Freitag, 31. Dezember 2021

Der digitale Norden 2022: Was uns im neuen Jahr digital erwartet.

HANSE DIGITAL FORECAST

Liebe Leserinnen, liebe Leser:

Acht Prozent der Deutschen haben in diesem Jahr einen Weihnachtsbaum im Internet gekauft, stellt der Digitalverband "Bitkom" fest. Von pro Kopf durchschnittlich 272,- € Weihnachtseinkäufen gingen im 2. Jahr der Pandemie rd. 117,- € online über die Ladentheke - mehr als jeweils in Fachgeschäften, Warenhäusern, Einkaufszentren oder Lebensmittelläden. Und: 58 % der Bundesbürger haben am Heiligabend Fotos und Videos mit ihren Lieben via Smartphone, Social Media oder Messenger geteilt. Nach Homeoffice, Smarthome und Christmasshopping steht einmal mehr fest: Alles wird digital. Und damit herzlichen Willkommen zu unserem redaktionellen Jahresabschluss im digitale Norden. 

Wie wir uns als Hanse Digital Magazin in nunmehr 21 Monaten Corona digital geschlagen haben, welche Themen uns begeistern und was unsere Leser von uns erwarten dürfen, haben wir zu unserem Jubiläum "5 Jahre digitaler Norden" Mitte Oktober '21 ausführlich berichtet. Besonders empfehle ich Ihnen unseren Überblick zu den digitalen Highlights aus den 4 Metropolregionen und 5 norddeutschen Bundesländern. So verkauft Ihnen niemand mehr Leuchttürme, die bestenfalls Teelichter aus der Markthalle sind ... auch nicht in Hamburg. Bevor wir uns jetzt in den Untiefen millionenschwerer Fintech-Accelerator-Subventionen verlieren, freuen wir uns, mit einem kleinen Ausblick der Digitaltrends das Jahr 2022 zu beleuchten.


Von der Public zur Private zur Native Cloud

Mittlerweile gehört es fast zum guten Ton, benötigte Rechen- und Speicherkapazitäten auszulagern und auf externen Systemen in Data Centern zu nutzen. Eines der künftig interessantesten Beispiele ist eine von "Microsoft" aufgebaute und von der "VW"-Softwareschmiede "Cariad" mitentwickelte Cloud für das autonome Fahren ab 2025. Dazu werden pro Jahr 10 Mio. neu vernetzte Fahrzeuge der zwölf "VW"-Konzernmarken ihre Positions- und Umgebungsdaten in Echtzeit hochladen und mittels Verkehrs- und Simulationsdaten das autonome Fahren vor allem auf Autobahnen möglich machen. Der Umsatz kommt mit den Cloudservices, die Fahrern zur richtigen Zeit die richtigen Dienste online anbieten und in Echtzeit aktivieren. 

Von KI-Entwicklungen zur Automatisierung

Noch sind künstliche Intelligenz und die damit verbundenen Anwendungen zur Automatisierung in der Industrie bestenfalls in der First-Mover-Phase. Die Entwicklung zu KI-gesteuerten Autofabriken für die neuen Elektromodelle in Bremen, Emden, Hannover, Osnabrück und Wolfsburg, zu hoch automatisierten Container-Terminals in Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven -  vor allem im Wettbewerb mit Antwerpen und Rotterdam - und zu "Smart Farming" in den Regionen Mecklenburg-Vorpommern, Nord-West und Schleswig-Holstein ist jedoch nicht aufzuhalten. Hier haben nicht zuletzt die KI-Standorte in Bremen, Oldenburg und Osnabrück eine besondere Chance, ihr Know-how in die Wirtschaft zu transferieren.


Von Data Analytics zu Data Science Factories

Für Unternehmen gehört Data Analytics heute zunehmend zur Selbstverständlichkeit. Allein bei "Otto.de" in Hamburg arbeiten mehr als 300 Business Intelligence-Experten. Doch oftmals landen wertvolle Daten wieder nur in Silos oder werden nur für einzelne Projekte verwandt. Der Ansatz der Embedded Data Science Factories rückt die Datenerhebung, -auswertung und -nutzung in den Mittelpunkt der Organisation. Der größte Nutzen steckt auch beim Datenmanagement in der bereichs- und projektübergreifenden Verknüpfung. Dies dürfte für die norddeutsche Automobilindustrie mit "Continental", "Mercedes Benz" und "VW" ebenso spannend sein, wie für die Luft- und Raumfahrtindustrie rund um "Airbus", "Arianespace" und "OHB" sowie die digital-vernetzte Medizin bei "Asklepios" oder den Unikliniken, wie "MHH", "UKE" oder "UKSH".

Von Supply Chain zu Digital Supply Chain

Die Globalisierung von Rohstoffen und Produktion hat mit der Corona-Krise und gestörten Lieferketten z. B. von China nach Nordeuropa ihre Grenzen erfahren. Die Folge: Explodierende Rohstoff-, Transport- und Endkundenpreise. Das exemplarische Beispiel nicht nur im digitalen Norden ist der Chipmangel - z. B. in der Automobilindustrie. So werden im Wolfsburger "VW"-Stammwerk im neuen Jahr geschätzt gerade einmal 400.000 Autos von den Bändern rollen - so wenig wie zuletzt in den 50er Jahren. Künftig werden digitale Lieferketten mit Predictive Maintenence & Production vorausschauend sicherstellen, dass rechtzeitig die richtigen Teile am rechten Ort sind. Das übergeordnete Ziel: eine sich selbst optimierende Lieferkette statt "Häuserkampf" um jeden Chip z. B. durch die "VW"-Beschaffung.  


Von Digitalisierung zur Dekarbonisierung

IT-Systeme sind eine der energiehungrigsten Faktoren in der Wirtschaft. Mit den 17 Zielen für nachhaltiges Handeln im Rahmen der UN-Agenda 2030 rückt das Themenfeld Klimaschutz in den Fokus der gesamten Gesellschaft. Fernab von Grünen, Energiewende und "Fridays for Future" werden sich Unternehmen künftig gegenüber ihren finanzierenden Banken rechtfertigen müssen, ob sie die ökologischen, sozialen und gesetzlichen Bestimmungen einhalten. Andernfalls werden sie nicht mehr finanziert. Das zeichnet sich - unabhängig der IT - bereits in der maritimen Industrie mit Werften, Reedern, Schiffsbetreibern und Verwertern ab. Darum kümmern sich u. a. zukunftsweisende Startups im Norden, wie "NautilusLog" in der Hamburger Speicherstadt. Rechenzentrumsbetreiber rüsten ihrerseits auf grünen Strom um, wie z. B. "Google" mit seiner Cloud und dem dort gehosteten Hanse Digital Magazin.

Von New Work zu Future of Work

Mit der Corona-Krise wurden Homeoffice und Videocalls zum "New Normal". Vier Wochen nach dem Ausbruch in Deutschland waren bereits 55 % aller Büroarbeiter zu Hause, wie wir in einem ausführlichen Roundup zur neuen Normalität beschrieben haben. Im nächsten Schritt von New Work geht es um Auswirkungen wie Burnout und die Entwicklung von Arbeitnehmern vor Webcam und Bildschirm. Im 3,2 Mio. € teuren Forschungsprojekt "Portskill 4.0" will der Branchenverband der Seehafenbetriebe "ZDS" die Auswirkungen der Digitalisierung auf Hafenarbeiter sichtbar machen. Am Ende steht ein Test- und Trainingscenter für 7.500 Beschäftigte im Jahr, die im Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen fit gemacht werden sollen - davon allein 1.500 deutsche Hafenarbeiter.


Von X-Reality zur Converged Experience

Deutschlands größter Online-Möbelhändler - der Hamburger "Otto"-Versand - bietet via Smartphone und Tablet das virtuelle Möbelrücken in den eigenen vier Wänden an. Das Projekt ist ein gutes Beispiel, wofür 3D-Animationen in Augmented-Reality-Szenarien künftig zum Einsatz kommen: Es sind u. a. Marketing-, Verkaufs-, Liefer- und Post-Sales-Prozesse. Dazu gehören eine interaktive Verkaufsberatung, die Indoor-Navigation z. B. in Geschäften und Centern und der Kundendienst mit Avataren. Beim Hamburger Projektentwickler und Center-Betreiber "ECE" sind die neuesten Technologien in der Objektentwicklung bereits im Einsatz. Mal schauen, wann uns im Hamburger Vorzeigecenter "AEZ" der erste Avatar über den Weg läuft.

Dann wollen wir das Pandemie-Jahr 2021 ausklingen lassen und unseren Lieben alles Gute wünschen. Das tun in diesem Jahr übrigens 63 % - und damit rd. 2/3 aller Deutschen - über "FaceTime", "WhatsApp"-Call oder "Zoom". Im vergangenen Jahr waren es bereits 70 %. Mit rd. 53 % schickt mehr als die Hälfte Neujahrsgrüße per "WhatsApp"-Messenger und 44 % schickt laut "Bitkom" in diesem Jahr zudem Sprachnachrichten. Weit abgeschlagen liegen hingegen SMS und E-Mail. Allerdings: Auch in diesem Jahr ist Silvester mit 93 % für fast alle Deutschen ein guter Grund, zu Handy oder Festnetz zu greifen, um die Lieben einfach anzurufen.


Die ganze Redaktion von HANSEVALLEY und den HANSENEWS wünscht Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr, Gesundheit in Zeiten der Pandemie und dazu vor allem Glück und Wohlergehen im Kreis Ihrer Lieben. Mögen Ihre Wünsche in Erfüllung gehen und wir uns im neuen Jahr auf Veranstaltungen in Bremen, Hamburg oder Hannover, Kiel oder Lübeck, Rostock oder Schwerin persönlich treffen. In diesem Sinne: Alles Liebe und Gute für 2022!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Thomas Keup

Herausgeber + Chefredakteur
HANSEVALLEY - Das Hanse Digital Magazin


P. S. Wie finden Sie unsere neue Kampagne? Mit "Zeit für eine digitale Haltung" geben wir Antworten - auf Erlebnisse und Erfahrungen mit Politikern, Clustermanagern, Startupbekuschlern und anderen digitalen "Wannabe's" in Hamburg und dem Norden. Wir freuen uns auf Ihre Meinung: hanse@hansevalley.de. 

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