Donnerstag, 18. April 2019

HANSEPERSONALITY Tobias Lücke: Als Metropole sollten wir Vorreiter sein.

HAMBURG DIGITAL INTERVIEW


Tobias Lücke, Leiter Digitaler Vertrieb der Haspa und GF Haspa Next
Foto: Haspa

Über Ostern stellt die Hamburger Sparkasse ihre IT-Landschaft auf die bundesweit einheitliche Software-Welt der Finanz-IT um. An diesem Wochenende können Kunden der Haspa mit ihrer Girocard nur eingeschränkt in Geschäften und im Internet einkaufen gehen und Geld abheben. Ab Dienstag will die Haspa mit "OS Plus" und den bundesweiten Services der Sparkassen ihre Digitalisierung noch stärker forcieren.

HANSEVALLEY begleitet seit 2017 die digitalen Aktivitäten der größten deutschen Sparkasse - von "Haspa Next" inkl. "Heute in Hamburg" über die Plattformen "Aino" und "Kiekmo" bis zu den neuen Nachbarschaftsfilialen an Alster und Elbe. Digital-Manager Tobias Lücke ist unser HANSEPERSONALITY mit Insides zur großen IT-Umstellung bei der Hamburger Sparkasse:

Lieber Tobias Lücke: Ihre Website zur Umstellung der Sparkassen-Software heißt "Haspa Digitale Zukunft". Ist diese Botschaft im Zusammenhang mit der Umstellung einer zentralen Bankensoftware nicht ein wenig hoch gegriffen? Schließlich ist die Haspa eine klassische Bank mit nach wie vor rd. 130 Filialen. In wiefern hat der Umstieg etwas mit Ihrer digitalen Zukunft zu tun?


Unser Anspruch ist es, die persönlichste Multikanalbank in Hamburg zu werden, unseren Kunden also das Beste aus beiden Welten zu bieten. Deshalb treibt die Haspa auch das mit 200 Mio. Euro größte Investitionsprogramm in ihrer Geschichte in die Nachbarschaftsfilialen, Digitalisierung und IT weiter voran. 

Aber natürlich sind wir mit der Umstellung nicht fertig. Vielmehr bündeln wir die Kraft im Sparkassen-Verbund. Allein über die Finanz Informatik investieren die Sparkassen pro Jahr 300 Mio. Euro in innovative Services und den Ausbau digitaler Angebote. Davon profitieren dann natürlich unsere Privat- und Firmenkunden zukünftig unmittelbar.

An diesem Wochenende stellen Sie die Konten von 1,6 Mio. Kunden um, tauschen Ihr Online-Banking gegen das bundesweit einheitliche Sparkassen-Banking aus und lösen Ihre bisherige SAP-Bankensoftware gegen die Sparkassen-IT "OS Plus" ab. Wie umfangreich ist solch eine zentrale Software-Ablösung bei 500 Mio. Daten, die 560 Mitarbeiter migrieren?

Sehr umfangreich. Deshalb haben wir uns auf die Umstellung auch äußerst intensiv vorbereitet. Die Entscheidung zum Wechsel erfolgte nach umfassenden Analysen bereits im November 2016. Im Vorfeld haben wir bereits ausführliche Tests durchgeführt und im Rahmen von use labs und Marktforschung Kunden befragt. 

Zudem haben wir mehrfach unter realen Bedingungen die Umstellung auf die neuen Systeme erprobt und unsere Mitarbeiter intensiv geschult. Zusammen mit der Finanz Informatik arbeiten in der Spitze bis zu 1.000 Mitarbeiter daran, dass die Umstellung gut klappt. Und das in 40 Teilprojekten – vom Zahlungsverkehr bis zur Kundenkommunikation.


Tobias Lücke bei Vorstellung der Haspa-App-Entwicklung
Foto: HANSEVALLEY

Die 5.000 Mitarbeiter der Haspa arbeiten seit 2011 mit der SAP-Bankensoftware - u. a. 
in den rd. 130 Filialen. Warum hat ihr Vorstand im November 2016 die Entscheidung getroffen, mit einem Aufwand von 145 Mio. € auf die in der Sparkassen-Welt durchaus diskutierte Kernbank-Software "OS Plus" zu wechseln? Hätten Sie nicht weiter mit SAP gut arbeiten können?

SAP hat uns eine hohe Flexibilität, Freiheit in der Produkt- und Prozessgestaltung sowie eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit geboten. Das konnte die Finanz Informatik damals für uns so noch nicht leisten. Seitdem hat sich aber viel verändert. Acht Jahre sind vor dem Hintergrund der beschleunigten Entwicklungszyklen in der Informationstechnologie eine sehr lange Zeit. 

Heute bietet die FinanzIT eine auf einer modernen Architektur basierende, zukunftsfähige Gesamtbanklösung. Prozesse können inzwischen stärker digitalisiert werden und die Multikanalfähigkeit wurde stark ausgebaut. Wir können Lösungen übernehmen und müssen diese nicht selbst entwickeln. Das gibt uns die Möglichkeit, Kosten mit anderen Sparkassen zu teilen. Eigene Ressourcen können wir stärker für die Entwicklung zusätzlicher Angebote einsetzen, zum Nutzen unserer Kunden. 

Andere Banken werben mit kostenlosen Girokonten (Commerzbank), Apple Pay-Nutzung (Deutsche Bank) oder RFID-Bezahlband beim HSV-Stadionbesuch (Comdirekt). Mit welchen Services kann die Hamburger Sparkasse bestehende und neue Kunden begeistern, nicht zu einer Online- oder Mobile Bank zu wechseln, wie N26 & Co.?

Wir bieten unseren Kunden das umfassendste Gesamtangebot mit einer konkurrenzlosen Infrastruktur aus Filialen und Geldautomaten, individuellen Beratungsleistungen sowie Online- und Mobile-Services. Dazu kommt ein breites Leistungsspektrum außerhalb des klassischen Bankgeschäfts: Wir vernetzen die Menschen z.B. über unsere Nachbarschaftsfilialen, verfügen über das erfolgreiche HaspaJoker-Programm sowie Hamburg- und Freizeit-Communities. 

Im März 2017 haben Sie das Redaktionsteam von "Heute in Hamburg" für die "Aino"-App ins Digital-Lab "Haspa Next" geholt, Anfang vergangenen Jahres war der "Kiekmo"-Schließfachservice im Testlauf. Butter bei die Fische: Wie haben sich Ihre noch jungen App-Plattformen entwickelt? Welche Angebote werden besonders gern genutzt - und was dürfen wir in der Zukunft erwarten?

Beide Angebote liegen voll im Plan und gehören zu den reichweitenstärksten Regional-Apps Deutschlands. AINO hat sich inhaltlich breiter aufgestellt und bedient neben Freizeit-Tipps auch Ratgeber- und Karrierethemen. Kiekmo deckt mittlerweile ganz Hamburg ab, öffnet seine Gratis-Schließfächer verstärkt für Drittanbieter wie Frischepost und intensiviert seine Aktivitäten rund um das Thema Nachbarschaft.

Zu guter Letzt unsere Hamburg-Frage: Die Haspa engagiert sich u. a. mit dem Startup-Center und dem Gründerpreis für Jungunternehmen in Hamburg. Als Direktor Digital Services setzen Sie mit den digitalen Plattformen Aino und Kiekmo neue Akzente. Hand aufs Herz: Wo läuft die Digitalisierung in Hamburg aus Ihrer Sicht bereits sehr erfolgreich und wo wünschen Sie sich etwas mehr Schwung?

In Sachen Digitalisierung liegt Hamburg im guten Mittelfeld. Als Metropole sollten wir aber Vorreiter sein. Insgesamt kann man festhalten, dass an allen Themen mit Hochdruck gearbeitet wird und es immer wieder gelingt, nationale Akzente zu setzen, zum Beispiel im Bereich Smart Port, VR oder 3D-Druck. Beim öffentlichen W-LAN müssen noch Lücken geschlossen werden. Die Haspa-Filialen werden schon bald flächendeckend ihren Teil dazu beitragen.


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Vielen Dank für die aktuellen Infos!
Das Interview führte Thomas Keup.


 Hamburg Digital Background: 

HANSERANKING: Das sind die digitalen Banken Hamburgs 2018
https://hv.hansevalley.de/2018/10/hanseranking-hamburgs-digitale-banken-gewinner.html

HANSEBANKING: Osterstraße 4.0 - eine Bank für Menschen, und ihr Geld.
http://hv.hansevalley.de/2018/02/hansebanking-haspa-filiale40.html


HANSECITYLIFE: Haspa-Schließfächer für reisende Journalisten: Kiekmo - dat geiht!
http://hv.hansevalley.de/2018/01/hansecitylife-kiekmo-schliefacher.html

HANSETECHTEST: Der Sparkasse neue Kleider: die YOMO-App.
http://hv.hansevalley.de/2017/12/hansetechtest-yomo-haspa.html


HANSEFUTURE: AINO - ein "WeChat"-Bot, der Hamburg kann.
http://hv.hansevalley.de/2017/06/hansefuture-aino-app.html


HANSEPERSONALITY Dr. Harald Vogelsang: 
Digitale Agenda, Investitionen und Bildungsoffensive für Hamburg 4.0
http://hv.hansevalley.de/2017/03/hanspersonality-dr-harald-vogelsang.html


HANSESTARTUPS: "Next" Chance für "Heute in Hamburg".
http://hv.hansevalley.de/2017/03/hansestartups-haspa-heuteinhamburg.html

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