Mittwoch, 7. Dezember 2016

HANSEPERSONALITY Simon Meyborg: "Wie kriege ich den Korn hinter die Bars dieser Stadt?"

HAMBURG DIGITAL INTERVIEW

Er sagt frei von der Leber weg: "Ich bin ein bisschen verrückter". Er kann nicht zu Hause auf dem Sofa sitzen, und Serien gucken. Statt die Beine hochzulegen, treibt ihn etwas an: "Ich mach dann mal Sachen." Und die haben es in sich: Los ging es mit seiner Diplom-Arbeit. Thema: Sexualaufklärung für Kinder ... per Software.

Innovator + Senior-Technologe Simon Meyborg
Foto: Gruner+Jahr
Heute kümmert er sich mit gut 20 erwachsenen "Kindern" im Tech Lab von Gruner+Jahr in der Schanze um den "heißen Scheiß" in Sachen Medientechnologie. Als Senior Technologist des Greenhouse Innovation Lab betreut er bis zu einem halben Dutzend Projekte - auf der Suche nach der einen, nicht nur verrückten Idee. HANSEPERSONALITY in dieser Woche ist Simon Meyborg:


HANSEVALLEY: Du hast 2005 Deinen Abschluss als Diplom-Informatiker gemacht - mit einer Diplom-Arbeit zur Sexualaufklärung für Kinder per Software. Wie kommt man auf diese Idee und was treibst Dich an, um die Ecke zu denken und Dich mit Technologien zu beschäftigen?

Simon Meyborg: Ach, damals hatte die Idee eigentlich eine Art Animationsfilm zu machen und suchte mir dafür das passende Vehikel. Ich hatte zur Not noch das Thema Verkehrserziehung in der Hinterhand. Meine Professorin fand aber die erste Idee sofort vollkommen einleuchtend und super. Und um die Ecke liegen doch immer die interessanteren, weil nicht offensichtlichen Themen, eventuell unbestelltes Terrain.

Du hast u. a. für Hanse Venture Software gebaut und virtuelle Touren für Unternehmen entwickelt. Ich frage einen echten Innovator: Wo führt uns die Digitalisierung hin? Worauf sollten wir als Nicht-Techis achten, um nicht in in eine Sackgasse zu laufen?

Ohh, eine große Frage. Ich bin bei aller Begeisterung für Technologie kein Freund der Silicon Valley-Denke, dass Software alle Probleme der Welt löst. Ich denke aber, dass es unaufhaltsame Entwicklungen in der Technologisierung der Arbeit und des Wissens gibt, denen man sich nicht entgegenstellen kann und die gesellschaftlich gelöst werden müssen.

Viele Arbeiten werden zukünftig nicht mehr von Menschen gemacht werden, und Algorithmen lassen sich im Zeitalter des Machine Learning nicht mehr so einfach als eine Wenn-Dann-Beschreibung abbilden. Spannend wird zu sehen sein, welche Fertigkeiten wir im Laufe der Zeit an die Maschine abgeben werden.

Du bist eines der "Tech-Brains" im Greenhouse Innovation Lab von Gruner + Jahr und kannst in Eurem Loft am Schulterblatt - fernab vom Baumwall - viele coole Sachen machen. Wie kommen die neuen Ideen zu Euch und was stellt ihr mit diesen dann an?

Wir bekommen momentan fast ausschließlich Ideen aus dem Mutterhaus. Diese werden von uns in kleinen agilen Teams auf eine Geschäftsfähigkeit getestet. Dabei bedienen wir uns bei den Methoden des Design Thinking und Lean Startup. Bei uns startet jedes Projekt zunächst mit der Auseinandersetzung mit der anvisierten Zielgruppe. Das heißt Interviews, Interviews, Interviews.

Turi2: IInnovation Lab Greenhouse werden parallel bis zu 5 neue Geschäftsideen nach Prüfung von 4 Kriterien 3 Monate lang von je 2 Experten mit 1 Ziel auf die Pole Position gelenkt: Neues wagen! #waszählt

Daraus kristallisieren sich Problemstellungen und Bedürfnisse heraus, auf die wir dann eine mögliche Lösung designen. Diese bauen wir dann als Prototyp, um damit dann eventuelle Zahlungsbereitschaften oder andere Erlösströme an einer Mindestmenge an Leuten zu testen. Damit rechnen wir dann ein mögliches Geschäftsmodell und präsentieren das zusammen mit unseren Lehren dem Vorstand. Der entscheidet dann schlussendlich, ob das Projekt dann umgesetzt wird oder wir besser die Finger davon lassen. 

Du brennst mit den Experten von Rosche aus Haselünne Deinen eigenen Korn. Auf Facebook kann man die Geschichte nachlesen und Du machst seit Anfang Oktober auf iTunes einen wöchentlichen Podcast dazu. Wie kommt ein Techi auf die Idee, seinen eigenen Korn zu brennen?

 Ich habe immer nebenbei Projekte gemacht. Diese waren zumeist digitaler Natur und immer auch etwas abseitig. Viehauktionen, Parfüme, Klokunst etc. Ich hatte nach etwas nicht Digitalem gesucht – mit dem letzten Projekt war ich grandios gescheitert. Alkohol lag da nahe. 

"Ein weiterer Gin wäre langweilig gewesen."

Außerdem kann ich heimatbedingt einiges zum Thema Korn erzählen. Die Jugend war ja durchaus Schützenfest und Landjugendzeltfeten geprägt. Schlussendlich ist ja nicht nur das Projekt „Kriege ich einen Korn zu Stande“, sondern viel mehr, „Kriege ich den Korn wieder hinter die Bars dieser Stadt an den modernen Großstädter, verdammt“.

Du kommst aus dem "Schweinegürtel" unweit von Cloppenburg, hast in Bremen studiert und lebst jetzt seit 6 Jahren in Hamburg. Was liebst Du ganz persönlich an unserer Stadt? Und natürlich möchte ich gern wissen, warum?

Ich liebe die Stadt wie fast jeder Hamburger. Die Mentalität, den Hafen, sogar irgendwie das Wetter, mehr Zeit zum Drinnen sein und Projekte machen. Des Weiteren bietet die Stadt ein breites Umfeld an beruflichen und unternehmerischen Möglichkeiten, die es in meinem Bereich so nicht in der Heimat gibt. Als dritte Säule dazu noch reichliches Kulturprogramm. Nach einem Konzert in zwanzig Minuten im Bett zu liegen, das kannste vergessen wenn du erst 100 km Autofahren musst.

Hamburg hat eine große Tech-Szene. Themen, wie Medien, Games, Virtual Reality oder Fintech sind in unserer Digitalszene gut vertreten. Wie beurteilst Du die Tech- und Digitalszene an Elbe und Alster? Und wo könnte die Stadt noch nachlegen?

Ich glaube, dass wir in sehr vielen Bereichen hier in Hamburg spannende Unternehmen haben. Sie sind nur meist nicht unbedingt die Lautesten da draußen. Leider entstehen viele Gründungen – und das gilt eigentlich deutschlandweit – aus einer wirtschaftlichen Denke und sind nicht unbedingt technologische Lösungen eines eigenen Problems.

Ich wünschte mir mehr Gründer mit einem reichhaltigen technischen Verständnis, das könnte man sicherlich bereits in der Schule fördern. Dem hat sich Hamburg in den letzten Jahren ja leider eher entgegengestellt. 

Es gibt in Hamburg gut 600 Startups, eine ganze Reihe von Netzwerken kümmern sich um Einstieger und Umsteiger. Was empfiehlst Du einem Gründer - Techi oder Betriebswirt, der eine gute Idee hat, aber sich vielleicht noch nicht so ganz sicher ist? 

Das Gleiche, was wir im Greenhouse machen. Geh raus. Sprich mit deiner Zielgruppe. Leg ihr Prototypen vor, können auch dahin gekritzelt sein. Sprich mit Leuten, die sich mit ähnlichen Dingen beschäftigen. Vernetz dich. Dann erfährst du schon, ob deine Idee was taugt. Und hab keine Angst, dass dir jemand deine Idee klaut. Da draußen sitzt eh schon jemand an der gleichen.

Und dann: Loslegen. Wenn es eine digitale Idee ist, bekommst du an allen Ecken Software, Server und Tools für lau oder schmales Geld. Ähnliches gilt für den Kreativbereich. Kameras, Schnitt-, Musik- und Schreibsoftware waren nie so billig, und einen Vertriebskanal gibt es in Zeiten von iTunes, Spotify, YouTube etc. obendrein.

Vielen Dank für die tollen Antworten!

 Das Interview führte Thomas Keup.


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