Ein HAMBURG DIGITAL STATEMENT von
Herausgeber & Chefredakteur Thomas Keup
Eine Skandalisierung mit Halbwahrheiten. Ein Shitstorm mit Hatespeech. Ein Fanclub mit zweifelhaften Manieren. Dahinter: Szene-Protagonist*innen mit unhanseatischer Kinderstube. Hamburg ist nicht nur fleißig, ehrbar und professionell. Die Medien- und Marketingmetropole hat in den vergangenen Jahren eine Kaste vermeintlicher "Professionals" hervorgebacht, die alles andere als Profis sind. Darunter: Blogger*innen und Social Media Berater*innen, Netzwerker*innen und Unternehmer*innen, die sich als "digitale Bohème" empfinden.
HANSEVALLEY-Chefredakteur Thomas Keup Foto: Stefan Kny |
Beim Stöbern durch meine Artikel in "Pocket" entdeckte ich ein Interview mit dem Architekten, Stadtplaner und Softwareentwickler Georg Franck. Der Wiener Architektur-Professor hat 1998 die "Ökonomie der Aufmerksamkeit" formuliert. Sein Gespräch mit dem Hamburger Wirtschaftsmagazin "Brand Eins" lieferte Antworten auf Ressentiments, Skandalisierung, Shitstorms und Hatespeech, die leider auch in Hamburg zu Hause sind. Ein HANSESTATEMENT:
"Wir erleben einen emotionalen Klimawandel" formuliert der Münchner Philosoph, Architekt und Volkswirt seine Kernthese im Interview mit Brand Eins. Vor fast 20 Jahren sieht der Münchener voraus, was uns heute täglich begleitet: Content, der zum Selbstzweck mutiert ist. Oder wie es die Media-Persönlichkeit Thomas Koch auf den Punkt bringt: "Ohne Haltung ist Content nur noch mehr Müll auf der Werbe-Halde." Das Ergebnis: flackernde GIFs ohne Sinn und Verstand, Twenty Something's mit "Duckface" in leeren Gesichtern und "Deep Dives" auf Grundschulniveau.
In diesem HANSESTATEMENT greife ich die wichtigsten Aspekte des Interviews mit Georg Franck auf, pointiere sie in Fragen und Antworten und ergänze sie um persönliches Know how aus mehr als 25 Jahren Journalismus, 19 Jahren Kommunikation und 11 Jahren Social Media Präsenz. Dabei ziehe ich auch Resumés zu Hamburger Erlebnissen und bekannten Protagonisten'innen.
Warum bekommen Dummschwätzer mehr Aufmerksamkeit, als Experten?
Kampagnen-Motiv "Du bist ein Gewinn" Herausgeber: Deutsche Fernsehlotterie |
Wie agieren heute Influencer*innen, um Aufmerksamkeit zu erregen?
Der Wiener Professor gibt zu Protokoll, dass vor allem mit "Innovationen" gearbeitet wird. Das Versprechen des Neuen sorgt für Aufmerksamkeit, da es Neu-gierde weckt. So agieren auch Innovations- und Medienkonferenzen in Hamburg, die vor allem Tickets verkaufen wollen. Ein Drittel aller Werbungen adressieren Markenprodukte mit dem Attribut "neu", z. B. neuer Verpackung oder neuer Qualität. Gern werden vermeintliche Innovationen als Sensationen hoch gejazzt. Beispiel: Fahrradanhänger mit Hilfsmotor als "Neuheit" für intelligente Mobilität.
Wie profitieren Blogger, Podcaster und Instagrammer von dem Trend?
Kampagnen-Motiv "Weil wir Dich lieben" Herausgeber: Berliner Verkehrsbetriebe, BVG |
Wie können die neuen "Medienmacher" ihre Reichweite monitarisieren?
Der Philosoph erklärt. dass durch quantitative Messung Aufmerksamkeit vergleichbar geworden ist, z. B. in Besucherklicks und Einschaltquoten, gern auch mal frisiert mit öffentlichen Facebooks-Tricks. Die Reichweite wird durch traditionelle und soziale Medien ebenso vermarktet, wie durch Instagrammer, YouTuber und ihre Mediaagenturen. Markenartikler schalten Werbung für junge Zielgruppen in sozialen Medien und bei Influencern. Dazu gehört auch Schleichwerbung - u. a. eines Hamburger YouTubers oder in dem einen oder anderen Blogbeitrag fürs Shopping-TV. Merkt ja keiner ...
Wie kommt es in sozialen Medien zu Shitstorms und was steckt dahinter?
Georg Franck bringt auf den Punkt: Aufmerksamkeit ist flüchtig. Um sie zu erregen, bedarf es starker Reize. Dazu gehören Tabubrüche und Skandale. Als Beispiel nennt Franck den US-Wahlkampf - praktiziert von Trump- und Clinton-Lager. Wer Tabus bricht und Skandale liefert, gewinnt Aufmerksamkeit. Skandalisierung findet auf der Gefühlsebene statt, spricht die Moral an und setzt den Betroffenen damit ins Unrecht. Um sie zu "beweisen", werden auch mal Halbwahrheiten verbreitet. Erlebnisse mit Hamburger "Parteigenossen" macht die Masche sichtbar.
Warum werden Shitstorm und Hatespeech über Social Media betrieben?
Kampagnen-Motiv "Ich bin doch nicht blöd" Herausgeber: Media Markt |
Was steckt hinter Ressentiments, die zu hasserfüllten Aktionen führen?
Der Erfinder der Aufmerksamkeitsökonomie sagt: "Wer nicht die erhoffte Aufmerksamkeit bekommt, fängt an, diejenigen schlecht zu machen, die ihm die ersehnte Beachtung verweigern." Dahinter steht u. a. ein (überzogenes) Verlangen nach Anerkennung. Für unfaire Protagonist*innen bleibt HANSEVALLEY verschlossen. Folge: Ressentiments werden geschürt, Skandale produziert, Geschäftspartnern Schmähbriefe geschickt, Netzwerkpartner aufgestachelt und zum Boykott aufgerufen. Das haben Szene-Proagonist*innen vor HANSEVALLEY bereits mit einem Startupmagazin systematisch betrieben. Und wer sich daran be-teil-igt, ist Teil dessen.
Was passiert, wenn hasserfüllte Aktionen zu keinem Ergebnis führen?
Kampagnen-Motiv "Du bist ein Gewinn" Herausgeber: Deutsche Fernsehlotterie |
Hinweise, Anregungen und Kritik zum Hamburg Digital Statement sind herzlich willkommen unter hamburg@hansevalley.de.
Hamburg Digital Background:
Georg Frank: "Wir erleben einen emotionalen Klimawandel", Brand Eins, 02/2017
www.brandeins.de/archiv/2017/marketing/georg-franck-interview-wir-erleben-einen-emotionalen-klimawandel/
Süddeutsche Zeitung Magazin: (Paid)
Wie seriös sind Empfehlungen von Influencern?
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Georg Franck: "Ökonomie der Aufmerksamkeit", 1998
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96konomie_der_Aufmerksamkeit
Robert Merton: "Matthäus-Effekt", 1968
https://de.wikipedia.org/wiki/Matth%C3%A4us-Effekt
Hamburg Digital Statements:
Wirtschaftsförderung + Medien:
HANSESTATEMENT: Hamburg, #daswarsmitmedien, oder?
Wirtschaftscluster + Koordination:
HANSESTATEMENT: Ein digitaler Lotse auf der Hamburger Brücke.
Wirtschaftshauptstadt + Startup-City:
HANSESTATEMENT: Perspektiven für Erwachsene in der digitalen Hansestadt.
Wirtschaftscluster + Koordination:
HANSESTATEMENT: Ein digitaler Lotse auf der Hamburger Brücke.
Wirtschaftshauptstadt + Startup-City:
HANSESTATEMENT: Perspektiven für Erwachsene in der digitalen Hansestadt.
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