Mittwoch, 7. Februar 2018

HANSESTARTUPS: Von Foodporn zu sexy Daten für Food.



HAMBURG DIGITAL REPORT

Kein Food, kein Food, kein Food ... und keine Fahrradanhänger. Das ist einer der wirklich wenigen Grundsätze von HANSEVALLEY. Das Geheimnis des Online-Wirtschaftsmagazins ist allerdings, auch mal eine Ausnahme zu machen. Fahrradanhänger mit Hilfsmotor finden wir immer noch nicht wirklich "sexy". Aber ein "Tinder für Food" hat uns aufhorchen zu lassen. Zumal, wenn es am Schulterblatt zwischen vielen leckeren Lokalen entsteht.



Ein junger Student der Macromedia Hochschule aus der Neustadt fasziniert das Thema "Hospitality". Während seiner Ausbildung in Medienmanagement arbeitet er für Red Bull - und lernt Hotels, Brauereien und Restaurants kennen. Das über 4 Jahre aufgebaute Netzwerk ist Grundlage für das erste Food-Startup, bei dem wir schwach werden, weil es ein echtes HANSESTARTUP ist. Ein Swipe in die Welt des "Foodguide" aus der Schanze:


Berlin, Hamburg, Köln und München - überall gibt es tolle Restaurants. Und überall suchen Gäste zu Lunch und Dinner die richtige Location. Was in Deutschland täglich stresst, ist in den angesagtesten Metropolen Europas nicht viel leichter: ob Amsterdam, London, Paris oder Barcelona - Essen ist ein Stück Kultur: "Ich fand es genial, was für ein zentraler Angelpunkt Essen für die Tailänder ist", bringt der 24-jährige Gründer Malte Steiert auf den Punkt, was er während seines Auslandssemesters 2013/2014 erleben durfte. 

Szenenwechsel: In der Diskussion mit Hamburgs CDU-Digitalexperte Carsten Owens begeistert der gebürtige Marburger beim Jungen Wirtschaftstag Anfang November '17 bei "EY" am Rothenbaum Jungunternehmer aus ganz Deutschland. Offen und ehrlich berichtet er von seiner Begeisterung, von seinen Anlaufschwierigkeiten und seinem nicht immer ganz leichten Weg. Gut, dass der seit August 2015 mit "Foodguide" engagierte Jungunternhmer keine Fahrradanhänger baut ...

Ein echter "Foodie" oder  doch "schnell, billig, viel"?

"Ich konnte nie stillsitzen, und ich habe kein ADS. Das wurde auch geprüft", bringt Malte in seinem portugiesischen Stammlokal "Transmontana" beim Interview kurz vor Weihnachten schmunzelnd rüber. Ein Instagram-Blog mit Essensfotos von Freunden ist der Anfang. Und wir sind gedanklich noch einmal in Thailand: Gastfreundschaft, Geselligkeit und Verbundenheit - all' diese Werte verbindet der Sohn einer Lehrerin und eines Pädagogen mit Essen in Thailand. "Jeder Thailänder ist ein Foodie", skiziert Malte den Unterschied zum deutschen 'Schnell, Billig, Viel'. 

Mit 50 anderen Studenten war er unterwegs in dem ostasiatischen Land, viele von ihnen von der Macromedia Hochschule an der Getrudenstraße. Und immer wieder die gleiche Frage: "Wo können wir hingehen?". Nach 3-4 Ausflügen viel kaum jemandem mehr etwas ein. Google, Yelp und Tripavisor? Für 20-22 Jährige nicht unbedingt das Non plus ultra: kaum Bilder, schlechte Texte, keine Preise. Alles, was einen Studenten nicht vom Hocker reißt. Gute Bilder gibt es bei Instagram. Food ist weltweit nach Mode und Reisen das Top-Thema Nr. 3. Also: "Foodporn" könnte die Lösung sein.

1.000 Follower nach 2 Monaten: "Foodporn" zieht.


"Foodporn" geht immer - gerade auf Instagram.
Screenshot: HANSEVALLEY
Malte Steinert macht sich ans Werk, fragt Freunde nach ihren Essensfotos: 'Was ist das? Woher hast Du das? und: Was kostet das'? Die Idee ist geboren: Schweinebauch, Bacon & Baked Beans, Bullerei in der Schanze, 13,50 €, gut! Veganer dürfen jetzt wegklicken ... Anfang 2014 startet der junge Medienexperte eine eigene WhatsApp-Gruppe mit Instagram-Fotos. Noch privat posten seine Buddies die angesagtesten Geheimtipps. Spezielle Empfehlung: Asiate "O-ren Ishii" am Speersort, mittlerweile als "Top 10"-Tipp in allen Stadtführern gelistet. Im Mai d. J. startet Malte mit den WhatsApp-Fotos einen Instagram-Channel - und reserviert sich eines Nachts den Titel "Foodguide".


Der nimmermüde Nachwuchs-Medienmacher lädt die besten Essensbilder hoch: Hashtags und Kommentare inklusive. Nach nur 2 Monaten hat er die ersten 1.000 Follower an Board - "Foodporn" zieht immer. Freunde schicken ihm Bilder, sein Bekanntenkreis ist voll dabei, eine Community entsteht. "Schickt mir Eure Bilder", ruft Malte im August '14 im Instagram-Blog als Motto aus. Täglich treffen zwischen 10 und 20 Fotos ein, Hyperuser schicken ihm ganze Ordner inkl. internationaler Tipps. Im Herbst ist eine systematische Content-Produktion entstanden: 4 Städte, 4 "Community-Manager", 20.000 Follower.

"Foodguide" ist kein Umsatz-, aber ein Netzwerkthema.


Jedem Foodie sein "Foodporn" ...
Foto: Foodguide App
Der seit gut 5 Jahren in Hamburg lebende Malte ahnt, das sein "eskaliertes Hobby" (Sorry, bei 12min.me geliehen) mehr werden kann. An der Macromedia Hochschule belegt er einen Lehrgang für Entrepreneurship. Sein Wunsch: "Wie kann ich einen Businessplan für Foodguide bauen?" Anfang 2015 fährt er während des Praxissemesters seinen Channel hoch. Erste Gastronomen wollen sich listen lassen, doch der Instagram-Kanal soll neutral sein. Foodora-Gutscheine? O.k. Einzelne Restaurant-Empfehlungen? Eher nicht. Im August '15 baut der Wahl-Hamburger mit seinem Entwickler Nico den Prototypen für "Food-Tinder".

Malte Steinert gründet im Spätersommer sein erstes eigenes Unternehmen. Im Herbst d. J. dann der Concept-Proof: "Foodguide" lädt die Community ein, mitzumachen. Das Team gewinnt jede Menge neuer Ideen - und die Sicherheit, dass es einen "Need" gibt. 80.000 Fans hat der "Foodguide" bereits bei Instagram. Am 1. Tag der neuen App kommen 3.000 User dazu. Bis Ende des Jahres werden es bereits 20.000 App-Nutzer sein. Bereits jetzt führt Malte erste Gespräche mit Business Angeln. Schnell wird klar: "Foodguide" ist kein Umsatz- sondern ein Netzwerkthema.

Die "Höhle der Löwen": Auf zur nächsten Stufe.

Anfang 2016 macht der Jungunternehmer seinen Bachelor in Digital Media Management und stellt im Februar seinen ersten Praktikanten für Marketing und Sales ein. Im Sommer gehts für 3 Monate in den "Plug & Play-Accelerator von Axel Springer - ein bewußter Schritt: "Deutschlandweit sind die am weitesten, deshalb haben wir uns für sie entschieden", so Malte auf die Frage, warum kein Hamburger Programm erste Wahl war. Alle 10 Tage pendelt er zwischen Metropole und Hansestadt. Das Team wächst auf einen Mitgründer, 2 Junior-Sales-Manager und 2-3 Praktikanten.

"Foodguide" verdient sein erstes Geld, 2.000,- € jeden Monat. Im Juli lernt Malte seinen heutigen Mitgründer Finn Fahrenburg kennen. Der Techi wird zum Treiber für die technische Entwicklung. Ende 2016 bekommen Malte und Finn einen Kontakt zum deutschen Frühphasen-Fonds "Seed & Speed". Mit dem 2 Jahre älteren Partner zieht es "Foodguide" 2017 in die "Höhle der Löwen". Der Lohn für die Vorbereitung: 450.000,- € Investment. Hannovers Starinvestor hilft dem jungem Startup auf die nächste Stufe der Entwicklung. 

Carsten Maschmeyer ahnt, dass mehr dahinter stecken kann.
Foto: Foodguide App
Von Instagram-Channeln zum Datenlieferanten.

Im Sommer vergangenen Jahres professionalisiert sich "Foodguide": Praktikanten raus - Angestellte
rein. Das Team wächst von 8 auf 20 Mitarbeiter, der Fokus schwenkt auf internationale Märkte, Country Manager kümmern sich um Nutzerwachstum und Vermarktung in Amsterdam, Barcelona, London, Madrid oder Paris. Mittlerweile erzielt das Startup im Marketing jeden Monat zwischen 20.000 und 30.000,- € Umsatz, sind Gastronomen wichtige Vertragspartner. Nach wie vor ist Instagram der Motor, mit Traffic für die Apps und Gutscheinen für Lokale. 


Sie machen in der Schanze das "Tinder für Food".
Foto: Foodguide App
"Foodguide" ist heute in fast allen größeren Städten Deutschlands zu Hause. Die Nutzer sind im Schnitt rd. 27 Jahre jung, meist in Städten zu finden und zu sage und schreibe 75% weiblich. Über 650.000 Fans zählt "Foodguide" heute auf seinen gut 20 Instagram-Channeln in aller Welt. Sie alle werden aus dem jungen Büro im Schanzenviertel betreut. Was wie ein nettes Medien-Marketing-Modell aussieht, entwickelt sich zunehmend zu einem handfesten Daten-Lieferanten für die Industrie:

Alle Vorgänge rund ums Essen in einer App.


"Was soll 2019 auf die Pizza gelegt werden?", fragt Malte bei seinem Lieblings-Portugiesen mit einem Schmunzeln. Und ergänzt: "Wird Quinoa (eine Art Hirse) in 2 Jahren in den Supermarkttegalen liegen?". Mikrotrends in der "Foodguide"-Tinder-App über Likes und Dislikes können zu Makrotrends hochgerechnet werden. Nur ein Schritt auf dem Weg zur disruptiven Tech-Company. Im Nachrichtenmagazin "Stern" ist Malte Steiert denn auch überzeugt, mit "Foodguide" noch viel mehr zu erreichen:


"Unsere Vision ist es, alle Vorgänge rund um das Thema Essen in unserer App zusammenlaufen zu lassen und dem User ein Service-Hopping zu ersparen. In fünf Jahren wollen wir ganz klar nicht nur den Food Market disrupted haben, sondern in weitere Verticals - wie Hotellerie, Travelling und Nightlife - vorgedrungen sein. Aktuell fokussieren wir uns aber erst einmal auf das Vertical Gastronomie.

Das Erfolgsteam der Foodguide App: Malte + Finn
Foto: Foodguide App
Womit die Frage beantwortet werden kann, warum ein weitsichtiger Carsten Maschmeyer in den beiden Jungs aus der Schanze mehr sieht, denn Frank Thelen; warum eine Tinder-App für Gastronomen und Lebensmittler äußerst spannend sein kann und warum "Foodguide" ein HANSESTARTUP ist. Denn nur die besten Startups sind HANSESTARTUPS, auch wenn sie Food machen (und natürlich Tech).

Wir wünschen "Foodguide" auf Ihrem Weg alles Gute und jeden erdenklichen Erfolg! 






 Hamburg Digital Background: 

Malte Steiert im Business-Netzwerk "Xing":
www.xing.com/profile/Malte_Steiert/

"The Foodguide App" bei Instagram:
www.instagram.com/foodguideapp/

"The Foodguide App" Blog:
www.thefoodguide.de/de/blog/

"Foodguide"-Beitrag im Magazin "Stern":
www.stern.de/wirtschaft/hoehle-der-loewen---foodguide----soziales-netzwerk-fuer-alles-rund-ums-essen-7679928.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen