Mittwoch, 21. Februar 2018

HANSEBANKING: Osterstraße 4.0 - eine Bank für Menschen, und ihr Geld.

HAMBURG DIGITAL REPORT
*Update*

Osterstraße Ecke Heußweg: das Zentrum von Eimbüttel mit seinen 57.000 Einwohnern. U-Bahnhof, ein Kaufhaus, drei Supermärkte, zwei Drogeriefilialen und jede Menge Banken: Beim "Neuen Banking" im Schaufenster: Immobilienangebote. Bei der "Bank an ihrer Seite": Depotwechsel mit Geldprämie. Wo "man sich kennt": eine Maltareise für nur 948,- €. Und bei der "So geht Bank heute": der Verbaucherkredit im Angebot. Banken 2018? Eher 'alter Wein in neuen Schläuchen'. 


Haspa-Fenster: Keine Immobilienangebote, kein Verbraucherkredit.
Foto: HANSEVALLEY
Hamburgs Bankenprimus besetzt auch in Eimsbüttel an der Kreuzung die Pool-Position. An der Glasfront der Filiale mit ihren 12.000 Kunden am Knotenpunkt Osterstraße: kein Depotwechsel, kein Verbraucherkredit, nicht mal eine Immobilienfinanzierung. Bei der Haspa laufen auf einem Bildschirm "Kiekmo"-Lokalnachrichten und Ausgehtipps aus dem Kiez. In der Osterstraße 125 läuft anscheinend einiges anders, als woanders. Ein Hamburg Digital Report.

Während an diesem regnerischen Donnerstag-Abend bei anderen Banken pünktlich das Licht ausgeht, legt die Haspa an der Osterstraße eine Extrarunde ein. Nicht etwa, um die Planzahlen zu schaffen, sondern um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. 6 Mitarbeiter kümmern sich im Eventteam in der Filiale um Nachbarschaftsttreffen, Lesungen und Kinoabende, Sofakonzerte und E-Sports-Turniere, oder eine Tupperparty. Tupperparty in einer Bankfiliale? Was hat sich Haspa-Chef Harald Vogelsang dabei gedacht?

Vor einem Jahr schreibt Pressechefin Stefanie von Carlsburg in ihrer Mitteilung: "Die Filialen werden zum Herzstück im Multikanalbanking." Herzstück? In Zeiten von Online- und Mobilebanking? In Zeiten von Startupbanken? Mit 1,4 Mio. Privatkunden ist die Haspa so tief in unserer Stadt verankert, wie kein anderes Geldhaus. Damit das so bleibt, macht die Bank mal wieder etwas anders, als alle anderen. Als die Sparkassen drumherum noch Gratiskonten verteilten, führte die Haspa Gebühren ein - und mit dem "Haspa Joker" eines der erfolgreichsten Kundenbindungsprogramme.

Die Christuskirche aus buntem Fließ als moderne Kunst an der Wand.


Moderne Besprechungsräume mit lokalem Bezug.
Foto: HANSEVALLEY
Jetzt investiert die Bank in ihre 130 Filialen rd. 30 Mio. €. Statt reihenweise Filialen abzuschließen, öffnet die Haspa ihre Räume für die Menschen im Stadtteil, will Gastgeber in der Nachbarschaft werden. In gerade einmal 12 Tagen wurden die 600 qm an der Osterstraße aufgemöbelt. Rd. 300.000,- € kostet das pro Filiale - individuelle Bilder lokaler Künstler - wie der Eimsbütteler "Deichperle" Heidi Lühr - inklusive. Mit der Osterstraße 125 ist Nr. 5 zur "Filiale der Zukunft" geworden. "Wir haben jetzt zusätzlich den Wow-Effekt", freut sich die Sprecherin.

Vor mehr als 12 Jahren ging die Sparkasse zuletzt mit frischer Farbe durch die Filialen. Seitdem ist viel passiert: Mobilebanking ist auf dem Vormarsch, neue Player - wie Startupbanken - winken mit Gratiskonten, Gratiskarten und Coworking das junge Publikum. Andreas Emme ist sein 40 Jahren in der Bank, seit 15 Jahren ist er Filialleiter an der Osterstraße. 23 Mitarbeiter gehören zum Team des Hamburgers - vom 19-jährigen Azubi bis zur 61-jährigen Mitarbeiterin. Plötzlich kommt die Kundschaft auch zum Kaffee, spielt die Jugend auf der Playstation "Fifa-Games".

Die Haspa-Filiale 4.0: "Es ist, als wenn ich zu Hause Gäste empfange."

"Das hat was mit mir gemacht", gibt der 57-jährige Banker zu. Sein fast 30 Jahre jüngerer Stellvertreter Tino van Mark ergänzt: "Es ist, als wenn ich zu Hause Gäste empfange." Als ihre Filiale für den Umbau benannt wird, diskutieren sie, schauen sich die Musterfiliale in Witzhave an, bereiten sich 3 Tage in der Zentrale auf ihre Gastgeberrolle vor. Auch heute stehen Kunden am Servicetresen, geben Überweisungen ab und klären Fragen. Doch an dem gemütlichen Tisch eines Eimsbütteler Tischlers finden sich neben uns immer wieder Kunden.


Community-Area mit zentralem Tisch.
Foto: HANSEVALLEY
Eine ältere Dame liest in Ruhe Zeitung, ein Kunde füllt seinen Überweisungsträger aus. Eine andere Kundin bespricht mit ihrer Beraterin bei einem Kaffee, was sie zu klären hat. Eimsbüttel hat sich in den vergangenen Jahr stark verjüngt: neben dem angestammten Publikum kommen immer mehr junge Familien in den Stadtteil. Während der Fotosession vor dem offiziellen Termin schaut eine jüngere Kundin im großen Regal der "Aktion Buch" nach einem neuen Bestseller als Feierabendlektüre. Irgendwas ist nicht mehr so, wie es viele Jahre einmal war.

Wenn andere "Yomo" basteln, lädt die Haspa zum E-Sports-Turnier ein.

Der 30-jährige Mecklenburger Tino - wie ihn seine Kollegen selbstverständlich nennen - fasst das Konzept der neuen Filiale so zusammen: "Wir begleiten unsere Kunden in der Nachbarschaft." Da kommen schon mal 30 Anwohner zum Nachbarschaftstreffen von nebenan.de, spielen 20 junge E-Sports-Fans ein "Fifa-Turnier". Durch Facebook, Instagram und die eigene Nachbarschafts-App "Kiekmo" sind 10 junge Leute dabei, die keine Haspa-Kunden sind. Und das sollen sie an diesem Abend auch gar nicht werden.

2x im Monat bietet die Filiale am U-Bahnhof Osterstraße tagsüber spannende Events, 2x im Monat auch abends, organisiert von den Mitarbeitern. Die bringen eigene Ideen mit, sprechen Partner in der Nachbarschaft an. "Wir haben eine enorm positive Rückmeldung", berichtet Filialleiter Andreas Emme, und ergänzt: "Das ganze System funktioniert." Ein Redaktionsplan hilft, spannende Abende zu organisieren: 'Was ist gut für Eimsbüttel?' und 'Was fehlt hier?' sind die wichtigen Fragen.

Banker Andreas Emme: "Wir gehen hier nicht zum Lachen in den Keller."


Videoscreen für Olympia, Fifa-Games & Kiez-Infos.
Foto: HANSEVALLEY
An diesem Donnerstag läuft die Winter-Olympiade auf dem Bildschirm, am Sonntag-Abend kann es auch schon mal ein Tatort-Abend sein. Oder ein Tag nach diesem Beitrag die ungewöhnliche Tupperparty. So, wie lokale Händler ihre Waren oder Bilder kostenlos präsentieren, so ist auch die Teilnahme an den Veranstaltungen kein Profit-Center. Vielmehr sieht sich die Filiale als "Unternehmer vor Ort". Andreas Emme fasst das so zusammen: "Ich fühle mich mit dem Stadtteil sehr verbunden." 

Der gebürtige Hamburger ging von 1971 bis 1977 in Eimsbüttel zur Schule, verbrachte die Jahre bis zur Oberstufe am Kaiser-Friedrich-Ufer (KaiFU). So, wie das Gymnasium für eine offene, gemeinsame Welt steht, so steht Andreas Emme zu seinem Team und dem gemeinsamen Erfolg. "Ich fühle mich hier wohl", ist sicher keine PR-Floskel eines altgedienten Haspa-Bankers. Ebenso wie die sympathische Ergänzung: "Wir gehen hier nicht zum Lachen in den Keller." Wenn Menschlichkeit einen Platz hat, wird auch der Kontakt mit Kunden plötzlich individueller: "Ich komme mit den Kunden ganz anders ins Gespräch."

Banker Tino van Mark: "Cool, jetzt wird der nächste Schritt gemacht." 

Anfang 2016 fing auf einem Gutshof in Witzhave nördlich des Sachsenwaldes in einer leeren Halle die "Filiale 4.0" an, Wirklichkeit zu werden: Ein Jahr lang testeten Kunden, Nichtkunden und Banker das aus den USA inspirierte Konzept. Bei der Umpqua Bank aus Canyonville in Oregon - einer Regionalbank mit rd. 350 Filialen und 4.500 Mitarbeitern - entdeckten die Ideenscouts des Konzept der "Bank für Menschen - und ihr Geld." Eine "Community-Bank", wie die Haspa, die gegründet wurde, um sich und der Region zu helfen. Einer Bank, die seit ihrer Gründung im November 1953 vor allem eines ist: bodenständig.



Mit warmen Farben, einem offenen Tresen und Community-Area, einer wohnlichen Schrankwand, einer interaktiven Videowall, einem gemeinsamen Tisch, mit modernen iPads, einer kostenlosen Kaffeebar, einer offenen Präsentation lokaler Händler. Mit der Einladung, gemeinsam Yoga zu machen oder Vorträge zu hören und um miteinander ins Gespräch zu kommen. Eine Bank, die nicht nur für ihre Kunden da ist, sondern für jeden. Und dem Ziel, eine "Community-Bank" zu sein. Genau dieses Konzept macht jetzt auch in Deutschland Schule.



Angefangen hat der Weg zur "Haspa 4.0" vor etwa 3 Jahren. Damals startete die älteste deutsche Sparkasse eine Persönlichkeits-Offensive. Mit "Meine Bank heißt" wurde aus anonymem Schalterpersonal einer Großbank die Filiale mit Mitarbeitern, die alles andere als "graue Mäuse" sind (sieht man von "Manni" der Maus einmal ab). Seit dem ist viel passiert - auf dem Weg zu einer Bank, die auch in Zukunft bei ihren Kunden sein will - und nicht nur im Internet.

Wenn man 1 und 1 zusammenzählt, kommt man bei der Haspa heute auf 4.0: Neben der neuen Filiale als Treffpunkt in der Nachbarschaft, dem Business Casual Look im Kundenkontakt und dem persönlichen "Du" mit Vorstand und Kollegen unterstützt die Haltung "Dafür stehe ich", als Haspa-Mitarbeiter immer auch ein Vorbild zu sein - für sein Team, die Filiale, die Bank - und Hamburg, mit 1,5 Mio. Menschen, die seit fast 190 Jahren der Hamburger Sparkasse vertrauen.

Ein aktuelles Fotoalbum aus der "Osterstraße 4.0":
Osterstrasse 4.0


Dank der Vision eines Vorstandes, der Bereitschaft, bis zu 30 Mio. € zu investieren und dem Angebot, im Sparkassenverbund die Idee des Nachbarschaftsgedankens neu zu beleben, wird die "Filiale der Zukunft" schon bald bei anderen Sparkassen in Deutschland zu finden sein - so und in ähnlicher Form, wie in Bremen. Um miteinander wieder ins Gespräch zu kommen. Denn keine App der Welt kann Vertrauen zwischen Menschen ersetzen. Und das ist wichtig, wenn es um unser Geld geht.





 Hamburg Digital Background: 

Haspa setzt auf Nachbarschafts-Treffs und Apps, 21.02.2017:
www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Haspa-setzt-auf-Nachbarschafts-Treffs-und-Apps,haspa284.html

Sparkasse Bremen will weitere Stadtteilfilialen, 20.02.2017:
www.weser-kurier.de/bremen/bremen-wirtschaft_artikel,-sparkasse-bremen-will-mehr-stadtteilfilialen-_arid,1702256.html

Umpqua Bank, Oregon, 14.03.2015:
"Customer Centric Lessions Learned"

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