* Update 3.2 - 24.03.2021 *
+++ Software-Updates für "VW OS" aus Wolfsburg ab Juni '21 +++ Agile Software-Einheit "ID digital" soll Update-Chaos verhindern +++ Online-Shopping für "ID 3" und "ID 4" ab Sommer d. J. +++ Virtuelle "Audi"-Showroom-Beratung kommt von "Sinner-Schrader" aus Hamburg +++
+++ Einheitsbatterie für 80 % aller Konzernmodelle ab 2023 aus Salzgitter +++ "VW"-Elektromodelle für Emden, Hannover, Osnabrück und Wolfsburg geplant +++ "Tesla"-Jäger "Artemis" von "Audi" läuft ab Ende 2024 in Wolfsburg vom Band +++
+++ Volkswagen testet LiDAR-Infrarot-Technologie für autonomes Fahren in Hamburg +++ Digital-vernetztes Werk in Wolfsburg ab 2026 für "VW"s erstes Robotercoupé "Trinity" +++ "Moia" aus Hamburg und Hannover wird zum autonomen Shuttle-Service +++ Autonomer Shuttle-Bus "ID Buzz" kommt aus Hannover +++
Volkswagen-Präsentation in der gläsernen Fabrik in Dresden. Foto: HANSEVALLEY |
Der "Volkswagen"-Konzern setzt in den kommenden Jahren vor allem auf Elektromobilität auf Basis einer einheitlichen Produktions- und einer eigenen Softwareplattform mit dem im Jahr 2020 eingeführten, konzernweiten Betriebssystem "VW OS". Das ist eine der zentralen Kernaussagen des "VW"-Vorstands anlässlich der Jahrespressekonferenz 2021 zur technologischen Entwicklung beim Wolfsburger Autobauer. Die Digitalisierung beim größten europäischen PKW-Hersteller besteht aus drei zentralen Themenfeldern: 1. einem eigenen Betriebssystem, 2. automomem Fahren und 3. digitalen Mobilitätsdienstleistungen. Innovationstreiber im Konzern ist der elektrische Vorreiter "Audi".
Thomas Keup mit allen aktuellen Daten und Fakten aus Wolfsburg und Ingolstadt:
Die digital-vernetzte Zukunft der Elektromobilität hat für den Diesel-Sünder "Volkswagen" vor gut einem Jahr alles andere als hoffnungsvoll begonnen: Mit Einführung seiner neuen IT im "E-Golf 8" und im "ID 3" geriet "VW" auf Grund fehlerhafter Funktionen massiv in die Kritik. Bis zu 2,7 % aller neuen "ID 3" kreppierten nach Insiderangaben - pro Tag im Großraum Hannover allein bis zu sechs Stück, so Medienrecherchen. Auch bei der Edeltochter "Porsche" lief es nicht so ganz rund: Für ein Software-Udate des bis zu 186.000,- € teuren Elektro-"Taycan" wurden die Kunden schnellstmöglich in die Werkstätten beordet. Statt "Over-the-Air" gab es "Over-the-Workbench" lästerte die Community.
Die digital-vernetzte Zukunft der Elektromobilität hat für den Diesel-Sünder "Volkswagen" vor gut einem Jahr alles andere als hoffnungsvoll begonnen: Mit Einführung seiner neuen IT im "E-Golf 8" und im "ID 3" geriet "VW" auf Grund fehlerhafter Funktionen massiv in die Kritik. Bis zu 2,7 % aller neuen "ID 3" kreppierten nach Insiderangaben - pro Tag im Großraum Hannover allein bis zu sechs Stück, so Medienrecherchen. Auch bei der Edeltochter "Porsche" lief es nicht so ganz rund: Für ein Software-Udate des bis zu 186.000,- € teuren Elektro-"Taycan" wurden die Kunden schnellstmöglich in die Werkstätten beordet. Statt "Over-the-Air" gab es "Over-the-Workbench" lästerte die Community.
In den vergangenen Monaten waren in Interviews, Beiträgen und Veröffentlichungen erste Fakten zur Zukunft fernab von Pleiten, Pech und Pannen bekanntgegeben worden, ganz zum Mißfallen von Großaktionär Wolfgang Porsche. In den drei Jahrespressekonferenzen des Konzerns und der Marken "Audi" und "VW" im März d. J. kam eine hoffnungsvolle Zukunft auch nur stückchenweise zum Vorschein. Mit der Sortierung aller Zahlen und Daten zu Elektromobilität, Bauplattformen, Betriebssystem, Entwicklung und künftigen Geschäftsmodellen beginnt am Himmel über Wolfsburg ein wenig die solare Zukunft durchzuscheinen.
NEUE PLATTFORM-STRATEGIE:
Einheitliche Hardware, Software und Batterien für alle Segmente. Grafik: VW AG |
Der niedersächsische Automobil-Konzern konzentriert seine PKW-Produktion mit z. Zt. gut 9 Mio. Fahrzeugen im Jahr zunehmend auf die konzerneigene E-Mobilitätsplattform für Volumenfahrzeuge namens "MEB", die bereits in den beiden aktuellen Elektromodellen "ID 3" und "ID 4" eingesetzt wird. Sie besteht aus einem "Batterie-Skatebord" unter der Fahrgastzelle sowie Antriebseinheiten an Vorder- und Hinterrädern, benötigt nur noch drei digitale Steuereinheiten, statt bislang bis zu 16 Rechnern in einem "E-Golf". Die "MEB"-Bauplattform wird in den kommenden gut vier Jahren vor allem in kleinen und mittleren Fahrzeugen der Volumenmarken, wie "VW", Seat" und "Skoda" zum Einsatz kommen.
Eine Bauplattform für kleine Volumenpflitzer, eine Plattform für dicke Schiffe.
Bereits ab Juni dieses Jahres sind Software-Updates für die Elektro-Fahrzeuge "ID 3" und "ID 4" - wie bereits bei Konkurrent "Tesla" - per Mobilfunk und WLAN geplant. Im kommenden Jahr wird die "MEB"-Plattform um eine Premium-Plattform für Elektromobilität ("PPE") von "Audi" und "Porsche" ergänzt, parallel dazu mit einem Update des konzernweiten Software-Stacks auf "VW OS" 1.2. Dann laufen Coupés, Limousinen und Sportwagen von "Audi", "Bentley", "Lamborghini" und "Porsche" Stück für Stück auf einer gemeinsamen, leistungsstarken Batteriegrundlage. Künftig unterscheiden sich Elektro-Autos von "Audi", "Porsche", "Skoda" oder "VW" vor allem über die unterschiedliche Batterieleistung, nicht mehr über Antriebskonzepte und Motoren.
Ab 2024 eine Batterie- und Produktionsplattform für 80% alle E-Mobile.
So verspricht die "PPE" schnellere Batterieladezeiten, höhere Endgeschwindigkeiten, kürzere Beschleunigung und eine größere Reichweite. Ab Ende 2024 setzt der "VW"-Konzern schließlich eine neue, gemeinsame Batterieplattform in bis zu 80 % aller Neufahrzeuge ein - beginnend mit dem im vergangenen Jahr angekündigten "Tesla"-Jäger "Artemis" aus Ingolstadt - einer "Audi"-Limousine oberhalb des "A8", die im "VW"-Nutzfahrzeuge-Werk in Hannover vom Band rollen soll. Die neue Batterieeinheit ist Basis für die gleichzeitig ausgerollte "Scalable System Platform - SSP" für die meisten Konzern-Elektromodelle - verbunden mit einem neuen Geschäftsmodell: zusätzlich freischaltbarer Batterieleistung. In Verbindung mit einem neuen Major-Release von "VW OS" auf die Version 2.0 folgt "Volkswagen" dem "Tesla"-Konzept eines erweiterbaren Computers auf vier Rädern - wenn sie es denn schaffen.
Digital-vernetzte Produktion in Neckarsulm - und dann in Wolfsburg.
Die Kernkompetenz für Elektromobilität im "Volkswagen"-Konzern liegt in Ingolstadt: "Audi" brachte vor 3 Jahren mit dem "E-Tron" den ersten serienreifen Stromer auf die Straße - ein Modell, dass heute international neben "Tesla" führend unterwegs ist, in Norwegen sogar vor allen Benzinern. In vier Jahren wollen die Ingolstädter weltweit mehr als 20 vollelektrische Modelle auf den Markt bringen - mit einem Drittel Elektroflitzern unter allen zugelassenen Neuwagen. Bei "Audi" wird die Kompetenz u. a. im Stammwerk Neckarsulm gebündet - mit digital-vernetzter Produktion des küfntigen "Q6 E-Tron" auf einer ehemaligen "A3"-Linie und einer neuen Batterieproduktion mit allein 70 Robotern. Dazu kooperiert "Audi" in der Rhein-Neckar-Region mit der IT-Industrie sowie der TU in München.
Sechs Gigafabriken in Deutschland, Schweden, der Tschechei und Katalonien.
Neben der "Audi"-Gigafabrik in Neckarsulm spielt vor allem der "VW"-Standort Salzgitter mit einer Gigafactory für die Einheitszelle des Konzerns eine Rolle, die ab 2023 in rd. 80 % aller Fahrzeuge und ab 2024 über die neue "SSP"-Plattform zum Einsatz kommt. Neben den beiden großen Konzernmarken und Standorten in Deutschland baut auch "Skoda" eine Gigafactory in der Tschechei und "Seat" zusammen mit "Iberdrola" in Katalonien. Als erste Fabrik wird "Volkswagen" zusammen mit seiner schwedischen Beteiligung "Northvolt" 2023 im südschwedischen Skellatea mit der eigenen Batterieproduktion starten, Im Moment pilotiert der Konzern seine Batterieentwicklung am Komponentenstandort Salzgitter in Ost-Niedersachsen.
KONZERNWEITE SOFTWARE:
Mit "VW OS" zum Computer auf vier elektrisch angetriebenen Rädern.
Eine integrierte Software-Plattform für Automobil-Bereiche. Grafik: VW AG |
"VW" will seine einheitliche Software-Plattform "VW OS" für elektrische Antriebe, intelligente Assistenzsysteme, vernetzte Fahrzeuge, autonomes Fahren sowie digitale Anwendungen und Mobilitätsservices zu rd. 60 % selbst entwickeln - um alle kritischen, prüfungsrelevanten Funktionen im Griff zu haben. Dies betrifft den eigentlichen Betriebssystemkern von "VW OS" ebenso, wie alle entscheidenden Fahrzeugfunktionen - z. B. Bremsen und Notfallsysteme. Aktuell sind es rd. 10 % "VW"-Eigenleistung bei der PKW-Software. Noch läuft es bei der Fortentwicklung von "VW OS" jedoch eher in Trippelschritten, so Insider. Auch künftig soll nicht jede Mobilitäts- und Service-App von der eigenen Software-Group entwickelt werden, wie Kooperationen mit "Accenture" (bei "Audi") oder "IBM" (bei "Volkswagen") zeigen.
TECHNOLOGIE-ENTWICKLUNG:
Die neue gemeinsame Datenplattform für autonomes Fahren bei VW. Grafik: VW AG |
"VW" entwickelt für das autonome Fahren zusammen mit "Microsoft" eine "Automated Driving Platform - ADP" (nachzulesen auf HANSEMACHINE.de). Die Cloud-, Daten- und Machine-Learning-Dienste von "Microsoft Azure" werden Basis für den Aufbau der zentralen Entwicklungsumgebung für die weltweiten Teams der Software-Organisation sein. Die Belegschaft für die Entwicklung des autonomen Fahrens bei der Software-Gruppe soll in den nächsten Jahren zudem weiter ausgebaut werden. Als Sollbruchstelle für autonomes Fahren nannte "VW"-Konzernchef Dies den "Big Loop"-Prozess mit Auswertung von Kamerabildern. Hier soll auch mehr Einfluss auf die Grafikchip-Hersteller, wie "Mobile Eye" und "Nvidia" genommen werden.
Die Vision: Millionen von "Volkswagen" online-vernetzt unterwegs.
Ab 2026 - so ist es in einer Meldung der "VW"-PKW-Sparte zu entnehmen - wird "Volkswagen" damit beginnen, den dann an den Start gehenden "Trinity" - aus dem digitalisierten, vernetzten und damit intelligenten Stammwerk in Wolfsburg - und alle weiteren autonomen und online ansprechbaren Fahrzeuge zu einem neuronalen Netz zu verknüpfen. So sollen die elektrisch rollenden Computer auf vier Rädern kontiulierlich Daten austauschen - z. B. zu Wetterbedingungen, Straßenlage oder Unfällen. Millionen von Fahrzeuge von "Audi" über "Cugar" bis zu "Porsche", von "Seat über "Skoda" bis zu "VW" werden eine vernetzte Flotte bilden, so das Konzept.
Software-Group als größter deutscher Technologie-Anbieter nach "SAP".
Langfristig sieht der nicht unumstrittene Konzernchef Herbert Dies die "Car Software Group" des "Volkswagen"-Konzerns als zweite führende Software-Gesellschaft aus Deutschland - nach "SAP" aus Waldorf. Software für den Automomobilsektor sei die einzige verbliebene Chance für digitale Technologien aus Europa, so der Vorstand. "Volkswagen" sieht sich in diesem Zusammenhang künftig als einer von wenigen globalen Anbietern umfassender Software-Plattformen für die Automobilbranche. Aktuell integriert der Konzern dafür 15 IT-Töchter und übernommene Beteiligungen. Bereits ab 2023 wird die Software-Plattform auch bei "Ford" in Köln für ihre Elektrofahrzeuge eingesetzt werden.
AUTONOMES FAHREN:
Automomes Fahren in der vollen Ausbaustufe Level 4 soll ab 2024 bei der Premium-Tochter "Audi" serienmäßig möglich werden. Basis für das autonome Fahren sind die Assistenzsysteme von "VW Travel Assist" (mit Level 2+). "Audi" hat Anfang 2020 die Führung für die - aus den "Audi"- und "VW"-IT-Töchtern entstandene - Software-Entwicklung im Konzern übernommen (die HANSENEWS berichteten). Die Hälfte aller Mitarbeiter der neuen "Car Software Group" mit bis zu 10.000 Ingenieuren in 2025 beschäftigt sich bereits heute mit autonomen Funktionen. Aktuell arbeiten rd. 4.000 Mitarbeiter an der einheitlichen Software-Plattform für die 12 Konzernmarken aus sieben europäischen Ländern und das autonome Fahren.
Der "Trinity" aus Wolfsburg: das "Software Dream Car"?!
Mit "Trinity" hat sich "VW" eine besonders große "Möhre" vor die Nase gehangen - "Software Dream Car" genannt. Das erste vollautonome Elektrofahrzeug der Marke soll ab 2026 im dann digital-vernetzten Werk in Wolfsburg vom Band laufen. Mit dem Flachsitzer plant der Konzern auch neue Geschäftsmodelle einzuführen. Dazu gehören neben der digitalen Erweiterung von Entertainment-Funktionen - z. B. mittels Augmented Reality in der Frontscheibe - digitale Services für Zeit zu Zweit via Videofunktion oder ein digital vernetzter Arbeitsplatz, wenn Autofahrer ohne Hände am Lenkrad über die Autobahn rollen. Markenvorstand Ralf Brandstätter träumt bereits von einer "Zeitmaschine, die Kunden Zeit schenkt und Stess erspart".
Das erste "VW"-Massenmodell für autonomes Fahren.
Das autonome Fahren wird ein kostenpflichtiger Digitalservice werden. Brandstätter verspricht zugleich, "Trinity" für viele Kunden bezahlbar zu machen. Dabei sollen die in vielen Fahrzeugen genutzten Komponenten beitragen, wie die einheitliche Produktionsplattform (dann "SSP"), das gemeinsame Betriebssystem ("VW OS") und neue, günstige Produktionsverfahren in Wolfsburg, wie die Leichtbauweise. Parallel zu "VW" entwickelt die Technologieschmiede "Audi" in Ingolstadt unter dem Projektnamen "Apollon" autonome Fahrzeuge im Luxussegment, z. B. SUVs, während das "VW"-Projekt "Trinity" auf Flachsitzer wie Coupés und Limousinen abzielt.
Jedermann auf der Autobahn - und "Moia" in der Innenstadt.
Parallel zum autonomen Fahren außerhalb der Städte treibt "Volkswagen" mit dem amerikanischen Joint Venture "Argo AI" autonome Services für Flotten voran. Auf Basis der Infrarotlicht-Technologie "LiDAR" wird "Argo" als Beteiligung von "Ford" und "VW" autonome Mobilitäts- und Transport-Services ("MaaS" + "TaaS") entwickeln. Die Besonderheit liegt auf komplexen Umgebungen in Innenstädten mit Fußgängern, Radfahrern und Hunden - bei gleichzeitig geringer Geschwindigkeit. Das testet der Konzern aktuell in Hamburg rund um die Alster und in der Hafencity im Rahmen des Senats-Projekts "TAVF". In Zukunft wird das "Argo-LiDAR"-System, der elektrische "Bulli"-Nachfolger "ID Buzz" aus Hannover und der Shuttleservice "Moia" aus Hamburg und Hannover zu einem neuen Mobilitätsangebot vereint.
DIGITALE GESCHÄFTSMODELLE:
Neben aktuell bereits bestehenden Assistenzsystemen, zunehmend intelligenten Fahrzeuggehäusen sowie digital-vernetzten und künftig kontinuierlich upgedateten Automobilen, dem eigenen Software-Betriebssystem und dem automomen Fahren über die gemeinsame Datenplattform "ADP" sowie die "LiDAR"-Technologie wird "VW" seine Mobilitätsdienstleistungen weiter vorantreiben. Dazu gehören die Kurzzeit-/Vermietungsservices von "We Share" ebenso, wie die Fahrdienste von "Moia" und neuartige Geschäftsmodelle, wie Fahrzeug-Abonnements - vergleichbar mit "Volvo". Die ersten Abos sollen bei "VW" in diesem Jahr zunächst in sechs deutschen Städten für den "ID 3" verfügbar sein. Abos sollen neue, junge Käuferschichten für Mobiltität auf eigenen vier Rädern zurück-/gewinnen.
DIGITALE GESCHÄFTSMODELLE:
Vierstufige Strategie zu Elektrifizierung und Digitalisierung. Grafik: VW AG |
Nutzungsmodelle von Stunden und Tagen über Monate bis zu Jahren.
Auch die bayerische Tochter "Audi" setzt ab 2. Quartal '21 auf Abo-Modelle - und erläutert, wie die All-Inklusive-Pakete einzuordnen sind: Während die Kurzzeit-Nutzung von Fahrzeugen über Minuten und Stunden bis zu max. 28 Tagen mittels "Pay-per-Mile" läuft, sind Pauschal-Abonnements für eine Nutzungsdauer von einem bis 12 Monaten angedacht. Darauf aufbauend kommen die Leasingmodelle für ein bis drei Jahre - oder länger. Was in Ingolstadt mit der eigenen Abo-Plattform über die Digitalservices "Audi on demand" vorgedacht wurde, wird so und ähnlich auch bei "VW", "Seat", "Skoda" & Co. in Zukunft für verschiedene Kundengruppen wiederzufinden sein. Unter dem Strich fließen die Erfahrungen in eine gemeinsame Vermarktungsplattform der Braunschweiger "Financial Services" ein.
Abos, Flatrates und individuelle Angebote für digitale Fahrzeugnutzer.
Schließlich denkt man in den "VW"-Digitallaboren über buchbare Zusatzfunktionen für die künftig vollvernetzten vier Räder nach. Dazu gehört eine Ladeflatrate, die bei hohem kW-Bedarf ad-hoc zugebucht werden kann. Auch das gute, alte Infotainmentsystem steckt voller Zusatzgeschäfte, wie z. B. individuell buchbarer Navigationsrouten. Die Ideen sollen zunächst bei Elektromodellen ausgerollt und später bei allen Fahrzeugmodellen Wirklichkeit werden. Unter dem Strich will der Fahrzeughersteller zu einem "softwareorientierten Mobilitätsanbieter" werden. "Audi"-Vertriebsvorständin Hildegard Wortmann unterstrich in der Jahrespressekonferenz, dass die Services von "Audi", "VW" & Co. allerdings nicht vergleich- und austauschbar sein sollen.
Von Elektromobilität über autonomes Fahren bis zu digitalem Business.
Das einheitliche Betriebssystem "VW OS" und eine neue agile Projekteinheit tragen vor allem zum Erfolg der digitalen Geschäftsmodelle bei: "ID digital" kümmert sich um die alle 3 Monate geplanten Software-Updates "over-the-air" mit Verbesserungen und neuen Anwendungen für die "ID"-Elektroflotte. Schon in 2 Jahren sollen insgesamt 500.000 vernetzte "VW"-Elektrofahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein und regelmäßig upgedated werden - Grundlage für die künftige neuronale Vernetzung. Die "ID"-Produktfamilie wird damit neben "Audis E-Tron" zum Vorreiter für skalierbare, softwarebasierte Individualmobilität - mit dem "ID 4" in Europa ebenso, wie in China und den USA. In den kommenden Jahren erwartet der Konzernvorstand Erlöse aus digitalen Services in dreistelliger Millionenhöhe.
FEHLENDE COMPUTERCHIPS:
"Wir sind im Häuserkampf" pointierte Konzern-Beschaffungs-Vorstand Murat Aksel zur "VW"-Marken-Pressekonferenz die kritische Situation bei der Zulieferung von 54 Nanometer-Chips beim weltweit produzierenden Autobauer mit seinen 118 Werken in 30 Ländern Europas, Amerikas und Asiens (von "Ducati" über alle Automarken bis zu "MAN" und "Scania"). Grund: "VW" steht z. Zt. in direktem Konkurrenzkampf um die - mit der Corona-Pandemie in den Branchen IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik - verstärkt nachgefragten Prozessoren, z. B. mit "Apple", "Huawei" oder "Samsung". Mit dem Anziehen der Nachfrage nach Fahrzeugen im 4. Quartal '20 geriet der Hersteller wie viele seiner Konkurrenten in Produktionsengpässe für die - vor allem durch "Bosch" und "Continental" - zugelieferten Steuerungseinheiten mit den integrierten Chips.
100.000 nicht produzierte Fahrzeuge durch weltweit akuten Chipmangel.
Konzernchef Herbert Dies geht aktuell von einem Verlust von 100.000 nicht produzierten Fahrzeugen, Vorstandskollege Aksel von Engpässen über das gesamte Jahr 2021 aus. "VW" PKW-Finanzvordand Alexander Seitz rechnet frühestens im 2. Halbjahr mit einer leichten Entlastung, u. a., da der Konzern auf eine alternative Rechnerarchitektur zurückgreifen will. Bis dahin sorgt eine 40-köpfige Task Force weltweit jeden Tag für eine einigermaßen ausreichende Chipversorgung in den Werken. "Audi"-Finanzvorstand Arno Antlitz bestätigte in der Ingolstädter Jahrespressekonferenz vor den internationalen Medien, dass sich die angespannte Situation bei der Chipversorgung frühestens im kommenden Jahr entspannen werde. Voraussetzung: Neue Chip-Fabriken, was im Schnitt 18 bis 24 Monate dauert.
Direktbezug von Mikrochips - wie bei seltenen Rohstoffen für PKW.
Konzern-Chef Dies kündigte an, Halbleiter in Zukunft - wie bereits andere seltende und global gehandelte Rohstoffe - z. B. beim führenden Lieferanten "Infinion" - selbst einzukaufen und sich nicht mehr auf die großen Automobil-Zulieferer, z. B. "Bosch" und "Continental", (allein) zu verlassen (HANSEVALLEY berichtete). Unter dem Strich haben die Zulieferer ihre OEM-Kunden wohl unverhofft hängen gelassen, während die Chiphersteller ihre Chancen im Corona-Lockdown für Smartphones und Tablet-PCs, Laptops und Webcams genutzt haben. Das Klima zwischen den Tier 1-Lieferanten und den OEM-Produzenten in der Automobilindustrie gilt aktuell edenfalls als äußerst angespannt.
STANDORTE FÜR ELEKTROMOBILITÄT:
Das "VW"-Stammwerk in Wolfsburg produziert ab 2026 den "Trinity". Foto: VW AG |
"Volkswagen" erwartet, dass bereits in vier Jahren 20 % aller ausgelieferten Fahrzeuge elektrisch angetrieben sein werden. Bei "VW" waren es im vergangenen Jahr 212.000 Stück, 2021 werden bis zu 450.000 verkaufte Fahrzeuge vor allem vom Typ "ID 3" und "ID 4" erwartet. In 2030 plant der deutsche Autobauer weltweit über alle Marken hinweg 50 % seiner Modelle mit Elektroantrieb herzustellen. Bei der Wolfsburger Stammmarke sollen es sogar 70 % sein - europaweit. In neun Jahren sieht der Konzernvorstand den generellen Durchbruch der Elektromobilität bei der Zulassung von Fahrzeugen im Vergleich zu konventionellen Antrieben. 2035 sollen dann bereits rd. 40 % aller Fahrzeuge weltweit auch autonom unterwegs sein. Übergeordnetes Ziel für den "Diesel-Schmutzfink": CO2-neutral bis 2050.
Die Heimat der Elektroproduktion wird in Niedersachsen sein.
Norddeutschland spielt beim Wandel zur Elektromobilität für den Konzern eine herausragende Rolle. Allein in Niedersachsen arbeiten rd. 120.000 Menschen für "VW" (3 % aller Beschäftigten im Flächenland). So werden die Werke in Emden ("ID"-Klein- und Mittelklassewagen) und Hannover ("ID Buzz") ab kommendem Jahr E-Fahrzeuge produzieren, das Werk in Wolfsburg (Projekt "Trinity") ab 2026. Dazu kommt ein neuer Hybrid in Osnabrück ("Arteon Shooting Brake") und eventuell ein "ID 3" für die Friedensstadt. Schließlich spielt die Produktion von Komponenten in Braunschweig und Salzgitter (Batterien) eine Rolle. Heute baut "VW" seine Elektrofahrzeuge an den sächsischen Standorten Dresden mit der "Gläsernen Fabrik" ("ID 3") und ("Sachsenring") Zwickau ("ID 3", "ID 4" + 4 künftige Konzernmodelle).
Die Zukunft der Elektromobilität "Made by VW" wird allerdings ganz woanders entwickelt: Der "Seat"-Standort Martorell unweit von Barcelona soll mit millionenschwerer Förderung aus den Corona-Mitteln der Europäischen Union und Unterstützung der spanischen Zentralregierung zum "E-Mobility-Hub" für den Konzern werden. Die Entwicklung der im Süden populären Kleinwagen wird hier u. a. im Fokus stehen. Lässt sich "Tesla" mit Millionen-Beiträgen in Brandenburg fördern, setzt "Volkswagen" auf Katalonien. Zugleich macht die Luxustochter "Audi" in Ingolstadt zusammen mit "VW" im Geheimprojekt "Artemis" in einem eigenen Startup-Schnellboot Jagd auf "Tesla" - auf Grund der mangelnden Reife von "VW OS" allerdings bereits mit sechs Monaten Verzögerung, so "Business Insider". Der "Landjet" soll es mit der dann neuesten Generation des "Tesla Model S" aufnehmen.
Zukunftsweisende Elektromobilität aus Martorell bei Barcelona.
Die Zukunft der Elektromobilität "Made by VW" wird allerdings ganz woanders entwickelt: Der "Seat"-Standort Martorell unweit von Barcelona soll mit millionenschwerer Förderung aus den Corona-Mitteln der Europäischen Union und Unterstützung der spanischen Zentralregierung zum "E-Mobility-Hub" für den Konzern werden. Die Entwicklung der im Süden populären Kleinwagen wird hier u. a. im Fokus stehen. Lässt sich "Tesla" mit Millionen-Beiträgen in Brandenburg fördern, setzt "Volkswagen" auf Katalonien. Zugleich macht die Luxustochter "Audi" in Ingolstadt zusammen mit "VW" im Geheimprojekt "Artemis" in einem eigenen Startup-Schnellboot Jagd auf "Tesla" - auf Grund der mangelnden Reife von "VW OS" allerdings bereits mit sechs Monaten Verzögerung, so "Business Insider". Der "Landjet" soll es mit der dann neuesten Generation des "Tesla Model S" aufnehmen.
SEAT-Headquarter und R&D-Standort in Martorell bei Barcelona. Luftbild: Seat SA |
ALLES WIRD DIGITAL BEI "VW":
Vom Autohändler zur Onlineberatung zum E-Commerce-Erlebnis.
Wie das Thema E-Commerce in der weiteren Ausbaustufe aussehen kann, zeigt ebenfalls die Innovationstochter "Audi": Hier startet mit der starken Jahreshälfte im Herbst '21 eine umfassende Online-Shopping-Plattform - von der Konfiguration über die Bestellung inkl. Leasing und Finanzierung, von der verbindlichen Reservierung von Lager- und Gebrauchtfahrzeugen bis zum Buchen von Wartungs- und anderen Servicepaketen. Was 2017 mit einem Online-Marktplatz in Ingolstadt begann, wird bei "Audi" in diesem Jahr (noch) gemeinsam mit seinen Händlern zu einem umfassenden Online-Shopping-Angebot, dass den Besuch im Autohaus weiter zur Rarität werden lassen könnte.
Beratung via Virtual Reality - powered by "Sinner-Schrader" Hamburg.
Wie die Zukunft aussehen kann, zeigen die Ingolstädter in ihrer während der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr gestarteten Live-Beratung. Dabei gehen Kundenberater mit einer AR-Brille durch den Showroom und zeigen dem Kunden am Bildschirm zu Hause Fahrzeuge, Fahrgastzellen, Ausstattungsdetails und Optionen für Lackierung und Innenausstattung. Heute bieten laut aktueller "Audi"-Mitteilung alle Händler deutchlandweit den AR-Service mit der virtuellen Beratung über das Netz an. Dahinter steht neben der "Audi Business Innovation GmbH" auch die bekannte Hamburger Digitalagentur "Sinner-Schrader" - heute ein Teil von "Accenture digital".
Der neue virtuelle "VW"-Autosalon im Internet. Illustration: VW AG |
Für den "Volkswagen"-Konzern geht es in den kommenden Jahren um nicht weniger als einen Paradigmenwechsel vom Fahrzeugbauer mit der Denke in Marken und Fahrzeugen sowie Plattformen und Bauteilen zu einem Dienstleister für nachhaltige Konzepte und digitale Kundenerlebnisse rund um individuelle Mobilität. Mit einem eigenen "TE-Masterplan" will die "Volkswagen AG" den Wandel mit einem neuen Modell der Zusammenarbeit meistern.
Bei "Audi" haben agile Methoden bereits bei der Entwicklung digitaler Angebote Einzug gehalten. Der Software-Stack wird immer wichtiger, als die Blechkarosserie. Zugleich werden die Ingolstädter sowohl die "PPE"-Plattform als auch neue Produkte mit der schwäbischen Schwester "Porsche" aus Zuffenhausen zusammen entwickeln, die Elektromobilität mit der neuen Stiefschwester "Bentley" in England - Kollaboration unter Luxusmarken.
Der Kulturwandel für die weltweit gut 660.000 Belegschaftsangehörigen bei "Volkswagen" in 30 Ländern rund um den Globus wird die Archillesverse, ob es der Automobilkonzern mit Volumenherstellern, Luxusmarken sowie Motorrad- und Sportwagen-Manufakturen in die nachhaltige, digital-vernetzte Zukunft schafft - oder von "Tesla" & Co. auf die Plätze verwiesen werden wird. Im Moment wird laut Insidern "Porsche" mangelndes Interesse an "Artemis" vorgeworfen und "Audi" ein schlechtes Projektmanagement. Und auch die Fusion der konzernweiten IT zur "Software Group" schmeckt einigen Marken gar nicht.
Die Chancen für die Wolfsburger Top-Manager mit ihrer skalierbaren Plattformdenke sind mit den neuesten Strategien durchaus realistisch, wenn sie - wie Wolfgang Porsche es jüngst im Kreis der Eigentümerfamilie fordert - "den Mund nicht so voll nehmen", heißt: weniger Sabbeln, mehr schaffen.
Die Rede von "VW"-Konzernchef Herbert Dies kann hier abgerufen, von "VW"-Markenchef Ralf Brandstätter hier gedownloaded werden. Einen Überblick zur Elektromobiltität bei "VW" gibt es auf der Konzern-Presseseite.
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