, Übersee-Club, Hamburg:
www.uni-hamburg.de/newsroom/videos/2017-11-30-scholz-wissenschaftsstandort.html

TuTech Innovation GmbH, Hamburg:
http://tutech.de/

Hamburg Innovation GmbH, Hamburg:
https://hamburginnovation.de/gesellschafter-und-partnerschaften/

Jahresabschluss 2015 TuTech Innovation GmbH, Hamburg:
www.firminform.de/unternehmen/217751/jahresabschluss

Jahresabschluss 2016 Technische Universität Hamburg:
www.hamburg.de/contentblob/8914242/ccb6faa2f51657de027d9aaa65830767/data/2016-tuhh-testierte-bilanz-technische-universitaet-hamburg2-harburg.pdf

Jahresbericht 2017 Rechnungshof der Freien und Hansestadt Hamburg:
http://daten.transparenz.hamburg.de/Dataport.HmbTG.ZS.Webservice.GetRessource100/GetRessource100.svc/1d17b155-cbe7-4b6b-8da7-514c379d2775/Akte_300.1204.007.pdf

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