Am vergangenen Mittwoch lud die Hamburger Sparkasse zur Bilanzpressekonferenz in ihre frisch aufgemöbelte Zukunftsfiliale an die Osterstraße ein. Eine Woche zuvor hatte ich die Gelegenheit, die "Osterstraße 4.0" persönlich kennenzulernen und mir das Konzept der Nachbarschaftsfiliale in Eimsbüttel vorstellen zu lassen. Bei genauem Hinsehen kommt bei der Haspa jetzt zusammen, was zusammengehört, mit dem - hamburgisch bescheiden - persönlichsten Multikanalbanking aller Zeiten.
Vor einem Jahr gab Haspa-Chef Harald Vogelsang den größten, sichtbaren Teil der Veränderungen bei Deutschlands Sparkasse Nr. 1 auf Gut Witzhave bekannt, ließ eine Woche später mit der Integration von "Heute in Hamburg" in die Digitaltochter "Haspa Next" durchschimmern, wohin die Reise geht. 12 Monate später wird deutlich: hier baut sich ein 43 Mrd. € schwerer "Mega-Frachter" mit 130 "Filial-Containern", 5.000 Mann Besatzung und einer Handvoll "digitaler Schlepper" bei voller Fahrt gerade selbst um. Eine Hamburg Digital Vision:
AR-Brille statt Kaffeesatz: Immer wieder spannend. Foto: Absolute Software |
Nach einem spannenden Interview im Kontorhaus "Börsenburg", dem Live-Test der Kundenschließfächer an der Ottenser Landstraße, einem Hintergrundgespräch mit Haspa-Digitalchef Tobias Lücke, der Vor Ort-Recherche in der Nachbarschaftsfiliale an der Osterstraße und aktuellen Nachrichtenmeldungen zu "Aino", "Kiekmo" inkl. Lieferdienst sowie der "Filiale 4.0" beginne ich zu verstehen, warum Haspa-Chef Harald Vogelsang zufrieden lächelt, wenn er in dunkelblauen Chinos das versammelte Presse-Corps stolz durch seine neue Flaggschiff-Filiale führt.
Die "Yomo"-App: Beerdigung 1. Klasse aus Hamburg
In 3 Jahren sieht die Haspa komplett anders aus, als heute: Dann werden auch Harald Vogelsangs Vorstandskollegen am Morgen der Bilanzpressekonferenz keine Tränen mehr in den Augen haben, zu ihren Anzügen keine Krawatte mehr tragen zu müssen. Schon heute geht man an der Osterstraße zum Lachen nicht mehr in den Keller, hat der Eimsbütteler Filialleiter Andreas Emme zusammen mit rd. 130 Leitungskollegen vor 1,5 Jahren mit Business Cashual den Schritt zum Banking auf Augenhöhe eingeleitet. Genau das setzt der Beraterfinder fort, wenn er Kunden die Chance gibt selbst zu entscheiden, mit wem man über sein Geld sprechen will. Begonnen hat das 2015 mit der Persönlichkeits-Offensive "Meine Bank heißt".
Und wo geht die "Next" Generation hin, um im Hamburger Wording von Acceleratoren, Corporate Startups und Medienkampagne zu bleiben? Mit FAZ, Handelsblatt und Manager Magazin bekam die Crème de la Crème des deutschen Qualitätsjournalismus in dieser Woche Schnappatmung bei der Meldung des "Finanz-Szene"-Blogs, die Haspa verschiebe den Launch des jungen "Yomo"-Kontos auf 2019 - auf die Zeit nach der Migration des Kernbanksystems. Der HANSETECHTEST von "Yomo" Anfang Dezember vergangenen Jahres zeigte bereits: Einen toten Gaul sollte man nicht um jeden Preis weiter reiten. Womit das Thema "Beerdigung 1. Klasse" für uns abgeschlossen ist.
"Aino" als Basis für das junge Haspa-Digitalmodell
Weiss, was er tut: Haspa-Chef Vogelsang. Foto: HANSEVALLEY |
Mit der Freizeit-Anwendung "Aino" baut die Haspa zudem ein mächtiges Tool für die Ansprache und Bindung junger Nutzer zwischen 18 und 30 Jahren auf. Mit 220.000 Facebook-Fans der "Heute in Hamburg"-Community, 150.000 Downloads und 50.000 aktiven Nutzern im Monat hat "Aino" in den vergangenen 9 Monaten eine starke Basis für ein neues Digitalgeschäft aufgebaut. Laut Haspa-Chef Harald Vogelsang soll der Service mit aktuell 40 Rabatt- und Serviceangeboten schon bald - hamburgisch bescheiden - kostendeckend arbeiten. Verknüpft man die jungen Mehrwert-Konten mit der jungen Freitzeit-App würde ein "Next Joker" entstehen ... können.
Junge Kunden bei "Next Haspa" + "Next Joker"
Der Blick auf die Seite der Innovationstochter und Digitalgarage "Haspa Next" zeigt, worauf man sich konzentriert: junge Zielgruppen, redaktionelle Inhalte, neue Geschäftsmodelle, attraktive Vermarktung, höchste Usibility und mobile Services auf Android und iOS. Alles, was "Yomo" leider nie hatte. Da "Haspa Next"- und Digital-Chef Tobias Lücke direkt an Harald Vogelsang berichtet - und dieser auch gern mal persönlich vorbeischaut -, ist die Gefahr gering, dass Bedenkenträger aus den Untiefen der 190 Jahre alten Sparkasse zu sehr dabei stören, den "Mega-Frachter" mit seinen digitalen Schleppern neu auszurichten.
Stellt sich die Frage, wie eine "Next Haspa" mit "Next Joker" aussehen könnte. Ich skizziere die neue Welt unter folgenden Premissen: 1. Die quietschbunte "Yomo"-Fast-schon-so-gut-wie-Banking-App ruht im Sparkassen Innovations-Hub in Hammerbrook in Frieden. 2. Die Berliner Startupbank "N26" kann die Haspa mit gut 1,4 Mio. Privatkunden in Hamburg und der Region leider nicht vom Sockel schubsen. 3. Hamburg kauft auch weiterhin in Hamburg, wie wir es gelernt haben. 4. Lebensmittel und Weinflaschen lassen trotz intensivster Bemühungen von "Haspa Next" leider noch nicht beamen. Aber Spaß beiseite.
Wertschöpfung 4.0: Finden, Kaufen & Bezahlen
Denkt im Traum nicht daran, N26 Kunden zu schenken. Foto: HANSENVALLEY |
Schon freut sich ein glücklicher Haspa-Geschäftskunde einem glücklichen Haspa-Privatkunden per "Next Joker" Produkte zum Glücklichsein verkauft zu haben, promotet über die Marketing-Plattform "Aino", provisioniert über das junge Mehrwert-Programm "Next Joker", abgebucht über das pfiffige "Next Haspa"-Konto und abgerechnet über den Zahlungsverkehr der Hamburger Sparkasse. Das ist dann eine neue Wertschöpfungskette, mit Geschäfts- und Privatkunden als Plattformpartner, der Hamburger Sparkasse als vertrauensvollem Vermittler und einem lukrativen Geschäftsmodell - von Affiliate-Marketing bis zum Schließfach-Service. Gut für Hamburg - und die Haspa.
Next: Promotion, Provisionen, Plattformpartner
Angenommen, die Haspa baut ihre Marktposition mit "allem außer Banking" so aus, dann entstunde eine lokale Vermittlungs- und Vermarktungsplattform. Wie wahrscheinlich ist das? Nun: Jeder in Hamburg kennt die Haspa, die Meisten nutzen sie privat oder geschäftlich, sie ist auch 2018 mit knapp 130 Filialen weiterhin fast überall. Die Schließfächer werden nach Testlauf in den westlichen Bezirken jetzt in den östlichen Bezirken und an zentralen Punkten aufgestellt. Erste Haspa-Geschäftspartner testen bereits den Multikanal-Vertrieb von Gutscheinen bis Schließfachservice. Ok, und die Haspa-Strategie?
Die klassische Digitalstrategie nicht nur Hamburger Unternehmen umfasst im Kern drei Schritte: 1. Digitalisierung der Geschäftsprozesse: Mit "OSPlus" modernisiert die Haspa ihr Kernbanksystem und macht sich in den kommenden 1,5 Jahren zukunftsfähig. 2. Digitalisierung der Kundenbeziehung: Mit "Joker"-App, "Kiekmo"-App und junger "Aino"-App ist dieser Schritt aktuell in der Umsetzung. Kommen wir zu 3. Digitalisierung des Geschäfsmodells: Da Banking bereits digital ist, macht es Sinn, über alles nachzudenken, was rund um die Bank stattfindet. Und damit sind wir bei Promotion, Provisionen und Plattformpartner. Passt.
* * *
Hamburg Digital Background:
HANSEBANKING: Osterstraße 4.0 - eine Bank für Menschen, und ihr Geld.
http://hh.hansevalley.de/2018/02/hansebanking-haspa-filiale40.html
HANSECITYLIFE: Haspa-Schließfächer für reisende Journalisten: Kiekmo - dat geiht!
http://hh.hansevalley.de/2018/01/hansecitylife-kiekmo-schliefacher.html
HANSETECHTEST: Der Sparkasse neue Kleider: die YOMO-App.
http://hh.hansevalley.de/2017/12/hansetechtest-yomo-haspa.html
HANSEFUTURE: AINO - ein "WeChat"-Bot, der Hamburg kann.
http://hh.hansevalley.de/2017/06/hansefuture-aino-app.html
HANSEPERSONALITY Dr. Harald Vogelsang:
Digitale Agenda, Investitionen und Bildungsoffensive für Hamburg 4.0
http://hh.hansevalley.de/2017/03/hanspersonality-dr-harald-vogelsang.html
HANSESTARTUPS: "Next" Chance für "Heute in Hamburg".
http://hh.hansevalley.de/2017/03/hansestartups-haspa-heuteinhamburg.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen