Mittwoch, 14. März 2018

HANSECHAMPIONS: Der digitale Postbote aus der Speicherstadt

HAMBURG DIGITAL REPORT

Hamburg-Hauptbahnhof: 500.000 Hanseaten und Pendler, Touristen und Durchreisende laufen täglich an den 12 Bahnsteiggleisen auf Deutschlands meist frequentiertem Fernbahnhof vorbei. Auf dem Südsteg zwischen Kirchenallee und Mönckebergstraße werden am Tunnel Steintorwall die Blicke von einer überdimensionalen Werbetafel eingefangen. Den bewegten Bildern kann sich niemand entziehen - flankiert von bewegter Werbung zwischen den Treppen.


Referenz Hörmann Forum
Foto: Kommatec Redaction
Was auf Bahnhöfen, an Haltestellen, auf Mittelstreifen und an Kreuzungen von Außenwerbern wie Stroer und Wall-Decaux unser Auge einfängt, gibt es auch im Heinemann Duty-Free-Shop auf dem Hamburg Airport, in mehr als 80 Filialen der HDI-Versicherung, in den SB-Zonen der Frankfurter Sparkasse oder in den Geschäftsstellen der AOK in Baden-Württemberg. Eine pfiffige Firma aus der Speicherstadt sorgt dafür, dass wir in Geschäften, Hotels und Museen das zu sehen bekommen, was wichtig ist. Ein Hamburg Digital Report.

Der Showroom für digitale Werbung auf dem 1. Boden des Speichers am Alten Wandrahm ist wie ein Zauberwald. Mit Überschreiten eines Bodendisplays füllt sich die interaktive Werbefläche mit digitalen Kaffeebohnen eines Hamburger Rösters. Wenige Meter entfernt präsentiert ein mannhoher LG-Kühlschrank mit eingelassenem Display seine gut gekühlten Getränke. An der gegenüberliegenden Seite lässt ein überdimensionales Kosmetikregal die Herzen der weiblichen Kundschaft höher schlagen - unterstützt von einem digitalen Werbedisplay in der Mitte. 


Referenz Gärtner Internationale Möbel
Foto: Kommatec Redaction
Mehr als 30 Displays und Exponate präsentiert das Hamburger Unternehmen Kommatec Redaction hier auf 400 qm des alten Lagerhauses. 9 verschiedene Szenarien können Kunden und Interessenten live vor Ort kennenlernen - von der Kaffeebohnen-Promotion über Wartezimmer-TV bis zu interaktiven Preisschildern für den Einzelhandel. 13.000 sogenannte Playouts laufen weltweit mit dem "Display Star" - der Digital Signage Software von Kommatec Redaction aus der Speicherstadt, die die digitalen Postboten in allen Größen und mit unterschiedlichsten Aufgaben zum Leben erweckt.

20% Umsatzplus durch Fahrstuhldisplays im Hotel

Im Mittelpunkt der Informations- und Werbetechnik stehen Bewegtinhalte für Einzelhändler, Dienstleister, Museen, Hotels und Konferenzräume. Statische Werbung gewinnt nur zu 3% unsere Aufmerksamkeit, bewegten Inhalten kann sich niemand entziehen. Unternehmen, wie die AOK Süd-West, BASF, Bosch, Golf House, HDI oder Skandia Versicherung setzen auf die Kreativität des 18-köpfigen Teams. 5 Softwareentwickler kümmern sich um die Weiterentwicklung der Software auf digitalen Displays an Wänden und Türen, in Böden, Kassen- und Wartezonen. 
Unternehmer mit Leib und Seele: Fabian Scholz
Foto: Kommatec Redaction

Der Markt ist hart umkämpft. 260 Wettbewerber gibt es, die Hamburger sind unter den Top Ten - vor allem in der DACH-Region. Und die Technologie wirkt: die Fahrstuhlwerbung auf Displays im Mandarin Oriental Hotel in Genf brachte 10-15% Umsatzsteigerungen in Gastronomie und Bügelservice. Das Dorint Hotel an der Kölnmesse konnte sogar über 20% Umsatzplus durch bewegte Werbung auf Fahrstuhldisplays vermelden. Für den Hamburger Gründer und Geschäftsführer Fabian Scholz die beste Referenz, mit seiner Software und modernen Displays etwas Besonderes zu zaubern.

Fabian Scholz: "Kunden wollen über Inhalte reden"

Vor 20 Jahren verkaufte der heutige 43-jährige Familienvater in Norddeutschland Konferenz- und Medientechnik. 1999 macht sich der erfolgreiche Verkäufer mit Konferenz- und Seminartechnik selbstständig, vertreibt digitale Schilder für Konferenzräume in Hotels. Eine Revolution für das Hotel Adlon am Brandenburger Tor, denn zuvor mussten Mitarbeiter über Stunden die aktuelle Beschilderung Buchstabe für Buchstabe zusammenstecken. Mit Verlegung seiner Firma von Berlin nach Hamburg siedelt sich der engagierte Unternehmer am Holländischen Brook an, dem heutigen Alten Wandrahm.



Referenz Golf House
Foto: Kommatec Redaction
Früh erkannte der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann für Kfz-Zubehör, dass die Zukunft in der Software liegt. Mit Beginn seiner Unternehmerkarriere liegen die Preise für Displays bei 8.000,- €, heute kosten sie lediglich 1.000,- €. Das Geheimnis liegt im Bespielen der unintelligenten Bildschirme: "Ob wir mit der Software einen Konferenzraum beschriften oder in der BMW-Welt in München die Werbung für den neuen 5er läuft, ist für die Software das Gleiche." 2010 verliert er den Auftrag für die Ausstattung von Reisebüros mit Werbestehlen. Er gewinnt eine wertvolle Erfahrung: "Kunden wollen über Inhalte reden". Fortan werden Werber seine Kunden, denen es um Content geht.

"Ich möchte ein Komma setzen und weitergehen"

Kommatec entwickelt sich zur Agentur und geht weg vom Softwarehaus. Im Mittelpunkt der Beratung stehen die Möglichkeiten für Inhalte, nicht die Technik. Statt Displays zu bepreisen, sprechen Fabian Scholz und sein Team über Kampagnenziele. Heute nutzen Banken und Versicherungen die interaktiven Lösungen, gefolgt von Einzelhändlern und Kioskketten, Industrieunternehmen mit Mitarbeiterinformationen und Sicherheitsvideos oder Museen, wie das Leica Museum in Wetzlar. 70% der Aufträge macht das Lösungsgeschäft aus, rd. 30% entfallen auf die Software.


Referenz Gasteig München
Foto: Kommatec Redaction
"Ich möchte ein Komma setzen, wo andere einen Punkt sehen", fasst der Bergedorfer im Recherchegespräch auf dem alten Speicherboden zusammen, und ergänzt: "Ich möchte ein ganzheitliches Angebot erarbeiten, von der Idee über die Konzeption bis zur Umsetzung und zur Wartung und Pflege." In dieser Breite sind nur wenige Anbieter unterwegs - ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Mit dem Blick in die Ferne eröffnet Fabian Scholz ganz neue Möglichkeiten: "Der Kunde kann sich sich ein eigenes Fernsehen aufbauen." Ob Teppiche, Nagellack oder Kaffeewelt - mit seinem Erfolgsrezept erwirtschaftet der clevere Kaufmann rd. 3 Mio. € im Jahr.

"Versuch' nicht gleich in den Olymp aufzusteigen"

Dabei sind die bewegten Inhalte in Einzelhandel oder Hotellerie erst der Anfang. Mit dem Smartphone können Kunden via Beacon wiedererkannt werden. Die Gesichtserkennung mittels Webcam liest in Geschäften die Stimmung, das Alter, Geschlecht oder die Ethnie aus - und präsentiert personalisierte Inhalte. "Das alles können wir bereits heute", freut sich der Hamburger Unternehmer. Tracking, Identifikation, Gesichtserkennung und Gestensteuerung - die Werbung lernt gerade laufen. Zugleich warnt Scholz vor zu viel Euphorie: "Wenn Du vom Poster kommst, versuch' nicht gleich in den Olymp aufzusteigen."

Im Hamburger Hauptbahnhof müssen wir uns auf der Werbewand bis auf Weiteres noch mit der Uhrzeit auf der nachgebildeten Bahnhofsuhr begnügen. Und ein angeheiterter "Captain Morgan" fliegt mit seinem Bier alle paar Minuten regungslos durch die Displays am Bahnsteig. Schauen wir mal, wann die Werbetafeln unseren Hunger erkennen und uns ins Restaurant einladen.

 Hamburg Digital Background: 

Kommatec Redaction GmbH:
www.kommatec-red.de

Sonntag, 11. März 2018

HANSESTATEMENT: Dorothee Bär - die richtige Frau zur richtigen Zeit.

HAMBURG DIGITAL STATEMENT

"Wir haben ein gewaltiges Mentalitätsproblem. Das ist das größte Problem von allen. In der Technik sind wir wirklich gut, aber wir sind zu satt, wir sind ein Wohlstandsland."
Dorothee Bär im Interview

Versteckt sich nicht hinter steinernen Mauern: CSU-Politikerin Dorothee Bär
Foto: ToKo

Glückwunsch! Die Entscheidung, die 39-jährige fränkische Vollblut-Politikerin Dorothee Bär zur Staatsministerin für Digitales zu ernennen, ist die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Mit der Ernennung der Bambergerin räumt die Union gleich vier Themen ab:

  • Eine junge Politikerin kümmert sich um das Zukunftsthema Deutschlands.
  • Eine selbstbewußte Frau lässt sich von Journalisten nicht ablenken.
  • Eine Fränkin unterstreicht den Anspruch auf die Technologieführerschaft.
  • Eine Unionsvertreterin verweist FDP, Grüne und SPD auf die Plätze.

Die Fakten sprechen laut "NTV" für eine smarte CSU-Taktik: Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat mit seinem Nachfolger Andreas Scheuer im Infrastrukturministeriun und seiner Ex-Staatssekretärin im Kanzleramt das Digitalthema fest in CSU-Hand sichern können.

Auch wenn die neue Staatsministerin das Zugeständnis Angela Merkels nach unionsinterner Diskussion über die Zuständigkeiten des neuen "Heimatministers" Horst Seehofer in der Agrarpolitik ist, wie der "Spiegel" berichtet: Die Entscheidung ist goldrichtig.


"Wenn die Regierungsbildung noch einen Monat länger gedauert hätten,
käme auch der Kanzler noch aus München."

In der "Stuttgarter Zeitung" deutet Dorothee Bär die harten Bandagen an, mit denen ihre Arbeitsgruppe das Digitalthema in den Koalitionsverhandlungen verteidigte - und wie Angela Merkel der Männerriege klargemacht hat, welchen Stellenwert das Digitale hat.

Als Staatsministerin - sprich Parlamentarische Staatssekretärin - unter Kanzleramtsminister Helge Braun ist sie angesiedelt, wo das Thema hingehört: über den 14 Ministerien - und damit als horizontaler Layer. Ebenso, wie es in Hamburg in der Senatskanzlei der Fall ist.

"Jedes einzelne Ministerium muss sich mit dem Prozess der Digitalisierung intensiv beschäftigen. Diese Arbeit hätte den Ressorts kein zentraler Minister abnehmen können."

In der "Stuttgarter Zeitung" macht sie ihre Aufgabe klar: Koordination der Digitalthemen aller Ministerien, Beschleunigung der analog-verankerten Ressorts für einen Gleichtakt auf Bundesebene sowie Abstimmung mit dem Bundestagsausschuss Digitale Agenda.

Mit 26 Jahren Erfahrung in Junger Union, RCDS, Frauen Union und CSU, als stv. Bezirksvorsitzende und stv. Generalsekretärin ist Bär in der Männerdomäne CSU mit allen Wassern gewaschen und lässt sich die Butter sicher nicht vom Brot nehmen.

"Meine neue Aufgabe ist riesig und schwer. Wenn sie leicht wäre, hätte es ja auch ein Mann machen können."

16 Jahre im Deutschen Bundestag, 4 Jahre als Staatsekretärin, Logistik-Koordinatorin der Bundesregierung und mit Jens Spahn und Helge Braun Verhandlungsführerin der Union für Digitalhemen: Die 3-fache Mutter weiß, wie der Hase im Regierungsviertel läuft.

Spätestens mit Vorsitz des CSU-Netzrates 2010 und des CSU-Arbeitskreises 2011, mit fast 26.000 Followern und 15.000 Fans ist klar, welches Thema für die Diplom-Politologin ganz oben auf der Tagesordnung steht. Und der mediale Aufschlag ist ihr gelungen.

"Ich gehe den Leuten schon immer auf die Nerven, dazu hätte ich das Amt nicht gebraucht. Es wird keinen Kuschelkurs geben können."

Bürgernahe Vernetzung der Behörden, Smarte Datenkultur statt starrem Datenschutz, selbstbestimmte Nutzung persönlicher Daten, Abbau bürokratischer Hürden für Startups - Dorothee Bär packt von Anfang an die entscheidenden Themen der Republik an.

Thema Digitales Deutschland:

  • Im Interview mit "WDR Fernsehen" fordert Dorothee Bär eine Fokussierung auf die Digitalisierung in Mittelstand und Konzernen, bei Bürgern und Ministerien. Statt 10-Punkte-Agenda erwartet sie, die Themen parallel anzugehen.


„Mich schmerzt, wenn meine Tochter einen Kilo-schweren Ranzen voller Bücher in die Schule schleppt. Die Klassenzimmer müssen nach und und nach digitalisiert werden.“

Thema Schule und Bildung:
  • Im Interview mit "Bild" fordert Bär Tablets an Schulen, Programmieren in der Grundschule sowie Digitalgymnasien. Sie kritisiert die schlecht gemachte E-Privacy-Verordnung und einen Datenschutz aus dem 18. Jahrhundert.

Thema Grosse Visionen:
  • Im "ZDF Heute Journal" verteidigt sie ihre Leidenschaft für Digitalisierung, kündigt an, ohne Milliarden-Budgets und Frust-Themen zu agieren und räumt mit dem viel zitierten Flugtaxi den schleppenden Breitbandausbau ab.

"Natürlich sind Straßen wichtig, aber wenn der erste deutsche Autobauer darauf gewartet hätte, dass er ein perfektes Autobahnnetz für seine Erfindung hat, gäbe es noch heute kein Auto."

Thema Breitband-Ausbau:
  • Im Interview mit der "B. Z." geht Sie auf das Marietta Slomka Leib- und Magen-Thema Breitband ein, kündigt 12 Mrd. € des Infrasktrurministeriums an und weist die Reduzierung auf Autobahnen als fehlende Vision zurück. 

Thema Politik und Gesellschaft:
  • Im Interview mit der "Welt" schlägt die CSU-Frau weitere Pflöcke ein, fokussiert auf die junge Unionsgarde mit Klöckner, Scheuer und Spahn und das Ziel, digitale Ideen von Bürgern und Firmen in die Bundesregierung zu tragen. 

"Ich will vor allem das Kanzleramt öffnen für Menschen mit Ideen, für Unternehmen, Startups, Firmen, Einzelpersonen. Den Rückhalt der Kanzlerin habe ich dafür."

Positive Reaktionen der Politik:

Kritische Reaktion der Politik:

Die Verbände zollen Dorothee Bär Beifall: Der Digitalverband Bitkom erwartet, dass das "regierungsseitige Vakuum" gefüllt wird. Der Internetverband Eco fordert, dass "politische Fehlentscheidungen wie das Netzdurchsetzungsgesetz rückgängig zu machen". 

Meine Hamburg Digital Position:

Kein Parteimann: Chefredakteur Thomas Keup
Foto: Stefan Kny
Es braucht immer Vorreiter*innen, um ein halbherzig angegangenes Thema zum Top-Thema zu machen. Dorothee Bär zeigt, dass eine medienaffine Politikerin rd. 500 zuständige Mitarbeiter in 244 Teams in 76 Abteilungen von 14 Ministerien auf Trab bringen kann.

Die Koalitionäre der 15%-SPD dürfen sich warm anziehen, denn Dorothee Bär hat angekündigt, einem Streit nicht aus dem Weg zu gehen, in bester Tradition der Macher*innen Hildegard Hamm-Brücher, Klaus von Dohnanyi oder Hans-Jürgen Wischnewski. 

Heiko Maas, als Justizminister verantwortlich für das Netzdurchleitungsgesetz, dürfte die strikte Gegnerin im neuen Kabinett besonders fürchten. Ihr "Nein" zu Restriktionen hat sie mehrfach untermauert - und wird sie sicher nicht zurücknehmen.

Die Lobbyisten der Deutschen Telekom sollten aufpassen, wenn Sie Dorothee Bär versuchen, erneut Subventionen für ihr Kupferkabel anzudrehen. Es könnte sein, dass sie den Strippenziehern die weißen Flecken ihres Wahlkreis Bad Kissingen um die Ohren haut. 

Hamburgs unentspannter Next-"Startup-Opa" und Eppendorfer "Chef-Digitalisier" Nico L. dürfte sich besonders ärgern: Der Digitalzug ist ohne ihn abgefahren, die Bayern haben das Thema abgeräumt, eine Digitalkarriere in der 15%-SPD scheint für immer vorbei.

Dorothee Bär ist für den Industrie- und Dienstleistungsstandort Hamburg, für die Digitalisierung an Alster und Elbe eine ebenso glückliche Entscheidung, wie für Berliner Schulen oder Bad Kissinger Gewerbebetriebe. Herzlichen Glückwunsch!

 Hamburg Digital Background: 

Dorothee Bär in der Wikipedia:

Dorothee Bär bei Abgeordnetenwatch:

Dorothee Bär Offizielle Webseite:

Positionen CSU-Arbeitskreis Netzpolitik:

Internet-Unternehmer Stephan Noller in der Wikipedia:

Donnerstag, 8. März 2018

HANSEHISTORY: Das digitale Freilichtmuseum auf dem Hammaburgplatz

Hamburgs Stadtgeschichte beginnt auf dem heutigen Domplatz in der Altstadt, wo die erste Befestigungsanlage der frühmittelalterlichen Siedlung Hammaburg errichtet wurde. Von hier aus entwickelte sie sich zu einer florierenden Hafen- und Handelsmetropole. Nahe dieser Keimzelle entstanden bedeutende Gebäude, wie der Mariendom und das steinerne Stadttor, das noch heute das Hamburger Stadtwappen prägt.
Visualisierung der Hammaburg-Siedlung in der Altstadt.
Illustration: AMH Hamburg
Hamburgs Gedächtnis ist an Museums- und Rathausplatz in Harburg zu Hause. Unter dem Dach des Helms-Museums kümmert sich das Team um den Archäologen und Sammlungsleiter Michael Merkel um die Sichtbarkeit der Hamburger Historie. Im Mittelpunkt: die digitale Hammaburg. Ein Hamburg Digital Report zur virtuellen Kaufmannssiedlung an der Elbe:

Ausstellungen, Kataloge, pädagogische Programme - so sieht die Arbeit eines Archäologischen Museums aus, so sieht die Arbeit der Hamburger Archäologen im Landesmuseum in Harburg aus - zugleich Hamburgs Behörde für Bodendenkmalpflege. Die Stiftung Helms-Museum kümmert sich mit rd. 2,2 Mio. € öffentlichen Mitteln im Jahr und 30 Mitarbeitern um das historische Vermächtnis der einst freiesten Stadt in der Mitte Europas. Die Ergebnisse der Ausgrabungen  werden im Archiv des Archäologischen Museums verwahrt, während sich die Bodendenkmalpflege vor allem mit Zeichnen, Vermessen und Graben beschäftigt.


Das Stammhaus des Helms-Museums in Harburg.
Foto: Wolfgang Meinhart, Lizenz: CC BY-SA 3.0
"Alles unter der Grasnarbe" fällt in die Zuständigkeit des "AMH", bringt Geschäftsführer Thorsten Römer auf den Punkt. Und ergänzt: "Die Inhalte sind eigentlich gesetzt" - z. B. auf dem Domplatz mit seinen 39 weißen - die historischen Umrisse des Mariendoms nachbildenden - Lichtkissen. Thorsten Römer, seit gut 2 Jahren für die Finanzen von Hamburger und Harburger Geschichte zuständig, spricht aus, was heute zählt: "Es geht darum, mit neuen Konzepten an die Nutzer heranzukommen." Auch wenn die 2,5 Mio. Objekte in Harburg zu den größten archäologischen Sammlungen Norddeutschlands zählen.

"Die Hammaburg gehört uns"

"Wir versuchen, digital up-to-date zu sein", unterstreicht Sammlungsleiter Michael Merkel, zuständig für digitale Projekte. Das Digitale ist für ihn längst im Museum angekommen. Bereits 2010 veröffentliche das Landesmuseum eine eigene App, um die Schätze der Kaufmannssiedlung vielen Menschen zugänglich zu machen. Mittlerweile geht man nicht nur in Harburg weg von Apps - und damit hin zu digitalen Inhalten - vor Ort und unterwegs. Mit einem E-Culture-Projekt tragen die Archäologen zusammen mit Partnern, wie der HafenCity Universität, dem E-Culture-Lab und Hamburg@work die Inhalte jetzt in die Stadt.


Soll digital wieder lebendig werden: Die Hammaburg-Siedlung
Illustration: AMH
Seit 1 Jahr forschen Stadtentwickler der HCU mit Archäologen des AMH an der gegenwärtigen Nutzung des zugigen Platzes an Hamburgs ältester Straße, der Steinstraße. 1,4 Mio. € stehen den Partnern in dem 3-jährigen Projekt zur Verfügung, nach der wissenschaftlichen Analyse zunächst einzelne Angebote und schließlich eine lebendige Museumsstätte zu errichten. Einer der entscheidenden Schritte zur Sichtbarkeit Hamburger Geschichte ist die für das Frühjahr geplante Umbenennung des Domplatzes in Hammaburgplatz. 

"Displays sind eigentlich auch Vitrinen"

Mit Displays rund um den Platz sollen im nächsten Schritt die wichtigsten Informationen zur Entstehung der Siedlung jedem zugänglich werden. Der seit 20 Jahren engagierte Sammlungsleiter Michael Merkel umreißt das Ziel der Aktivitäten: "Wir wollen kurz- bis mittelfristig Dauerausstellungen am Hammaburgplatz, der Keimzelle der Stadt Hamburg, etablieren." Zu den Orten von besonderem historischem Interesse gelten das historische Stadttor - heute Wappen der Freien und Hansestadt, der 1. Dom und die Wallanlage um die Hammaburg-Siedlung.


Museumsschaufenster in der Harburger Schloßstraße
Foto: AMH
Bevor das digitale Freilichtmuseum in der historischen Mitte am Hammaburgplatz Realität wird, ist zunächst ein "Schaufenster der Archäologie" geplant, zum Leben erweckt durch Audio- und Videoinhalte, um die Bedeutung des Platzes Touristen wie Hamburgern näher zu bringen. Das Projekt wird eventuell mit weiteren Inhalten per App oder Onlinepräsenz ergänzt. Ein Beispiel, wie ein Museumsfenster ganz praktisch aussehen kann, ist in drei Museumsfenstern in der Harburger Schloßstraße 30 zu erleben.

Weil man in Hamburg nicht nur gründlich, sondern auch vorausschauend arbeitet, steht der künftige Hammaburgplatz am Speersort nicht allein auf weiter Flur. So plant die Stadt einen "digitalen Touristenpfad" - beginnend beim Kreuzfahrtanleger, dem Cruise Center in der Hafencity. Mit der im Dezember vergangenen Jahres präsentierten Speicherstadt-App der Hamburger Kulturbehörde geht es virtuell durch das UNESCO-Weltkulturerbe. Nächste Station ist der Hammaburgplatz mit dem geplanten Freilichtmuseum zur Geschichte der Hafen- und Handelsstadt - mit Digital-Displays, Bischofsturm im Backhus und Museums-Schaufenster.

"Digital gehört heute einfach dazu"

Die historische Besucherroute könnte weiter zum Rathausmarkt und zur Nikolaikirche geführt werden, dem Ort der 1125 erbauten "neuen Burg" von Hamburg - der historischen Keimzelle der Kaufmannssiedlung an der Norderelbe. Dabei soll die Route von der Speicherstadt zur Hammaburg auch mit dem städtischen WLAN-Netz "MobyKlick" ausgeleuchtet werden, um die Angebote jederzeit auf dem Smartphone nutzen zu können. Für die Macher des Archäologischen Museums gehören die neuen Möglichkeiten zur ihrer Arbeit genauso dazu, wie die Dauerausstellung in Harburg und Gastausstellungen.

Die Dauerstellung in Googles VR-Cardboard
Foto: AMH
Michael Merkel fast abschließend zusammen: "Ein Museum ist immer auch das kulturelle Rückgrat einer Gesellschaft". Der langjährige Museumsmacher glaubt wie sein Geschäftsführer an das nebeneinander von persönlichen Erlebnissen vor Ort und virtuellen Möglichkeiten unterwegs. Auf die Zukunft der digitalen Hammaburg angesprochen, können sich die Museumsmacher z. B. virtuelle Museumsbesucher per VR-Brille und individuell angefertigte 3D-Modelle ausgewählter Fundstücke für das heimische Regal vorstellen. So wird das eigene Wohnzimmer zum "musealen Showroom".  

 Hamburg Digital Background: 

Archäologisches Museum Hamburg - Digitale Ausstellung "Mythos Ham(ma)burg" 
http://amh.de/digitales-angebot/unsere-onlinesammlung-auf-google-arts-culture/

Archäologisches Museum Hamburg - Digitale Angebote:
http://amh.de/digitales-angebot/

Archäologisches Museum Hamburg@Google Art Project:
http://amh.de/digitales-angebot/google-art-project/

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Übersicht Smart Square Projekt auf dem Domplatz:
www.hamburg.de/bwfg/8324196/verbundprojekt-der-hafencity-universitaet-hamburg-erweckt-domplatz-wieder-zum-leben/

Übersicht zum historischen Domplatz in Hamburg:
www.hamburg.de/oeffentliche-plaetze/4254702/domplatz/

Broschüre "Der Domplatz - Hamburgs Wiege" (PDF):
www.hamburg.de/contentblob/2713892/acab8d412072401960fedb79d9f7cc75/data/broschuere-domplatz.pdf

Digitale Augmented- und Virtual-App zur Speicherstadt:
www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/10070408/speicherstadt-digital/

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Museumsfenster Harburg - Bericht "Besser im Blick":
www.besser-im-blick.de/feuilleton/3301-lebendiges-schaufenster-in-die-geschichte-harburgs

Sonntag, 4. März 2018

HANSEEXKLUSIV Dr. Sebastian Saxe: ThIS! Der Expertenrat zur Digitalisierung.

HAMBURG DIGITAL EXKLUSIV





Am Dienstag, den 20. Februar d. J. trafen sich 27 namhafte Persönlichkeiten unserer Stadt auf Einladung des Senats im Gästehaus in Uhlenhorst. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz hebt vor den Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft hervor: "Wir brauchen Zentren des Diskurses, die über das Jetzt hinausweisen und die Diskussionen zum Thema Digitalisierung auf einem hohen Niveau halten. Hamburg ist ein Knotenpunkt der Digitalisierung und der Innovation."



 Fordert den digitalen Diskus: Erster Bürgermeister Olaf Scholz
Foto: ThIS e. V.

Der exklusive Abend mit Vorständen, Innovatoren, Forschern und Spitzenpolitikern ist die Geburtsstunde von "The Interface Society - ThIS!" - den Expertenrat zur Digitalisierung in der Freien und Hansestadt sowie der Metropolregion. Initiator ist der führende Innovator in Wirtschaftbehörde BWVI und Hafenbehörde HPA, Dr. Sebastian Saxe. Das Hamburg Digital Magazin hatte die Gelegenheit, den Vorsitzenden des Expertenrats persönlich zu Intention, Ausrichtung und Zielen zu fragen. Ein Hamburg Digital Exklusiv:

Zum Einstieg ein kleiner Rückblick zur Ihrem Auftakt: 27 Interessenten waren am Mittwoch bei der Auftaktveranstaltung mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz im Senatsgästehaus an der Außenalster dabei. Wie ist das Feedback zu Ihrer Initiative?


  • Durchweg positiv, gute Atmosphäre, Aufbruchstimmung soiwe der Wille und die Kraft, etwas gemeinsam für unsere Stadt Hamburg zu machen. Es gab viele Gespräche in konstruktiver Atmosphäre.

Bringt die digitalen Leader zusammen: Dr. Sebastian Saxe
Foto: HPA

Sie haben die Gründung von "The Interface Society - ThIS" federführend initiiert. Was ist Ihr Leitgedanke, erfahrene Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft an einen Tisch zu holen?


  • Kerngedanke ist, dass nicht nur eine getrennt technische, wirtschaftliche und wissenschaftliche, sondern eine ganzheitliche und gesellschaftliche Diskussion stattfinden muss. Ziele und Ausrichtungen der Digitalisierung müssen zwischen dem, was möglich ist und dem, was gesellschaftlich gemacht werden sollte, abgestimmt und harmonisiert werden. Um diesen kritischen Diskurs zu fördern und einen breiten Blick zu haben, gehören alle Akteure und Stakeholder an einen Tisch, die in einer solchen Diskussion einen wesentlichen, inhaltlichen Beitrag leisten können.

Es gibt mit dem "IT Executive Club" beim führenden norddeutschen Wirtschaftsverein Hamburg@work bereits einen Kreis der CIOs und CDOs an Alster und Elbe. Welche Gruppe von Repräsentanten sprechen Sie mit "ThIS" in erster Linie an?


  • "ThIS!" spricht alle Akteure im Thema Digitalisierung an und fokussiert bei Teilnehmern aus der Wirtschaft auf die Unternehmensführung, die die Veränderung durch die Digitalisierung ganzheitlich verantwortet. Der "IT Executive Club" ist im Kern eine IT-anwenderorientierte Vereinigung, die IT-Entscheider zusammenbringt und bereits viel in Hamburg in dieser Community und darüberhinaus bewegen konnte. Punktuell gibt es in den Zielgruppen und Themen Überschneidungen. Beide Plattformen ergänzen sich.

Ausgewählte Persönlichkeiten im Senatsgästehaus in Uhlenhorst.
Foto: ThIS e. V.

Ein wichtiger Baustein der "ThIS" ist die Erarbeitung wissenschaftlicher Thesen und Gutachten zur Digitalisierung. Gibt es dabei einen thematischen Fokus und was passiert mit den Ergebnissen?

  • Hierzu befinden sich die Gründungsmitglieder derzeit in der Abstimmung. Schwerpunkt wird aber u. a. das Themenfeld Digitalisierung und Ethik, die Herausforderungen zu Echtzeit-Intelligenz, der Bereich Smart City und nicht zuletzt das Metathema Daten sowie der sinnvolle und gesellschaftlich akzeptierte Umgang mit diesen Daten.

Sie sprechen von einer unabhängigen und interdisziplinären Plattform. Wie wird sich "The Interface Society" finanzieren und wie soll das Verhältnis zu Politik und Verwaltung gestaltet werden?


  • Über freiwillige Mitgliedsbeiträge. Bei "ThIS!" vernetzen wir Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik. Die Politik ist damit als eine der Säulen anzusehen. Wichtig ist uns, dass die Teilnehmer hierbei im Kern nicht als Vertreter ihrer Vereinigung, des Unternehmens oder als Politiker, sondern als Persönlichkeiten mit einem eigenen Interesse an dem Schwerpunkt des Vereins und nicht als Repräsentanten agieren.

Echte Aufbruchstimmung für das digitale Hamburg.
Foto: ThIS e. V.

Die "Interface Society" kooperiert mit der Plattform "Münchner Kreis". Wird es ähnlich wie in München neben dem Forschungsausschuss thematische Arbeitskreise geben, und wenn ja, welche?


  • Der Forschungsausschuss wird sich in thematische Arbeitskreise untergliedern. Welche können wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abschließend sagen. Bleiben Sie gespannt! Wir berichten gerne in einer der kommenden Ausgaben von HANSEVALLEY.

Laut Erklärung ist "The Interface Society" eine norddeutsche Plattform zur Vernetzung im Kontext der digitalen Transformation. Wie werden die anderen Küstenländer mit eingebunden werden?


  • Wie werden organisch wachsen: Vom Kern der Stadt Hamburg über die Metropolregion und darüber hinaus. Die „Internationalisierung“ ist durchaus gewünscht, soll aber nicht überstürzt sondern, sukzessive angegangen werden. Wir wolln ein gesundes Wachstum in unserem Verein.

Auftakt des Expertenrats "Interface Society - ThIS" in Hamburg.
Foto: ThIS e. V.

*  *  *

Vielen Dank für die offenen Worte!
Das Interview führte Thomas Keup.

 Hamburg Digital Background: 

The Interface Society (ThIS) - Expertenrat der Digitalisierung e.V.
www.interface-society.de

Münchner Kreis, Übernationale Vereinigung für Kommunikationsforschung e.V.

Mittwoch, 28. Februar 2018

HANSEMOBILITY: Elektrisch zur Mobilititätsmetropole Hamburg.

HAMBURG DIGITAL REPORT

2.400 Elektroautos und Hybrid-PKW sind auf Hamburgs Straßen täglich unterwegs, in der Metropoleregion insgesamt rd. 3.800. 650 Ladepunkte hat der Senat im Stadtgebiet bis heute aufbauen lassen, ist rd. 1 Jahr hinter dem Plan. Der ADAC Hansa stellt fest: Die Ladeinfrastruktur ist eine der größten Hemmungen beim Kauf eines Elektroautos. Die schwache Infrastruktur sorgt dafür, dass nur wenige ein E-Auto kaufen. 



Ladeinfrastruktur an Alster und Elbe. Stand: Februar 2018.
Grafik: OpenStreetMap/stromnetz.hamburg.de

HANSEVALLEY ist dem 2014 beschlossenen Masterplan des Senats auf den Grund gegangen. Verantwortlich für den Aufbau der öffentlichen Ladesinfrastrukur ist Stromnetz Hamburg, ein Unternehmen der Stadt. Die Spezialisten für Elektrizität planen und errichten die Ladesäulen. Wie weit sind Hamburgs E-Mobility-Spezialisten auf dem Weg zum emissionsfreien Autoverkehr rund um Binnen- und Außenalster? Ein Hamburg Digital Report.


50 E-Golfs für die Mobilitätsmetropole Hamburg.
Foto: auto-medienportal.net/Volkswagen
Donnerstag vergangener Woche am Fischmarkt. Der in die Schlagzeilen geratene Autobauer Volkswagen übergibt an Firmen und Pendler in Hamburg 50 E-Golfs. Mit Unterstützung des Berliner Wirtschaftsministeriums werden die VWs in den kommenden 3 Jahren zusammen 1,5 Mio. km über Hamburgs Straßen rollen. Die Nutzer zahlen im Rahmen von "E-Drive 2018" pro Monat 218,- € reduzierte Leasing-Rate. Die Nutzer der sauberen Golfs sind u. a. die städtischen Beteiligungen Hamburg Airport, die Hafenbhörde HPA und Bezirksämter, außerdem der NDR, Hermes und Unilever.

"Der Zug ist abgefahren und geht klar in Richtung Elektromobilität", bringt Diplom-Verfahrenstechniker Stefan Zisler den Trend auf den Punkt. Zusammen mit seinen Kollegen im Innovationsmanagement kümmert sich der Kenner bei Stromnetz Hamburg seit 2015 aktiv um den Aufbau der Ladeinfrastruktur. Mit 29.000 km öffentlichen Stromtrassen, 55 Umspannwerken und 1,1 Mio. Stromzählern in Betrieben und Haushalten weiß die Stromnetz GmbH und frühere Vattenfall-Tochter, wie man Infrastrukturen aufbaut und betreibt. Dabei ist Elektromobilität in Hamburg bereits seit 1990 ein Thema. 

"Kein Bedarf mehr, ein eigenes Auto zu haben."

Erst jetzt schafft es die neueste Generation Batterien, mit einer Stromladung auch 300 km und mehr unterwegs zu sein - ein wichtiger Standard für die Anschaffung eines E-Autos im Privat- wie Flotteneinsatz. 35 bis 45 km fährt der durchschnittliche Autofahrer pro Tag. Für den langjährigen Experten ist die Kurzstrecke ein klares Argument für die Batterie, während Vertreter und Lieferanten künftig auf der Langstrecke mit Wasserstoffantrieb unterwegs sein werden. Stefan Zisler fährt selbst einen 24 Jahre alten Volvo 850, bringt im Interview aber auf den Punkt: "Ich sehe eigentlich keinen Bedarf mehr, im Ballungsraum ein eigenes Auto zu haben."


Inbetriebnahme 600. Ladestation durch Olaf Scholz im Oktober 2017.
Foto: Senatskanzlei Hamburg/Frederik Sperber
Für das neue Elektro-Ladesäulennetz an Hamburgs Straßen hat die Wirtschaftsbehörde mit dem Stadtplanungsbüro "Argus" n einem ausgeklügelten System die künftigen Standorte geplant und die Kosten kalkuliert. Für eine Wechselstrom-Ladesäule werden laut Liste rd. 8.000,- € fällig, für eine Gleichstrom-Schnelladesäule das Dreifache. Dazu kommen Anschlusskosten für Leitung und Zähler von 1.000,- bis 3.000,- €. Das gilt für jeweils eine Säule mit zwei Ladepunkten, sprich Steckern. Der E-Mobilitätsexperte Zisler ist stolz auf den Senat: "Keine andere Stadt treibt das so vehement wie Hamburg."

Ökostrom an Elbstrand, Strandperle & Ladestation.

Die Ladesäulen in der Mobilitätsmetropole werden über ein eigenes IT-Backend von Stromnetz Hamburg gemanagt. So können heute 7 Dienstleister mit 160.000 nationalen und internationalen Ladekarten auch an den Hamburger Ladesäulen abrechnen, rd. 40 Interessenten sind mit den Profis von Stromnetz Hamburg im Gespräch. Nutzer der Hamburger Ladesäulen können sowohl mit RFID-Chipkarten der zugelassenen Anbieter, aber auch direkt per E-Charging-App auf Android- und iPhones sowie per SMS ihre Stromrechnung an Ort und Stelle bezahlen.

Mit Umstellung der Car Sharing-Flotten von Car2Go und DriveNow sowie der Markteinführung von Moia werden auch sie die Hamburger Infrastruktur nutzen. "Jeder hat bei uns freien Zugang", betont Elektromobilitäts-Entwicker Zisler. Und die Kosten sind ebenfalls transparent: Je Vorgang werden einmalig 1,73 € fällig, dazu kommen pro Kilowattstunde 27 ct. im "Direct Pay"-Verfahren. Obendrauf fallen 19% Abrechnungsgebühr an. Ob via App, SMS oder eine der zertifizierten Ladekarten bezahlt: an Hamburgs E-Säulen kommt nur sauberer Ökostrom aus der Dose, nämlich aus 100% Wasserkraft - wie bei den "Energie Hamburg"-Tarifen "Elbstrand" und "Strandperle".

Genügend Ladesäuen? Niemals? & Schon immer!


1.000 Ladepunkte soll es bis 2019 in Hamburg geben.
Foto: HANSEVALLEY
Mittlerweile werden pro Monat rd. 10.500 Ladevorgänge an den 650 Hamburger Säulen gezählt, eine Verdoppelung zu den Vorjahren - Tendenz kräftig steigend. Bis 2019 sollen in ganz Hamburg insgesamt mindestens 1.000 Ladepunkte für Elektroautos zur Verfügung stehen, kommen jede Woche rd. 6 neue Ladesäulen im Straßengebiet dazu. Hinzu kommen laut Senat weitere 150 Ladepunkte an Switchh-Stationen für die dort parkenden Elektro-Smarts und -Minis der Car-Sharing-Anbieter. Bleibt die Gretchenfrage nach ausreichend Ladesäulen in und für Hamburg, wie vom ADAC aufgeworfen. 

Gesprächspartner Stefan Zisler hat darauf eine zwiespältige Antwort, zwischen "niemals" und "schon immer" - je nachdem, aus welcher Perspektive man das Thema beleuchtet. Einerseits steht Hamburg sowohl bei den täglich auf unseren Straßen emissionsfrei rollenden E-Autos bundesweit ganz vorn, ebenso wie bei den monatlich immer mehr werdenden Ladesäulen. Andererseits steht Deutschland bei der Elektromobilität generell noch ganz am Anfang. 


Ladesäulen und Fahrzeugflotte bei Stromnetz Hamburg
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Bis 2030 sollen auf Hamburgs Straßen laut Metatudie mehr als 100.000 Elektroautos rollen. Das bedeutet auch: rd. 50 GWh Stromverbrauch pro Jahr zusätzlich. Stefan Zisler gibt zu bedenken: "Nur Benziner gegen Elektrofahrzeuge zu ersetzen, ist eine Sackgasse." Ein Thema, das bei HANSEVALLEY ganz oben auf der Tagesordnung bleibt.

 Hamburg Digital Background: 

Übersicht Elektromobilität Projekte + Nachrichten:
https://elektromobilitaethamburg.de/

Übersicht Elektromobiliät bei Stromnetz Hamburg:
www.stromnetz.hamburg/ueber-uns/innovationen/e-mobility/

Übersicht Abrechnungsmöglichkeiten in Hamburg:
www.stromnetz.hamburg/ueber-uns/innovationen/e-mobility/zugang-zur-ladeinfrastruktur/

Vergleich Ladekarten Hamburg und bundesweit:
www.energieheld.de/photovoltaik/elektromobilitaet/ladekarten-stromtankstellen#kosten-vergleich

Masterplan Ladeinfrastruktur Freie und Hansestadt Hamburg (PDF):
www.hamburg.de/contentblob/4479262/dcabd1a0157d6ac7c2ab1bfb06b22dc7/data/masterplan-ladeinfrastruktur.pdf