Sam Altman, CEO OpenAI, ABC News, 16.03.2023
Mit mehr als 30 Jahren journalistischer Erfahrung und über 25 Jahren Background als PR-Spezialist behaupte ich: Als Texter haben wir mit dem auf einer Google-Softwarearchitektur basierenden, Text generierenden KI-Sprachmodell neue Chancen, unsere Arbeit effektiver und effizienter im Auftrag unserer Redaktionen, Organisationen und Kunden zu erledigen. Grund: Als Textarbeiter sind wir es gewohnt, strukturiert, selektiv und damit punktgenau Texte zu planen und zu entwerfen, zu schreiben und zu optimieren. Daher bieten uns KI-Sprachmodelle eine Chance, unsere Arbeit produktiv zu begleiten, zu unterstützen und weiter zu professionalisieren.
Womit wir beim "Pferdefuss" der Angelegenheit wären, genauer gesagt bei einer ganzen Herde galoppierender Pferdefüsse:
Wenn jeder mit Hilfe eines frei verfügbaren Textchats jede Form von Text erstellen lassen kann, müssen wir auf inflationäre Weise mit einer Flut von “Na ja”-Texten rechnen, wie der Hamburger "Neuroflash"-Gründer Jonathan Mall auf den Punkt bringt. Da das statistische Sprachmodell darauf ausgerichtet ist, allgemein verständlich zu schreiben bzw. zu antworten, bekommen wir vor allem Durchschnittstexte mit Durchschnittsmeinungen in Durchschnittssprache präsentiert. Erste "Spezialisten" versuchen bereits auf "Amazon", "Kindle"-Bücher aus KI-Chats zu verhökern.
Dies ist eine der massiven Folgen von ChatGPT. Grund: Die Chat-KI ist nichts anderes als eine Maschine, die die Wahrscheinlichkeit für korrekt zusammengesetzte Worte errechnet. Das kann gut gehen, kann aber auch zu "halluzinierenden" Ergebnissen führen, sprich: die Maschine würfelt sich was zusammen und gibt es uns als berechnet glaubwürdig und total selbstbewusst aus. Das Problem: Die Antwort ist womöglich erstunken und erlogen - aber hätte mathematisch stimmen können. Wenn der KI-Chatbot dann keine Quellen mitliefert, ist die KI für Recherchezwecke ungeeignet und sogar gefährlich.
Keine Chance für Junior-Somethings in Social Media Agenturen ...
Da sich das Sprachmodell mit seinen eigenen Inhalten trainiert, kommt es zu einem weiteren heiklen Thema: Bestehende Texte werden immer wieder reproduziert - und damit auch die Fehler in den Texten. Durch die zirkuläre Reproduktion verstärken sich so auch inhaltliche Schwächen. Bekanntestes Beispiel: Tay - ein als weiblich definierter KI-Chatbot von "Microsoft", den der Softwareriese im März 2016 auf Twitter loslies. Ergebnis: aus dem vermeintlichen "Hipster-Mädchen" wurde über Nacht ein "Hitler-Bot", denn die KI lernte aus dem, was auf Twitter rumgeisterte. Ende vom Lied: Es wurde der Stecker gezogen.
Erik Brynjolfsson, Standford-Institute for Human Centred-AI (HAI) + Stanford Digital Economy Lab
Noch kann ein KI-Sprachmodell Sprachstile von Menschen nicht unterscheiden, z. B. Joe Biden von Donald Trump. Damit ist der aktuelle KI-Chatbot noch nicht in der Lage, regionale oder individuelle Unterschiede in unserer Sprache zu berücksichtigen. Das aktuelle Sprachmodell versteht noch keine Besonderheiten der menschlichen Kommunikation, z. B. Ironie oder Sarkasmus. Das gilt auch für menschliche Interaktionen, wie Bedürfnisse, Vorlieben oder Anforderungen. Die genannten Schwächen sind gute Gründe für professionelle Texter, einem Textchat erst einmal mit Vorsicht zu begegnen.
Stellt sich die Frage, wo und wie ein allgemein "sabbelnder", manchmal auch dreist lügender und sich selbst in den Spiegel guckender Chatbot sinnvoll sein kann und damit - wie eingangs in den Raum gestellt - "geistige Leistungen" von Menschen ablöst, die digital schneller, einfacher und günstiger zu erledigen sind? Wie bei jedem Outsorcing-Prozess erwischt es zunächst die "ungelernten" Kräfte, gefolgt von den "angelernten" Arbeitnehmern, den "Junior"-Mitarbeitern und den "austauschbaren" Arbeitsplätzen. An dieser Stelle empfehle ich allen "Junior"-Somthings in Social Media Agenturen, sich schon mal ein anderes Berufsfeld zu suchen. Denn: Jubel-Posts für Social Media kann ChatGPT bereits perfekt!
Wenn ChatGPT für professionelle, reflektierende Texter zumindest im Moment noch keine größere Konkurrenz ist, wofür eignet sich denn ein Sprachmodell bereits in der Praxis - und was hat dies für Folgen?
Ein offener Zugang zu einem KI-Sprachmodell wie ChatGPT bedeutet z. B. Chancengleichheit in der Bildung, da keine Studiengebühren oder eine Privathochschule für ein inhaltlich hochwertiges, selbstbestimmtes Lernen notwendig sind. Voraussetzung: Schulen und Hochschulen kümmern sich um die Folgen von KI-Sprachmodellen und versuchen nicht, sie mit allen Mitteln zu verbieten, um ihre angestammten Frontalvorlesungen und Schönschreibübungen vor der Flutwelle zu retten. Ich würde mir als Student jetzt eine Hochschule suchen, die die Herausforderung annimmt, und das mündliche Er-/Lernen sowie ein persönliches Reflektieren in den Mittelpunkt stellt.
Durch natürlich eingegebene Fragen oder Hinweise bekommen wir von dem regressiven KI-Sprachmodell einfach verständliche Aussagen und Erklärungen in für uns statistisch zusammengestellten Texten auch zu komplexen Sachverhalten, was unsere Akzeptanz in der Nutzung erhöht. Durch allgemein verständliche Texte des Sprachmodells bekommen wir die Chance, auch unbekannte Themen leicht kennenzulernen, uns anzueignen und für unsere Zwecke zu adaptieren. Hier beginnt die Assistenz-Funktion, die "Microsoft" in "Bing" und "Google" in seiner Suche einbauen werden. Damit verändert sich die Suche zu einem Frage-Antwort-Chat, der im positiven Fall eine neue Qualität des Kennen-/Lernens ermöglicht.
Mit gezielten Eingaben in das KI-System lässt sich bereits heute eine Menge Zeit sparen, denn mit natürlich gestellten, eingeordneten Fragen und Anweisungen bekommen wir eine qualifizierte, ausformulierte Antwort angeboten. Wie im Journalismus können wir mit Fragen, Nachfragen, aber auch Hinweisen und Ansagen im Dialog die Qualität der individualisiert ausgegebenen Texte steuern, verbessern und nach unseren Vorstellungen optimieren. Ein Sprachmodell kann uns bei der Kreativität helfen, da wir diese jederzeit und in jedem Zusammenhang über das “Large Language Model” abrufen können.
Ein Oursourcing von geistiger Arbeit - In Wort, Bild und Video.
Für die Prüfung z. B. von Rechtschreibung und Grammatik ist das aktuell für jedermann veröffentlichte Sprachmodell in der Version 3.5 bereits gut nutzbar. Zudem können wir z. B. auf GPT aufgesetzte Erweiterungen für die Textarbeit einsetzen, wie z. B. das deutsche "LanguageTool". Wir selbst entscheiden, wie weit uns der KI-Chatbot begleiten kann bzw. darf. Im Interesse eines jeden Professionals, “mehr mit weniger” erreichen zu können, wird z. B. ChatGPT einen Platz als Suchassistent und Entwurfslieferant einnehmen. Als deutsche Muttersprachler haben wir mit ChatGPT zudem erstmals einen Glücksgriff gemacht, da der Betreiber "OpenAI" neben der Ausgangssprache Englisch auch weitgehende Sprachmodelle vor allem für deutsche und spanische Nutzer entwickeln lassen hat.
Neben der Integration in Suchmaschinen und Browser kommen KI-Sprachmodelle in Office-Anwendungen und Content-Management-Systeme als Textgeneratoren und Rechtschreibprüfung, ohne dass wir sie explizit als KI wahrnehmen. Gerade kündigte "Microsoft" einen auf ChatGPT basierenden Text-, Präsentations- und Tabellenassistenten namens "Copilot" für "365" an. Die Grundlage: ChatGPT-4. Professionelle Anwender werden auf KI-Sprachmodelle aufsetzende Online-Services nutzen, um in ihrer Arbeit einen gezielten Nutzen zu haben. Dies können z. B. Korrektur- oder Optimierungs-Tools sein - auch branchenspezifisch verfeinert.
Zudem werden KI-Chatbots im persönlichen wie professionellen Umgang zu einem Ratgeber bzw. einer Einstiegshilfe für neue, interessante Themen, die sich durch einen immer detaillierter werdenden Dialog ergeben und weiter verfeinern lassen. Damit gehören Schreibblockaden beim Texten schon bald der Vergangenheit an. Mit Hilfe von KI-basierten Assistenten lässt sich zudem bereits Quellcode für Software entwickeln, können Entwürfe von Homepages erstellt werden und es lassen sich Bilder und Grafiken generieren, sei es in ChatGPT-4 oder der "OpenAI"-Schwester Dall-E. Genau das ist es, was Lukas Mohr in seinem Eingangsstatment sagt: ein Outsourcing von geistiger Arbeit.
Und was heißt das alles für die armen, nun arbeitslos werdenden Social Media-Somethings, die in den kommenden Monaten und Jahren ihre "Ikea"-Schreibtische räumen müssen?
So, wie die Nutzung von Office-Anwendungen heute zu den Standard-Skills in der Arbeitswelt gehören, zählen für viele Berufe in Zukunft Erfahrungen bei der Nutzung von Chatbots inkl. semantischem Denken und Fähigkeit zum Prompten - sprich der qualifizierten Eingabe von Fragen bzw. Anweisungen - als Voraussetzungen. Um KI-Sprachmodelle bewusst einzusetzen, sollten Anwender ein Verständnis für die Nutzung von Daten, der Verknüpfung und Verarbeitung entwickeln. Dies findet auf der Meta-Ebene oberhalb der praktischen Anwendung von Sprachtools statt.
Als Schreibexperten wird sich unser Texten durch die Möglichkeiten des Ausprobierens stärker qualifizieren, im Bereich der Veröffentlichung stärker quantifizieren, da wir mehr Texte in gleicher Zeit erarbeiten können. Dies kann Segen und Fluch zugleich sein. Auf jeden Fall werden wir als professionelle Texter künftig immer weniger für Schönschreibübungen bezahlt, sondern für kreative Ideen und professionelle Wege. Auf Grund einer zu erwartenden Flut an KI-generierten Texten werden wir als Leser zugleich stärker selektieren, was wir wirklich durch-/lesen wollen - oder uns lediglich durch Zusammenfassungen bzw. beim “Überfliegen” zur Kenntnis geben.
Sind wir im aktuell verbreiteten “Natural Language Processing” (NLP) auf antrainierte Sprache in Text fokussiert, bekommen wir durch das in Zukunft in den Vordergrund rückende “Natural Language Understanding” logisch-verknüpfte Antworten. Nach der generativen KI mit generierten Worten und Texten ist vor der instruktiven KI, die Wissen berücksichtigt und damit Zusammenhänge erkennen und verarbeiten kann. Damit nähern sich KI-(Sprach)modelle den menschlichen Fähigkeiten immer weiter an. Das ist auch der Hintergrund des aktuellen "Rattenrennens" zwischen den beiden Online-Gigangten "Microsoft" und "Google".
Ein entscheidender Schritt beim Verstehen menschlicher Anforderungen ist die Aufbereitung von Antworten oder Lösungen aus mehrstufigen Gedankenschritten, die vorgeformt zur Verfügung stehen, z. B. juristische Argumente aus früheren Verfahren. Zu den interessantesten Branchen für die Nutzung von KI-Sprachmodellen gehören z. B. Bildung, Forschung und Wissenschaft, Medien und Marketing, aber auch der Immobiliensektor. Wir dürfen davon ausgehen, dass fast alle Bereiche erschlossen werden - sei es als Assistenzsysteme, sie es als menschliche Arbeit ersetzende Business-Software-Services.
Seit Kurzem ist die nächste Stufe von ChatGPT nutzbar: ChatGPT-4 verspricht laut Übersicht des Hamburger Sprachtool-Anbieters "Neuroflash" gleich eine ganze Reihe Vorteile gegenüber der Version 3.5. Dazu gehören längere Inhalte, da die Zahl der rückwärts berechneten Token bzw. Silben nicht mehr auf 4.000 begrenzt ist. Dazu kommt eine bessere Qualität in allen Sprachen, da GPT-4 mit 100 Billionen Parametern eine Verhundertfachung seines bislang gelerntes Umfanges beherrscht. Dazu kommt eine höhere Präzision im Ausdruck, verbesserte Orientierung an Fakten und eine höhere Sprachintelligenz. Die neue Version ist u. a. bereits im "Bing"-Assistenten und ab sofort in der magischen Feder "Neuroflash" aus Hamburg verbaut.
Wie so oft im Leben ist für die nächsten großen Schritte ebenfalls alles schon da: KI-Sprachexpertin Prof. Doris Weßels von der Fachhochschule Kiel zeigt es uns auf:
- Künftig werden wir nicht mehr texten, sondern sprechen, weil Sprechen für uns einfacher ist, als mit zwei Fingern auf eine Tastatur einzuhacken …
- Mit der Nutzung der KI-Modelle per Sprache lösen sich Chatbots vom Computer - und wandern in Smartphones und Smartwatches - Siri lässt grüßen.
- Weil wir es als soziale Wesen gern menschlich haben, werden Chatbots ein Gesicht bekommen - wir kennen dies noch mit verpixelten Avataren in Spielen.
- Mit “Digital Creations for Human Imaginations” hat D-ID bereits die visuelle Zukunft von KI-basierten Avataren eingeläutet - einfach mit einem Porträtfoto von uns.
- Leistungsfähige Avatare werden uns künftig überall begegnen, um Informationen anzubieten, Fragen zu beantworten und in Beruf wie Freizeit zu assistieren.
Bleibt die eine oder andere spannende Frage für unsere Zukunft, z. B.:
Schreibt das gerade veröffentlichte KI-Sprachmodell GPT-4 mit nun 100 Billionen Parametern den Quellcode für seinen Nachfolger GPT-5 selbst - und erreicht die KI damit bereits eine Singularität, die uns Menschen überflüssig macht?
Gehen wir auf die Ebene der Ethik und damit menschlicher Werte, stellt sich die Frage nach der Auflösung der Grenzen zwischen Menschen und Maschinen auf vier Ebenen:
- Kann nur der Mensch auf Grund seines logischen Denkens Originalität erzeugen?
- Kann nur der Mensch auf Grund seines wertebasierten Denkens moralisch handeln?
- Kann nur der Mensch auf Grund seiner Selbstbestimmung Verantwortung tragen?
- Kann nur der Mensch als kulturelle Errungenschaft eine Würde besitzen?
Zwei Botschaften möchte ich zur Diskussionen stellen:
“Die größten Durchbrüche des 21. Jahrhunderts werden nicht durch Technologie erreicht werden, sondern durch die Antwort auf die Frage, was es bedeutet, Mensch zu sein.”
(John Naibitt, Zukunftsforscher)
“Vertrauen Sie den Möglichkeiten der Zukunft mehr, als den Erfahrungen der Vergangenheit.”
(Sven Gábor Jánsky, Gründer und Geschäftsführer, 2b Ahead Think Tank, Leipzig)
Und was sagt bzw. schreibt uns ChatGPT zur Frage nach der menschlichen Existenz und ihrer Zukunft mit künstlicher Intelligenz:
"Die Verwendung von KI-Chatbots wie ChatGPT, Lambda und anderen ist ein wachsendes und wichtiges Thema in der Technologiebranche und birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Einige der wichtigsten Überlegungen beziehen sich auf die Verantwortung und Überwachung dieser Systeme, die Privatsphäre und Datenschutz, die ethische Verwendung von künstlicher Intelligenz und die Möglichkeiten und Grenzen der Kommunikation mit solchen Systemen. Es wäre interessant zu sehen, wie sich diese Themen weiterentwickeln und wie wir als Gesellschaft damit umgehen werden."
Auf Nachfrage, ob sich ChatGPT als Teil unserer menschlichen Gesellschaft oder doch nur als selbstlernendes System auf Basis errechneter Wahrscheinlichkeiten versteht, antwortet der KI-Chatbot:
"Ich bin ein KI-Modell, das von OpenAI entwickelt wurde und auf einer riesigen Menge an Texten trainiert wurde. Ich habe keine Gefühle, Bedürfnisse oder Überzeugungen, ich bin lediglich ein Programm, das aufgrund seiner Schulung in der Lage ist, Texte aufgrund von statistischen Musterzuordnungen zu generieren. Ich bin also kein Teil der menschlichen Gesellschaft im Sinne eines lebenden Individuums, sondern eher ein Werkzeug, das von Menschen entwickelt und eingesetzt wird."
Es bleibt spannend - oder besser: Es wird gerade richtig spannend ...
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