InnoGames Mitgründer und Geschäftsführer Hendrik Klindworth. Foto: Thies Rätzke |
Es ist eine der ganz großen Erfolgsgeschichten der Gamescity Hamburg: Mit aktuell gut 160 Mio. € Umsatz und 20 Mio. € Gewinn ist InnoGames eine Klasse für sich. Gegründet 2003 als Hobby, ist die zum schwedischen Medienkonzern Modern Times Group gehörende Free2play-Gamesschmiede mit mehr als 400 Mitarbeitern in Hammerbrook ein stiller Riese geworden.
Das Team von Innogames beim Sommerfest 2019. Foto: InnoGames |
Mit "Die Stämme", "Elvenar", "Forge of Empires", "God Kings", "Grepolis", "Warlords of Aternum", "The West" und "Tribal Wars 2" hat InnoGames langfristig erfolgreiche Simulations- und Strategiespiele entwickelt und damit heftigen Stürmen in der Spielebranche widerstanden. Mit insgesamt mehr als 500 Mio. € Umsatz in 7 Jahren melden die Gebrüder Klindworth für "Forge of Empires" einen Allzeitrekord in der deutschen Gamesindustrie.
Mobile Games auf Android- und iPhones, E-Sports und eine virtuelle Fußball-Bundesliga sind längst ein Massenmarkt und ein nicht zu unterschätzender Teil der Digitalndustrie an Alster und Elbe. Ein Hamburg Digital Interview mit Geschäftsführer und Mitgründer Hendrik Klindworth aus der 6.000 QM-Zentrale in der City Süd:
Lieber Hendrik Klindworth: Sie kommen ursprünglich aus Stade, haben 2003 neben ihrem Studium an der Universität Oldenburg mit der Programmierung der "Stämme" begonnen und 2007 ihre erste Gamesfirma gegründet. Hand aufs Herz: Was hat Sie damals als angehender IT'ler daran fasziniert, ein Computerspiel zu programmieren?
Unser erstes Spiel "Die Stämme" ist als Hobby entstanden. Mein Bruder Eike und unser gemeinsamer Kindergarten-Freund Michael Zillmer wollten damals ein Spiel für uns und unsere Freunde schaffen. Antrieb war also vor allem unsere Leidenschaft für gute Strategiespiele.
2019: Forge of Empires erobert den Mars. Grafik: InnoGames |
Als wir kurze Zeit später den Passwortschutz für das Spiel aufgehoben haben gingen die Registrierungen durch die Decke. Wegen des anhaltenden Erfolgs des Spiels, der übrigens bis heute anhält, haben wir uns 2007 dazu entschlossen, InnoGames zu gründen und unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Weiter-/Entwicklung von Spielen zu widmen.
Ihre Hauptnutzergruppe sind junge Männer ab 25 Jahren, beim History Game "Forge of Empires" gut 10 bis 15 Jahre älter, beim Fantasy Game "Elvenar" sind die User sogar 40+. Was fasziniert nicht nur Männer, einst mit dem Mauszeiger und heute mit dem dicken Daumen bis zu 12 mal am Tag zu spielen?
Online- und Mobile-Spiele sind eine moderne Form des Entertainments. Wenn wir uns die Statistiken anschauen, werden Spiele in allen Altersgruppen und geschlechterübergreifend gespielt. Smartphones haben einen wesentlichen Teil zu dieser Entwicklung beigetragen.
Während man früher erst den PC starten musste, um unsere Spiele zu spielen, ist das heute bequem zwischendurch möglich. Anreiz bieten wir vor allem durch die hohe strategische Tiefe und Multiplayer-Aspekte in unseren Spielen. Gerade die Interaktion mit anderen Spielern macht sie so interessant.
Ein Spiel kostet allein in der Entwicklung zwischen 2 und 5 Mio. € - und es dauert gut 2 Jahre, bis ein neuer Titel auf den Markt kommt. Sie sagen: "Wenn man ein Spiel veröffentlicht hat, geht die Arbeit eigentlich erst los." Wie sieht eine Spieleentwicklung aus und was für Spezialisten sind daran alles beteiligt?
Wir nehmen uns bewusst Zeit für die Entwicklung unserer Titel. Bei uns wird Qualität groß geschrieben. Unsere Spiele sind Free-to-Play-Games und zeichnen sich durch fortlaufende inhaltliche Updates aus. Schließlich möchten wir unseren Spielern immer wieder neue Inhalte bieten. Bei "Forge of Empires" zum Beispiel sorgen wir im Zwei-Wochen-Rhythmus für Updates, so dass Spieler um die fünf Jahre benötigen, um "Forge of Empires" "durchzuspielen".
Um diese Spieltiefe zu erreichen, ist das Zusammenspiel verschiedener Experten nötig: Vom Game Design über Analyse-Teams hin zu Programmierern, Grafikern und natürlich den Kollegen im Marketing. In der Vermarktung unserer Titel spielen wir ganz vorne mit und pflegen enge Partnerschaften mit zum Beispiel Google, Apple oder Facebook.
InnoGames gilt eine der langfristig erfolgreichsten Gamesfirmen zu sein, Sie verweisen auf 15 Jahre "gesteuertes Wachstum" und ein nachhaltiges Business. Die Stämme sind stolze 15 Jahre alt und "Forge of Empires" mittlerweile 7 Jahre im ununterbrochenen Wachstum. Hand aufs Herz: Was ist das Geheimnis ihres Erfolgs?
Der Paladin wacht über InnoGames. Foto: InnoGames |
Was unseren Erfolg ausmacht, ist immer noch vor allem die Leidenschaft für gute Spiele. Daneben sind regelmäßige Updates, neue Features und Erweiterungen der Schlüssel zu unserem Erfolg. Um immer neue Anreize zu schaffen, stehen wir außerdem in engem Kontakt zu unseren Spielern. Wir fragen nach Wünschen, Anregungen und Vorschlägen und nehmen das Feedback der Community sehr ernst. Für uns stehen die Spieler ganz vorne.
Vor 15 Jahren spielten die Meisten mit Flash im Browser ihres PCs, heute zu rd. 40% mit HTML5 auf stationären Rechnern. Mit 60% Mobile Games via Smartphone-Apps hat sich ihr Business spätestens seit 2014 weitgehend gedreht. Schauen wir zusammen in die Zukunft: VR-Games können nur schwer in den Alltag eingebunden werden. Gehört AR- bzw. Mixed Reality die Zukunft der Games?
Richtig, der Trend geht immer mehr Richtung Mobile. Smartphones und Mobile Games sind ein fester Bestandteil im Alltag verschiedenster Nutzergruppen geworden. Gegenüber VR bin ich allerdings skeptisch. InnoGames steht für Spiele, die verbinden. Das ist mit VR wegen der Abschottung von der Umwelt im Prinzip nicht möglich. AR hingegen ist da schon interessanter. Auch hier müssen aber viele Faktoren zusammenkommen um herausragende Erfolge zu erzielen, etwa wie bei "Pokémon Go" vor ein paar Jahren.
Auf der anderen Seite beobachten wir einen Trend zu immer größeren Displays bei mobilen Endgeräten. Das kommt unseren Titeln natürlich zugute. Wir sind nicht zuletzt auch daher zuversichtlich, mit unseren Spielen auch in den kommenden Jahren weitere Millionen von Spielern weltweit begeistern zu können.
Die Firmenzentrale von InnoGames in Hammerbrook. Foto: InnoGames |
Unser traditionelle Hamburg-Frage: Sie haben rd. 30 offene Stellen in Hamburg. Ihre Mitarbeiter kommen aus mehr als 30 Ländern. Ihre Firmensprache ist seit 2009 Englisch. Hamburg gilt in der Gamesszene eine international bekannte Großstadt zu sein. Was wünschen Sie sich von der Hamburger Verwaltung, aber auch an besseren Bedingungen für Ihre Mitarbeiter?
InnoGames wächst seit 2007 kontinuierlich und ist nachhaltig erfolgreich. Trotzdem wünschen wir uns bessere Bedingungen auf lokaler und nationaler Ebene - vor allem um die Standorte Hamburg und Deutschland voranzubringen. Aktuell haben wir einige regionale Förderprojekte in Deutschland.
Die Prototypenförderung wurde in Hamburg bekanntlich schon vor Jahren abgeschafft. Dabei profitiert der Standort heute noch von dem Programm. Daran muss die Politik wieder anknüpfen.
Die bundesweite Förderung wurde mit dem Gamesfonds in Höhe von 50 Millionen Euro angekündigt, ausgezahlt wurde davon bisher aber noch nichts. Wenn Hamburg weiterhin Games-Hauptstadt bleiben soll und Deutschland international nicht den Anschluss an andere Länder wie zum Beispiel Kanada verlieren möchte, muss die Politik dringend tätig werden. Da wir viele internationale Kollegen beschäftigen, ist uns außerdem die Digitalisierung aller Verwaltungsdienstleistungen ein großes Anliegen. Und natürlich der Wohnraum. Der ist in Hamburg knapp, gerade was vertretbare Mietpreise angeht.
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Vielen Dank für die offenen Worte!
Das Gespräch führte Thomas Keup.
Hamburg Digital Service:
Aktuelle Pressemeldungen von InnoGames:
innogames.com/de/presse/presseinformationen/#c933
Deutsche Startups:
InnoGames wächst auf 160 Millionen Umsatz – Gewinn: 20 Millionen
deutsche-startups.de/2019/06/24/innogames-zahlencheck-2017/
Der Tagesspiegel:
Hamburg gegen den Rest der Welt
tagesspiegel.de/wirtschaft/die-games-branche-waechst-hamburg-gegen-den-rest-der-welt/24215036.html
deutsche-startups.de/2019/06/24/innogames-zahlencheck-2017/
Der Tagesspiegel:
Hamburg gegen den Rest der Welt
tagesspiegel.de/wirtschaft/die-games-branche-waechst-hamburg-gegen-den-rest-der-welt/24215036.html
Presseportal:
InnoGames steigert mobile Umsätze um 37 Prozent - Spieleentwickler wächst nach 12 Jahren am Markt prozentual im zweistelligen Bereichpresseportal.de/pm/79624/4185552
Hamburg Digital Background:
HANSEPERSONALITY Oliver Redelfs:
Privater Investmentfonds mit internationalen Experten für Hamburgs Gamesbranche.
http://hv.hansevalley.de/2017/10/hansepersonality-oliver-redelfs.html
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