Dienstag, 8. Januar 2019

HANSEBUSINESS: Digitale Lösungen für Einzelhandel und Handwerk in Hamburg.

HAMBURG DIGITAL REPORT

Die Freie und Hansestadt in Digitalisierung und Transformation
Grafik: Handelskammer Hamburg/gutentag-hamburg.de

Das WeltWirtschaftsInstitut HWWI hat in einer aktuellen Studie für das Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Hamburg Rahmenbedingungen für die Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in der Hansestadt erarbeitet. Zu den Hauptforderungen gehören die Kooperation des Einzelhandels wie auch das Handwerks untereinander, verbunden mit dem Aufbau gemeinsamer Onlineplattformen für den Vertrieb und gemeinsamer, digitaler Infrastrukturen für Fertigung und Logistik. Dazu sollten KMU ihre Mitarbeiter für das Geschäft in der digital-vernetzten Welt flexibel und fortlaufend schulen. Ein Hamburg Digital Report:

Für den lokalen Einzelhandel schlägt die Studie eine Digitalisierungstrategie mit gemeinsamen Vertriebsplattformen vor (vgl. "Online City Wuppertal") - inkl. gemeinsamer Shopsysteme, Schulungen und Lieferservices. So können lokale Betriebe auf der "letzten Meile" durch gemeinsame Lager vor Ort, taggleiche Lieferung, gemeinsame Paketstationen (vgl. "Kiekmo") und Kuriere mit Lastenfahrrädern (vgl. "City-Logistik" Hamburg) gegen Online-Riesen und nationale Paketdienste punkten.

Auch im regional verankerten Handwerk gehen die Wissenschaftler für die Zukunft von gemeinsamen digitalen Vertriebsplattformen aus. Die digitalen Systeme sollten auch Online-Schnittstellen für die Wartung von technischen Anlagen bei Kunden besitzen. Als besonders erfolgversprechend nennen die Autoren der Studie die Kooperation verschiedener Gewerke in einem Quartier mit dem Ziel eines ganzheitlichen, abgestimmten Angebots auf lokaler Ebene.

Vernetzung und Kooperation, Plattformen und Shared Services

In Sachen Infrastruktur schlagen die Herausgeber produzierenden Betrieben vor, sich in lokalen Gewerbehöfen (vgl. "Handwerkerhof Ottensen") zusammenzuschließen und dort digitale Technologien wie den 3D-Druck zu nutzen. 3D-Druckzentren könnten sowohl für gewerbliche wie für private Aufträge vor Ort zur Verfügung stehen und die Entwicklung von Konsumenten als Produzenten (vgl. "Prosumenten") im Quartier fördern.

Im Bereich Verkehr schlägt das Papier die Einführung einer City-Maut und ein Peak-Load-Pricing vor, um Stadtteile von Parksuchverkehr durch Pendler und unnötigen Lieferverkehren seitens LKW und Kleintransportern zu entlasten. Neben gemeinsamen Lagern und Zustellern lokaler Händler können z. B. Restaurants außerhalb der Öffnungszeiten als Abholstationen für Pakete dienen (vgl. "Shared Spaces"). Generell sollte die Stadt bei Ihren ITS-Moblitätsanstrengungen Arbeitsstätten und Einzelhandel in den Stadtteilen mit berücksichtigen.

HWWI-Direktor Prof. Dr. Henning Vöpel spricht Klartext.
Foto: HWWI

HWWI-Direktor Prof. Dr. Henning Vöpel sagt gegenüber HANSEVALLEY zu den Kernpunkten der Studie: 

"Die digitale Transformation von Unternehmen und Städten weist viele gemeinsame Handlungsfelder auf, so dass eine gemeinsame Strategie sinnvoll ist, um die Transformation wechselseitig zu beschleunigen. Quartiere können die Potenziale der Dezentralisierung, die aus der Digitalisierung resultieren, nutzen, um über Communities und Plattformen integrierte Lösungen zu entwickeln, z. B. im Bereich der Logistik und des Handwerks.

Als Bindeglied können laut Studie z. B. die öffentliche Verwaltung, Mobilitätsangebote und die Energieversorger dienen.

Als besondere Herausforderungen für Unternehmen nennt die Studie die zunehmende Geschwindigkeit der Veränderungen durch digitale Entwicklungen sowie parallel stattfindende Umbrüche. Dies birgt ebenso Risiken durch steigende Komplexität wie auch Chancen durch mögliche Synergien. Bei den Lösungen pointiert das HWWI sowohl auf branchenspezifische Veränderungen wie auf die Auflösung klassischer Branchengrenzen, z. B. durch Plattformen.

Geschwindigkeit und Komplexität, Branchen und Plattformen 

Die Studie legt ihren Schwerpunkt auf kleine und mittelständische Unternehmen. Mit 102.000 Betrieben stellen KMU mehr als 99% aller Unternehmen an Alster und Elbe. Die Studie beleuchtet u. a. die Chancen für 16.000 Einzelhandelsbetriebe und 5.200 Gastronomieeinrichtungen in den Bezirken. Mit 16.000 Handwerksbetrieben und 10.200 Produktionsunternehmen ist das verarbeitende Gewerbe ein weiterer wichtiger Faktor zur Transformation der Wirtschaft in Hamburg.

Damit kleine und mittelständische Unternehmen ihre Chancen wahrnehmen können, fordert die Erhebung im Auftrag des Hamburger Kompetenzzentrums Mittelstand 4.0 berufs- und lebensbegleitende Bildungs- und Qualifizierungsangebote. Diese müssen zunehmend von Unternehmen selbst angeboten werden. Daneben sollte die Stadt öffentliche Angebote mit der betrieblichen Weiterbildung stärker abstimmen. Vermittler zwischen städtischen und privaten Aktivitäten können branchenübergreifende "Cross-Cluster"-Initiativen sein.

Ergebnisse und Herausforderungen, Lösungen und Best Practices

Am 31. Januar d. J. lädt das Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Hamburg unter dem Titel "Die intelligente Stadt" zu einer Informationsveranstaltung in das HWWI ein. Dort werden die Ergebnisse der Studie sowie Lösungen und Best Practices im Detail vorgestellt und anschließend Chancen sowie Herausforderungen für Handel, Handwerk und Logistik diskutiert. Interessenten können sich online kostenlos anmelden. Die Studie "Mittelständische Unternehmen als Teil der Smart City" kann beim beim HWWi heruntergeladen werden. 

 Hamburg Digital Background: 

Studie "Mittelständische Unternehmen als Teil der Smart City" - HWWI:

Veranstaltung "Die intelligente Stadt" - Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Hamburg:

Infoportal Digitalisierung - Handelskammer Hamburg:

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