HAMBURG DIGITAL STATEMENT
Das zieht einem fast die Schuhe aus: Das nur auf dem Papier existierende, dafür aber umso hoch gelobtere Startup-Portal "Beyourpilot" entwickelt sich zu einem noch größeren Fass ohne Boden, als ursprünglich sichtbar: Sage und schreibe 10 Mio. Euro soll das Projekt der - laut Landesrechnungshof öffentlich kritisierten -"Steuerverschwender" von Hamburg Innovation GmbH, der TuTech Innovation GmbH und "Startup Dock" kosten. Das sieht die Beschlussvorlage der Wirtschaftsbehörde BWVI für die Hamburger Bürgerschaft vor. Ein Hamburg Digital Statement:
Ein Portal mit "Ideenfinder" mittels altbekanntem Business Model Canvas, einer nicht existenten Datenbank mit "Expertenshop" und "Ressourcenfinder" zu Know how- und Technologie-Experten und Einrichtungen sowie ein "Finanzierungskompass", den die Hamburger Konzeptagentur Evers & Jung ähnlich schon einmal an die KfW und den Bund verkauft hat. Das Ganze für 500.000,- € über 5 Jahre. So sah es zum Zeitpunkt der Hamburg Digital Recherche zu Jahresbeginn aus. Mit der Veröffentlichung der Beschlussvorlage zur Finanzierung des Startup-Projekts wird klar:
Ist "Beyourpilot" ein Fass ohne Boden? Grafik: Hamburg Innovation |
Das unausgereift konzeptionierte Startup-Portal kostet laut Planungen der Wirtschafts- und Innovationsbehörde in den kommenden 5 Jahren insgesamt rd. 10 Mio. € - in Worten: zehn Millionen, wie die Hamburg Digital Nachrichten am Mittwoch berichtet haben. Dabei werden von 2018 bis 2022 jedes Jahr linear fast 2 Mio. € mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen - direkt in den Rachen der für die eigene "Luxusversorgung" bekannten TuTech Innovation GmbH, ihrer Schwestergesellschaft Hamburg Innovation GmbH und dem nach Beendigung des "EXIST"-Programm de facto überflüssigen "Startup Dock":
„Finanzbedarf und Zeitplan werfen einige Fragen auf. Diese werden wir im Wirtschaftsausschuss detailliert besprechen. So jedenfalls wird Hamburg nicht zur Gründermetropole.“
Carsten Ovens, Sprecher für digitale Wirtschaft und Hochschulpolitik
der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft
Allein für die Ausschreibung des simplen Portals, die Stellenausschreibung und das Lobbying kassierte Hamburg Innovation im vergangenen Jahr schlappe 500.000,- € - überwiesen von der Wirtschaftsbehörde BWVI nach Harburg - ohne Nachfrage, ohne Ausschreibung, ohne kritische Prüfung. Offensichtlich ist die Innovationsbehörde auf dem Auge TU Harburg und TuTech Innovation blind - oder der Harburger Geschäftsführer Martin Mahn und Vertreter der Behörde haben gemeinsame Leichen im Keller. Wer weiß ...
„Die Drucksache des rot-grünen Senats zur Start-up-Plattform wirft einige Fragen auf. Insbesondere die Höhe des Finanzbedarfs überrascht. Die FDP-Fraktion wird dazu im Wirtschaftsausschuss detaillierte Auskünfte verlangen.“
Michael Kruse, Vorsitzender der FDP-Fraktion in der Bürgerschaft
- Die mit Hamburg Innovation direkt verbundene Schwestergesellschaft TuTech Innovation hat in der Vergangenheit beinahe einen Konkurs hingelegt und durch die Luxusimmobilie Verpflichtungen über 3,1 Mio. € in 5 Jahren. Wofür braucht Hamburg Innovation im Jahr 2 Mio. € für ein simples Startup-Portal?
- Wie sehen die dem Hamburger Senat vorgelegten Detailplanungen für den Aufbau und den Betrieb des Startup-Portals "Beyourpilot" und die geplante Zuarbeit für die Hamburger Hochschulen konkret in Euro und Cent über die 5 Jahre beabsichtigter Laufzeit aus?
- Das Geschäftsmodell von TuTech und Hamburg Innovation ist das Projektmanagement u. a. für Fördermittelprojekte. Dabei werden nach aktuellen Informationen im Schnitt 30% Handlingsfee verlangt. Wieviel Prozent kassiert Hamburg Innovation für das hochschulübergreifende Projekt "Beyourpilot"?
- Das zum TuTech-Verbund gehörende "Startup Dock" hat 11 Startup-Berater und Organisationsmitarbeiter unter Vertrag, die mit Beendigung des EXIST-Programms Ende März d. J. überflüssig werden. Plant Hamburg Innovation eine Subventionierung des Wasserkopfes unter dem Deckmantel von "Beyourpilot"?
- Der Landesrechnungshof hat gesetzeswidrige Vergaben bis 25.000,- € ohne Ausschreibung und übermäßige Repräsentationskosten kritisiert. Wie kann Hamburg Innovation sicherstellen, dass die geplanten Mittel von 10 Mio. € gemäß Vorschriften korrekt ausgeschrieben und vergeben werden?
- Wie kann der Hamburger Senat - vertreten durch die Wirtschaftsbehörde BWVI - sicherstellen, dass es sich bei dem 10 Millionen Euro-Projekt "Beyoupilot" definitiv nicht um Subventionsbetrug und Schattenwirtschaft zu Lasten des Hamburger Steuerzahlers geht?
"Der Senat braucht weniger als 1.000 Worte um knapp 10 Millionen Euro auf fünf Jahre für eine neue Startup-Plattform zu beantragen. Es ist abenteuerlich mit welch nebulösen Projektspezifizierungen hier eine Art Globalvollmacht zur Geldvernichtung vorgelegt wird."
Stephan Jersch, wirtschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion in der Bürgerschaft
Chefredakteur Thomas Keup Foto: HANSEVALLEY |
Das Thema ist bei der Opposition bekannt. Es nicht gewusst zu haben, wird spätestens nach der Fragestunde im Wirtschaftsausschuss keine Antwort mehr sein. Wir bleiben dran.
Vielen Dank für Ihr Interesse, Ihre Steuern nicht blind in der Elbe zu versenken.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Thomas Keup
Chefredakteur
Hamburg Digital Recherche:
Beyourpilot - Startup Port Hamburg:
Beschlussvorlage des Hamburger Senats
HANSEINVESTIGATION: Der Fuchs im Hühnerstall.
Die millionenschwere Steuerverschwendung an der Süder-Elbe - Teil 1
HANSEINVESTIGATION: Ein Startup Port für Hamburg.
Die millionenschwere Steuerverschwendung an der Süder-Elbe - Teil 2
HANSEINVESTIGATION: Die Startup-Abzocke von Harburg.
Die millionenschwere Steuerverschwendung an der Süder-Elbe - Teil 3
HANSESTATEMENT: Von Harburger Subventionsrittern zur hanseatischer Metropole.
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