Mittwoch, 29. November 2017

HANSESTARTUPS: Einmal im Monat "verluncht" sich jemand über Lunchzeit.

Hamburg Digital Report

'Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship.' Mit dieser Analyse wirbt der Hamburger Marktführer unter den Singlebörsen für seinen Onlineservice. Dabei verlieben sich die meisten Menschen auf der Arbeit - und nicht am Computer. Auch wenn man "seinen Füller nicht in die Firmentinte stecken" sollte, bleibt das Problem: 


Wie lerne ich die richtigen Kollegen kennen, um nett lunchen zu gehen und für die eigenen Projekte einen kurzen Dienstweg aufzubauen. Tinder, Grindr & Co. kümmern sich um "Hopp oder Top" im Schlafzimmer. Das Hamburger Tech-Startup "Lunchzeit" um "Top oder Flop" am Schreibtisch. Die geheimen Bedürfnisse Hamburger Büroangestellter im Hamburg Digital Report:



"Amor" für die Mittagspause: Florian Gansemer
Foto: Lunchzeit
Er nennt es "Tinder für Kollegen". Dabei geht es dem 31-jährigen Florian Gansemer gar nicht darum, Amor zu spielen. Der gebürtige Koblenzer lebt seit 8 Jahren an der Alster und kann über erfolgreiche Zeiten bei Blau.de und Xing zurückblicken. Im Februar 2015 kam der Betriebswirt und gelernte Großhandelskaufmann zum führenden deutschsprachigen Karriere-Netzwerk. Bei Xing verantwortete er als "Business Owner" die Strategie und den Vertrieb der Xing-Anzeige - einer der Einnahmequellen des Hamburger Portals.

"Ich will eine App, in der alle Professionals drin sind."

Als neuer Mitarbeiter fragte sich der junge Manager, wie man in der fast 1.000 Mitarbeiter großen Tech-Company Kollegen kennenlernen kann - um mit ihnen zu lunchen und um wichtige Durchwahlnummern für Eventualitäten zu bekommen. In den meisten Firmen gibt es eine Mitarbeiterliste. Doch die "Bonzenschleuder" sagt wenig darüber, wer sich um was kümmert und wer für die eigenen Themen interessant sein kann. Florian formulierte für sich ein Ziel: "Ich will eine App, in der alle Professionals drin sind."
Co-Founder Damien Antipa: "Ich baue die App."
Foto: Lunchzeit

In Südafrika lernte er seinen heutigen Co-Founder Damien Antipa kennen. Der gebürtige Linzer war sofort Feuer und Flamme. Im Oktober 2016 war es soweit: "Jetzt ist die Zeit, etwas zu gründen", entschied sich der Wahl-Hamburger Florian. Er hatte eine spannende Idee und einen coolen Mitgründer. Zudem kam ihm die Zeit gelegen. Da er weder eine Familie zu versorgen hatte noch ein Haus zu finanzieren, konnte sich der Gründer in Ruhe um den Aufbau seines Startups kümmern.

Über Lunchzeit mit anderen Kollegen zum Mittag treffen.

Im Januar diesen Jahres ging er in die Selbstständigkeit. Wie viele Startups, wechselte er nach 3 Monaten das Geschäftsmodell - von B2C auf B2B. Im April wurden die Apps für Android und iOS gelauncht. Und weil in Hamburg gute Kontakte zu guten Kooperationen führen, wurde einer der ersten Lunch-Termine des jungen Unternehmers mit einem Xing-Vorstand zum Pilotprojekt. Seit Mai d. J. kommt die "Lunchzeit" beim Hamburger Social Network zum Einsatz.

Die B2B-App bietet Firmen die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter zum Lunch miteinander zu vernetzen. Dazu melden sich die Firmenangehörigen einmal mit ihrer Firmen-E-Maol-Adresse beim Online-Service an. Die Nutzer werden ihrer Firma zugeordnet und so einfach wiedergefunden. Nach Name, Funktion, Abteilung, Karrierelevel oder Zugehörigkeit können andere User nun Kollegen zum Lunch finden und sich direkt über den Clouddienst verabreden.

Einmal im Monat "verluncht" sich jemand über Lunchzeit.


Kollegen finden zum Lunchen.
Foto: Lunchzeit
Ein besonderes Highlight ist der "Random-Lunch". Dabei "verluncht" die App zwei zufällig ausgewählte Kolleg*innen miteinander zur verbindlichen Mittagszeit. Um keine ungewollten Verabredungen zu produzieren, müssen Teilnehmer den Service zum Zufalls-Lunch aktiv freischalten. Florian Gansemer kann von seinem früheren Arbeitgeber Gutes dazu berichten. Durch den "Würfelbecher" konnten sich bereits interessante Mitarbeiter bei Xing kennenlernen, die sich sonst nicht persönlich getroffen hätten.

Mit einem ausgeklügelten Algorithmus sorgt Lunchzeit dafür, dass keine Kollegen aus der selben Abteilung miteinander verkuppelt werden. Ebenso sorgt die Programmierung dafür, dass nur Mitarbeiter am gleichen Standort zum Lunchen eingeladen werden. Schließlich berücksichtigt der Service gemeinsame Interesse, die zuvor von beiden Seiten angegeben wurden. Das Schöne an der B2B-App: Es gibt keine wilde Mailerei oder gar Spam. Beide Seiten bestätigen ihr Lunch, bekommen eine Kalenderbestätigung und haben eine gute Zeit.

"Wir machen Dating, aber nicht mit der Absicht, ... "

Einzige Voraussetzung für das "Blind-Date" bei Brokkolicremesuppe und Hähnchenbrustfilet ist die Bereitschaft beider Seiten, dabei zu sein. Neben dem "Random-Lunch" bietet das Startup aus Eimsbüttel auch einen Team- oder Gruppen-Lunch an. Dabei startet ein Mitarbeiter einen offenen Lunch-Treff. Andere Kolleg*innen können sich dazu anmelden und einfach dabei sein. Seit Oktober d. J. ist der erste kommerzielle Nutzer an Board. Die neuartige Mobile-Nutzung gibt ab ca. 300,- €/Monat - und ist damit äußerst konkurrenzfähig. Mehr als 30 Firmen u. a. aus Hamburg testen die Lösung aktuell.


Einmal im Monat "verluncht" sich
jemand über Lunchzeit.
Foto: Lunchzeit
Seit Ende September d. J. ist das Hamburger Team im neuen "weXelerate" in Wien. Aus 1.000 Startups kamen nur 50 Jungunternehmen für den 1. Batch des internationalen Förderprogramms in die engere Auswahl. Lunchzeit konnte sich als Hamburger Vertreter gegen Konkurrenz aus 14 Ländern durchsetzen. Das Wiener Programm unterstützt die Hamburger Vermittler vor allem in den Themen Vertrieb und Internationalisierung. Eine Chance, die Hamburger Lunch-App in den Märkten professionell zu platzieren.

"Ich will etwas Gutes für die Mitarbeiter machen."

Zunächt bleibt Lunchzeit ein geschlossener Service, den Unternehmen für ihre Mitarbeiter buchen. Später könnte Lunchzeit auch als Networking-Tool auf Messen und Kongressen zum Einsatz kommen, als Feedback-App zur Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen und gar als Raucherpausen-App. Mit Fokus auf Personalabteilungen fasst der junge Hamburger Gründer Florian Gansemer zusammen: "Ich will etwas Gutes für die Mitarbeiter machen."

 Hamburg Digital Background: 

Lunchzeit Hamburg:
www.lunchzeit.com


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